Kategorien
Frankreich Lacanau

der schwule Strand nahebei

Meeresfrüchte, Radfahren, Sonnenuntergänge – viele Gründe, die Region um Lacanau zu lieben. Ein weiterer ist dieser:

am Strand von Le Porge 2006
am Strand von Le Porge 2006

der schwule Strand von Le Porge Ocean

… zudem mit dem Vorteil, mittags oder abends sich für einen leckeren Imbiss aus den Dünen oder vom Strand zu einer der (wenigen) Strand-Restaurants trollen zu können …

Le Porge Océan 2010
Le Porge Océan 2010
Kategorien
Frankreich Politisches

Philippe Petain – Vichy-Frankreich kooperiert mit Nazi-Deutschland

Philippe Petain (Henri Philippe Benoni Omer Joseph Pétain) wurde am 24. April 1856 im Artois geboren. Der Soldat und Politiker wurde zum Symbol für die Kollaboration von Teilen Frankreichs mit Nazi-Deutschland. Er starb am 23. Juli 1951.

Den Krieg von 1870 erlebt Pétain als Fünfzehnjähriger – und ist beeindruckt. Mit 20 meldet er sich bei der zur Aufnahmeprüfung an der Kriegsakademie von St. Cyr und wird aufgenommen. 1922 macht er hier den Abschluss. Schon früh wird der spätere Marschall Ferdinand Foch auf Pétain aufmerksam, u.a. aufgrund seiner an der Akademie aufgestellten Theorien.

Philippe Petain ist vor dem 1. Weltkrieg ein Offizier, der sich nicht oder wenig für Politik interessiert. Auch in der Dreyfus-Affäre positioniert er sich nicht.

Pétains Karriere – er ist inzwischen 58 Jahre alt – steht bei Beginn des 1. Weltkriegs vor ihrem Ende. Doch in Schlachten wie an der Marne ist Pétain als Brigadegeneral sehr erfolgreich – auch weil er bald die Notwendigkeit erkennt, militärisch anders als zuvor geplant und bewährt vorzugehen.

Im Februar 1916 wird Pétain für den Frontabschnitt Verdun zum Oberbefehlshaber ernannt. Pétain spricht sich gegen eine ‚Offensive um jeden Preis‘ aus, verändert die Art der französischen Kriegsführung („es geht  nicht darum Land, sondern die Schlacht zu gewinnen„, sog. ‚Direktive Nr. 4‘). Eine seiner ersten Aufgaben als Oberbefehlshaber: eine Meuterei einer großen Anzahl von Soldaten (ein Drittel der französischen Armee) niederschlagen. Mit Mühe setzt er sich durch.

Bei Kriegsende will Pétain (im Gegensatz zur Regierung sowie zu Marschall Foch, mit dem sich die Spannungen seit Monaten verschärft haben) keinen Waffenstillstand. Er strebt einen vernichtenden Gegenangriff auf deutsches Gebiet an – einen vernichtenden Sieg gegen Deutschland. Doch er kann sich nicht durchsetzen, aus politischen Erwägungen (auch vor dem Hintergrund des Kriegseintritts der USA).

Philippe Petain wird am 8. Dezember 1918 im Alter von 62 Jahren in Metz zum Marschall ernannt, der höchsten französischen militärischen Auszeichnung. Und dennoch, Pétain fühlt sich angesichts des Waffenstillstands um den in seinen Augen möglichen vernichtenden Sieg gegen Deutschland geprellt.

1925, inzwischen 70 Jahre alt, macht Pétain einen jungen Absolventen der Militärschule zu seinem Adjutanten: Charles de Gaulle. Pétain leitet eine massive Militäraktion gegen den Berber-Aufstand in Marokko – den er schon nach einem Jahr erfolgreich beendet. Immer mehr wird Pétain zu einer bedeutenden Figur auf der politischen Bühne. 1929 wird er Mitglied der Academie Francaise – als Nachfolger von Foch.

Am 6. Februar 1934, nach massiven Demonstrationen der politisch extremen Rechten, ernennt der dem zurückgetretenen Daladier folgende neue Premierminister Gaston Doumergue Pétain zum Kriegs-Minister. Pétain wird damit vom Militär zu einem der führenden Politiker Frankreichs. Er findet deutliche Worte:  „Frankreich hat den Krieg gewonnen und ist nun dabei, den Frieden zu verlieren“ – Pétain spricht sich immer deutlicher gegen das demokratische System und für autoritäre Strukturen aus, interessiert sich für eine antiparlamentarische Bewegung (‚le redressement francais‚). Bereits früh warnt er vor der Aufrüstung Nazi-Deutschlands. Ende 1934 beim Sturz der Regierung Doumergue tritt Pétain als Kriegsminister ab.

Im März 1939, im Alter von 82 Jahren, wird Pétain französischer Botschafter im franquistischen Spanien. Am 3. September 1939, nach der Kriegserklärung Frankreichs an Deutschland, lehnt Pétain ein Angebot Daladiers ab, in die französische Regierung einzutreten.

Nach dem deutschen Angriff auf Frankreich wird Pétain am 18. Mai 1940 von Ministerpräsident Reynaud (der auf den am 20. März 1940 zurückgetretenen Daladier gefolgt war) zum Vize-Ministerpräsident ernannt. Sofort versucht er entgegen den Erwartungen Reynauds (sowie Churchills), den Krieg zu beenden, durch einen Waffenstillstand mit Deutschland („Wir können nicht schon wieder völlig ausbluten„, 13.6.1940).

Die französische Regierung unter Premierminister Reynaud flieht vor den heranrückenden deutschen Truppen nach Bordeaux. Paul Reynaud selbst überträgt Pétain am 16. Juni 1940 die Regierungsverantwortung, beauftragt ihn mit der Bildung einer Regierung. Einzig Charles de Gaulle, nach London geflohen, ruft von dort zum Widerstand auf.

Noch am selben Tag sondiert Pétain bei der deutschen Regierung mögliche Bedingungen für einen Waffenstillstand. Am 22. Juni 1940 unterzeichnet Pètain im Wald von Compiegne das Waffenstillstandsabkommen mit NS-Deutschland.Die Unterzeichnung erfolgt in exakt dem Waggon, in dem 1918 Deutschland die Kapitulation erklärte.

Frankreich wird in der Folge geteilt –  in eine von den Nazis besetzte Zone, und in eine mit NS-Deutschland kooperierende Zone, Frankreich ist geteilt durch eine Demarkationslinie. (Die Verwaltungskompetenz des Vichy-Regimes erstreckt sich formal auf gesamt Frankreich, sie ist im von NS-Truppen besetzten Teil jedoch stark abhängig von deren Zustimmung)

Die französische Regierung verlegt ihren Sitz am 29. Juni 1940 in das Heilbad Vichy, eine Kleinstadt im Département Allier. Vichy wird gewählt, weil die Kleinstadt über ausreichedn Hotel-Plätze verfügt, ein modernes telefonsystem vorhanden ist – und die Demarkationslinie nahe.

Die französische Verfassung wird geändert (angekündigt von Laval am 4. Juli 1940). Das Parlament stimmt mit 570 zu 80 Stimmen für eine Übertragung von umfassenden Machtbefugnissen auf Philippe Petain. Pétain überschreitet diese weitreichenden Befugnisse noch, reißt Legislative, Exekutive und Judikative an sich. Er wird mit 84 Jahren zum Diktator.

Pétain will eine „nationale Revolution“ mit, im Kern, einer Ablehnung der französischen Revolution und ihrer Folgen, der Verachtung des Parlamentarismus. Die Nationalversammlung beauftragt Pétain am 10. Juli 1940 eine neue Verfassung erstellen zu lassen. Es entsteht der ‚État français‘. Die Werte der Republik (Freiheit – Gleichheit – Brüderlichkeit) werden ersetzt durch die zentrale Idee des Vichy-Regimes: das „rassemblement“ – das nationale Zusammenstehen für traditionelle Werte Familie, Vaterland, Arbeit und Kirche. Pétain errichtet darauf ein de facto faschistisches Regime – nationalistisch, autoritär, antirepublikanisch, mit Führerkult. Im August 1940 betont Pétain, er sei Führer einer Revolution, die sich einreihen werde in die anderen Revolutionen, jene in Italien (Faschismus) und jene in Deutschland (Nationalsozialismus).

Der britische Historiker Tony Judt kommentiert (in ‚Das vergessene 20. Jahrhundert‚):

Drei Monate nach der schlimmsten Niederlage in der französischen Geschichte waren die unmittelbar Verantwortlichen komfortabel in einem Regime etabliert, das durch ihr Versagen an die Macht gekommen war. […] Solche Männer mochten die Niederlage nicht erwartet haben, aber sie arrangierten sich umso eher mit ihr, als nicht die Deutschen ihr Hauptfeind waren.

Philippe Petain und Hitler – der ‚Handschlag von Montoire‘ 1940

Pètains Frankreich wird umfassend geprägt nicht nur vom alternden Marschall. Ideologischer Kopf ist mehr und mehr Pierre Laval, der ausgeprägt die Zusammenarbeit mit Nazi-Deutschland befürwortet. Zunehmend umgibt sich Pétain zudem mit Politiker, die Kreisen um Charles Maurass entstammen. Der Schriftsteller Maurass prägte die nationalistische, die Demokratie bekämpfende und antisemitische  ‚Action Française‚ – nun gewinnt seine Ideologie zunehmend Einfluss in Vichy-Frankreich.

Vier Monate nach der Niederlage der französischen Streitkräfte kommt es zu einer denkwürdigen Begegnung: im kleinen Ort Montoire (im Département Loir-et-Cher) treffen Laval, Pétain und Hitler aufeinander:

24.10.1940: Adolf Hitler begrüßt den französischen Staatschef Marschall Henry Philippe Petain in Montoire-sur-le-Loir (Foto: Bundesarchiv)
24.10.1940: Adolf Hitler begrüßt den französischen Staatschef Marschall Henry Philippe Pétain in Montoire-sur-le-Loir (Foto: Bundesarchiv, Lizenz cc by-sa 3.0)

de:Pétain schüttelt die Hand mit de:Hitler –  Bundesarchiv, Bild 183-J28036 | Foto: Jäger, Oktober 1944 – CC BY-SA 3.0 de

Bereits zuvor hatte Petian sich klar positioniert. In seiner Rede vom 11. Oktober 1940 hatte er die Überlegenheit des Siegers akzeptiert und erklärt, er „rechercher la collaboration dans tous les domaines“ (die Zusammenarbeit / Kollaboration auf allen Gebieten anzustreben).

Doch das Treffen von Montoire stellt einen markanten Wendepunkt in der französischen Politik dar: händeschüttelnd beschließen Philippe Petain und Adolf Hitler eine Zusammenarbeit. Am 30. Oktober erklärte Pétain per Radio, dass er ab sofort den Pfad der Kollaboration einschlagen werde (laut ‚Le Monde hors-série: 1940, la débâcle et l’espoir‘, Mai/Juni 2010). „Ich bin für eine Zusammenarbeit.“ Und „cette collaboration doit etre sincère“ (diese Kollaboation muss eine ernsthafte sein).

Öffentliche Bekanntmachung Petains über sein Treffen mit Hitler
Öffentliche Bekanntmachung Petains über sein Treffen mit Hitler

Schon bald nach Pétains Machtantritt folgen erste anti-jüdische Maßnahmen der Pétain-Regierung (die erste bereits am 22. Juli 1940). Am 3. Oktober unterzeichnet Pétain das erste ‚Juden-Statut‘. Die bald dazu führen, dass nicht-französische Juden im Mutterland wie in den damaligen französischen Kolonien an die Nazis und damit der Vernichtung in den KZs ausgeliefert wurden (Sammellager Drancy). Französische Juden werden in der Vichy-Zone unterdrückt, aber nicht ausgeliefert.

Am 13. Dezember 1940 entlässt Pétain seinen stellvertretenden Ministerpräsidenten und Außenminister Pierre Laval (der die Verhandlungen mit den Deutschen betrieben hatte) – nicht aus Abneigung gegen eine Kollaboration, sondern weil Pétain das Gefühl hat, zu sehr im Schatten Lavals zu stehen. Zentrale Idee der Politik Pétains ist, den Deutschen klar machen, dass Frankreich im „neuen System Europas“ der Nazis nützlicher sein könnte, wenn es ein klein wenig mehr Freiheit erhalte – eine Strategie, die nie aufging.

Am 18. April 1942 holt Pétain jedoch Pierre Laval zurück an die Macht – der bald die Oberhand gewinnt. Laval wird Regierungschef, intensiviert die Zusammenarbeit mit Nazi-Deutschland und vereinbart administrative ‚Lösungen‘ mit den Nazis zur ‚Umsetzung der Endlösung der Judenfrage‘. Laval und der SS-Führer Carl Oberg vereinbaren bei einem Treffen hierzu eine „Sprachregelung“ – aus der deutlich hervorgeht, dass Laval (und wohl auch Pétain) wussten, was mit den an Nazi-Deutschland ausgelieferten Juden geschah.

Mit einer Verordnung Pétains vom 6. August 1942 (Gesetz Nr. 744) wird die Strafbarkeit homosexueller Handlungen erstmals seit der französischen Revolution wieder eingeführt.

Mehr und mehr Franzosen engagieren sich inzwischen in der Résistance. Pétain ordnet ihre Überwachung und Bekämpfung an. In Vichy wird Pétain immer noch von der Bevölkerung als ‚Retter Frankreichs‘ gefeiert – auch wenn er de facto in den letzten Monaten des Vichy-Regimes politisch kaum noch eine Rolle spielt. Auch nach dem Charles de Gaulle sich selbst längst als legitime Regierungschef Frankreichs bezeichnet, sieht sich Pétain ebenfalls als Chef Frankreichs. Eine von Pétain vorgeschlagene Begegnung lehnt de Gaulle ab.

Philippe Petains Zeit als Präsident nähert sich dem Ende. Während des Rückzugs der Nazis aus Frankreich bringen sie Pétain über Belfort nach Sigmaringen – wo er, gemeinsam mit Laval, 8 Monate bleibt.

Er soll vom Schloss des Fürsten von Hohenzollern aus (das am 30. August 1944 von den Nazis beschlagnahmt wurde) eine neue Regierung mit einem ‚Schatten-Kabinett‘ unter Fernand de Brinon bilden – der ‚Etat francais‚, das Vichy-Regime wird endgültig zur Farce. Sigmaringen, kurzzeitig für extraterritorial erklärt, wird am 8. September 1944, zumindest formal, für gut sieben Monate bis zum 21. April 1945 ‚Hauptstadt des besetzten Frankreich‘ und Sitz des flüchtenden französischen Kollaborations-Regimes. Jacques Doriot, am 22. Febraur 1945 ermordeter Parteivorsitzender der französischen Faschisten PPF, weilt unterdessen, schmollend dass nicht er Regierungschef wurde, auf der Insel Mainau.

Am 21. April 1945 stehen französische Truppen nur noch 45 km vor Sigmaringen (dem ‚chateau de la trahison‚, Schloß des Verrats). Der Sigmaringer Puppen-Hofstaat flüchtet. Am 22. April treffen Truppen des freien Frankreichs in Sigmaringen ein.

Am 23. April 1945 reist Pétain mit Genehmigung der NS-Behörden in die Schweiz. Schließlich stellt er sich (noch vor der Kapitulation der Wehrmacht am 7. Mai 1945 in Reims) am 25. April 1945 an der französisch-schweizerischen Grenze den französischen Behörden.

Vor einem Kriegsgericht beginnt am 23. Juli 1945 im Justizpalast in Paris der Prozess gegen Pétain. Er betrachtet sich weiter als Retter Frankreichs. Am 14. August 1945 wird Philippe Pétain für schuldig der Kollaboration mit dem Feind und des Hochverrats befunden und zum Tod verurteilt. Die bürgerlichen Ehrenrechte werden ihm aberkannt. Pétain legt am Ende des Verfahrens die Marschallsuniform ab.

Sein indirekter Nachfolger Charles de Gaulle wandelt die Todesstrafe auf Wunsch des Gerichts in lebenslange Haft und Verbannung um. Immer noch betrachtet Philippe Petain de Gaulle als seinen Sohn – der mit ihm gebrochen hat.

Am 23. Juli 1951 stirbt Philippe Pétain im Alter von 95 Jahren. Er wird auf der Ile d’Yeu beigesetzt – in seiner Uniform als Marschall Frankreichs.

.

Die französische Regierung vereinfachte auf Drängen von Historikern mit Dekret veröffentlicht am 27.12.2015 ab 4. Januar 2016 den Zugang zu Archiven des Außen-, Innen- und Justizministeriums aus der Zeit des Vichy-Regimes sowie der nachfolgenden ‚Épuration‚.

.

Die Entwicklung vom ‚Ur-Vater‘ des französischen Faschismus Charles Maurass bis zur Kollaborations-Regierung unter Philippe Petain zeichnet der zweite Teil dieses Artikels recht übersichtlich nach: Französischer Faschismus – Die Republik widersteht

.

Kategorien
Frankreich Kulinarisches

Charolais

Eine der vielen leckeren Errungenschaften Frankreichs:

Charolais

Charolais

Charolais
Charolais

Charolais, Rinder aus der Gegend um Charolles (im Burgund, 20 km entfernt von Digoin und von Cluny) – eine eigene Rasse, benannt nach ihrer Region.

Kategorien
Bordeaux Politisches

Alain Juppé, Schwergewicht und Stehaufmännchen der französischen Konservativen

Er ist das politische Stehaufmännchen und ein Schwergewicht der französischen Politik: der Politiker der Konservativen Alain Juppe. Seit 2006 ist Juppe (wieder) Bürgermeister von Bordeaux. 2016 unterlag er beim Versuch, Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2017 zu werden, seinem konservativen Parteifreund Fillon. Aus der aktiven Parteiarbeit für Les Républicains zog Juppé sich Anfang 2018 zurück. Im Februar 20ß19 legte er sein Amt als Bürgermeister von Bordeaux nieder und nahm seine Berufung in den Verfassungsrat an.

Alain Juppé gilt als Ziehsohn des Gaullisten Jacques Chirac. Bei ihm begann er als Redenschreiber seine politische Karriere, wurde 1969 dessen enger Mitarbeiter. Alain Juppe stammt aus Mont-de-Marsan in den Landes / Aquitanien (geb. 15. August 1945). Juppés Verhältnis zum früheren Parteichef der Konservativen (früher UMP, 2015 umbenannt in Les Républicains) Nicolas Sarkozy gilt eher als angespannt. Beide galten vor dem Ausscheiden von Sarkozy im ersten Wahlgang der Vorwahl als Wettbewerber um die Position des Präsidentschaftskandidaten der Konservativen 2017. Beide scheiterten.

Alain Juppe 2008 (Foto: wikipedia / Hien Le)
Alain Juppé 2008 (Foto: Hien Le; Lizenz cc by-sa 2.0)

Alain Juppé, former French Prime Minister – Hien Le CC BY 2.0

Alain Juppé – Wiederaufstieg ab 2006 nach tiefem Sturz

Bordeaux, im Dezember 2004. Alain Juppé, konservativer Politiker und Bürgermeister von Bordeaux, wird wegen seiner Verwicklung in eine Parteispenden-Affäre im Berufungsverfahren (das das Urteil erster Instanz stark abmildert) zu immer noch 14 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Für ein Jahr wird ihm das passive Wahlrecht entzogen. Der Richter bescheinigt ihm im Urteil, er habe „das Vertrauen des Souveräns, des Volkes“ verraten. Aufgedeckt wurden die Vorgänge ursprünglich im Juni 1995 durch die satirische Pariser Wochenzeitung ‚Le Canard enchaîné‘. Sie veröffentlichte ein internes, von Juppé unterzeichnetes Dokument der Stadt Paris (Juppé war seit 1976 enger Mitarbeiter des damaligen Pariser Bürgermeisters Jacques Chirac).
Der Weg ist frei für Nicolas Sarkozy, der am 6. Mai 2007 zum Staatspräsidenten der französischen Republik gewählt wird. Juppé verbringt die darauf folgenden Monate im ‚Exil‘ als Hochschullehrer im kanadischen Québec. Ein Statthalter (Hugues Martin) regiert Bordeaux.

Bordeaux, im Oktober 2006. Die Bürger (genauer 45% von ihnen) wählen mit 56% genau den gleichen Juppé wieder zum Bürgermeister von Bordeaux (er war dies bereits seit 1995 bis zur Verurteilung 2004).
Zu den Neuwahlen war es mithilfe von Tricksereien gekommen (Mandatsniederlegung durch 47 Stadträte), gegen die die Oppositionsparteien vergeblich klagten. Juppé freute sich („das Volk hat mir sein Vertrauen geschenkt“), und Juppé-Ziehvater Chirac freute sich auch.

Alain Juppé 2008 (Foto: wikimedia / Medef)
Alain Juppé 2008 (Foto: Medef; Lizenz cc by-sa 2.0)

Alain JuppéMEDEF CC BY-SA 2.0

Karriereschub wenige Jahre später. Der Gaullist und frühere Premierminister Alain Juppé tritt ab 14. November 2010 in die Regierung ein. Zunächst wird er Verteidigungsminister, ab 27. Februar 2011 (bis zum 17. Mai 2012) Außenminister (ein Amt, das er 1993 bis 1995 unter Balladur schon einmal inne hatte).

Alain Juppé hatte bereits viele Comebacks in der französischen Politik. Seine Rückkehr ins Kabinett 2010 und seine Berufung als Außenminister 2011  wurden von der Presse als „Comeback zu seinen eigenen [und nicht Fillons oder Sarkozys, d.Verf.] Bedingungen“ bezeichnet.

.

Alain Juppé als Bürgermeister – Bordeaux verändert sich

Bordeaux hat sich in den letzten 20 Jahren sehr zu seinem Vorteil verändert. Ja, ich erinnere mich. Schließlich bin ich ja seit Jahren oft in Bordeaux (wir verbringen gerne Urlaube entweder in der Bretagne oder in der Nähe von Bordeaux am Atlantik, besuchen oft Freunde in Bordeaux). Registriere von Jahr zu Jahr die Veränderungen. Veränderungen, von denen der Großteil in die Bürgermeisterzeit von Alain Juppe fällt.

Bordeaux 2006
Bordeaux 2006

Seit 2007 ist das annähernd 2.300 Jahre alte Bordeaux UNESCO-Weltkulturerbe. Auf beeindruckende Weise hat Bordeaux sind in den vergangenen Jahren zum Wasser geöffnet, die Garonne in das Stadtleben zurück geholt. Das Flußufer, einst mit seinen Kais und Hangars nur von Hafenbetrieben und Schwulen (zum Cruising…) genutzt, wurde zu einer beliebten Spazier- und Amüsiermeile. Der PKW-Verkehr wurde im Innenstadtbereich weitgehend zurück gedrängt, wichtigstes Verkehrsmittel in der Innenstadt ist seit 2003 eine moderne neue Straßenbahn, die im UNESCO-geschützen Weltkulturerbe-Bereich der Innenstadt völlig ohne Oberleitung fährt. Zunehmend modernisiert wird auch das ‚andere‘ Garonne-Ufer, zu erreichen über die beeindruckende pont de Pierre, die älteste Garonne-Überquerung von Bordeaux, oder die neue pont Chaban-Delmas. Das alles zum Preis einer zunehmenden Veränderung des sozialen Gefüges der Stadt (sprich: Verdrängung weniger gut situierter Bevölkerungsgruppen an den Stadtrand).

Alain Juppe war bereits von 1995 bis 2004 Bürgermeister von Bordeaux als Nachfolger von Jacques Chaban-Delmas (dem Namenspatron der neuen Garonne-Brücke pont Chaban-Delmas). Er verlor dieses Amt damals durch Aberkennung der Wählbarkeit nach seiner Verurteilung zu einer 14monatigen Gefängnisstrafe wegen Verwicklung in eine Affäre um illegale Parteienfinanzierung (s.o.). Im Oktober 2006 wurde Alain Juppé erneut zum Bürgermeister von Bordeaux gewählt und ist es seitdem ununterbrochen bis heute.

Ob Juppé 2019 erneut als Bürgermeister von Bordeaux kandidert, will er im Januar 29019 mitteilen, ließ Alain Juppe im Sommer 2017 wissen. Es wäre seine 5.  Amtszeit als Bürgermeister …

Alain Juppé – nicht Kandidat der Konservativen für die Präsidentschaftswahl 2017

Im Herbst 2016 trat Alain Juppé bei den Vorwahlen der Konservativen ‚Les Républicains‘ als Kandidat für die Präsidentschaftswahl 2017 an. Er erreichte im ersten Wahlgang am 20. November als Zweitplatzierter die Stichwahl gegen François Fillon. In der anschließenden Stichwahl allerdings unterlag er deutlich. Juppé kündigte anschließend an, sich zukünftig ganz seinem Amt als Bürgermeister von Bordeaux zu widmen.

Im Verlauf der Schwierigkeiten, in die Fillon während seiner Präsidentschaftskandidatur geriet, verhielt Juppé sich zunächst auffallend zurückhaltend. Lange betonte er, nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Als die Umfragewerte der Konservativen deutlich einbrachen und Fillon formell beschuldigt wurde, bemühten sich Parteifruende ihn zu erneuter Kandidatur zu bewegen. Am 7. März 2017 allerdings machte Juppe erneut deutlich, er stehe nicht zur Verfügung. „Es ist zu spät.“

„je confirme, une bonne fois pour toutes, que je ne suis pas candidat à la présidence de la République. Il est trop tard. „

Nach der Wahl von Emmanuel Macron zum Präsidenten befand Juppé sich in einer politisch paradoxen Lage: wie sollte er weiterhin Politik für den konservativen Les Républicains machen, zumal dort viele auf Konfrontation zu Macron gehen wollten? Einer seiner engsten Vertrauten, der konservative Bürgermeister von Le Havre Edouard Philippe, wurde zum Premierminister ernannt. Zudem vertritt Macron – insbersondere in seinem Ansinnen, links und rechts zu überwinden, zu vereinen um Frankreich zusammen zu bringen – Positionen, die Juppé nahe sind (aber fern von Parteigrößen der Konservativen wie Fillon):

Il faudra peut-etre songer un jour à couper les deux bouts de l’onglette pour que les gens raisonables gouvernent ensemble et laissent de coté les deux extrèmes.
(Alain Juppé im Januar 2015 in einem Interview im Point)

.

2018 – Juppé arbeitet nicht mehr aktiv bei der konservativen Partei mit

Am 15. Januar 2018 teilte Alain Juppé anläßlich seines Neujahrs-Presseempfangs mit, er habe die Beiträge zur Partei Les Républicains 2017 nicht gezahlt, werde dies auch 2018 nicht tun. Aus dem Parteipräsidium für die Gironde habe er sich zurück gezogen.

Hintegrrund dürfte die politische Ausrichtung der Partei LR seit der Wahl des sehr konservativen Laurent Wauquiez zum Parteivorsitzenden (Anfang Dezember 2017) sein. Juppé hatte sich in letzter Zeit eher interessiert gezeigt an einer Gruppierung der Mitte.

Die Frage eines formellen Austritts ließ Juppé offen. Er betonte jedoch erneut, es gebe ‚rote Linien‘, so der Kampf gegen den rechtsextremen Front national sowie das Einsetzen für das Projekt Europa.

.

Ende Februar 2019 kündigte Alain Juppé an, sein Amt als Bürgermeister von Bordeaux niederzulegen. Zugleich nahm er seine Berufung in den Verfassungsrat (conseil constitutionel) an.
Am 6. März 2019 wählte der Stadtrat von Bordeaux Nicolas Florian (Les Republicains) zum neuen Bürgermeister.

.

Aus Anlass der Vorstellugn seiner Autobiographie äußerte Juppé Anfang September 2023

„J’aurais bien aimé être président de la République, mais enfin, je m’en suis remis.“
(Ich wäre gerne Staatspräsident geworden. Aber ich habe das überwunden. [Übers. UW])

Alain Juppé am 5. September 2023
Kategorien
Frankreich Paris

Strahlungsmessung Paris 2001 mit Zeppelin NT

Die französische Regierung reagierte 2011 auf ihre Art auf die Atom-Katastrophe in Japan: ein Zeppelin NT wird eingesetzt zur Strahlungsmessung Paris. Die französische Regierung möchte hierdurch Referenzwerte erheben. Sie sollen als Grundlage dienen, um später feststellen zu können, ob die Strahlung aus Japan auch Europa erreicht.

Strahlungs-Messung / Blimp über Paris (nahe dem Arc de Triomphe)
Strahlungs-Messung / Zeppelin NT über Paris (nahe dem Arc de Triomphe)

(Danke an Manfred für das Photo!)

Die Messung der Strahlung erfolgte im Atomstrom-Land Frankreich regelmäßig; erstmals allerdings wurde ein Blimp Zeppelin NT eingesetzt. Zwischen dem 12. und 20. März 2011 kreiste der Ballon von der Marinefliegerbasis in Paris Le Bourget insgesamt 20 Stunden in einem vorgegebenen Raster über Paris und sammelte Messwerte. Ziel war die Erstellung einer ‚radiologischen Grundkarte‘.

Für die Strahlenmessung (Gamma – Ortsdosisleistung) wurde unter der Luftschiffkabine ein Spezialbehälter mit Messinstrumenten installiert. Zwei Mitarbeiter der CEA (Commissariat à l’énergie atomique) begleiteten die Messflüge an Bord.

Die aktuelle Messung habe keinen direkten Zusammenhang mit den Ereignissen in Japan (Atomkatastrophe von Fukushima), hieß es zunächst in französischen Medien. Der Einsatz sei monatelang vorbereitet worden.

Nach der Strahlungsmessung Paris sollen anschließend Messwerte über Strasbourg gesammelt werden. Anschließend soll der Zeppelin NT nach Friedrichshafen zurück kehren.

Blimps sind (im Gegensatz zu Zeppelinen) Luftschiffe ohne inneres Gerüst (wie Ballone). Zeppeline NT (NT = Neue Technologie) sind halbstarre Luftschiffe mit einer inneren dreieckigen Tragstruktur.

Kategorien
Bordeaux Frankreich Lacanau

Henry Salmide verhindert 1944 Sprengung Bordeaux

Bordeaux: Der Bordelaiser Henry Salmide starb am 23. Februar 2010 im Alter von 91 Jahren. Henry Salmide war Ritter der französischen Ehrenlegion – und Wehrmacht-Befehlsverweigerer, ‚Retter von Bordeaux‘. Die Geschichte des „Retters von Bordeaux“erzählt das Buch „Bordeaux mon amour“.

Heinz Stahlschmidt, 1919 in Dortmund geboren, lernte zunächst Installateur, bevor er sich 1939 bei der Marine verpflichtete. Stahlschmidt wurde in Bordeaux stationiert, dem größten Hafen Frankreichs.

Im August 1944 näherten sich die Alliierten auch Bordeaux. Am 19. August 1944 erhielt Unteroffizier Stahlschmidt den Befehl, die großflächige Zerstörung des Hafens von Bordeaux vorzubereiten. Er schickt die Wachen nach hause – und zündet selbst die Lunten am Sprengstoff-Depot. Stahlschmidt verhinderte durch sein eigenmächtiges Handeln eine Zerstörung großer Teile der Altstadt von Bordeaux.

Bordeaux (Ansicht auf einer Postkarte von 1936; Foto wikimedia / Langladure)
Bordeaux (Ansicht auf einer Postkarte von 1936; public domain)

Bordeaux les morutiers en rade dans le portLangladurePublic Domain

Nach dem erfolgreichen Anschlag versteckt die Resistance Stahlschmidt in Frankreich. Er beschloss, in dem Land zu bleiben, nicht nach Deutschland zurück zu kehren.

Stahlschmidt wurde 1947 französischer Staatsbürger und benannte sich um, ‚französisierte‘ seinen Namen zu ‚ Henry Salmide ‚. Mehr als 30 Jahre arbeitet Henry Salmide bei der Hafen-Feuerwehr von Bordeaux. Sein Schicksal, sein Verdienst um Bordeaux bleibt weitgehend unbekannt. Erst in den 1990er Jahren berichtet erstmals eine Regionalzeitung über ihn und die Vorgänge 1944.

Am 23. Februar 2010 starb Henry Salmide in Bordeaux. Offizielle der Stadt sprachen im Umfeld der Trauerfeiern von Planungen, ihm ein Denkmal zu errichten.

Literarisch setzte ihm Erich Schaake ein Denkmal, mit dem Buch „Bordeaux mon amour“.
Der Verlag wirbt mit folgendem Text für das Buch:

Der deutsche Feldwebel Heinz Stahlschmidt kommt mit der Wehrmacht als Besatzer nach Bordeaux. Aber schon bald verliebt er sich in die Stadt − und in die Französin Henriette. Da erhält er den Auftrag, den Hafen zu sprengen. Tausende Unschuldige müssten dabei sterben. Er entscheidet sich: gegen den Eid und für die Stadt seiner Geliebten. Er sabotiert den Plan und nimmt den Tod vieler Kameraden in Kauf. Bordeaux bleibt unzerstört, aber nun ist Heinz auf die Hilfe der Résistance angewiesen − und auf die Liebe von Henriette!

Welch netter Zufall, dass der Autor seit vielen Jahren in Lacanau Océan lebt – und ein guter Freund unseres Wohnungsnachbarn bei unserem Urlaub in Lacanau  im Spätsommer 2010 ist …

.

Erich Schaake
„Bordeaux mon amour“

.

weitere Informationen:
LegiFrance: Text der Urkunde der Ernennung zum Ritter (chevalier) der französischen Ehrenlegion vom 19.04.2000
FrankreichSüd.de: Der Dortmunder Heinz Stahlschmidt rettete den Hafen von Bordeaux
WDR Fernsehen Dokumentation „Wie ein Deutscher in die französische Ehrenlegion kam“ (leider nicht mehr online)
Mail online 25.02.2010: German sailor who refused to obey Nazi orders to blow up Bordeaux dies aged 91 . . . in France
New York Times 06.03.2010: Henri Salmide, 90, Dies; German’s Defiance Saved a French Port
.

Kategorien
Frankreich

Die Côte d’Argent

Feinster heller Sand – der Strand leuchte, strahlt beinahe in der Sonne. Flimmert silbern – die „Côte d’Argent“, die ‚Silber-Küste‘.

Die Côte d’Argent ist ein nahezu schnurgerader Streifen feinsten Sandstrandes, der sich von der Gironde-Mündung im Norden bis nördlich von Biarritz erstreckt – 240 Kilometer Strände. Die Region ist sehr reich an Austern und anderen Muscheln sowie Meeresfrüchten. Die Schalen abgestorbener Tiere werden von Tidenhub und Brandung langsam zermahlen, lagern sich am Strand ab – und verleihen ihm dieses leicht funkelnde, glitzernde Aussehen, das ihm der ganzen Küste den Namen gab.

Die Côte d’Argent ist nicht nur durch ihre kilometerlangen feinen Sandstrände gekennzeichnet, sondern auch durch Dünen und die breiten landeinwärts liegenden Kiefernwälder. Darin eingebettet immer wieder kleine und große Binnenseen, wie bei Lacanau oder bei Biscarosse.

Zudem befinden sich an der Côte d’Argent einige der besten Surf-Spots der Welt – ein Paradies für Wellenreiter. In Lacanau Océan tragen sie bei den ‚Lacanau Pro‘ alljährlich ihre Meisterschaften aus.

Neben Austern, Krebsen und anderen leckeren Meeresfrüchten hat die Côte d’Argent noch zahlreiche weitere Annehmlichkeiten zu bieten – darunter einige hervorragende schwule Strände, so in Le Porge Océan, bei Biscarosse oder den ‚plage des casernes‘ nahe Hossegor.

.

Kategorien
Bordeaux Frankreich

Le Porge Ocean – schwuler Strand bei Bordeaux

Frankreich hat zahlreiche schwule Strände zu bieten, der schwule Strand von Le Porge Ocean gehört zu den attraktivsten.

Nahe der (auch für den schwulen Touristen sehr interessanten) Großstadt Bordeaux gelegen, ist der Strand von Le Porge Ocean nicht nur Ziel vieler homosexueller Urlauber, sondern auch der Treffpunkt von ‚le tout gay Bx‘. Besonders an Wochenend-Tagen im Sommer kommen viele Schwule aus dem Großraum Bordeaux hierher, um Sonne Strand und Meer zu genießen.

Kiefernwälder, belebtere wie auch ruhigere Ecken, Dünen und viel Strand – der schwule Strand von Le Porge Océan bietet dem schwulen Frankreich-Urlauber jeglichen Alters vieles.

Der Strand von Le Porge Ocean – Fotos

Le Porge Ocean Strand
Le Porge Ocean Strand 04
Le Porge Ocean Strand 03
Le Porge Ocean Strand 02
Le Porge Ocean Strand 01
Le Porge Ocean Strand 00

Wegbeschreibung zum schwulen Strand von Le Porge Ocean

Der Strand ist (im Gegensatz zu einigen anderen schwulen Stränden Frankreichs) leicht zu finden und erreichen. Le Porge liegt etwa in Höhe von Bordeaux nahe der Atlantik-Küste (etwas südlich von Lacanau). Von Le Porge aus führt eine Straße einige Kilometer durch Fichtenwälder gen Küste nach Le Porge Ocean (einer kleinen Anhäufung von Strand-Buden plus einem riesigen Campingplatz).

Es gibt reichlich Park-Möglichkeiten. Für den schwulen Strand: am Kreisel rechts, bis zum Ende durchfahren. Auto abstellen (keine Wertsachen im PKW lassen, ggf. Handschuhfach offen stehen lassen). Wenige hundert Meter die Strandwege gen Norden und dann in die Dünen …

Es gibt eine weitere, etwas näher gelegene Park-Möglichkeit über die früher wegen des damaligen Einfahrtverbots ‚route interdite‘ genannte Straße nördlich von Le Porge. Sie ist jedoch nur mit etwas Ortskenntnis zu finden. Zudem sind die hier sehr eingeschränkten Parkmöglichkeiten gerade an Sommer-Wochenenden und heißen Tagen sehr schnell überfüllt.

Von den Nachbargemeinden aus ist der Strand auch gut über den direkt hinter den Dünen verlaufenden Fahrradweg (piste cyclable) zu erreichen.

.

Einen Besuch wert sind in der Region auch der schwule Strand nahe der Düne von Pyla, die plage de la lagune, sowie bei Royan die plage de la Bouverie, und weiter südlich nahe Seignosse / Hossegor die plage des casernes.

.

Nächste Unterkunft:
Camping La Grigne, Le Porge Océan

.

Kategorien
Frankreich

„quartier naturiste“ Cap d’Agde – Paradies der Nackten

Das Paradies der Nackten … liegt für viele FKK-Anhänger in Südfrankreich, genauer südlich von Montpellier am Mittelmeer: das „quartier naturiste“ von Cap d’Agde.

Das ‚quartier naturiste‚ (centre naturiste, früher CHM centre helio-marin) ist die (mit Abstand) größte Ferienanlage Europas für Nackt-Urlauber. An die 40.000 Nackte tummeln sich hier in der Hochsaison (Juli / August, der hauptsächlichen Sommer-Urlaubszeit in Frankreich) gleichzeitig; insgesamt kommt Cap d’Agde auf circa 1,5 Millionen Übernachtungen pro Jahr.

das quartier nudiste von Cap d’Agde

Cap d’agde, das heißt nackt zum Friseur, nackt zum Bäcker, nackt auf dem Fahrrad, nackt in den Supermarkt … und selbstverständlich: nackt an den Strand. Cap d’Agde hat wunderbare Strände zu bieten, und zwei der insgesamt 14 km Stand sind ausschließlich Nackten vorbehalten.

Strand von Cap d'Agde (Foto: Alex Fischer)
Strand von Cap d’Agde (Foto: Alex Fischer, Lizenz cc by-sa 3.0)

Der Strand vom FKK-Zentrum Cap d’AgdeAlex-fischer CC BY-SA 3.0

Gegründet wurde das Naturisten-Camp ‚quartier naturiste‘ von Cap d’Agde 1950 von Paul René Oltra – in einem unwirtlichen Sumpfgebiet. Einige wenige FKK-Urlauber aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden waren die Gäste in den ersten Jahren. Heute ist Sohn Jean-Michel der Chef … über einen riesigen Campingplatz (2.500 Plätze), zahlreiche Hotels, Apartmentanlagen und Bungalows.

Nur nicht über den ‚Schweinestrand‚. FKK-Anhänger sind ’sauber‘, schließlich entstand die FKK-Bewegung im Umfeld protestantischer Gruppen, bemühte sich immer um ein ’sauberes‘ Image – und möglichst große Distanz zu allem, was mit Schmuddel, gar Sex zu tun haben könnte. Nicht so am ‚Schweinestrand‘ von Cap d’Agde. An diesem gut 2 km von der FKK-Anlage entfernten Strand soll es ‚lebendiger‘ hergehen … gelegentlich allerdings inzwischen überwacht von Polizisten in Neopren-Polizei-Kombi auf Jet-Skis.

.

Cap d’Agde

Der Badeort Cap d’Agde wurde auf dem Reißbrett entworfen, auf einem nur durch Sandstrände vom Meer getrennten früheren Sumpfgebiet.

Der Ort versucht inzwischen seine Attraktivität zu steigern und auch außerhalb der Badesaison zu einem attraktiven Reiseziel zu werden. So soll u.a. ein neues Kongreß-Zentrum mit 1.200 Plätzen entstehen. Zudem geplant: ein Casino sowie ein neues Vier-Sterne-Hotel. Und zahlreiche neue Wohnungen, geplant von dem Architekten Jean-Michel Wilmotte.

Der einst im Rahmen der unter de Gaulle entwickelten ‚mission Racine‚ entstandene Ort mit ca. 25.000 Einwohnern hat in der Hochsaison über 250.000 Bewohner.  Das ‚quartier naturiste‘ liegt im Osten des Ortes. Es gilt als bestbesuchte FKK-Anlage der Welt.

Zehntausende Besucher:innen genießen im Sommer täglich die Strände von Cap d’Agde, unter ihnen geschätzt 10 bis 20 Prozent LGBT.

.

Während der Coronavirus Pandemie (COVID-19) wurden in Cap d’Agde erhöhte Zahlen von Coronavirus-Infektionen festgestellt. So ergaben Tests Mitte August 2020 95 positive Testergebnisse bei 490 untersuchten Personen, eine Rate von 19%.

Kategorien
Frankreich HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frankreich: Aidshilfe ‚Aides‘ in der Kritik – Aides Dienstwohnung für den Präsidenten?

Die größte Pariser Boulevard-Zeitung ‚Le Parisien‘ kritisiert die französische Aidshilfe-Organisation Aides. Insbesondere in der Kritik: der ehemalige Präsident Christian Saout. Hat er eine Aides Dienstwohnung ?

Es ist das Tagesgespräch in Paris, nicht nur in Aids-Kreisen: gab es bei der französischen Aidshilfe-Organisation Aides unprofessionellen Umgang mit Mitteln? Haben einzelne Mitarbeiter unverhältnismäßige Vorteile genossen?

Die französische Aidshilfe-Organisation Aides wurde 1984 von Daniel Defert (nach dem Tod seines langjährigen Lebensgefährten Michel Foucault) gegründet. Aides ist in über 100 Städten Frankreichs aktiv, beschäftigt über 300 Mitarbeiter und über 1.000 Ehrenamtler. Aides ist mit einem Jahresbudget von 39 Millionen Euro (2009) eine der bedeutendsten karitativen Organisationen Frankrichs, so ‚Le Parisien‘.

Le Parisien zitiert in seiner heutigen Ausgabe (25. Januar 2011) aus einer vertraulichen Studie des Beratungsunternehmens ‚Sécafi‘. Dies kritisiere, die ‚Organisation sei nicht ausreichend entwickelt‘. Zudem gehe ein zu geringer Teil der Mittel (60%) in den sozialen Bereich (während Organisationen wie Arc (Krebsbekämpfung) oder AFM (Myopathie) Werte von 78% und 83% erreichen). Einzelne Mitarbeiter profitierten zudem von „unverhältnismäßigen Vorteilen“.

Insbesondere in der Kritik: Christian Saout, Präsident von Aids von 1998 bis 2007. Warum hat er ab 1999 bis 2010 von einer Dienstwohnung profitiert (eines Studios in Pantin nordöstlich von Paris), fragt ‚Le Parisien, einer Praxis, die generell vom Rechnungshof kritisiert werde. Und warum überweise Aides ihm noch ein Gehalt (110.000 € pro Jahr, aus staatlichen Zuschüssen, nicht aus Spendengeldern), obwohl er doch nur noch Ehren-Präsident sei (und somit eigentlich ohne Bezüge)? Er vertrete Aides in zahlreichen Instanzen, das benötige Zeit, erläutert Aides-Generaldirektor Olivier Dénoue als Begründung.

Noch großzügiger sei die Situation gestaltet bei Generaldirektor Vincent Pelletier. Er habe die vertragliche zusage, alle zwei Jahre sein Gehalt neu zu verhandeln – und mache davon auch rege Gebrauch. Sein Monatsgehalt sei zwischen 2007 und 2009 um 17% gestiegen und liege nun bei 9.500 Euro pro Monat. Die gehälter der ’normalen Angestellten‘ hingegen seien niedrig und würden auch nur geringfügig erhöht.

Zudem kritisiert ‚Le Parisien‘ bzw. der Bericht des Beratungsunternehmens „undurchsichtige Rechnungslegung“ – die notwendige Transparenz fehle, der jüngste Bericht des Rechnungshofes sei nie veröffentlicht worden.
Garde um auch weiterhin für Spender attraktiv zu sein, bedürfe es auch der Transparenz. Die Organisation der Charta „Spende inVertrauen“ (‚don en confiance‘) habe die inhaltliche Arbeit hierzu begonnen – Aides habe jedoch entscheiden, dieser Organisation nicht beizutreten.

Aides reagierte in einer Stellungnahme auf den Artikel und bezeichnete ihn als „weitgehend umstritten, sowohl hinsichtlich der Methode als auch des Inhalts“ sowie als „Verleumdung“. Der Artikel sei ein schwerer Schlag für alle Mitstreiter und für den Kampf gegen Aids. Mehrere Berichte verschiedener Organisationen hätten in der Vergangenheit die beispielhafte Transparenz der Organisation gelobt. Man werde auf jeden einzelnen der von Le Parisien angesprochenen Punkte zügig reagieren.

Ein Prüfbericht für die Direction Géneral de Santé kommt zu einem anderen ergebnis als der Artikel von Le Parisien. Der Bericht spricht im September 2010 von ‚guter finanzieller Gesundheit‘ und ‚echtem Engagement für Transparenz‘ („une bonne santé financière de l’association. Celle-ci s’accompagne d’une gestion rigoureuse, elle-même portée par une réelle volonté de transparence“). Einige Aides-Insider und ‚Ehemalige‘ hingegen zeigen sich in Kommentaren (teils auch mit vollem Namen)  „wenig überrascht“ von dem Bericht von Le Parisien.

Für heute (25.1.2011) Nachmittag (16:30 Uhr) hat Aides eilig zu einer Pressekonferenz geladen.

Aktualisierung
26.01.2011, 12:45 Uhr: Yagg berichtet von einer Pressekonferenz „voller Mitarbeiter von Aids, und nur einer Handvoll Journalisten“ und in aufgeheizter Atmosphäre. Der Bericht von Secafi, Basis des Parisien-Artikels (Bericht: siehe Links unter ‚weitere Informationen‘) wurde verteilt.
Bruno Sphire, jetziger Präsident von Aids, habe betont, seit Jahren hätten alle Prüfberichte Aides als eine ‚gesunde Organisation‘ beschrieben. Das Gehalt des früheren Präsidenten rechtfertigte er, man brauche einen hochqualifizierten Chef, außerdem sei ein derartiges Gehalt bei Organisationen dieser Größe üblich. Christain Saout, im Artikel kritisierter Ex-Präsident bis 2007, betonte, seine Dienstwohnung (die er bis 2010 hatte) habe er pflichtgemäß in seiner Steuererklärung angegeben. Der Artikel des Parisien habe ‚die Absicht Schaden anzurichten‘. Ein Vertreter der Beschäftigten von Aides erklärte sich solidarisch, es gebe keine Beschwerden innerhalb der Organisation.
26.01.2011, 14:20 Uhr: Aides selbst reagierte inzwischen mit einer erneuten Stellungnahme. Der Artikel und die Auseinandersetzung sei verschwendete Energie, die im Kampf gegen Aids fehle. Das Studio in Pantin (für den Präsidenten) sei weniger teuer gewesen als 15 Nächte pro Monat im Hotel. Das gehalt des ehemaligen Präsidenten sei hoch, aber im Bereich von Organisationen mit 500 Mitarbeitern üblich; zudem sei es seit Monaten durch einen Radio-Bericht bekannt gewesen. Das Ganze sei ein erfundener Skandal. Aides habe Berichte verschiedener Organisationen online gestellt, damit sich jeder selbst ein Bild machen könne.

.

weitere Informationen:
Le Parisien 25.01.2011: Exclusif: L’association Aides dans la tourmente
Comité de la
Tetu 25.01.2011: La gestion de Aides épinglée par «Le Parisien»
Charte du don en confiance

Aides 25.01.2011: « Calomniez, calomniez, il en restera toujours quelque chose »
Europe 1 25.01.2011: Les mauvais comptes d’Aides
„Aides“ – Rapport pour le Ministère de la santé et des sports – Direction Générale de la Santé – Audit d’une association subventionnée
par la Direction Générale de la Santé : évaluation de la convention 2007-2010 (pdf)
Aides: Quelques chiffres
Secafi: AIDES – Rapport sur la situation de l’association
pour l’exercice clos le 31.12.2009 (pdf)
Yagg 26.01.2011: Aides répond à l’enquête du « Parisien »
Aides 26.01.2011: AIDES diffamée ? La calomnie retombe comme un soufflé
Le Parisien 25.01.2011: Aides : la crise en trois questions
Le Parisien 25.01.2011: « J’ai menti aux gens en leur faisant des promesses qu’on ne pouvait pas tenir »

.

Text 15. April 2017 von ondamaris auf 2mecs