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Politisches

Rechtsextremismus und Abstammung

„Rechtsextremismus setzt menschenfeindliche Ideologie, aber keine weiße Haut oder deutsche Abstammung voraus“

Matthias Quent, Extremismus-Forscher, Hochschule Magdeburg-Stendal, 21. Dezember 2024, SZ 23. Dezember 2024

Matthias Quent äußerte dies nach dem Anschlag auf den Weihnachtsmarkt von Magdeburg, und unter Verweis auf den Anschlag auf das OEZ München 2016.

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Politisches

Brandanschlag Lübeck 1996

Zehn Menschen kamen am 18. Januar 1996 bei einem Brandanschlag in Lübeck auf ein Asylbewerberheim ums Leben. Dass es sich um Brandstiftung handelte, war bald klar – doch die Täter wurden bis heute nicht ermittelt. Vier Neonazis wurden der Tat verdächtigt, sie wurden jedoch bis heute nicht angeklagt.

Gedenkstätte Brandanschlag Lübeck
Gedenkstätte Brandanschlag Lübeck 1996 (Foto 2024)
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Politisches

Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma

Dr. Frank Reuter, Forschungsstelle Antiziganismus, Universität Heidelberg
Dr. Frank Reuter, Forschungsstelle Antiziganismus, Universität Heidelberg

Vortrag ‚Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma‘ – Dr. Frank Reuter, Forschungsstelle Antiziganismus am Historischen Seminar der Universität Heidelberg
Katharinenkirche Lübeck, 24. Mai 2023
Veranstaltet von Initiative Stolpersteine für Lübeck

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Kulturelles

Frederik Hahn aka Torch – Blauer Samt

Der Rapper, Autor und Aktivist Frederik Hahn wurde am 29. September 1971 in Heidelberg geboren. Bekannt wurde er als Torch / MC Torch sowie als DJ Haitian Star.

Frederik Hahn aka Torch am 11. Mai 2023 im Museum für Hamburgischer Geschichte
Frederik Hahn aka Torch am 11. Mai 2023 im Museum für Hamburgische Geschichte

Hahn betont, er sei Hiphoper, nicht ’nur‘ Rapper.

„Das Leben der Kultur ist das wichtige, nicht die Produkte die daraus entstehen.“

Frederik Hahn aka Torch, 11. Mai 2023

Rap auf Deutsch – geht das?

„Es hieß immer: Rap auf Deutsch, das geht nicht. Rap auf Deutsch wurde nicht als richtig oder authentisch erachtet.“

Smudo, in: Könnt ihr uns hören? Eine oral history des deutschen Rap (Berlin 2019)

Geht doch – Torch rappte in deutscher Sprache. Torch der erste Deutschrapper? Er betont eher ‚der erste Freestyler auf deutsch‚.

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Berlin Kulturelles

Im Herzen der Gewalt (Edouard Louis 2016 / Thomas Ostermeier 2018)

Edouard ist Student der Soziologie und schwul. Frühmorgens lernt er in Paris einen jungen Mann kennen, den aus Algerien abstammenden Reda. Sie verbringen eine ausgelassene Nacht miteinander – die in Gewalt endet. Edouard flieht zu seiner Schwester Clara in die Provinz in Nordfrankreich, aus der er kommt, zu der er aber fast alle Brücken abgebrochen hatte. Versucht zu verstehen, sowohl die schlimme Nacht als auch die Strukturen dahinter. Setzt sich mit nur mühsam kaschierter Homophobie, mit Rassismus, Gewalt auseinander.

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Kulturelles

Megaloh über Rassismus

„Der Song ‚Der Neger‘ von B-Tight hat mich richtig aufgeregt. Aggro haben damals Vorgruppe auf einem DMX-Konzert in der Columbiahalle gemacht. B-Tight steht auf der Bühne und fragt: ‚Wer hat das Gras geraucht?‘ Alle um mich herum brüllen aus voller Kehle: ‚Der Neger!‘. Ich hätte am liebsten jeden einzelnen umgeboxt – inklusive B-Tight, weil er den Leuten die Möglichkeit gegeben hat, das zu sagen. Ich bin seit meiner Kindheit mit diesem Wort beleidigt worden und hab es schon immer als Peitschenhieb empfunden. Ich spüre Schmerz, wenn ich dieses Wort höre! Das geht zurück in die Kolonialzeit, in der man versucht hat, einem ganzen Kontinent die Würde zu nehmen. All das steckt in diesem Wort. Jedes Mal, wenn man es sagt. B-Tight hat auf alles geschissen, was in diesem Wort steckt, und es für seine Aufmerksamkeit genutzt. Er hat das von Weißen geprägte Bild des bösen schwarzen Mannes überzeichnet, inklusive Blackfacing. Für ihn hat das funktioniert. Aber für mich hat es sich wie Hochverrat angefühlt.“

Megalo, in: Könnt ihr uns hören? Eine oral history des deutschen Rap (Berlin 2019)
Megaloh beim Watt en Schlick Fest 2021

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Uchenna von Capelleveen aka Megaloh wurde am 27. Februar 1981 geboren. Der Rapper niederländisch- nigerianischer Abstammung lebt in Berlin.

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Kulturelles Oldenburg Politisches

August Hinrichs (1879 – 1956)

Der in Oldenburg geborene Schriftsteller August Hinrichs war ein erfolgreicher Heimatdichter – und Nutznießer der NS-Politik und beteiligt an NS-Propaganda. Die ihm 1944 verliehene Ehrenbürgerwürde der Stadt Oldenburg wurde ihm 2015 aberkannt.

August Hinrichs Geburtshaus Oldenburg Gedenkstein
August Hinrichs Geburtshaus Oldenburg Gedenkstein (Foto November 2021)

Von 1934 bis 1945 war Hinrichs Landesleiter der Reichsschrifttumskammer (damaliger Gau Weser – Ems). 1937 wurde er Mitglied der NSDAP. Er galt als „ein treuer Paladin des Führers“ (Spiegel 1993).

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Kulturelles

Brinkmann Wandmosaik Hauptbahnhof Bremen

Zentral und gut platziert über der zentralen Anzeigetafel in der Haupthalle – das Brinkmann Wandmosaik im Hauptbahnhof Bremen erinnert nicht nur an Hafen, Handel und Stadtmusikanten, sondern auch an ein Stück Kolonialgeschichte.

Brinkmann Wandmosaik Hauptbahnhof Bremen, linker Teil
Brinkmann Wandmosaik Hauptbahnhof Bremen Tabakhandel
zentraler Teil
rechter Teil
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Politisches

Arisierungs-Mahnmal Bremen – Kühne + Nagel und der Holocaust

In Bremen befindet sich nahe dem Hauptsitz des Speditions-Konzerns Kühne + Nagel ein Mahnmal, das die Rolle des Unternehmens im Holocaust thematisiert, das Arisierungs-Mahnmal Bremen. Offizielle Einweihung war am 10. September 2023 (aus Anlaß des Tags des offenen Denkmals).

Arisierungs- Mahnmal Bremen
Arisierungs- Mahnmal Bremen
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Oldenburg Politisches

Stedingsehre – vergessene Blut und Boden -Kultstätte

Die „Stedingsehre auf dem Bookholzberg“ bei Oldenburg sollte einst eine Nazi- Kultstätte werden. Eine Freilichtbühne und Volksbelustigung mit Blut-und-Boden – Ideologie, die später in Vergessenheit geriet.

1934 (Uraufführung 27.5.34) wurde das Volksschauspiel „De Stedinge“ des Oldenburger Heimatschriftstellers August Hinrichs (1879 Oldenburg – 1956 Huntlosen) sehr erfolgreich aufgeführt auf der 700-Jahr-Feier der Schlacht bei Altenesch (für die er es extra verfasst hatte). Freie Stedinger Bauernfamilien wurden in der Schlacht bei Altenesch 1234 von Bremer und Oldenburger Bischof unterworfen (Stedingerkrieg).

„Stedingsehre ist ein Beispiel für Geschichtsverfälschung im Sinne ideologischer Indoktrination.“

Gerhard Kaldewei, Professor für Geschichte

Hinrichs war zuvor bereits u.a. mit der ‚Swienskomödi‚ (Titel hochdeutsch ‚Krach um Jolanthe‚) bekannt geworden. Die in großen Teilen in Wiefelstede gedrehte Verfilmung hatte im August 1934 Uraufführung im 2007 geschlossenen ‚Wallkino‘, damals noch Wall- Lichtspiele.

„Heimat als schicksalhafte Verbundenheit mit der Erde“

dem NS-Heimatfilm ‚Das alte Recht‘ vorangestelltes Zitat von August Hinrichs, der Film hatte am 27. Januar 1934 Premiere in den Wall Lichtspielen Oldenburg

NS-Gauleiter Carl Röwer (selbst gebürtiger Stedinger) beschloss nach dem großen Erfolg von ‚De Stedinge‘ die Errichtung einer ‚Thingstätte‘ mit Freilichtbühne und monumentalem Kulissendorf – ‚Stedingsehre‘.
Das Kulissendorf (Entwurf: Architekten Walter Reimann, Berlin & Ernst Behrens, Delmenhorst) soll im Stück das Dorf Altenesch darstellen. Es bestand neben zahlreichen reetgedeckten Fachwerkhäusern aus einer großen Kirche (Beton-Bau, Feldsteine nur außen als Verkleidung), Wassergraben und Deich.
Von den umgebenden nach Norden geöffneten Zuschauerränge hatten Besucher einen Blick auf Dorf und die dahinter liegende Wesermarsch-Landschaft – Theaterbühne und Landschaft vermischen sich.
Die Freilichtbühne bot Platz für über 20.000 Menschen.

 Stedingsehre Bookholzberg
Stedingsehre Bookholzberg, September 2010, Von Matthias Süßen – Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11423120

Am 29. Oktober 1934 fand die Grundsteinlegung für die ‚Weihestätte Stedingsehre‘ statt, in Anwesenheit von Alfred Rosenberg und Heinrich Himmler. Am 14. Juli 1935 folgte die Einweihung.

Hinrichs Stück wurde hier als ‚Spiel vom Untergang eines Volkes‘ von 1935 bis 1937 von der Niederdeutschen Bühne Oldenburg mit großem Erfolg aufgeführt (Spielzeiten 1935 ca. 80.000 Zuschauer, 1937 ca. 150.000 Zuschauer). Hinrichs überließ die Rechte an seinem Heimatstück der ‚Stiftung Stedingsehre‘. Die UFA realisierte 1936 einen Kurzfilm über die Aufführungen.

1939 fand in Stedingsehre die Uraufführung des Stücks ‚Steding Renke. Spiel vom Opfergang eines Volkes‘ statt (Autor wieder August Hinrichs). Stedingsehre wurde neben seiner Verwendung als Freilichtbühne auch als Ort für Massenaufmärsche oder am 19. Juni 1939 eine Sonnenwendfeier (mit Rede des 1946 als Kriegsverbrecher hingerichteten NS- Chefideologen Alfred Rosenberg) genutzt. Planungen, Stedingsehre zu einer gigantischen Schulungsstätte (‚Gauschulungsburg‘, Planmung Architekt Ernst Behrens (1901 – 1988), Delmenhorst) und einem Nationaldenkmal auszubauen wurden nicht mehr realisiert.

Auch nach Ende der NS-Diktatur wurde das Gelände weiter genutzt – zunächst als ‚Kriegsversehrtendorf‘, später u.a. für Musikveranstaltungen und Theater-Aufführungen (so in den 1970er Jahren ‚Pipi Langstrumpf‘). Später geriet das Gelände in Vergessenheit.

August Hinrichs starb am 20. Juni 1956. Sein Grab befindet sich auf dem Gertrudenfriedhof Oldenburg. Seine Rolle in der NS-Zeit ist bis heute umstritten.

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Zuschauerränge und Reste des Kulissen-Dorfes (Spieldorf) stehen noch heute (auf dem Gelände des Berufsförderungswerks Bookholzberg, Dporfplatz weitgehend zugewachsen). Das Gebäude der Kirche wurde 1943 durch eine Fliegerbombe zerstört. Das Gelände steht seit 1992 unter Denkmalschutz. Es ist derzeit nicht frei zugänglich.

,,Dieser Ort muss zugänglich gemacht werden. Aber nur unter Bedingung, dass über den Hintergrund informiert wird.“

Prof. Lutz Walk

Stedingsehre ist auch Ziel von ‚Ausflügen‘ von Rechtsextremen, so im Juli 2023 (Bericht taz)

Mit der Geschichte von Stedingsehre befasste sich u.a. 2007 eine Ausstellung im Nordwestdeutschen Museum für Industriekultur auf der Nordwolle Delmenhorst.
Die Kulturetage Oldenburg widmete ihre Produktion ‚Visionen für einen Unort‘ 2021 der Auseinandersetzung mit diesem belasteten Ort.
Ein Förderverein plant ein IDZ Informations- und Dokumentationszentrum.