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Hamburg Homosexualitäten

Die Hamburger ‚ Spiegel-Affäre ‚ 1980 – Polizei-Überwachung von Klappen aufgedeckt

Spiegel-Affäre Hamburg: Polizei überwacht Schwule auf Klappen durch Einweg-Spiegel – In der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1980 zerschlagen Schwule in Hamburg auf der Klappe am Spielbudenplatz einen Überwachungsspiegel, die Polizei muss die Existenz und Führung von ‚Rosa Listen‘ einräumen.

Rosa Listen‚ waren ein zentrales Element der Erfassung und Verfolgung von Homosexuellen. Polizei und Verfassungsschutz sammelten Daten über Homosexuelle, legten systematische, fortlaufend ergänzte und ausgewertete Karteien Homosexueller an – sie führten so genannte ‚Rosa Listen‚.

Basis dieser ‚Rosa Listen‘ war neben Razzien in Bars u.a. die Überwachung von Treffpunkten Homosexueller, u.a. Parks und öffentliche Toiletten (aka Klappen).

Ihren ‚Höhepunkt‘ erreichten die ‚Rosa Listen‘ vermutlich in der NS-Zeit nach der Verschärfung des Paragraphen 175 mit der ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität’ – über 33.000 Personen seien in ihren Karteien erfasst, teilt das ‚Jahrbuch‘ 1939/40 mit; für die Zeit ab 1940 sprechen Historiker von 41.000 bis 95.000 erfassten Männern. Die ‚Rosa Listen‘ wurden zur Basis einer umfangreichen Verfolgung und Bekämpfung Homosexueller.

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Hamburg Homosexualitäten

MHC Magnus Hirschfeld Centrum Hamburg Eröffnung 14. Mai 1983

Am 14. Mai 1983 wurde das MHC „Magnus Hirschfeld Centrum“ in Hamburg eröffnet. Im Herbst 1982, vor 30 Jahren, wurde es geplant und seine Förderung beim Hamburger Senat beantragt.

Das Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) in Hamburg wurde am 14. Mai 1983 (in den Räumen einer früheren Bäckerei am Borgweg) eröffnet. Heute ist es eines der wenigen noch existierenden Schwulen- und Lesben-Zentren.

Am 30. Mai 2013 feierte das Magnus Hirschfeld Centrum in Hamburg sein 30jähriges Jubiläum unter dem Motto „30 Jahre Einsatz für queere Emanzipation“.

MHC Magnus Hirschfeld Centrum : Förderungs-Antrag an den Hamburger Senat

Der von der UHA (Unabhängige Homosexuelle Alternative) sowie Intervention gestellte Antrag (60 Seiten plus Anhang) auf Anlauf- und Folgefinanzierung erläutert die Notwendigkeit eines Schwulen- und Lesbenzentrums folgendermaßen:

„Bedingt durch die fortbestehende Diskriminierung sind Homosexuelle Frauen und Männer in besonderem Maße auf umfassende Kontakte untereinander und auf gegenseitige Hilfer angewiesen. …
Die traditionellen ‚Treffpunkte‘ für Homosexuelle, die sich urwüchsig als ‚Nachtkultur‘ aus der gesellschaftlichen Stigmatisierung gleichgeschlechtlich liebender Menschen ergeben haben (Kneipen, Parks, Klappen) können diesem Bedürfnis nur in sehr eingeschränktem Maß Rechnung tragen, da sich hier verständlicherweise einseitige Umgangsformen ergeben, die lediglich bestimmte Aspekte des homosexuellen Menschen ansprechen können. Besonders deutlich treten diese Umgangsformen an jenen ‚Treffpunkten‘ hervor, die mehr oder weniger häufig Kontrollen der Polizei unterliegen (Parks, Klappen). In Folge der begonnenen Emanzipation homosexueller Bürgerinnen und Bürger hat sich das Bedürfnis nach einer Veränderung dieser Situation zunehmend entwickelt.“

In dem von Horst Parow (UHA) und Dieter Jarzombek (Intervention) unterzeichneten Antrag vom Oktober 1982 wird eine Kombination aus Kommunikations- und Beratungs-Zentrum skizziert. Wesentliche Mitstreiter waren damals auch Hans-Georg Stümke (1941 – 2002) und Hans-Georg Floß (1951 – 1993).

Magnus-Hirschfeld-Zentrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Seite 1
Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Seite 1

Magnus-Hirschfeld-Zentrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Inhaltsverzeichnis
Magnus Hirschfeld Centrum (MHC) Antrag UHA & Intervention, Hamburg 1982, Inhaltsverzeichnis

Wesentlicher Teil des Antrags war ein von Hans-Georg Floß (*1952, † 7.1.1993 an den Folgen von Aids) erstellter Bericht über den damaligen ‚Stand des Beratungsangebots für homosexuelle Männer in Hamburg‚, der wesentlich auf (s)einer 1981 an der Universität Hamburg (Fachbereich Psychologie) erstellten Diplomarbeit beruhte.

MHC : Namenspatron Magnus Hirschfeld

Bereits von Beginn an war vorgesehen, das Zentrum nach Magnus Hirschfeld zu benennen:

„Um seine Verdienste und seinen großen persönlichen Einsatz für die Verwirklichung der Menschenrechte der Homosexuellen vor 1933 zu ehren wird vorgeschlagen, der Einrichtung den Namen ‚Dr. Magnus Hirschfeld – Zentrum‘ zu geben.“

Das Magnus Hirschfeld Centrum besteht seit 1983 und bis heute, mit der UHA (Unabhängige Homosexuelle Alternative e. V.) als alleinigem Trägerverein. Es bezeichnet sich heute als ‚Hamburgs lesbisch-schwules Zentrum für Beratung, Kommunikation, Kultur und Jugend‘.
Der Verein Intervention e.V., im September 1982 von Lesben und Schwulen gemeinsam mit dem Ziel einer Beratungsstelle gegründet, war an der Gründung des MHC mit beteiligt, arbeitete jedoch bereits ab 1983 (dem Jahr der Eröffnung des MHC) eigenständig in St. Georg. Intervention e.V. „unterstützt seit 1993 fast ausschließlich und exklusiv lesbenspezifische Angebote“ (Selbstdarstellung) und ist Träger des JungLesbenZentrums und des Lesbentreffs in Hamburg.

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An den Gesprächen im Vorfeld der Planung und Beantragung des Magnus Hirschfeld Centrums nahmen auch Vertreter anderer Hamburger Lesben- und Schwulengruppen zeitweise teil. Alle scheiterten, zogen sich zurück. Die Mitarbeit von Schwusel (Selbsthilfegruppe schwuler und lesbischer Jugendlicher im Alter bis ca. 25 Jahre) im MHC scheiterte letztlich, in meiner Erinnerung, vor allem daran, dass die UHA von ihrer dominierenden und allein entscheidenden Position nicht abweichen wollte.

Der Namens-Patron Magnus Hirschfeld war schon damals nicht unumstritten. Die Debatten um Magnus Hirschfeld führten u.a. mit dazu, dass sich das im März 1985 eröffnete (und seit Mitte 2003 nicht mehr existierende)  Kölner Lesben- und Schwulen-Zentrum nach langen Debatten nicht nach Magnus Hirschfeld benannte, sondern nach einem öffentlichen Namens-Wettbewerb schlicht den Namen ‚SCHULZ‚ (für Schwulen- und Lesben-Zentrum) erhielt.

Das Magnus Hirschfeld Centrum wurde von einer einzigen dominierenden Gruppe geplant und gestaltet. Es hätte Möglichkeiten zur Einbeziehung eines breiteren Spektrums von Hamburger Lesben- und Schwulengruppen gegeben (zum Beispiel in Form des damals existierenden ‚Forum Hamburger Lesben und Schwule‘ (FHLS). Das Kölner Lesben- und Schwulen-Zentrum SCHULZ schaffte es einige Jahre später, trotz einer starken Stellung der ‚gay liberation front‘ (glf) eine Trägerstruktur zu finden (Emanzipation e.V.), die eine Einbeziehung breiter Kreise der Kölner Lesben- und Schwulenszenen ermöglichte.

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Hamburg

Ulli 4.8.2012

Ulli 4. 8. 2012
Ulli 4. 8. 2012

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Hamburg

Mispel-Probleme

Unsere geliebte Mispel macht Probleme … schon das zweite Jahr … 🙁

Im Frühjahr ganz normales Austreiben, oppulente Blüte. Doch die Blätter werden nicht satt dunkelgrün wie früher, bleiben bei einem hellen grün … und bekommen bald teilweise rote Zeichnungen. Derzeit sieht sie so aus:

Im Herbst letzten Jahres hat die Mispel ihre Blätter viel zu früh verloren, kaum Früchte bis zur Reife getragen.

Die bisherigen Ratschläge von Gartenfreunden und Gärtner/innen waren erfolglos:

  • das trockene Frühjahr / der nasse Sommer letztes Jahr (dieses Jahr war’s anders – der Mispel gehts nicht ebsser)
  • das sind Wühlmäuse (Befund: negativ)
  • zu karger Boden (Mispel ist nicht sher anspruchsvoll; Düngen; keine Änderung)
  • das ist ein Pilz (komplett Laub letztes Jahr entfernt, verrbannt, keine Änderung).

Weiß jemand Rat?

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Hamburg Homosexualitäten

Ludwig Meyer: Jude, schwul, NS-verfolgt – & nicht entschädigt

Ludwig Meyer wird 1903 als Sohn einer jüdischen Familie von Vieh- und Fleischhändlern geboren. Zwar soll auch Ludwig den Familenbetrieb der „en-gros-Schlachterei“ fortführen – doch nach der Lehre geht er 1923 für ein Jahr nach Berlin. Erst 1930 kommt er nach Bielefeld zurück, arbeitet nun im Familienbetrieb und wird bald dessen Mitinhaber.

Am 17. Oktober 1936 wird Ludwig Meyer von der Gestapo verhaftet – im Rahmen der ‚Sonderaktion gegen Homosexuelle in Bielefeld‘. Meyer wird wegen Vergehens nach (dem erst kurz zuvor verschärften) Paragraph 175 angeklagt und zu 8 Monaten Gefängnis verurteilt.

Im Dezember 1937 wird der Familie das Ausüben des Schlachterhandwerks verboten – das Aus für den Betrieb. Ludwig Meyer wird arbeitslos – und ist als Jude auch chancenlos auf dem Arbeitsmarkt in Nazi-Deutschland.

Am 2. Juni 1938 wird Ludwig Meyer in ‚Vorbeugehaft‘ genommen. Im September 1938 wird er nach Buchenwald deportiert. Nach fünf Jahren Aufenthalt im KZ Buchenwald wird er im Mai 1943 in das KZ Auschwitz verlegt, später in das KZ Mauthausen.

Ludwig Meyer überlebt jahrelange KZ-Haft und NS-Verfolgung. Nach der Befreiung von Mauthausen am 8. Mai 1945. Er kehrt kurz darauf, völlig mittellos, in seine Heimatstadt Bielefeld zurück. Im Mai 1946 wird Ludwig Meyer als rassisch Verfolgter anerkannt.

1949 steht Ludwig Meyer erneut vor Gericht – nach dem unverändert in der NS-Fassung weiter gültigen Paragraphen 175. Wegen ‚unzüchtiger Handlungen‘ wird er zu 5 Wochen Gefängnis verurteilt. Die Bielefelder Wiedergutmachungsstelle plant daraufhin, seine Anerkennung als rassisch Verfolgter zu widerrufen, diese habe er aufgrund seiner Homosexualität verwirkt. Die jüdische Kultusgemeinde, in der Meier seit der Befreiung 1945 Mitglied ist, interveniert vergeblich. Sein Verfolgten-Status wird zunächst aberkannt. Meyer gewinnt ein Einspruchs-Verfahren, doch die Stadt Bielefeld legt Widerspruch ein. Als er wegen Betrugs und Bestechlichkeit im Amt zu 13 Monaten Gefängnis verurteilt wird, verliert er den Status als rassisch Verfolgter. Erst 1956/57 „kamen alle Entschädigungs- und Rentenangelegenheiten zu einem positiven Ausgang“, wie Niko Evers in der taz resümiert.

1953 eröffnet Ludwig Meyer gemeinsam mit seinem Freund Günter Heidemann eine der ersten Schwulenkneipen Hannovers, das ‚Wielandseck‚ in der Glockseestrasse. 1960 gibt er die Kneipe ab, zieht später nach Hamburg.

Im April 1975 meldet die Hamburger Lokalpresse „wieder ein Mord auf St. Pauli: Rentner erschlagen“, das Opfer sei „homosexuell veranlagt“ gewesen. Ludwig Meyer wird Opfer eines Raubmords, sein Leben fand im Alter von 71 Jahren ein gewaltsames Ende.

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Berichtet hat die Geschichte von Ludwig Meyer der Journalist Niko Ewers vom ‚Bielefelder Stadtblatt‘ (einer aus der 1970er Protestbewegung entstandenen alternativen Zeitung, die 2001 nach 25 Jahren in Insolvenz ging) in der taz.

Als Theaterstück umgesetzt wurde das Schicksal Ludwig Meyers in dem Stück „Schlachter-Tango“ (2010; Konzept: Michael Grunert) das 2012 in Bielefeld (mit Förderung durch die hms Hannchen Mehrzweck Stiftung) erneut aufgeführt wurde.

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In der Gedenkstätte Buchenwald erinnert seit 2006 ein Gedenkstein an die homosexuellen NS-Opfer.

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Lesezeichen
Niko Ewers: Homosexuell und Jude – Leben und Verfolgung des Bielefelders Ludwig Meyer, dessen Leidensgeschichte nach siebenjähriger KZ-Haft noch nicht zuende war. in: Capri, 13. Jg. 2001 (H. 30), S. 35 – 41
taz 02.09.2000: Nicht verfolgt?
Theater-Labor im Tor 6: Schlachter-Tango

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Nachtrag
26.06.2012
: Das ‚Wielandseck‘ war Anfang der 1960er Jahre, in Zeiten des ‚Tanzverbots‘ für Schwule in Hamburg (1961 hatte das Verwaltungsgericht Hamburg das vom Ordnungsamt angeordnete Tanzverbot in Lokalen für Homosexuelle bestätigt), auch Zufluchtsort für Hamburger Homosexuelle, wie Mico Kaletta (Besitzer der ältesten Schwulensauna Deutschlands, der Vulkan in Hannover) berichtet (pdf):

Im Wielandseck hingen Plakate `heute kommt der Bus aus Hamburg. Wir begrüßen die Hamburger, seid alle pünktlich ́. Gegen 20 Uhr kam der Reisebus um die Ecke und die hannoverschen Tunten begrüßten die Hamburger Tunten, sogar mit Rosen. Es wurde getanzt und gefeiert, bis der Bus am nächsten Tag nur noch halbvoll nach Hamburg zurückfuhr.

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Hamburg Italien

etruskischer Analverkehr

Analverkehr im Museum?
Sag mal, siehst du auch, was ich sehe?
Grinsend steht Frank vor einem Tuffstein-Relief im Hamburger ‚Museum für Kunst und Gewerbe‘.
Nun, die Darstellung bietet nicht so arg viele Möglichkeiten der Interpretation,
auch wenn bemerkenswerterweise gerade hier der museale Erläuterungstext fehlt …

Etruskischer Analverkehr ?
Etruskischer Analverkehr ?

Etruskischer Analverkehr ?
Etruskischer Analverkehr ?

(wir haben leider versäumt, im Bestands-Katalog des Museums nähere Angaben nachzuschlagen …)

男同

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Hamburg Homosexualitäten

schwule Sauna Club Uhlenhorst 1969 – 1987

Eine der Legenden des schwulen Lebens in Hamburg ist das „CU„, die schwule Sauna Club Uhlenhorst .

Der ‚Club Uhlenhorst‚, liebevoll abgekürzt ‚CU‚ , befand sich mitten in Wohlstands-Hamburg an der Adolfstrasse 25 (inzwischen umbenannt, seit Februar 1986: Herbert-Weichmann-Strasse), Ecke Auguststr., eher unauffällig gelegen in einem Viertel sehr nahe der Alster. Großzügige Häuser, eingezäunte Gärten, nichts ließ den nicht Eingeweihten hier auf einen der einst ‚heißesten Orte Hamburgs‘ schließen. Ein schmaler Gang führte zum Eingang im Souterrain. Nicht wesentlich mehr als eine unauffällige Tür – und dahinter ein schwules Eldorado.

Das CU war eine schwule Sauna, und weit mehr als das. Es war zu Zeiten seiner Eröffnung die größte schwule Sauna Europas. Großzügige Schwimmhalle mit großem Schwimmbecken (mit den Pool säumenden griechischen Statuen), ausgedehnte Ruhebereiche, Gartenterrasse, Kabinen mit Cruising-Labyrinth, Solarien, Bar mit Imbiss-Möglichkeit. Zudem bot das CU eine Übernachtungsmöglichkeit (für ein geringes Aufgeld konnte man Ruhekabinen mieten), praktischerweise direkt mit Möglichkeit zum zwischenzeitigen Verlassen der Sauna.

Die Sauna selbst warb in Anzeigen mit ihrer umfangreiche Ausstattung

„Täglich 24 Stunden geöffnet. Finnische Sauna, russisches Dampfbad, Schwimmhalle, Jetstream Massage, Hot Whirl-Pool Jacuzzi, Gartenterrasse, Liegewiese, Tischtennis, großes Sonnenstudio, TV … Alles im Eintrittspreis inbegriffen … Außerdem über 50 Einzel- Privat-Kabinen (Übernachtungsmöglichkeit), Erfrischungs- und Snack-Bar, Frühstück ab 4 Uhr“

Werbeanzeige Club Uhlenhorst

Wolfgang Voigt schreibt 1981 in ‚Hamburg Ahoi!‚ über das ‚CU‘, „das goldene Ghetto in der Adolfstraße, dem sich keiner von uns so leicht entzieht“:

„Als stilbildendes Vorbild für viele Betriebe im Land könnte man die Uhlenhorst-Sauna ansehen, die sofort nach der Reform [von 1969; d.Verf.] eröffnet wurde – eine geniale Verknüpfung von Bar, klassischem Dampfbad, Klappe und Stundenhotel.“

Wolfgang Voigt über das CU

Arno Zedler berichtet (ebenfalls in ‚Hamburg Ahoi!‘) auf bemerkenswerte Weise über seine „Erinnerungen an den ‚Club Uhlenhorst'“.

Betrieben wurde der ‚Club Uhlenhorst‘ von Harald Tangermann (7.12.1932 Hamburg – 27.3.1998 Hamburg) und Peter Daun (19.6.1941 – 15.12.1987; ehemaliger Polizist und Seemann, den Tangermann 1968 in Berlin kennengelernt hatte). Erste Planungen begannen bereits 1968, 1969 fand die Eröffnung statt.

Gelegen war die Sauna in ihrem damaligen Wohnhaus in Uhlenhorst nahe der Außenalster.

Das Wandgemälde in der großen Schwimmhalle hatte extra für diesen Ort Tom of Finland entworfen und realisieren lassen (den beide 1968 auf Vermittlung von Gerhard Pohl kennengelernt hatten).

das Tom of Finland Wandbild im ehemaligen Club Uhlenhorst (Foto © Rinaldo Hopf 2020)

Aufgrund ihres großen Erfolgs warb das CU in Anzeigen bald mit dem Motto „Der internationale Treffpunkt mit Weltruf – Sauna, Freizeitclub und Bar – täglich 24 Stunden geöffnet“

Tangermann und Daun gründeten, inspiriert durch den Erfolg des CU, im Oktober 1974 in Hamburg auch eine Leder-Bar, den legendären nach Tom of Finland benannten ‚Tom’s Saloon‚ (den sie bis zum Verkauf 1977 gemeinsam betrieben).

Der ‚Club Uhlenhorst‘ schloss nach 18 Jahre 1987 für immer seine Pforten. Als Gründe wurden offiziell Probleme mit dem Ordnungsamt sowie mit den Nachbarn (Lärm) angegeben.

Das Haus wurde später umgebaut, das ehemalige riesige Wandgemälde von Tom of Finland exisitiert leider nicht mehr.

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Harald Tangermann starb 1998, Peter Daun bereits 1987. Ihre gemeinsame Grabstätte befindet sich in Hamburg auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf.

Grab von Harald Tangermann und Peter Daun Club Uhlenhorst Toms Saloon Pit
Grab von Harald Tangermann und Peter Daun (Foto April 2019)

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Allein die Eröffnung des CU bereits 1969 und dessen Planung schon 1968 sind bemerkenswert.

Die Zeit des ‚Nachseptember‘ – gerade erst war am 1. September 1969 die Liberalisierung des Paragraphen 175 in Kraft getreten. Am 1. Oktober erschien erstmals das Homosexuellen-Maganzin ‚Du & Ich‘. Und in Hamburg eröffnet aus dem Nichts die größte Sauna für Homosexuelle in Europa.

Respektabilität nach außen bewahren und gleichzeitig im Innern Freiräume schaffen – dieser Gedanke der Homophilen-Bewegung der 1960er Jahre mag sich auch in Nachklängen noch im CU gespiegelt haben.

Und zugleich war die Eröffnung, auch nur kurz nach dem Höhepunkt der Homosexuellen-Verfolgung in Hamburg der frühen 1960er Jahre, ein Schritt vorher unbekannten Ausmaßes für schwules Leben in Hamburg.

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1981 – ich lebte in Bremerhaven, war mitten im Studium – verzeichnete mein Kalender erstmals den Adress-Eintrag „Club Uhlenhorst, Adolfstr. 25, HH, Tel. 040 / 225954″.

Die schwule Sauna Club Uhlenhorst, kurz ‚das CU‘ – ein Angebot, dass ich als junger Student und direkt nach dem Studium damals viel und gern nutzte. Ähnlich wie die ebenfalls legendäre schwule Sauna Continental Opera in Paris

Bei meinen zahlreichen Wochenend-Visiten in Hamburg Anfang der 1980er Jahre konnte ich so das Angenehme mit dem Zweckmäßigen verbinden. Ein oder mehrere Sauna-Besuche, Freunde treffen, in Bars und Discos gehen, Party machen. Und Sex Sex Sex. Und vielleicht einige Stunden schlafen, im CU ging das unkompliziert, zumal es sonntags morgens auch noch leckeres Frühstück gab.

Für mich war es einst eine wichtige Station, das CU …

Später, mit aufkommendem New Wave, wurde die ‚griechelnde‘ Optik des CU ‚unmodern‘ – ‚coolere‘ Orte wie das (ebenfalls längst legendäre, 1983 eröffnete) Front oder die im Herbst 1982 eröffnete Pool Sauna waren nun ‚in‘ …

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Hamburg

Strike – Stroke – short fuse

Sonntag Morgen, kurz nach sieben. Zwei müde Gestalten warten mit mir auf den Metrobus. Die Sommerstimmung der letzten Tage ist wie weggeweht. Es ist kalt, Nieselregen, ich bin zu dünn angezogen, aufgewühlt.

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Stroke Unit. Geballte Kompetenz, schnelle Reaktion, bestmögliche Diagnose und Erstbehandlung. Ein Begriff suggeriert Sicherheit.

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Samstag Nacht, gegen elf Uhr. Ich hatte gedacht, es sei möglich, auch nachts von Berlin nach Hamburg zu kommen. Nein, der letzte ICE verlässt heute um 22:58 Uhr den Berliner Hauptbahnhof, danach folgt nur ein Nachtzug – dreißig Minuten später ab Ostbahnhof. Beides schaffe ich nicht mehr. Dann nichts an Zugverkehr Berlin -> Hamburg bis kurz nach sieben Uhr morgens.

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Samstag, am späten Abend, viertel vor elf. Erschöpft nach einer Nacht mit wenig Schlaf und einem langen Tag einer (bis auf einen fulminanten Schluss) erfolgreichen Klausurtagung sitze ich vor dem PC, bereite einige ondamaris-Texte für die kommenden Tage vor. Die Glotze plärrt im Hintergrund. Das Telefon klingelt. Er wolle kurz noch einmal bei seiner Mutter vorbei, erzählt Frank. Die Wohnanlage habe angerufen, sie habe plötzlich sehr hohen Blutdruck. Alarmglocken schrillen still in mir. Recherchiere einige seriöse Seiten im Internet, die bestätigen – lieber schnell und umfassend reagieren, nicht abwarten. Als ich Frank erreiche, ist er schon auf dem Weg zu ihr, der Notarzt unterwegs. Kurz darauf meldet er sich von dort. Einen Arm könne sie nicht bewegen, sei blass, ansonsten okay. Der Notarzt hat bereits den Transport in die nächstgelegene Klinik mit stroke unit veranlasst.

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In der Klinik sofort professionelles und vorbereitetes Krisenmanagement. Nach Mitternacht, nach einigen weiteren Telefonaten und Berichten, gehe ich erschöpft ins Bett. Der Koffer ist gepackt, morgen in der Frühe auf nach Hamburg. Kurz nach 2 Uhr noch ein Telefonat, Frank ist endlich auch zuhause.

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Sonntag, stroke unit. Ja, sie suggeriert nicht nur, sie vermittelt tatsächlich ein Gefühl von Sicherheit. Wesentliche Untersuchungen sind bereits in der Nacht, direkt nach Einlieferung durchgeführt, weitere werden gerade vorgenommen. Noch keine Klarheit (doch beidseitige Lähmungen sprechen gegen Schlaganfall), Klarheit soll das morgige MRT bringen.

stroke unit
stroke unit

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Hamburg Kulturelles

Ernst-Barlach-Haus Hamburg

Es ist für mich das feinste und schönste der Barlach-Museen: das Ernst-Barlach-Haus in Hamburg, das 2012 sein 50-jähriges Jubiläum feierte.

Hervorgegangen aus der umfangreichen Privatsammlung des Industriellen Hermann F. Reemtsma, gelegen in einem der schönsten Landschaftsgärten Hamburgs (dem Jenisch-Park), gibt das als Stiftung geführte und 1962 eröffnete Ernst-Barlach-Haus eine beeindruckenden Überblick über das plastische Werk Ernst Barlachs.

Ernst Barlach - Haus Hamburg
Ernst Barlach – Haus Hamburg

Das Ernst-Barlach-Haus besticht neben den zahlreichen wunderbaren Barlach-Werken besonders auch wegen seiner beeindruckenden Architektur: ein Museums-Gebäude, das sich zurück nimmt, das die ausgestellten Werke in den Mittelpunkt rückt – und nicht sich selbst, nicht die Architektur. Barlach, seine Werke stehen hier im Mittelpunkt – in diesem 1961/62 errichteten Meisterwerk des Hamburger Architekten Werner Kallmorgen (1902 – 1979).

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Für mich ist das Barlachmuseum von Werner Kallmorgen ein wesentliches Beispiel gelungener Museums-Architektur. Ein Gebäude, das sich ganz auf seine Aufgabe konzentriert, das Räume bereit stellt für die Objekte die es präsentiert, möglichst ideale Raum- und Lichtverhältnisse dafür bietet, und sich selbst völlig zurück nimmt. Ein Gebäude, das (und dieses auf ganz zauberhafte Weise) nahezu zu sagen scheint ‚ich bin nicht da, betrachte die Kunst‘.

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Hamburg

Letter for the Queen – Königliche Post, Hamburg 2012

Königliche Post - Letter for the Queen
Königliche Post – Letter for the Queen