„Antisemitismus ist mehr als Fremdenfeindlichkeit, auch mehr als ein soziales oder religiöses Vorurteil. Er ist eine antimoderne Weltanschauung, die in der Existenz der Juden die Ursache aller Probleme sieht.“ (Bundeszentrale für politische Bildung)
„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Jüdinnen und Juden, die sich als Hass gegenüber Jüdinnen und Juden ausdrücken kann.“
(‚Arbeitsdefinition Antisemitismus‘, IHRA International Holocaust Remembrance Alliance, Mai 2016)
Auf die Synagoge in Oldenburg wurde am Mittag des 5. April 2024 ein Brandanschlag verübt. Am 6. Mai veröffentlichte die Polizei ein Foto des mutmaßlichen Täters. Erste Hinweise gingen bereits ein. Für Hinweise, die zur Identifizierung des Täters führen, ist eine Belohnung ausgesetzt.
Vor die Tür der Synagoge in Oldenburg Leo-Trepp-Strasse wurde am Freitag 5. April 2024 kurz nach 13 Uhr ein Brandsatz geworfen. Das Feuer wurde von zwei Hausmeistern des gegenüberliegenden Kulturzentrums PFL sofort entdeckt und gelöscht. Verletzt wurde niemand. An und über der Tür sind deutliche Brandspuren zu sehen.
„Wir hatten Glück, es wurde schnell eingegriffen.“
Jens Rodiek, Polizei Oldenburg, Pressesprecher
Inzwischen (11. April) setzte die Polizei eine Belohnung aus und schaltete ein Portal für Hinweise frei.
In Bremen befindet sich nahe dem Hauptsitz des Speditions-Konzerns Kühne + Nagel ein Mahnmal, das die Rolle des Unternehmens im Holocaust thematisiert, das Arisierungs-Mahnmal Bremen. Offizielle Einweihung war am 10. September 2023 (aus Anlaß des Tags des offenen Denkmals).
Sandra Kreisler – Lesung Jude Sein. Ansichten über das Leben in der Diaspora … mit schönem Abend hinterher im Foyer des cine k …
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Die Schauspielerin, Publizistin und Chanson-Sängerin Sandra Kreisler wurde am 9. November 1961 in München geboren. Sie ist Tochter des Komponisten, Sängers und Dichters Georg Kreisler(1922 – 2011; vgl. Kreislers Musical Lola Blau; Sandra Kreisler aus dessen dritter Ehe mit Topsy Küppers).
In den Novemberpogromen 1938 wurde die Synagoge von Oldenburg sowie die kleine jüdische Schule zerstört. Alle Oldenburger Juden wurden von SA-Männern verhaftet. Auf vielfache Weise wird der Novemberpogrome, der Zerstörung der Synagoge und der Deportation der Oldenburger Juden 1938 gedacht.
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 (Novemberpogrom, sog. Reichspogromnacht) drangen zahlreiche SA-Leute in die Synagoge an der Peterstraße in Oldenburg ein. Sie setzten die Synagoge an der Peterstrasse ebenso wie das nebenan gelegene Schulgebäude in Brand. Alle Juden Oldenburgs wurden verhaftet.
Sie wurden über Nacht in der Polizeikaserne (damalige Ordnungspolizei) am Pferdemarktinterniert, die als Hauptsammelstelle diente. Frauen und Kinder wurden am nächsten Morgen wieder freigelassen. 43 verhaftete Männer wurden am 10. November 1938 gezwungen durch die Stadt an der zerstörten Synagoge vorbei zum Gerichtsgefängnis zu gehen.
Am 11. November wurden 32 Männer (11 waren u.a. aufgrund ihres hohen Alters freigelassen worden) zurück zum Pferdemarkt gebracht. Zusammen mit verhafteten Juden Ostfrieslands und aus dem Oldenburger Land wurden die insgesamt etwa 500 Männer nach einem Fußmarsch zum Hauptbahnhof Oldenburg in das KZ Sachsenhausendeportiert.
Drei der Täter wurden im Sommer 1949 angeklagt. Zwei von zzzihnen stritten jegliche Beteiligung ab. Alle drei erhielten Haftstrafen zwischen 9 Monaten und 21 Monaten Gefängnis.
Erinnerungsgang Oldenburg
1981 veranstalteten Bürger:innen von Oldenburg den damals so genannten ‚Judengang‘. Er vollzog in Form eines Schweigegangs den Weg der inhaftierten Oldenburger Juden vom Pferdemarkt zum Gerichtsgefängnis nach.
Dieser Erinnerungsgang findet seit 1982 jährlich (Ausnahme 2020 aufgrund der Coronavirus Pandemie) am 10. November statt, veranstaltet vom Arbeitskreis Erinnerungsgang. Die konkrete Gestaltung übernimmt seit 2005 jeweils eine Oldenburger Schule.
2020 als Gang aufgrund der Coronavirus Pandemie ausgefallen, fand der Erinnerungsgang Oldenburg im Jahr 2021 wieder statt, mit über 800 Teilnehmer*innen, am 10. November 2021.
Die Überreste der zerstörten Synagoge wurden abgeräumt. Ein Teil davon wurde für Wegepflasterung verwendet.
Das Grundstück der zerstörten Synagoge wurde 1951 an die Jüdische Gemeinde zurückübertragen.
Angesichts der geringen Mitgliederzahl verkaufte sie das Grundstück an die Gemeinde.
Gedenken an die Deportation Oldenburger Juden 1938
Gedenktafel an der ehemaligen Polizeikaserne Pferdemarkt
Das Gebäude der ehemaligen Ordnungspolizei wird heute als Landesbibliothek Oldenburg genutzt.
Im Hof- Durchgang erinnert eine Gedenktafel an die Deportation Oldenburger Juden:
Gedenkstein von 1967
1967 wurde neben dem Grundstück der zerstörten Synagoge ein Gedenkstein errichtet (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit).
Der in Beton realisierte Gedenkstein wurde von dem Künstler Franz Joseph Kampmann (geb. 16.8.1931 Essen) entworfen. Kampmann war 1960 bis 1968 Kunsterzieher an der Hindenburgschule in Oldenburg (danach tätig bis 1991 in Velbert).
Der Gedenkstein wurde am 24. September 1967 eingeweiht. Er trägt die Inschrift (in deutscher und hebräischer Schrift):
„HABEN WIR NICHT ALLE EINEN VATER HAT UNS NICHT EIN GOTT GESCHAFFEN WARUM DENN VERACHTEN WIR EINANDER“ [hebräischer Text- Teil] HIER STAND BIS 1938 DAS GOTTESHAUS DER JÜDISCHEN GEMEINDE“
Text des Gedenksteins 1967
Denkmal von 1990
1990 wurde ein Denkmal aus 170 stürzenden Säulen aus schwarzem Basalt, gelegt auf dem Fundament der ehemaligen Synagoge, errichtet. Es wurde von dem Bildhauer Udo Reimann (geb. 22.7.1939 in Jauer, Schlesien; seit 1968 in Oldenburg) entworfen.
Das im November 1990 eingeweihte Denkmal trägt den Text
„ZUM GEDENKEN AN ALLE OPFER WÄHREND DER ZEIT DES NATIONALSOZIALISMUS IN OLDENBURG 1933 BIS 1945 IHR OPFER VERPFLICHTET UNS, FÜR FREIHEIT, FRIEDEN UND GERECHTIGKEIT EINZUTRETEN“
Mahnmal 1990 Text 1. Platte
Die zweite Platte trägt folgende Inschrift:
„KOMMT IHR ALLE, DIE VORÜBERGEHT, SCHAUET UND SEHT OB EIN SCHMERZ SEI WIEDER SCHMERZ, DER MIR ANGETAN WORDEN Klagelieder Jeremias Kap. 1,12“.
Mahnmal 1990 Text 2. Platte
Denkmal 2013 / 2015
Auf der dem Standort der ehemaligen Synagoge gegenüberliegenden Straßenseite wurde 2013 auf Beschluss des Rats der Sadt Oldenburg ein Denkmal errichtet, entworfen von dem Architekten Hans-Dieter Schaal.
Die Gedenkwand neben dem Gebäude des Kulturzentrums PFL wurde eingeweiht am 11. November 2013. Aufgrund fehlender und falscher Personendaten fand am 4. Juni 2015 eine Korrektur statt.
Das Denkmal trägt den Text
Wir erinnern an die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Oldenburg, die während der nationalsozialistischen Judenverfolgung ermordet wurden. Wir gedenken Ihrer in tiefer Trauer und Scham. 2013 Der Rat der Stadt Oldenburg Arbeitskreis Erinnerung gestalten
Inschrift Denkmal von 2013 / 2015
Am 27. Juli 2021 wurde die Gedenkwand mittags auf Vorder- und Rückseite mit antisemitischen Parolen beschmiert. Der Staatsschutz ermittelt. Die Parolen wurden am Morgen des Folgetags von einer Reinigungsfirma entfernt. Am gleichen Tag fand eine Mahnwache statt.
Gedenkstein an der ehemaligen Justizvollzugsanstalt Gerichststraße
Auf dem Gelände der ehemaligen Justizvollzugsanstalt (Gerichtsgefängnis) in der Gerichtsstraße befindet sich ein Gedenkstein, eingeweiht 1988.
Der Gedenkstein auf dem Gelände der ehemaligen JVA Oldenburg trägt die Inschrift
„ERINNERUNG IST DIE GRUNDLAGE DER VERSÖHNUNG“
Eine kleinen Zusatztafel neben dem Gedenkstein vermerkt
„Im Gedenken an die jüdischen Mitbürger, die am 10. November 1938 im Anschluß an das Pogrom Reichskristallnacht über das hiesige Gefängnis in das Konzentrationslager Sachsenhausen-Oranienburg verbracht wurden.“
Vor dem Eingang zur ehemaligen JVA Gerichtsstrasse informiert eine Tafel in der Mauer an den Erinnerungsgang.
der wiederentdeckte Grundstein der Synagoge Oldenburg
Der Grundstein der Synagoge von Oldenburg wurde 1959 bei Bauarbeiten wiederentdeckt. Der Inhalt wurde dem Verein ‚Jüdische Kultusvereinigung zu Oldenburg e.V.‘ übergeben (inzwischen im Besitz des Braunschweigischen Landesmuseums).
Der leere zweiteilige Grundstein selbst gelangte in den Besitz des Stadtmuseums Oldenburg. Im Rahmen eines Festakts wurde er am 19. Juni 2019 der Jüdischen Gemeinde Oldenburg zurückgegeben.
Er verbleibt als Dauerleihgabe im Stadtmuseum und wird Teil der Dauerausstellung.
In Schifferstadt erinnert eine Gedenktafel an ein letztes Lebenszeichen von Edith Stein am 7. August 1942 – zwei Tage später wurde sie in Auschwitz ermordet.
Die Philosophin (Doktorvater: Edmund Husserl) und Frauenrechtlerin Edith Stein (geb. 12. Oktober 1891 in Breslau) konvertierte 1922 von Judentum zur katholischen Konfession.
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