in London und New York entstand in den 1970er Jahren der Punk – ein Musik- Stil, um den sich eine Jugendkultur entwickelte.
Punk bringt in Musik und Gestus Widerstand gegen die Gesellschaft im allgemeinen und gegen Rechtsextremismus insbesondere zum Ausdruck.
Aus dem Punk entwickelten sich in den 1980er Jahren New Wave (und die deutsche Variante Neue Deutsche Welle NDW) und Post Punk.
Später wurde Punk zur Mode – die es in großen fast fashion Kaufhaus-Ketten zu erwerben gibt.
Ab den 1990er Jahren entstehen Stile die den Punk aufgreifen, von Neo-Punk bis Elektropunk. Viele von ihnen haben den ursprünglichen geslelschaftskritischen Aspekt verloren.
In der englischen Sprache bedeutet punk – Dreck, Mist
„When there’s no future
How can there be sin“
(Sex Pistols, God Save The Queen, 1971)
Syltokalypse 2022 – Punks auf Sylt, und viel Aufregung auf Sylt und in den Medien.
Samba si, Arbeit no (war Roberto Blanco 1979 Punk ?)
Dabei, ganz Sylt – nein, eigentlich konzentriert sich das Geschehen auf Westerland. Die Straßen sind hier benannt nach Wilhelm und Friedrich, der Damm, über den das Eiland erreicht wird, gar nach Hindenburg.
Zentraler Ort der Inszenierung Syltokalypse (und der Erregung): zunächst der Wilhelmine-Bunnen (Entwurf Ursula Hensel-Krüger) in Westerland, zwischen Bahnhof und Strandpromenade gelegen. Medien sprechen von der ‚Punkerszene an Wilhelminebrunnen‘ oder ‚Sylter Punker-Krise‘. Auch wenn einige Punks zeitweise weitergezogen sind, erst in den Park vor dem nahe gelegenen Rathaus, später vor den ’neuen Rossmann‘ (gegenüber dem Brunnen).
Wilhelmine Brunnen Westerland, hinten rechts die Beton-Mauer
der ehemalige Rockpalast Delmenhorst - heute eine Tanzschule
Er war Ende der 1970er Jahre kurze Zeit eine Pilgerstätte der musikbegeisterten Jugend aus Delmenhorst und umliegenden Dörfern: der Rockpalast Delmenhorst.
Der Rockpalast Delmenhorst befand sich in Delmenhorst auf der Oldenburger Strasse 112 am Rand des Tiergartens – jenes um 1560 angelegten Mischwalds, der einst den Delmenhorster Grafen bis 1647 zur Jagd diente. Dort war ein ehemaliges, 1867 nach dem Bau der Eisenbahn neu angelegtes Gasthaus, später der Schützenhof, zur Pilgerstätte der Jugend geworden …
Der Ort hat auch als Vergnügungsstätte eine bewegte Geschichte: ein zuvor hier existierendes Gasthaus mit Tanzsaal wurde 1867 nach dem Bau der Eisenbahn durch einen Neubau ersetzt – der bis heute steht, wenn auch deutlich umgebaut (inzwischen Wohnhaus):
der ehemalige Rockpalast Delmenhorst – heute eine Tanzschule
In diesem Gebäude – das Einheimische lange den ‚Schützenhof‚ nannten – befand sich u.a. nacheinander ein Hotel, Schützenhaus, Ballhaus, die ‚Tanz- und Vergnügungsstätte zum Tiergarten‘ (Friedrich Schmidt), sowie mehrere Tanzschulen.
Und – nachdem Schmidt seine Tanzgaststätte aufgegeben hatte – ab 1977 der ‚Rockpalast‚.
1978 war ich bei der Bundeswehr, in Oldenburg, machte zaghaft meine ersten schwulen Gehversuche. Im Rockpalast Delmenhorst war ich viel und gerne, hörte ich u.a. Iron Butterfly (13. Dezember 1978). Birth Control traten hier auf (? Dezember 1978), Gillan (10. September 1978; Band des ehemaligen Deep Purple Sängers Ian Gillan), Grobschnitt (?) und die Puhdys (29. Oktober 1978). Am meisten aber beeindruckte mich ein Konzert: Nina Hagen.
Nina Hagen spielte am 18. November 1978 im Rockpalast Delmenhorst, noch angekündigt als ‚Nina Hagen und ihre Band Lokomotive Kreuzberg‚. Das Konzert war (in heutiger Sprache) ein ‚record release‚ der ‚Nina Hagen Band auf Tour 1978‘ – es folgte der offiziellen Veröffentlichung ihres ersten Albums „Nina Hagen Band“ einige Monate zuvor am 11. Februar 1978.
Nina Hagen hatte am 28. Dezember 1976 die DDR verlassen, aus Solidarität mit ihrem aus der DDR ausgewiesenen Stiefvater Wolf Biermann. Zunächst ging sie nach London, bewegte sich in der dortigen Punk-Szene. Nach Berlin zurückgekehrt, gründete sie 1977 die Nina Hagen Band.
Vom Nina Hagen Konzert im Rockpalast Delmenhorst erinnere ich besonders ihr WPOD ‚White Punks on Dope‘ – Cover ‚Ich glotz TV‘. Und dass das Konzert nicht besonders gut besucht war. Und das Pubikum sehr gemischt reagierte. Waren die einen sehr begeistert und euphorisch, fand sie bei anderen weniger Begeisterung – die vermutlich eher ‚klassische Rockmusik‘ erwartet hatten, schließlich hatte ‚Lokomotive Kreuzberg‚ (1972 – 1977, Vorläufer der Nina Hagen Band) einen guten Ruf als Politrock-Band.
Ulli 1978
.
Nina Hagen blieb ich ‚treu‘ … z.B. 1988 bei einem wundervollen Konzert mit Julien in den Folies Bergères in Paris …
Es war schon bald etwas wie mein zweites Wohnzimmer während meiner Zeit in Bremerhaven (1979 bis 1982), das Wally in der früheren Kaiserstraße, Alte Bürger – die damals insgesamt eine große Ausgeh-Zone und Kneipen-Meile war.
Das Wally war ein ganz eigenes Biotop, hier trafen sich Popper und Punker, Ökos und Rest-Hippies, Stammgäste. Ein weitgehend friedliches Miteinander verschiedenster Subkulturen, in den Nischen rumhängen tanzen trinken (ohne Konsumzwang) … und eine Zuflucht, ein Rückzugsort.
Wally-Wirt und Musiker Mick (i.e. Rolf) Kaiser hatte das Wally 1976 vom namensgebenden Wirt Wally übernommen. Und machte daraus schon bald eine über Bremerhaven hinaus bekannte Jugendkneipe mit Kult-Status.
1989 – das plötzliche Aus für das Wally Bremerhaven
1989 kam das Ende des Wally – zumindest für Gäste, Angestellte und Au0enstehende trotz gelegentlich grassierender Gerüchte völlig unerwartet. Auf Betreiben einer Bank und einer Brauerei wurde die Schließung des Wally in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1989 zwangsweise durchgesetzt.
Keith Haring untitled (The Boxers), 1987, Berlin AlexanderplatzWarum nicht küssen? (Graffiti, Berlin November 2016)Don’t Panic! (Graffiti, Berlin November 2016) Achtung frisch geschrieben ! (Dezember 2017)abolish capitalism (Dezember 2018)stoppt den Kiez Verkauf – Liebe für alle (Dezember 2018)Hol Kohlen (Dezember 2018)THC (Dezember 2018)Januar .. (Januar 2019)Februar .. (Januar 2019)März .. (Januar 2019)April .. (Januar 2019)Mai … (Januar 2019)Juni … (Januar 2019)Juni (Januar 2019)Raum (Januar 2019)BUY LESS, CHOOSE WELL, MAKE IT LAST (April 2019)die Punka für den Bunka (Oktober 2019)
Berlin streetart escalator (November 2019)window-down, Berlin November 2019angry (November 2019)keine street art: Netter gehts besser (Foto 2007)(Dezember 2019)(Dezember 2019)
Vom Sommer 1979 bis Sommer 1982 lebte ich in Bremerhaven (nachdem ich kurz vorher noch eine Reise nach London machte, als erste Reise alleine, im Marquee Club erstmals Clash hörte – London calling).
Ulli 1977, in der Nähe von Bad Segeberg
Bremerhaven feierte damals gerade das 150jährige Bestehen, wovon noch 2019 ein Wandbild im Hauptbahnhof kündet:
1977: 150 Jahre Bremerhaven (Foto: 2019)
Die Stadt hatte damals noch nicht eine so beeindruckende Skyline wie 2019:
Bremerhaven Skyline 2019
Grund für den Umzug nach Bremerhaven: ich studierte an der dortigen Hochschule. Erinnerungen an Bremerhaven 1979 bis 1982 – an die Hochschule, an schwule und andere Kneipen, an Lieblingsorte und mein beginnendes politisches und schwulenpolitisches Engagement.
Ulli in Bremerhaven im April 1981 (Foto: U-K. Bäcker)
Die ‚Hochschule Bremerhaven‚ hatte damals ihren Hauptsitz im Gebäude der ehemaligen Seefahrtschule Bremerhaven (Bussestrasse, am Anleger der Blexen-Fähre):
Hochschule ex Seefahrtschule Bremerhaven
Die ‚Seefahrtschule Geestemünde‚ ging 1916 aus der 1879 gegründeten Navigationsschule hervor. Das heutige Gebäude wurde 1952 errichtet als Ersatz für das 1944 ausgebrannte Bauwerk. Ab 1953 begann die Kapitäns-Ausbildung, die 1960 in den Neubau an der Columbusstrasse verlegt wurde. Ab 1968 kurzzeitig Seefahrtsakademie, wurde die frühere Seefahrtsschule 1970 umbenannt in Hochschule für Nautik Bremen mit Institut Bremerhaven. Im Sommer 1973 beendeten die ersten Diplom-Nautiker ihre Ausbildung.
die ehemalige Seefahrtsschule Bremerhaven, früher Hauoptsitz der Hochschule Bremerhaven (heute AWI)
Mit der Ausflaggung einer zunehmenden Zahl von Schiffen in Billigflaggen-Staaten sank ab Mitte der 1970er Jahre die Zahl der Studienbewerber als Nautiker. Dem drohenden Abwärtstrend und der diskutierten kompletten Verlegung der Ausbildung nach Bremen entzog sich die Schule durch Entwicklung zweier neuer Studiengänge, Betriebs- und Versorgungstechnik sowie Transportwesen.
Am 1. September 1975 wurde die Hochschule Bremerhaven gegründet. Nautiker wurden noch bis 1984 ausgebildet. Im Sommer 1976 nahm der neu eingerichtete Studiengang Transportwesen seinen Betrieb auf.
Ulli 2019 auf der Blexen – Fähre, im Hintergrund das ffrühere Hauptgebäude der Hochschule Bremerhaven
Ein Jahr später, im Sommer 1977 begann ich hier das Studium, das ich im Sommer 1982 beendete.
Der Neubau auf dem Gelände der früheren Karlsburg-Brauerei (Grundsteinlegung 1983, Architekt Gottfried Böhm, Köln) wurde 1985 fertiggestellt und 1989 sowie 2005 erweitert. Derzeit hat sie etwa 3.000 Studierende.
Neben der Blexen-Fähre legten damals die ‚Butterfahrten‘ ab – manche anstrengende oder nervende Vorlesung schwänzten wir, indem wir eine kurze einstündige Tour mit dem Butterschiff in die Wesermündung machten, zollfrei Alkohol und Tabak kaufen …
Etwas südlich von Bremerhaven lebte mein ‚Lieblings-Prof‘, bei dem ich auch meinen Abschluss machte. Vom direkt vor seinem Haus liegenden Deich blickte man – direkt auf das gegenüber liegende ‚Kernkraftwerk Unterweser‘ aka AKW Esenshamm. und das AKW Stade war auch nicht weit.
Wohnungen
Ulli Januar 1982
Nach einem ersten selbst gemieteten Zimmer in Delmenhorst kurz nach meinem 18. Geburtstag war Bremerhaven ein großer Schritt in ein Leben auf eigenen Füßen. Er begann mit einem Zimmer in der Grazer Straße – über einer Großraum-Disco …
ex Tivoli Bremerhaven
In diesem Gebäudekomplex Tivoli an der Grazer Straße befand sich seit 1927 ein Groß-Kino, das mit zeitweise 1.261 Plätzen größte Kino von Bremerhaven: das Tivoli. Nach Ausbombung am 18.9.1944 wurde es am 16. April 1949 neu eröffnet. Im Saal gastierten u.a. Heinz Erhard (1954), Caterina Valente (1955) sowie Zarah Leander, Marika Rökk, Evelyn Künnecke, Peter Frankenfeld und Charlie Rivel. Am 2. April 1964 wurde das Tivoli geschlossen.
Im Saal des Tivoli befand sich später die Großraum-DiscothekChristopher of Bremen (danach auch: Mayflower / ab 1985 bis 5.4.1995 Enterprise), die Platz für über 2.000 Gäste bot.
Tivoli – Komplex Bremerhaven Grazer Strasse 2019, früher Kino später Großraum-Discothek
Seit 2018 arbeitet Beate Kühnau, die Betreiberin der bereits seit 1982 bestehenden Bar Blattlaus und nach Versteigerung neue Besitzerin des Gebäudes, an einem Konzept zur Reaktivierung des Tivoli …
In diesem Komplex hatte ich mein erstes Zimmer in Bremerhaven – ganz oben (siehe Foto). Es war laut, an Wochenenden extrem laut. Die Musik der Discothek Christopher of Bremen war nicht zu überhören.
Ich wohnte nicht lange hier, zog bald mit einem Komilitonen in eine WG, später dann in meine erste eigene Wohnung – praktischerweisde nicht weit entfernt von meinem ‚zweiten Wohnzimmer‘, dem Wally.
Erdgeschoß unten rechts – hier war mein erstes WG-Zimmer in Bremerhaven …
Hier im Vacuum verbrachten wir viele ungezählte Nächte, Liebslingsbeschäftigung nachdem Gaby die Bar offiziell geschlossen hatte: Cocktails erfinden – einer hinter der Theke mixte was ihm gerade einfiel, alle mussten trinken … Die Folgen waren umwerfend …
ehemaliges Vacuum
Atlantis Kino, Hafenstraße 144
Das Atlantis Kino in der Hafenstrasse in Bremerhaven verbinde ich ganz besonders mit einem Film – der Rocky Horror Picture Show. Diesen Film sah ich hier unzählige Male, und nicht nur als ‚braver Kinobesucher‘, sondern mit Bier, Reis werfend und mit singend … Diese Vorführungen waren Feste …
Das Atlantis Kino wurde am 18. April 1954 in der Hafenstraße 144 (erste Etage im damaligen Hotel Norddeutscher Hof) eröffnet. Das Kino für maximal 250 Gäste galt damals als ein Kino „im Stil eines kleinen Studios“.
1957 bis 1983 wurde das Atlatins Kino vom Bremerhavener Kino-Unternehmer Theo Marseille betrieben (der u.a. Ende der 1960er Jahre auch das Wall-Kino in Oldenburg übernahm).
Das Atlantis Kino wurde 2002 geschlossen. Nach der Schließung des Aladin Kinos war es bis zur endgültigen Schließung im April 2007 noch einmal in Betrieb.
Das Gebäude wurde 2012 abgerisen, hier befindet sich 2019 ein Parkplatz.
Karls Minerva war etwas besonderes. Eine einfache Eck-Kneipe mit langgezogenem Tresen, dahinter ein zweiter Gastraum mit Billard. Und Karls Minerva lag, wie das Gildestübchen, bei meinen ersten beiden Wohnungen in Bremerhaven gleich um die Ecke …
Karl, der Wirt, war damals wohl in seinen 50ern. Und ein echter Grantler. Karl konnte unbequem sein, laut, und wen er nicht mochte, dem zeigte er dies deutlich. Aber Karl war gleichzeitig auch ‚eine Sele von Mensch‘
Dieses Weihnachten 1980 habe ich in bleibender Erinnerung. An dem Abend, an dem das Foto mit mir im Minerva entstand, überzeugte mich Karl. Nein, er faltete mich regelrecht zusammen. Ich solle mich mal zusammenreissen, Weihnachten nicht alleine in ’ner Kneipe rumhängen sondern – zu meinen Eltern fahren und ihnen endlich sagen das ich schwul bin. Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg … Karl sei dank … 😉
schwule Kneipen in Bremerhaven – Gildestübchen
Eigentlich war es … mir anfangs echt unangenehm, das Gildestübchen. Ältere Herren saßen am Tresen, tranken Bier ohne ein Wort zu sagen. Dazu Musik aus der Jukebox. Betrat ein junger Mann das Lokal, setzte sich ebenfalls an die Theke, hatte er bald ein oder zwei oder drei Bier vor sich stehen, offeriert von freundlich erwartungsvoll dreinschauenden Herren. Und noch vor dem ersten Schluck mindestens eine Hand auf dem Obverschenkel oder ..
Auch wenn ich oft im Gildestübchen war (nun ja, es gab eben in Bremerhaven nicht viel Alternativen neben Minerva und Black 8) – genau Situationen wie diese waren für mich einer der Gründe, 1981 eine Gruppe mit zu gründen (die SAB Schwule Aktion Bremerhaven, für die ich auch mein erstes Flugblatt schrieb), in der sich Schwule anders begegnen, und aktiv werden könnten
Und außerdem gab es in Bremerhaven gottseidank gut besuchte Klappen …
Straßenbahn Bremerhaven
In meinen Bremerhavener Jahren gab es sie noch, die Straßenbahn von Bremerhaven. 1982 stellte sie ihren Dienst ein.
Bereits 1881 bekam Bremerhaven eine Pferdebahn – elektrifiziert ab 1908 als Straßenbahn. Im Jahr 1949 fuhtren 6 Straßenbahn-Linien in Bremerhaven. Nach 101 Jahren war dann am 30. Juli 1982 endgültig Schluß – die letzte Straßenbahn-Linie wurde auf Busbetrieb umgestellt. Über eine Wiedereinführung der Straßenbahn Bremerhaven wurde merhfach diskutiert – bisher ohne positives Ergebnis.
Reste der ehemaligen Straßenbahn von Bremerhaven sind heute noch zu entdecken – bei einer Zugfahrt von Bremerhaven nach Bremervörde. Dort stehen im Bahnhof von Heinschenwalde (Hipstedt) drei Wagen der ehemaligen Straßenbahn Bremerhaven:
drei Wagen der früheren Straßenbahn Bremerhaven 2019 im Bahnhof Heinschenwalde
Die Wagen werden hier seit 2010 übergangsweise bis zu einer Sanierung aufbewahrt durch den Verein Bewahrung der historischen Werte Bremerhavens e. V..
von Bremerhaven nach Hamburg
Schon bald entdeckte ich, Bremerhaven hatte gerade in schwuler Hinsicht halt sehr wenig zu bieten, Hamburg für mich. Ausgehen, tanzen, Freunde treffen … und (nicht nur) Übernachten in der (längst legendären) schwulen Sauna Club Uhlenhorst. Oft fuhr ich mit meinem froschgrünen Fiat …
Ulli mit seinem froschgrünen Fiat 127, auf dem Land in der Nähe von Bremerhaven
Meist aber nahm ich den Zug. Bis Anfang der 1990er Jahre gab es zunächst eine Verbindung von Bremerhaven über Bremervörde nach Stade, von dort weiter nach Hamburg, bedient mit Schienenbus.
Schienenbus „wie damals“, 2019 EVB Bahnhof Bremervörde
Bald aber gab es zu akzeptablen Zeiten ab Bremervörde nur noch den Bahnbus, und am 25.9.1993 wurde der Personenverkehr Bremervörde – Stade endgültig eingestellt. Seitdem besteht eine Verbindung der EVB (die die Strecken übernommen hat) über Buxtehude.
Autonomie Freiheit und Liebe – in welchem Verhältnis stehen sie?
was ist Autonomie ?
Autonomie beschreibt einen Zustand der Eigengesetzlichkeit (autos nomos, griech. selbst Gesetz), der Entscheidungs- und Handlungsfreiheit.
Autonomie meint, nicht in Automatismus vorhandenen Regeln und Gewohnheiten folgen, gar sich konformistsich verhalten, sondern aus eigenen reflektieren Beweggründen heraus zu handeln.
„Egal, was du auch tust: stell alles um dich herum in Frage und folge nicht einfach irgendeiner Autorität.“
Maynard James Keenan (Sänger & Produzent; Tool, A Perfect Circle, Puscifer)
Autonomie ist eine Eigenschaft bzw. Fähigkeit einer Person, die sich in ihrem Verhalten zeigt. Sie kann in unterschiedlichem Maß ausgeprägt sein (Menschen können in höheren Umfang autonom sein als andere) und sich im Laufe des Lebens verändern (z.B. Verlust von Autonomie im Alter).
Autonomie steht in gewisser Weise am Beginn der Freiheit – als Ungehorsam, als sich widersetzen, als ’nein‘. Im Gegensatz zu Freiheit, die eine Eigenschaft einzelner Handlungen ist, ist Autonomie eine Eigenschaft von Personen. Eine autonom handelnde Person kann freie wie auch unfreie Entscheidungen treffen.
Autonomie schafft Handlungs- und Freiheitsspielräume.
Im Persönlichen steht Freiheit in einem Handlungsspielraum mit Einsamkeit und Verbundenheit.
„Freiheit ist Unabhängigkeit. Vollkommene Freiheit wäre jedoch vollkommene Einsamkeit. Freiheit ist etwas Zwischenmenschliches.“
„Während Eigenständigkeit sich in jedem Handeln ausdrückt, offenbart sich Authentizität vor allem in schöpferischen Handlungen und in zwischenmenschlichen Beziehungen wie Liebe, Treue, Respekt etc. Wer nicht er selbst ist, kann demnach nicht frei sein.“
Gesellschaftlich kommen den Handlungsspielräumen die Autonomie schafft große Bedeutung zu. Diese sind unverzichtbar, wenn es darum geht Fehlentwicklungen zu korrigieren oder neue Wege zu beschreiten, Prioritäten zu ändern. Demokratisch verfasste Gesellschaften brauchen somit Autonomie und entsprechende Freiräume – um sich entwickeln, sich wandeln, sich modernisieren zu können (ohne den ‚Volkszählungsboykott‘ gäbe es z.B. nicht das Verfassungsgerichtsurteil, mit dem das Recht auf informationelle Selbstbestimmung konstituiert wurde).
Gegenteil von Autonomie sind die Heteronomie, die Fremdbestimmtheit durch Einflüsse der Umwelt, Handeln einer Gruppe oder Einzelner, sowie Anomie (eine Person handelt nicht nach eigenen Prinzipien, auch nicht nach fremden, sondern nach keinen). Ein Sonderfall der Heteronomie ist der Konformismus, die freiwillige Unterordnung eigener Wünsche und Prinzipien unter diejenigen anderer. Dabei ist der Konformitätszwang in homogenen Gruppen (‚group think‘) ausgeprägter als in heterogenen Gruppen (Ansatz Diversity – Förderung).
Autonomie und Gesellschaft
Autonomie wird immer mit anderen, in Gesellschaft gelebt, ist sozial verankert. Das Recht auf autonome Entscheidungen ist konstituierend für moderne Gesellschaften.
So sehr moderne Gesellschaften Autonomie voraussetzen, so sehr fordern sie sie auch. So konstituiert Freiheit in modernen Gesellschaften geradezu einen Zwang zu Autonomie (‚Preis der Freiheit‘). Freiheit ist (auch) eine Zumutung – und Rückzugsräume als Entlastung (Rausch / ‚das Dionysische‘, Massenveranstaltungen etc.) die Folge.
Autonomie und Freiheit sind in der Folge nicht immer allen willkommen, manchen lästig. Totalitäre Systeme versprachen im 20. Jahrhundert Entlastung von dieser ‚Zumutung‘ (vgl. Hannah Arendt, Elemente und Anfänge totaler Herrschaft: „Menschen … [die] sich willig einem System unterwerfen würden, das ihnen mit der Selbstbestimmung auch die Verantwortung für das eigene Leben abnimmt„). Freiheit und Autonomie sind nicht selbstverständlich, und wollen verteidigt werden.
Autonomie braucht als Voraussetzung Privatheit. Erst in einem geschützten, nicht öffentlichen Raum können sich individuelle Standpunkte und Handlungsmöglichkeiten entwickeln, können sich Subjektivitäten bilden. Wird Privatsphäre eingeschränkt, geraten auch Handlungsspielräume, gerät Autonomie in Gefahr (s.o. informationelle Selbstbestimmung).
Autonomie ist ein Begriffe der Moderne (ab Kant), der Industrialisierung. Erst der Mensch, der nicht mehr in einer etablierten (z.B. göttlichen oder ständischen) Ordnung seinen festen Platz hat, sondern als z.B. Arbeiter selbst Verantwortung für seine Biographie bekommt, ‚etwas aus sich machen‘ soll, erst dieser Mensch bedarf der und benötigt Autonomie.
Autonomie und autonome Bewegung
Ende der 1970er Jahren entstand in linken Bewegungen eine neue Strömung. Sie glaubte entgegen früheren Ansätzen nicht mehr daran, dass ‚das System‘ reformierbar sei – die Autonomen. Eine Bewegung (anders als z.B. die 1968er) zunächst ohne Vordenker, ohne feste Strukturen. Mit gedanklichen Bezügen allerdings zu einem Teil der 68er Studentenbewegung, zu APO (außperparlamentarische Opposition) und ‚Spaßguerilla‚.
Ihr Ziel: „das richtige Leben im falschen“ für ein selbstbestimmtes Leben in allen Bereichen – jeder einzele solle sich schon jetzt verändern, um das Ziel einer befreiten Gesellschaft ein Stück weit schon im hier und jetzt zu erreichen. Eine von Repression befreite Zone in mitten der kapitalistischen Gesellschaft, mit einem Minimum an Konsumbedürfnis.
Viele Mitglieder autonomer Szenen entstammten anderen ‚Szenen‘, insbesondere auch des Punk.
Autonomie und Verletzlichkeit
Autonom handeln – aus eigener reflektierter Überlegung. Impliziert das den starken, immer selbstbewussten Menschen? Wie verträgt sich das mit Verletzlichkeit, mit Hingabe?
Besteht ein Widerspruch, womöglich gar ein Gegensatz zwischen dem autonomen Menschen und dem verletzlichen oder dem sich hingebenden Menschen?
Oder ist Verletzlichkeit, wenn man Autonomie als Prozess, nicht als erreichten Punkt einer abgeschlossenen Entwicklung begreift, ein Faktor dieser Entwicklung? Ein Faktor, der in Form freiwilliger Verletzlichkeit (vulnerable by choice) für zusätzliche Dynamik sorgen kann?
Kann Verletzlichkeit eine Chance sein, einen höheren Grad an Autonomie zuerreichen?
Autonomie und Liebe
„Wo du hingehst, da will auch ich hingehen“, diesen Satz sprachen früher viele (heterosexuelle Ehe-) Paare bei der Trauung. Ich folge dir, ich gehe deinen Weg oder wir einen gemeinsamen. Wo bleibt da Autonomie, Selbstherrschaft? Und die Hingabe, die in diesen Worten durchscheint, kann sie sich je mit Autonomie vertragen?
Wie vertragen sich Freiheit, Autonomie und Liebe?
Autonomie und Bindung, Partnerschaft, klingt das nicht wie ein Widerspruch in sich? Lässt sich Selbstbestimmung in Einklang bringen mit Bindung und Partnerschaft (die letztlich immer auch die Anspassungsbereitschaft und den Kompromiss beinhaltet)? Und falls ja, wie?
Wären wir alle permanent und jederzeit (hyper-) autonom, wäre eine Gesellschaft ohne Bindungen, ohne Liebe und Partnerschaft, kooperations- und anpassungsunfähig und hyperindividualisiert die mögliche Folge.
Freiheit sei ein Mittel, ein Weg
„Aber der Gegenpol von Zwang ist nicht Freiheit, sondern Verbundenheit.“
Martin Buber, Rede über das Erzieherische, 1927
Vor der Frage, wie verträgt sich Autonomie mit Partnerschaft und Liebe steht die Frage nach dem Verhältnis von Autonomie und Gefühlen.
kriegerische und gelingende Autonomie
Der Schweizer Psychoanalytiker Arno Gruen kritisierte eine bestimmte, von ihm als ‚kriegerisch‚ bezeichnetes Verständnis von Autonomie als ‚auf Abstraktionen aufgebauten Idee des Selbst‘, die die Gefühle abspalte um die ‚Wichtigkeit und Unabhängigkeit‘ der Person zu behaupten.
Diese Art Autonomie erschöpfe sich darin, ’sich und anderen ständig Beweise der Stärke und Überlegenheit liefern (zu) müssen‘.
Als gelingende Autonomie hingegen betrachtete Gruen einen ‚Zustand, in dem ein Mensch in voller Übereinstimmung mit seinen eigenen Gefühlen und Bedürfnissen ist‘.
(nach: Arno Gruen, Der Verrat am Selbst. Die Angst vor Autonomie bei Mann und Frau, 1984)
„Wer sich selbst nicht liebt, kann auch den anderen, dem Mitmenschen nicht lieben.“
(Arno Gruen, Psychoanalytiker, 1923 – 2015)
Autonomie und (Liebes-) Beziehung
Ein eigenständiges Leben, Freiräume und ‚Geheimnisse‘, Abgrenzung des eigenen, zu bewahrenden ’selbst‘ vom ‚anderen‘ – wie geht Autonomie und Beziehung zusammen?
Ist eine Balance möglich? Und wie kann sich der Gedanke der Balance selbst überhaupt mit Autonomie vertragen?
Wie lassen sich die vermeintlichen Gegensätze Autonomie und Bindung vereinbaren? Ist es ein Widerspruch, unauflösbar – oder eher eine Ambivalenz? Letztlich vielleicht diejenige zwischen Geborgenheit und Selbstverwirklichung ?
Autonomie muss nicht, sie kann aber auch bedeuten, sich bewusst zu entscheiden, Werte und Bedürfnisse anderer Menschen zu respektieren. Und Partnerschaft muss entgegen weitläufiger Annahme nicht Abhängigkeit bedeuten.
Autonomie in Partnerschaft ist möglich. Faktoren können z.B. sein – jeder ist auch Individuum, hat (auch) sein eigenes Leben – es gibt keine Exklusivität an einander – keine Besitzansprüche, keine Eifersucht – jeder hat seine eigenen Freiräume – und seine ‚Geheimnisse‘ (die vom Partner aus Respekt vor der Autonomie des anderen respektiert werden)
Autonomie und Liebe setzt in meinen Augen zwingend zweierlei voraus: Ehrlichkeit, und den Partner so zu akzeptieren wie er ist. Kein Bemühen ihn zu ändern, zu formen, zu beeinflussen. Sondern zwei autonome Menschen begegnen sich gleich, nehmen sich jeweils so an wie sie sind. (vgl. Liebe zur Freiheit hin – Der eine Mann für alles)
Dies bedeutet nicht starres statisches Miteinander. Entwicklung und Veränderung finden statt, auch im persönlichen. Aber sie erfolgen im miteinander, in der Auseinandersetzung ihrer Seinsweisen. Und ohne gefordert oder erwartet zu sein, je aus eigener Entschtscheidung, aus freien Stücken.
Liebe Partnerschaft Beziehung einerseits und Autonomie andererseits – sie sind nicht zwangsläufig Widerspruch. So wie Freiheit und Liebe sich nicht ausschließen, sind auch Autonomie und Liebesbeziehung nicht zwangsläufig Widersprüche.
In ihrer Ambivalenz kann eine Chance liegen – diejenige, in einer erfüllten Liebesbeziehung gerade größtmögliche Spielräume für eigene Freiheit und Autonomie zu erlangen.
Liebe die nicht einengt sondern frei macht – Liebe zur Freiheit hin, das wäre eine Liebe die mit Autonomie nicht nur vertr#äglich, sondern ihr förderlich wäre.
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Autonomie Freiheit und Liebe
Autonomie Freiheit und Liebe
Wie mag das gehen, fragten wir uns damals. Autonomie und Liebe mit einander verbinden, leben. Beide überzeugt von der Idee der Autonomie, er Punker, ich nicht. Ich Anfang 20, er deutlich jünger. Autonomie und Liebe, wie kann sich das vertragen? Wie kann das im realen Leben gut gehen, erst recht wenn – – – mann Kompromisse schliessen muss? Und nicht eben in einer Großstadt lebt?
Wir haben das damals leider nicht hinbekommen … vielleicht waren wir zu jung, zu (auch Liebes- ) unerfahren.
Aber die Frage des Verhältnisses von Autonomie und Liebe (sbeziehung) hat mich mein Leben lang begleitet.
Und ich habe das Glück Menschen zu begegnen, die ihre Autonomie schätzen und die des anderen fördern. Die Liebe und Freiheit zusammen leben können.
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