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Hamburg

Tuntenexpress nach Sylt

Hamburg hatte in den frühen 1980er Jahren während der Sommermonate etwas besonderes zu bieten: den Tuntenexpress – ein Tagesausflug von der Disco (fast) direkt an den Strand.

Samstag Nacht – Nacht der Party, des Vergnügens, des Tanzens. In Hamburg hieß das Saturday Night Fever in den 1980er Jahren im Sommer auch: und bei gutem Wetter danach ab auf die Insel, ab an den Strand.

Nach durchtanzter Disco Nacht ging es zunächst zum Bahnhof Hamburg Altona. Und von dort dann zweieinhalb Stunden durch den frühen Sonntag Morgen. 237 km mit der Bundesbahn (ja, so hieß die damals noch) im ‚Sonderzug Neptun‚ (so hieß der Tuntenexpress offiziell) „auf die Insel“ – und dann vom Bahnhof Westerland möglichst direkt (zu Fuß oder mit dem Bus) Richtung Strand.

Das besondere: die frühe Verbindung (morgens um 7:41 Uhr fuhr der Zug ab Altona) erlaubte einen Tagesausflug nach Sylt. Nach der Disco- Nacht zum Sonderpreis von 36,- DM an den Strand in die Dünen, und abends schon wieder zurück im heimischen Bett in Hamburg.

Und noch besser: passend zur Disco-Zeit hatte der Zug nach Sylt einen Partywagen (offiziell als ‚Gesellschaftswagen‘ oder WGye bezeichnet) – und so ging es nach durchtanzter Nacht im Zug weiter mit Bier Musik Tanz und Partystimmung … und gut gelaunt an den Strand.

Viele Schwule aus Hamburg und Umgebung nutzten die praktische Verbindung im Sommer für ein schwules Wochenend – Vergnügen zwischen Disco und Dünen – und so kam diese Verbindung bald zu ihrem inoffiziellen Namen: mit dem Tuntenexpress in die Dünen.

Vom Bahnhof Westerland war es ja nicht weit an den schwulen Strand, nahe der damaligen (bereits seit Mitte der 1920er Jahre existierenden) ‚Oase zur Sonne‚, knapp eine halbe Stunde zu Fuß. Und südlich der Oase begannen ‚die schwulen Dünen‚. Ja, damals durfte man noch weit durch die Dünen spazieren, in den Kuhlen liegen, sonnen und allerlei Dinge treiben. Hier war im Sommer das Cruising Eldorado von Sylt.

Nachmittags ging es dann langsam zum Kaffee in die Innenstadt, bevorzugt ins Café Orth. Und am frühen Abend dann zurück zum Bahnhof. Mit dem Zug ab Westerland um 19:10 Uhr zurück nach Hamburg, meist – erschöpft von Nacht und Tag – eher ruhiger als auf der Hinfahrt. Gegen 21:30 Uhr war dann Hamburg Altona wieder erreicht.

Der Tuntenexpress verkehrte damals in den Sommermonaten jeden Sonntag – morgens früh nach Westerland, und abends wieder zurück.

Und Westerland kam so auch aus diesem Grund damals zu seinem Zweitnahmen: Schwesterland.

… und wer doch mehr als nur eine Tagesausflug in die schwulen Dünen machen wollte, blieb einige Tage auf Sylt, und genoß das (im Vergleich zu heute) in den 1980er Jahren vergleichsweise üppige Sylter schwule Nachtleben

auch im Winter eine Reise wert: Ulli auf Sylt, Januar 1988

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Auch der offen schwule Schriftsteller Detlef Meyer (12. Februar 1948 Berlin – 30. Oktober 1999 Berlin) wußte Sylt zu schätzen:

Steife Brise
Blau wehen an den Masten die Matrosen
Ein schmales Handtuch fliegt auf einen braunen Mann
Die grünen Jungs die pustet’s aus den Badehosen
Sie werden rot und ziehen sich wieder an
Ein Gelbschwanz flattert an den Strand
Das sind die Farben von Westerland

Detlef Meyer, in: Heute Nacht im Dschungel. 50 Gedichte, Berlin 1981

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Der ‚Tuntenexpress‚, als Sonderzug Neptun (15 alte D-Zug-Wagen) bereits seit den frühen 1970er Jahren zwischen Hamburg und Westerland sommers jeden Sonntag im Einsatz, existiert schon lange nicht mehr. Er wurde 1988 eingestellt, nachdem Asbest in den Wagen festgestellt wurde [Danke D.L.].

Die Geschichte der schwulen Dünen bei Westerland endete irgendwann später. Zunächst begann schon ab der zweiten Hälfte der 1980er Jahre das Treiben in den Dünen merklich ruhiger zu werden, wohl auch in Folge der Aids- Krise.

Seit Mai 2014 ist der Dünenbereich zwischen Strandoase (der damaligen Oase zur Sonne) und Jugendherberge Dikjen Deel auf Betreiben des Umweltamts gesperrt und mit Stacheldraht eingezäunt.

mit dem Tuntenexpress an den schwulen Strand - der Hit in den 1980er Jahren, heute längst passé
seit Jahren schon: kein Cruising mehr in den Dünen, Reste schwulen Strandlebens nur noch direkt am Strand

Der ehemalige Cruising Treff in den schwule Dünen von Westerland existiert seitdem nicht mehr, offiziell aus Gründen des Naturschutzes.

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Hamburg Homosexualitäten

Harald Tangermann und Peter Daun

Harald Tangermann und Peter Daun – ein schwules Unternehmer-Paar, das lange Jahre die schwule Szene von Hamburg maßgeblich mit prägte. Mit der frühen Förderung von Tom of Finland sowie der einst größten schwulen Sauna Club Uhlenhorst und dem Tom’s hatten sie Bedeutung weit über Hamburg hinaus.

Harald Tangermann und Peter Daun

Harald Tangermann (1932 – 1998)

Harald Tangermann kam am 7. Dezember 1932 in Hamburg Fuhlsbüttel zur Welt. Sein Vater Wilhelm führte das Kaufmanns-Unternehmen ‚Tangermanns Kaffee Geschäfte‚. Seine Mutter war Alice Tangermann geb. Lensch (29.8.1907 – 1.7.1981).

Harald machte zunächst eine Lehre als Kaufmann. Anschließend erlernte er den Beruf des Kellermeisters, wurde Destillateur und Weinküfer. Nach Abschluss der Ausbildungen übernahm er im elterlichen Betrieb Tangermann KG die Spirituosen-Herstellung.

Er entwickelte u.a. ein eigenes Rezept für einen Rumtopf. Dieser erste industriell hergestellte Rumtopf wurde von der Spirituosen-Handlung der Tangermann-Gruppe vermarktet – und bildete bald den Grundstock des Vermögens von Harald Tangermann. 1958 gründet er eine neue Vertriebsfirma (die noch heute existiert).

Haralds Mutter (sein Vater war 1959 verstorben) veranlasste aufgrund der Homosexualität ihres Sohnes, dass dieser von dem Mediziner und Sexualwissenschaftler Prof. Bürger-Prinz ‚begutachtet‘ wurde.
Bürger-Prinz war zur damaligen Zeit in der Hamburger Gesellschaft hoch angesehen. Sein Handeln in der NS-Zeit war weitgehend in Vergessenheit geraten. Bürger-Prinz riet der Mutter, ihren Sohn so zu akzeptieren wie er ist, mit seiner Homosexualität.

Am 1. Juli 1981 starb Haralds Mutter Alice. Sie wurde auf dem Ohlsdorfer Friedhof beigesetzt. Kurz darauf, 1982 schied Harald aus dem Familienunternehmen aus. Sein Bruder Werner übernahm die Leitung de Unternehmens.

1987 starb Peter Daun. Harald Tangermann lernte 1988 einen neuen Partner kennen, Ulrich. Sie gingen eine Lebenspartnerschaft ein, Ulrich übernahm dabei Haralds Familiennamen.

Harald Tangermann starb am 27. März 1998. Sein Erbe wurde sein Partner Ulrich. Er übernahm damit neben zahlreichen Gebäuden (u.a. dem in dem sich Tom’s und Pit befanden) auch eine der größten Privatsammlungen mit Werken von Tom of Finland.

Peter Daun (1941 – 1987)

Peter Daun wurde am 19. Juni 1941 geboren. 1968 lernte Harald Tangermann den früheren Polizisten und Seemann Peter Daun in Berlin kennen. Bald zogen sie in die gemeinsame Wohnung in Hamburg Uhlenhorst (in ein Wohnhaus, das Harald gehörte).

Peter Daun starb am 15. Dezember 1987 in Hamburg.

Harald Tangermann und Peter Daun wurden in einer gemeinsamen Grabsätte auf dem Friedhof Ohlsdorf in Hamburg beigesetzt.

Grabstätte von Harald Tangermann und Peter Daun Hamburg 2019
Grabstätte von Harald Tangermann und Peter Daun, 2019

Tangermann Daun als schwule Unternehmer

Club Uhlenhorst

Bereits 1968 (noch vor der Liberalisierung des Paragraphen 175 am 1. September 1969) begannen Harald Tangermann und Peter Daun mit der Planung für eine schwule Sauna. 1969 feierte der Club Uhlenhorst, meist kurz genannt das CU, Eröffnung.

Der Club Uhlenhorst wurde schnell zu einem großen (auch kommerziellen) Erfolg und international bekannt [vgl. detaillietrer Artikel schwule Sauna Club Uhlenhorst 1969 – 1987].

Er war damals die größte schwule Sauna Europas (bis 1975 die schwule Sauna Continental Opera in Paris eröffnete, die noch größer war). Das CU wurde bald legendär im schwulen Leben nicht nur Hamburgs.

1987 schloss das CU, offiziell wegen Lärmbelästigung und Problemen sowohl mit den Nachbarn als auch dem Ordnungsamt.

Pit Club

1973 eröffneten Harald Tangermann und Peter Daun am Pulverteich 17 in Hamburg (Hochparterre) eine schwule Discothek, den Pit Club.

Besonderes Highlight waren lange Zeit aus der Decke herab fahrbare Lichtsäulen, die wohl nicht zufällig an das Studio 54 erinnerten.

Zehn Jahre war das Pit wohl die bedeutendste schwule Disco Hamburgs – bis 1983, als Willy Prange das inzwischen längst legendäre Front eröffnete.

ehemaliger Pit Club Hamburg 2019
Eingang zum Tom’s und (im Erdgeschoss) ehemalige Räume des Pit Club (2019, Umbau)

Das Pit existierte noch viele Jahre, später umbenannt zu Toms Dancehall.

Tom’s Saloon

Am 20. Juni 1974 wurde im Keller unter dem Pit Club (in einem ehemaligen Kohlenkeller) die neue Lederbar Tom’s Saloon eröffnet.

Tom of Finland (mit dem Harald Tangermann und Peter Daun persönlich befreundet waren, s.u.) war nicht nur Namenspate der Bar – er brachte auch zahlreiche Original-Zeichnungen an den Wänden an und entwarf das Logo. Ein Raum wurde mit Birkenstämmen und Querbalken ausgestattet, eine Atmosphäre wie auf manchen Tom-of-Finland – Zeichungen schaffend.

Die zunächst angedachten Planungen, weitere Filialen des Toms in den USA zu eröffnen, wurden nach persönlichen Differenzen verworfen.
Schließlich verkauften Tangermann Daun das Toms im Jahr 1977.

Tangermann Daun, Tom of Finland und Hamburg

Schon 1957 hatte das US-Magazin Physique Pictoral erstmals Zeichnungen von Tom of Finland abgedruckt.

Bedeutend für seine frühe Wahrnehmung in Hamburg war Gerhard Pohl, bekannt u.a. als einer der Gründer des schwulen Lederclubs MSC Hamburg (1974).

Der Hamburger Fotograf und Regisseur von Pornofilmen Gerhard Pohl wurde am 8. Dezember 1931 in Hamburg Barmbek geboren. Er starb am 15. Juni 1993 in Hamburg an den Folgen von Aids. Sein Grab befindet sich auf dem Friedhof Stellingen. Pohls Nachlass wird im Schwulen Museum Berlin verwahrt.

Gerhard Pohl nahm bereits früh brieflich Kontakt zu Tom auf. Im Laufe der Jahre freundeten sie sich an. Pohl brachte erstmals Zeichnungen von Tom nach Hamburg, stellte sie in der Loreley Bar in St. Pauli aus, damals der Treffpunkt der noch kleinen Hamburger Lederszene.

Und Pohl stellte 1968 den Kontakt von Tom of Finland mit Harald Tangermann und Peter Daun her. Bald befreundeten sich die drei.

„Peter war Toms Liebling“

Harald Tangermann, in ‚Tom of Finland XXL‘

Harald Tangermann erwarb zahlreiche Zeichnungen von Tom – und Tom malte beide (besonders Peter ist auf mehreren Zeichnungen zu erkennen). Einige Bilder zeigen Szenen z.B. in der Sauna CU oder bei gemeinsamen Motorradtouren.

Harald Tangermann und Peter Daun engagierten Tom bald auch für ihre Unternehmungen – u.a. für ein großes Wandbild in der schwulen Sauna Club Uhlenhorst (s.o.)

Die Lederszene in Hamburg wuchs, die Loreley als Treffpunkt war bald zu klein. Harald Tangermann und Peter Daun beschlossen, eine eigene Lederbar zu eröffnen. Und schnell war klar, dass sie nach Tom benannt werden sollte. Tom of Finland stimmte zu, und ‚Tom’s Saloon‘ war geboren (s.o.). Tom stattetet die Bar mit Wandbildern aus, auch das Logo entwarf er.

Tom of Finland, der mit seinen Zeichnungen Ikonen der Homomaskulinität schuf, startete seine internationale Karriere also auch und besonders in Hamburg – mit nicht unbeträchtlichem Mitwirken von Harald Tangermann und Peter Daun.

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Ich erinnere mich an Harald und Peter. Das CU war eine wichtige, wenn nicht die zentrale Station bei meinen Entdeckungen der Hamburger Schwulenszene. Viele Wochenenden, Nächte, sonntägliche Früh(spät)stücke in der Sauna. Übernachten plus Spaß nach durchtanzter Disco-Nacht, und das für wenig Geld. Ideal für Ulli als Student.

Harald erinnere ich eher als den ruhigen, fast distinguierten Mann im Hintergrund. Attraktiv aber irgendwie unnahbar. Peter hingegen, eher laut und immer präsent, auch mal am Pool, oder mit Freunden am Tisch neben der Bar.

Und ich erinnere: einen Gegensatz, den ich schon damals nicht verstanden oder zumindest für mich nicht empfunden habe.

Man geht nicht in diese Bars und Kneipen, sagten die die ‚politisch‘ waren. Und meinten verächtlich die „kommerzielle Schwulenszene“. Sondern traf sich in den Schwulengruppen, privat, und im Tuc Tuc oder so.

Das war auch alles gut. Gefiel mir, war – meins. Da fühlte ich mich wohl. Tuc, das war Wohnzimmer. Nur – später in der Nacht – da traf ich den ein oder anderen dann doch auch im Tom’s oder im CU. Und lernte als junger Mann schnell: Hormone und Politik – das ist nicht immer kongruent.

Irritiert war ich, weil: ich selbst spürte diesen vermeintlichen Gegensatz zwischen ‚kommerzieller Sub‘ und ‚Bewegung‘ schon damals nicht.

Harald und Peter, sie hatten damals große Freiräume für mich (und viele andere schwule, oder homosexuelle) Männer ermöglicht. Ich habe beides als Spielwiesen erlebt, das CU wie auch das Tom’s. Hier konnte ich ausprobieren, was ich das mit meiner Sexualität, was hat da zu tun mit Mann-Sein, mit meinen Gelüsten, mit meinen Sehnsüchten. Und wenn ich Lust hatte, konnte ich nachher (oder vorher) sogar noch im Pit dazu tanzen – wunderbar 🙂

Wenn schwule Bewegungen bedeutet: Menschen Freiräume zu eröffnen sich repressionsfrei zu begegnen und zu entdecken – dann haben (im Rahmen ihrer Zeit und Möglichkeiten) Harald und Peter genau das (für mich) ermöglicht (wenn auch vielleicht, aber nur vielleicht, auf eine ‚unpolitische‘ Weise).

Harald und Peter – sie haben Freiräume ermöglicht. Freiräume, in denen ich mich entdecken, mich frei und ungezwungen ausprobieren konnte. Meine (vor allem auch sexuellen) Identitäten entdecken. Mich, meinen Weg finden konnte.

Dafür bin ich ihnen dankbar.

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Erinnerungen Homosexualitäten Oldenburg

meine erste Schwulenbar – Oldenburg 1978

Meine erste Schwulenbar ?

Diese Geschichte spielt in Norddeutschland, Oldenburg im Jahr 1978, an einem trüben Montag Abend, kurz vor 9. Nieselregen. Seit einer Stunde schon streife ich um die Bar herum, am Pferdemarkt, kein Licht, Tür zu, nichts. Natürlich stehe ich nicht direkt davor, die Leute könnten ja denken ich sei – – – so einer. Von der gegenüberliegenden Seite des Platzes beobachte ich das Haus, in dessen Erdgeschoß sich die Bar befindet.

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Berlin

Löwenbrücke im Tiergarten Berlin – seit 2008 eine unendliche Geschichte?

Die denkmalgeschützte Löwenbrücke im Berliner Tiergarten ist bereits seit 2008 gesperrt. Zunächst noch baulich vorhanden, wurde sie inzwischen endgültig entfernt. Ein denkmalgerechter Neubau war in Diskussion, doch die Planungen sind zurückgestellt. Bis auf weiteres bleibt – eine Lücke.

Einst war sie über 17 Meter lang – die Fußgängerbrücke über einen Zulauf zum Neuen See im Berliner Tiergarten. Die 1838 (als Nachbau der Löwen-Brücke in St. Petersburg) errichtete Brücke, die einzige Seilhängebrücke Berlins, war im Zweiten Weltkrieg zerstört worden. 1958 originalgetreu rekonstruiert, wurde sie nach 50 Jahren 2008 gesperrt. Inzwischen ist die denkmalgeschützte Brücke komplett demontiert. Auf den denkmalgerechten Neubau nach historischem Vorbild wird weiterhin gewartet.

Bis 2014 war die seit 2008 gesperrte Holz-Hängebrücke noch vorhanden … hier die Geschichte seit 2008:

Löwenbrücke 2008 – gesperrt

Bereits seit 20. Januar 2008 war die Löwenbrücke, einst u.a. auch das Symbol des schwulen Cruisings im Berliner Tiergarten nahe der von Drake geschaffenen Goldelse, aufgrund von Sicherheitsbedenken gesperrt.

Löwenbrücke Gesperrt
Loewenbruecke Gesperrt 2008
Löwen-Brücke Gesperrt 2008
LoewenbrueckeGesperrt03
LoewenbrueckeGesperrt04

2008 – Löwen mit Maske

Im Juni 2008 schließlich zeigte sich einer der Löwen ‚maskiert‘ – er wurde saniert:

Löwe maskiert
Löwe der Löwen-Brücke in Sanierung

2012 – gesperrt aber vorhanden

Auch im Jahr 2012 ist die Brücke weiterhin gesperrt – aber immerhin noch vorhanden (wenn auch weiter verfallend):

Löwen-Brücke, Berlin Tiergarten, Ende Januar 2012
Löwenbrücke, Berlin Tiergarten, Ende Januar 2012

Löwenbrücke 2014

2014 aber sieht es an der Brücke so aus:

Löwen-Brücke August 2014
Löwenbrücke August 2014
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Kulturelles

Interior. Leather Bar – James Franco dreht vernichtete 40 Minuten von ‚Cruising‘ nach (Trailer)

James Franco (‚Planet der Affen: Prevolution‘) dreht derzeit zusammen mit Travis Mathew die vernichteten 40 Minuten des 1980er Skandal-Films ‚Cruising‘ nach. Ein erster Trailer ist nun veröffentlicht.

Bei seinem Erscheinen (und zuvor schon bei den Dreharbeiten) löste Friedkins Film ‚Cruising‘ massive Proteste aus. Schwulen-Aktivisten warfen dem Film eine homophobe Grundhaltung vor.

Die Kritik an Freidkins ‚Cruising‘-Verfilmung richtete sich vor allem auf drei Punkte: die Gleichsetzung von schwuler Subkultur und Gewalt, die heterosexualisierte Sicht auf Schwule sowie besonders, dass die Hauptperson des Films mit dem Entdecken der eigenen Homosexualität psychotisch wird und zu morden beginnt. Als Beispiel einer möglichen anderen Darstellung wurde oft Felice Picanos Roman ‘The Lure’ (Dt. ‚Gefangen in Babel‘ und ‚Der Köder‘) gesehen, ein Zeugnis schwulen Selbstbewusstseins in den 1970ern.

Cruising‚ -Regisseur William Friedkin selbst wies darauf hin, dass der Film zunächst länger gewesen sei. Um eine bessere Einstufung der Behörden zu bekommen als das ursprüngliche X-Rating (‘aufgrund sexueller oder gewalttätiger Inhalte nicht für Jugendliche geeignet’), habe er etwa 40 Minuten mit Szenen aus New Yorker Schwulen-Bars entfernt, überwiegend Sex-Szenen. Diese entfernten Szenen gelten als vernichtet und endgültig verloren.

Diese verlorenen 40 Minuten vesuchen Franco und Travis nun nachzuempfinden bzw. neu zu interpretieren.

Ob bzw. wann  ‚Interior. Leather Bar‘ (abseits von Festivals) jemals in die Kinos kommt (geschweige denn in Deutschland), ist derzeit unklar. Premiere soll auf dem Sundance Film Festival im Januar 2013 sein.

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taz 20.03.2012: Regisseur Travis Mathews über Pornos: „Das ist fast schon Punk“
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Homosexualitäten

Man’s Country New York – Werbespot der 1970er Jahre

1973 eröffnete in New York ein ‚Bathhouse‘ – das „Man’s Country“. Die beiden Besitzer Chuck Renslow und Charles Fleck hatten die Räumlichkeiten in einem alten Büro-Gebäude bereits 1972 erworben, nach umfangreichen Renovierungsarbeiten eröffnete ‚Man’s Country‘ in 28 W. Fifteenth Street (zwischen 6th und 7th Avenue) in New York 1973.

Das ‚Mans Country‘ in New York wurde bald legendär, wenn auch nicht so bekannt und populär wie das ‚St. Marks Bath‘. Besonders bekannt wurde das ‚Man’s Country‘ für sein ‚Orgien-Zimmer‘. Die Wände der Sauna waren teils dekoriert mit Zeichnungen von ‚Etienne‘ (Dom Orejudos), neben Tom of Finland damals einer der in den USA bekanntesten Vertreter der ‚Leather Art‘.

Eine weitere in Chicago eröffnete Filiale existiert noch heute, die New Yorker Dependance hingegen wurde in den 1980er Jahren geschlossen.

Dieser Werbespot von Mitte der 1970er Jahre (Musik: ‚The Salsoul Orchestra‘) gibt einen Eindruck: leider nicht mehr online 🙁

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Lesezeichen:
Leather Archives and Museum: Durk Dehner (1999): Dom Orejudos aka Etienne
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Homosexualitäten

Picano The Lure – Zeugnis schwulen Selbstbewusstseins in den 1970ern

Wie stellt man Schwule in Literatur, in Film dar? Gibt es Mittel und Wege, Schwule unprätentiös, unaufgeregt, ‚echt‘ – und mit Perspektive darzustellen? Finde ich mich da irgendwo wieder? Diese Fragen beschäftigten mich (frisch mein Schwulsein entdeckt, auf der Suche nach meinem Weg), damals Anfang der 1980er Jahre. In deutschsprachiger Literatur und im deutschsprachigen Film kannte ich damals nicht vieles über Schwule. Noch weniger etwas, das ich für mich als beispielgebend empfand.

Fast schon ein Highlight im Vergleich zu den mir damals bekannten, abfälligen Darstellungen Schwuler war zur damaligen Zeit „Die Konsequenz“ (Buch Alexander Ziegler 1975, Film Wolfgang Petersen 1977). Ich kann allerdings kaum sagen, welches von beiden ich (meinen Tagebüchern zufolge schon damals) als weinerlicher empfunden habe, als weiter weg von meiner eigenen Realität.

Dann kamen, kurz aufeinander, der Film ‚Cruising‘ (1979 gedreht, Uraufführung 1980) und der Roman ‚The Lure‘ (1979, deutsch: ‚Gefangen in Babel‘ 1981), auf den mich mein damaliger Lieblings-Buchhändler Dieter vom (inzwischen leider nicht mehr existierenden) schwulen Buchladen ‚Männerschwarm‘ aufmerksam machte. Beide waren auf ihre Weise für mich bedeutend.

Cruising‚ und ‚The Lure‘, beide befassen sich mit der Schwulenszene der USA Ende der 1970er Jahre. Beide behandeln u.a. das ‚Cruising‚, jenes Herumstromern auf der Suche nach schwulem Sex. Eine Insider-Formulierung, die damals noch weit davon entfernt war, ein wie heute umgangssprachlich gebräuchlicher und auch Heteros geläufiger Begriff zu sein. Und beide thematisieren  eine Reihe von Morden an Homosexuellen – allerdings mit grundsätzlich unterschiedlichen, oft konträren Haltungen und Darstellungsweisen.

Felice Picano ‚ The Lure ‚

Noel Cummings ist wie so oft früh morgens mit seinem Fahrrad unterwegs. Ein Geräusch, ungewohnt so früh am  Morgen, weckt seine Aufmerksamkeit. Wird er gerade Zeuge eines Mordes? Von einem etwas zwielichtigen, undurchschaubaren Agenten der New Yorker Polizei lässt er sich überreden, als verdeckter Ermittler in die Schwulenszene der Stadt einzutauchen. Er wird zum ‚Köder‘ (engl. lure) für den Mörder. Noel wird bald zum Objekt der Begierde – und mehr als das. Er wird Subjekt, beginnt seine eigene Homosexualität zu entdecken und, zunächst vorsichtig tastend, zu leben. Taucht dabei tief ein in die New Yorker Schwulenszene, Bars und Bar-Betreiber, wohlhabende Schwule und Männer, die sich engagieren – engagieren wofür? Immer bleibt er dabei auf der Suche – nach dem Mörder, im Auftrag der Polizei. Oder?

The Lure“ war der erste Roman des am 22. Februar 1944 in New York geborenen Felice Picano. Ein Thriller, 1979 veröffentlicht (Lawrence / Delacorte, New York) – und einer der ersten Bestseller mit schwulem Thema überhaupt.
Auf deutsch erschien ‚The Lure‚ erstmals 1981 (m.W. kurz vor der Frankfurter Buchmesse im Oktober 1981) unter dem Titel ‚Gefangen in Babel‚ (Schweizer Verlagshaus Zürich / Droemer Knaur, 1981; Übersetzung Kurt Wagenseil und Heinrich Zweifel). Eine zweite deutsche Ausgabe erschien Jahre später unter dem Titel ‚Der Köder‚ (Albino Verlag Berlin 1993, 2. Aufl. 1996). Zudem gab es kurzzeitig (zum Zeitpunkt des Erscheinens der ersten, damals sehr hochpreisigen deutschsprachigen Ausgabe) einen deutschsprachigen Raubdruckdruck, der in USA gedruckt worden war.

The lure – ein schwuler Thriller ?

Picano selbst beschreibt ‚The Lure‚ 1996 in einem Interview als „the first and only gay mystery thriller“ – ein Thriller, der zudem erzählte, wie die Schwulenszene der 1970er Jahre entstand (und indirekt an in Vergessenheit geratende Errungenschaften und Heldinnen und Helden erinnert):

„Those who formed gay culture in the 70s did so despite overwhelming opposition and indifference. They didn’t know what they were doing, only that they had to do it. Many, many of them, men and women, are dead of AIDS and cancer. They were heroes. If we stand tall today it’s because we’re standing on the shoulders of giants, princes, queens, and butches. I think we should honor and salute them.“

Felice Picano, Autor von The Lure , 2008 (Foto: wikimedia)
Felice Picano 2008 (Foto: Felice Picanoi, Lizenz cc by 3.0)

Portrait photograph of author Felice Picano.Felice PicanoCC BY 3.0

‚The Lure‘ wirkte bei seinem Erschienen beinahe wie ein Gegen-Entwurf zum kurz zuvor 1980 herausgekommenen (von vielen Schwulen als homophob empfundenen) Film ‚Cruising‘ von William Friedkin. Der (zunächst heterosexuelle) Protagonist entwickelt sich hier nicht wie in ‚Cruising‘ degeneriert  zum mordenden schwulen Zombie, sondern ‚in Richtung eines vollwertigen Schwulseins‘ („in favor of a fully fledged gayness“, Davidson 2005).

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„The Lure“ hat mich damals gefesselt, sehr beeindruckt, ähnlich wie kurz darauf 1982 der Film „Querelle“ von Rainer Werrner Fassbinder.

„The Lure“ war lange Zeit einer meiner schwulen ‚Lieblings-Romans‘ – und ich lese ihn heute noch gerne. Und immer noch empfinde ich ‚The Lure‘ als eine Art Schlüsselroman. Nicht nur als Schlüssel zu einer untergegangenen Zeit (schwulen Lebens vor der Aids-Krise), sondern auch zu einem ‚unschuldige(re)n‘ und zugleich engagierten schwulen Leben.

Und immer noch frage mich, wann wird dieser wegweisende Roman, dieser spannende Thriller endlich verfilmt …

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Lesezeichen
Brian Ray Fruth 2007: „Media Reception, sexual identity, and public space“
Owen Keehnen 1996: „The Best is yet to come: A Talk with Felice Picano“
Guy R. Davidson 2005: Contagious Relations: Simulation, Paranoia, and the Postmodern Condition in William Friedkin’s ‚Cruising‘ and Felice Picano’s ‚The Lure‘

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Cruising (Film) – ‚homophobes Machwerk‘ & ‘Teil der queeren Geschichte’

Er führte zu heftigen Kontroversen und Debatten um Homophobie, und geriet schnell wieder in Vergessenheit: der Film ‚Cruising‘ von William Friedkin aus dem Jahr 1979/1980 mit Al Pacino in der Hauptrolle. Der Film „Cruising“ – ein ‚homophobes Machwerk‘ ? und zugleich ‘Teil der queeren Geschichte’.

‚Cruising‘

Ein heißer Sommer in New York zur Zeit des Langzeit- Bürgermeisters Ed Koch (1924 – 2013). Eine Mordserie wühlt die schwulen Lederszene des ‚West Village‘ auf. Leichenteile schwimmen im Hudson River – die Polizei vermutet einen Serien-Killer, der seine Opfer in Schwulen-Bars kennen lernt. Undercover wird ein den Opfern ähnlich aussehender Polizist (Al Pacino als Steve Burns; Pacino soll sehr um diese Rolle gekämpft haben) in die Szene eingeschleust (ebenfalls ein ‚Lockvogel‚, wie im Plot des meisterhaften Romans The Lure von Felice Picano), dem sadistischen Täter auf der Spur.

Der (nota bene heterosexuelle) Polizist entdeckt in den Bars des Village eine Szene (unterlegt von Punk und Musik u.a. von Willy de Ville und den Germs (mit ihrem nicht offen schwulen Sänger Draby Crash)) der Drogen und des hemmungslosen Sex – und sieht sich mit seinen eigenen homosexuellen Anteilen konfrontiert. Er verdächtigt bald einen Barkeeper als Täter, von dem die Polizei mit Gewalt ein Geständnis  zu bekommen versucht. Doch die Spur erweist sich als falsch. Ist der wahre Täter unter den Schwulen zu suchen? Oder an ganz anderer Stelle?

‚Cruising‘, 1980:

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Hamburg Homosexualitäten

Schellfischtunnel – einst beliebter Ort schwulen Cruisings

Der Altonaer Hafenbahn-Tunnel (im Volksmund ‚ Schellfischtunnel ‚ genannt) war bis 1992 wichtiger Bestandteil des Hafenbetriebs. Und er war einst in Hamburg ein bei Schwulen, besonders in der schwulen Lederszene, beliebtes Cruising-Gebiet.

Er ist der älteste Eisenbahntunnel in Norddeutschland, der ‚ Schellfischtunnel ‚. Ab 1874 wurde er gebaut, am 18. Januar 1876 eröffnet. Er verbindet den Altonaer Bahnhof mit den erheblich tiefer liegenden Anlagen des Neumühlener Kais und des Fischereihafens. Zur Überwindung des Höhenunterschieds ist der zur Elbe gelegene Teil des Schellfischtunnels eine lang gezogene Rampe.

Die Geneigte Ebene in Altona um 1855, Ölgemälde von Georgine Fries
Die Geneigte Ebene in Altona um 1855 (weit vor dem Bau der Schienenwege), Ölgemälde von Georgine Fries

Schellfischtunnel – hafenseitige Einfahrt

Die Lage des hafenseitigen Eingangs zum Schellfischtunnel zeigt gut das Modell ‚Hafenanlagen in Hamburg und Altona‘. Dieses Modell entstand für den deutschen Pavillon auf der Weltausstellung 1900 in Paris.

Das Modell ist im Museum für Hamburgische Geschichte zu sehen:

Eingang zum Schellfischtunnel (Modell 'Hafenanlagen in Hamburg und Altona, 1900)
Eingang zum Schellfischtunnel (Modell ‚Hafenanlagen in Hamburg und Altona, 1900)

Der Schellfisch-Tunnel war die einzige unterirdische Güterverkehrs- Schienenstrecke im Hamburger Raum.

Schellfischtunnel, Einfahrt Hafen Altona
Schellfisch-Tunnel, Einfahrt Hafen Altona, Mai 2012

Bedeutung des Schellfischtunnels

Der ‚Schellfischtunnel‘ (bahndeutsch ‚Bauwerk T33‘) war Bestandteil der Altonaer Hafenbahn, die ausschließlich für den Güterverkehr genutzt wurde. Eine umfangreiche Sanierung des Tunnelgewölbes von 1876 erfolgte in den 1930er Jahren.

Im Zweiten Weltkrieg dienten die Tunnel vielen Altonaer Bürgern als (inoffizieller) Luftschutzraum.

Noch in den 1950er Jahren wurde der Tunnel erweitert, eine Expressgut-Abfertigung mit Tunnelerweiterung entstand im Ostteil des Altonaer Bahnhofs.

Schienenanlagen Hafenbahn Altona
Schienenanlagen Hafenbahn Altona

Nach 1945 verlor der Handel mit Frischfisch zunehmend an Bedeutung. Der 1911 aufgenommene elektrische Betrieb im Tunnel (eine der ersten elektrifizierten Strecken in Deutschland überhaupt) wurde 1954 wieder eingestellt. Stattdessen wurden wieder Dampfloks eingesetzt, ab 1956 auch Dieselloks.

Doch das Verkehrsvolumen auf der Altonaer Hafenbahn ging immer weiter zurück. Die Zahl der Beschäftigten sank von einst 16 auf 1978 nur noch 2 Mitarbeiter. 1978 stellte die Deutsche Bahn den Betrieb ein. Das Hamburger Amt für Strom- und Hafenbau übernahm den Betrieb der Altonaer Hafenbahn bis zum Beginn der 1990er Jahre.

Der Schellfischtunnel wurde bis 1992 genutzt, wobei die Einstellung des Güterverkehrs bereits 1989 erfolgte. Zuletzt hatten nur noch zwei bis drei Transporte pro Monat stattgefunden.

Mit Abwanderung der letzten Nutzer  (zuletzt noch durch ‚Protank‘, ‚Transthermos‘) wurde die Altonaer Hafenbahn aufgegeben. Seit dem 30. September 1992 ist der Tunnel geschlossen.

Immer wieder standen in den vergangenen Jahren Überlegungen im Raum, den Tunnel zu reaktivieren (z.B. für den öffentlichen Nahverkehr). Keine davon war bisher erfolgreich.

Cruising im Schellfischtunnel

Andere Nutzer ‚entdeckten‘ den Schellfischtunnel nach 1945 für sich – der seit 1895 gut 960 m lange Tunnel wurde (gemeinsam mit der nahe gelegenen Klappe an der Großen Elbstraße) zu einem beliebten Schwulen-Treffpunkt.

Cruising im Schellfischtunnel‘ – insbesondere für Ledermänner ab Ende der 1960er bis in die 1980er Jahren war der Schellfisch-Tunnel ein beliebter und ‚heißer‘ (wenn auch nicht besonders ‚wohlriechender‘) Treffpunkt. Und ein sicherer Treffpunkt, galt er doch als sicher vor Überfällen und Polizei-Razzien. Ein Zeitzeuge:

„Anfang der 70-er Jahre bin ich häufig zum Schellfischtunnel gefahren. Lernte ich in der knatschengen Klappe einen Lederkerl kennen, gingen wir in den dunklen Tunnel. Dort ging es dann zur Sache. Das einzig Störende war der bestialische Fischgestank. Am Rande der Schienen standen Tonnen und Kisten mit Fischresten, die auch massenhaft Fliegen anzogen.“

Zeitzeuge, zitiert in Rosenkranz / Lorenz: Hamburg auf anderen Wegen. 2. Auflage Hamburg 2006

Auch Touko Laaksonen, der seine internationale Karriere in Hamburg begann, Malereien für Schwulensauna Club Uhlenhorst (CU) und die Bar Tom’s realisierte und später als Tom of Finland bekannt wurde, kannte bereits in den 1960er Jahren den Schellfischtunnel …

die Zeit nach dem Bahnbetrieb im Schellfischtunnel …

Seit Mitte der 1990er Jahre entsteht auf dem früheren Hafengebiet ein modernes Büro- und Geschäftsviertel. Der Bahnsteig am südlichen Ausgang des Schellfischtunnels ist inzwischen integriert in das Gebäude ‚elbberg campus @altona‘.

Zugänglich ist der 961 Meter lange Schellfischtunnel heute nicht mehr – außer einmal im Jahr am ‚Tag des offenen Denkmals‘ (zweites September-Wochenende; Info). Dann finden Führungen durch den Tunnel statt (Anmeldung empfohlen).

Schellfischtunnel, Einfahrt Hafen Altona
Schellfischtunnel, Einfahrt Hafen Altona, Mai 2012

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Nachtrag 2024: inzwischen werden regelmäßig Führungen (‚Hamburger Unterwelten‘) angeboten.

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Berlin Homosexualitäten

Friedrich Drake , der Schöpfer der Goldelse

Friedrich Drake? Nur noch wenige kennen heute seinen Namen, auch nur noch wenige Berliner. Sein bekanntestes Werk hingegen kennen viele … die so genannte Goldelse .

Der Bildhauer Friedrich Drake wurde  am 23. Juni 1805 in Bad Pyrmont geboren. Er starb am 6. April 1882 in Berlin. Drake war Schüler von Christian Daniel Rauch.

Bekanntestes Werk von Friedrich Drake ist die ‚Viktoria‚ – die bronzene Skulptur der (römischen) Siegesgöttin Viktoria (angeblich nach dem Vorbild seiner Tochter Margarethe gestaltet) auf der 1873 eingeweihten und 2010/11 aufwendig sanierten und neu vergoldeten Siegessäule.

1938 / 1939 wurde die Siegessäule vom früheren Standort, dem heutigen Platz der Republik an den heutigen Standort am Großen Stern versetzt.

Friedrich Drake konnte 1873 wohl noch nicht ahnen, dass die Siegessäule und seine Viktoria später an neuem Platz zu dem Symbol des bekanntesten schwulen Cruising-Gebiets im Tiergarten werden sollte, mit seiner Siegesgöttin Viktoria verballbornt als ‚Goldelse‘.

Oder doch? Sein Grab jedenfalls befindet sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof – der sich seit vielen Jahren bei schwulen Verstorbenen und ihren Angehörigen großer Beliebtheit erfreut …

Grab Friedrich Drake, Schöpfer der Goldelse – Foto

Grab Friedrich Drake, Schöpfer der Goldelse / Alter St. Matthäus Kirchhof Berlin
Grab Friedrich Drake, Schöpfer der Goldelse, Grab auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof Berlin
Friedrich Drake Grab 2018
Friedrich Drake Grab 2018
Grabstätte Friedrich Drake im April 2023

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