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Kulturelles Persönliches

Nina Hagen

November 1978. Volker drängt, „die müsst ihr hören, völlig schräg, sowas haste noch nie gesehen“.

So lande ich mit einigen Freunden am 18. November 1978 im Rockpalast in Delmenhorst – und höre mein erstes Nina Hagen Konzert. ‚Nina Hagen Band auf Tour 1978‘ – mit ihrer erst kurz zuvor erschienene ersten LP.

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24. April 1982 Spliff Konzert in Bremerhaven – die ehemalige Nina Hagen Band, nun ohne Nina Hagen.

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„Mir ist egal, ob jemand Buddhist oder Moslem oder Christ ist – für mich ist es wichtig, ein Anti-Faschist zu sein und den Willen zu haben, friedlich mit den anderen zusammenzuleben.“

Nina Hagen, Interview SZ Magazin 15. Juli 2010

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1987. In Amsterdam lerne ich Julien kennen. Oft besuche ich ihn, in Nizza, in Mougins, später in Paris. Durch ihn entdecke ich Milly-la-foret.

Julien ist heftig Nina Hagen Fan – und ich damit beschäftigt, für ihn Bootlegs und Tapes mit Nina zu besorgen. Nina macht länsgt keinen Punk mehr. Oder doch?

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15. Januar 1988 – Julien lädt mich ein, Überraschung: Nina Hagen Konzert in den Folies Bergères in Paris.

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Anfang der 1990er Jahre. Meine erste Wohnung in Berlin, nahe der S-Bahn-Station Prenzlauer Allee. Später erfahre ich, Nina Hagen wohnte mit ihrer Mutter in ihrer Kindheit in der Nähe, besuchte die POS in der Nähe (Dunckerstr.), zog später in die Kastanienallee.

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Silvester 2013. ‚Nina Hagen and Friends‘, im Berliner Ensemble. Gegen Schluss sing sie mit ihrer Mutter Eva Maria Hagen (1934 Költschen – 2022 Hamburg) ‚Farbfilm‘, unvergessen …

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„Frühe Bands wie die Slits oder X-Ray Spex (Siebziger) und später die Riot Grrrls (Neunziger), Siouxsie sowie die inzwischen leider vollkommen abgedrehte Nina Hagen brachen sowohl mit den herrschenden Geschlechternormen von Passivität und Fürsorglichkeit, als auch mit der Vorstellung des weiblichen Körpers als Verfügungsgut für männliche Begierde. Dies manifestierte sich auch in der Kleidung: zerrissene Strumpfhose, an die SM-Szene erinnernde Nietenhalsbänder, Tütüs in Kombination mit schweren Lederjacken und Springerstiefeln. So hatte man das Leid, unter der patriarchalen Herrschaft gleichzeitig Barbie- als auch Sexpuppe sein zu müssen, gleichzeitig brechen und den potentiellen Tätern vor Augen führen können.“

Veronika Kracher, The great Punk Rock Awareness Swindle, in Punk as Fuck, 2022

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Kulturelles

Filmriss (Knochenfabrik 1997)

“Wir hatten uns nicht vorgenommen
jemals auf die Welt zu kommen”

Filmriss (Kochenfabrik 1997)

Wir staunen, ob dieses kleinen Stückchens Poesie.

Wir fragen uns jetzt nicht, wer ist dieses ‘wir’.
Meint der oder die Autor vielleicht ‘wir alle’ ?
Diese Frage hat der bekannte Philosoph Otto Waalkes ja bereits abschließend beantwortet, indem er sie offen ließ.

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Kulturelles

Shane MacGowan (1957 – 2023)

Irischer Folk, Rock, Punk (Celtic Punk) – Shane MacGowan kombinierte sie unverwechselbar, als Sänger, Songwriter und frontman der Pogues.

„It became obvious that everything that could be done with a standard rock format had been done, usually quite badly. We just wanted to shove music that had roots, and is just generally stronger and has more real anger and emotion, down the throats of a completely pap-orientated pop audience.“

Shane MacGowan, NME 1983

Das Leben von Shane MacGowan wurde 2020 verfilmt von Julien Temple unter dem Titel ‚A Few Rounds with Shane MacGowan‘ (deutsch: ‚Shane (Mein Leben mit den Pogues)‘), produziert u.a. von Johnny Depp.

Film ‚Shane‘ im open air Kino des 3001 Kino, Juli 2021

Shane MacGowan wurde am 25. Dezember 1957 in Tunbridge Wells (Kent, England) als Kind irischer Eltern geboren.

Bekannt wurde er erstmals 1976 – Wochen nach einem Konzert von The Clash (am 23. Oktober 1976 im Institute of Contemporary Arts) erschien der NME am 6. November 1976 mit der Schlagzeile ‚Cannibalism at Clash gig‘ und einem Foto, auf dem Blut aus dem rechten Ohr von Shane MacGowan (damals Sänger The Nipple Erectors, später The nips) lief.
Joe Strummer, legendärer Frointman von The Clash, kommentierte später

„Without Mad Jane’s teeth and Shane’s earlobe, we wouldn’t have got in the papers that week.“

Joe Strummer, The Clash

1987 veröffentlichten die 1982 gegründeten The Pogues den (von MacGowan mit Finer geschriebenen) ‚anti christmas Song‘ „Fairytale of New York“. Mit einer Textzeile, die unschwer als homophob zu verstehen ist. Ab 1992 veränderte MacGowan den Text. 2020 zeigte die Band sich einverstanden damit, dass die umstrittene Version nicht mehr gespielt wird.

Shane MacGowan starb nach langer Krankheit am 30. November 2023 im Alter von 65 Jahren.

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Erinnerungen Konzerte & Festivals

der ehemalige Rockpalast Delmenhorst

Er war Ende der 1970er Jahre kurze Zeit eine Pilgerstätte der musikbegeisterten Jugend aus Delmenhorst und umliegenden Dörfern: der Rockpalast Delmenhorst.

Der Rockpalast Delmenhorst befand sich in Delmenhorst auf der Oldenburger Strasse 112 am Rand des Tiergartens – jenes um 1560 angelegten Mischwalds, der einst den Delmenhorster Grafen bis 1647 zur Jagd diente. Dort war ein ehemaliges, 1867 nach dem Bau der Eisenbahn neu angelegtes Gasthaus, später der Schützenhof, zur Pilgerstätte der Jugend geworden …

Der Ort hat auch als Vergnügungsstätte eine bewegte Geschichte: ein zuvor hier existierendes Gasthaus mit Tanzsaal wurde 1867 nach dem Bau der Eisenbahn durch einen Neubau ersetzt – der bis heute steht, wenn auch deutlich umgebaut (inzwischen Wohnhaus):

der ehemalige Rockpalast Delmenhorst - heute eine Tanzschule
der ehemalige Rockpalast Delmenhorst – heute eine Tanzschule

In diesem Gebäude – das Einheimische lange den ‚Schützenhof‚ nannten – befand sich u.a. nacheinander ein Hotel, Schützenhaus, Ballhaus, die ‚Tanz- und Vergnügungsstätte zum Tiergarten‘ (Friedrich Schmidt), sowie mehrere Tanzschulen.

Und – nachdem Schmidt seine Tanzgaststätte aufgegeben hatte – ab 1977 der ‚Rockpalast‚.

1978 war ich bei der Bundeswehr, in Oldenburg, machte zaghaft meine ersten schwulen Gehversuche. Im Rockpalast Delmenhorst war ich viel und gerne, hörte ich u.a. Iron Butterfly (13. Dezember 1978). Birth Control traten hier auf (? Dezember 1978), Gillan (10. September 1978; Band des ehemaligen Deep Purple Sängers Ian Gillan), Grobschnitt (?) und die Puhdys (29. Oktober 1978). Am meisten aber beeindruckte mich ein Konzert: Nina Hagen.

Nina Hagen spielte am 18. November 1978 im Rockpalast Delmenhorst, noch angekündigt als ‚Nina Hagen und ihre Band Lokomotive Kreuzberg‚. Das Konzert war (in heutiger Sprache) ein ‚record release‚ der ‚Nina Hagen Band auf Tour 1978‘ – es folgte der offiziellen Veröffentlichung ihres ersten Albums „Nina Hagen Band“ einige Monate zuvor am 11. Februar 1978.

Nina Hagen hatte am 28. Dezember 1976 die DDR verlassen, aus Solidarität mit ihrem aus der DDR ausgewiesenen Stiefvater Wolf Biermann. Zunächst ging sie nach London, bewegte sich in der dortigen Punk-Szene. Nach Berlin zurückgekehrt, gründete sie 1977 die Nina Hagen Band.

Vom Nina Hagen Konzert im Rockpalast Delmenhorst erinnere ich besonders ihr WPOD ‚White Punks on Dope‘ – Cover ‚Ich glotz TV‘. Und dass das Konzert nicht besonders gut besucht war. Und das Pubikum sehr gemischt reagierte. Waren die einen sehr begeistert und euphorisch, fand sie bei anderen weniger Begeisterung – die vermutlich eher ‚klassische Rockmusik‘ erwartet hatten, schließlich hatte ‚Lokomotive Kreuzberg‚ (1972 – 1977, Vorläufer der Nina Hagen Band) einen guten Ruf als Politrock-Band.

Ulli 1978

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Nina Hagen blieb ich ‚treu‘ … z.B. 1988 bei einem wundervollen Konzert mit Julien in den Folies Bergères in Paris …

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COVID19 Kulturelles Nachdenkliches

Ersatzkultur und Entkörperlichung

(virtuelle) #Ersatzkultur ist mehr #Kulturersatz als #Kultur, ist #Entkörperlichung des #Körperlichen – ob #gestreamt als #Konzert, ausgefallenes #Festival, #Musik isoliert aus dem #Wohnzimmer oder #Tanz allein vor der #Kamera. #Moshpit bleibt moshpit bleibt #körperlich. #Menschsein

Ersatzkultur und Entkörperlichung
Ersatzkultur und Entkörperlichung
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Hamburg Konzerte & Festivals

The Muslims Hamburg 2020

The Muslims (‚a Black & brown queer punk band from Durham NC‘) bei der queer B cadamy auf Kampnagel / Hamburg 15. Februar 2020

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Oldenburg

Wally Bremerhaven (1976 – 1989)

Es war schon bald etwas wie mein zweites Wohnzimmer während meiner Zeit in Bremerhaven (1979 bis 1982), das Wally in der früheren Kaiserstraße, Alte Bürger – die damals insgesamt eine große Ausgeh-Zone und Kneipen-Meile war.

Das Wally war ein ganz eigenes Biotop, hier trafen sich Popper und Punker, Ökos und Rest-Hippies, Stammgäste. Ein weitgehend friedliches Miteinander verschiedenster Subkulturen, in den Nischen rumhängen tanzen trinken (ohne Konsumzwang) … und eine Zuflucht, ein Rückzugsort.

Wally-Wirt und Musiker Mick (i.e. Rolf) Kaiser hatte das Wally 1976 vom namensgebenden Wirt Wally übernommen. Und machte daraus schon bald eine über Bremerhaven hinaus bekannte Jugendkneipe mit Kult-Status.

1989 – das plötzliche Aus für das Wally Bremerhaven

1989 kam das Ende des Wally – zumindest für Gäste, Angestellte und Au0enstehende trotz gelegentlich grassierender Gerüchte völlig unerwartet. Auf Betreiben einer Bank und einer Brauerei wurde die Schließung des Wally in der Nacht vom 5. auf den 6. Januar 1989 zwangsweise durchgesetzt.

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Kulturelles

streetart Berlin

Keith Haring untitled (The Boxers), 1987, Berlin Alexanderplatz
Warum nicht küssen? (Graffiti, Berlin November 2016)
Don’t Panic! (Graffiti, Berlin November 2016)
Achtung frisch geschrieben ! (Dezember 2017)
abolish capitalism (Dezember 2018)
stoppt den Kiez Verkauf – Liebe für alle (Dezember 2018)
Hol Kohlen (Dezember 2018)
THC (Dezember 2018)
Januar .. (Januar 2019)
Februar .. (Januar 2019)
März .. (Januar 2019)
April .. (Januar 2019)
Mai … (Januar 2019)
Juni … (Januar 2019)
Juni (Januar 2019)
Raum (Januar 2019)
BUY LESS, CHOOSE WELL, MAKE IT LAST (April 2019)
die Punka für den Bunka (Oktober 2019)
Berlin streetart escalator (November 2019)
window-down, Berlin November 2019
angry (November 2019)
Netter gehts besser
keine street art: Netter gehts besser (Foto 2007)
(Dezember 2019)
(Dezember 2019)
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Kulturelles

streetart Amsterdam 1987

streetart Amsterdam, alle Photos aufgenommen Frühjahr 1987

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Deutschland Erinnerungen

Erinnerungen an Bremerhaven 1979 – 1982

Vom Sommer 1979 bis Sommer 1982 lebte ich in Bremerhaven (nachdem ich kurz vorher noch eine Reise nach London machte, als erste Reise alleine, im Marquee Club erstmals Clash hörte – London calling).

Ulli 1977, in der Nähe von Bad Segeberg
Ulli 1977, in der Nähe von Bad Segeberg

Bremerhaven feierte damals gerade das 150jährige Bestehen, wovon noch 2019 ein Wandbild im Hauptbahnhof kündet:

1977: 150 Jahre Bremerhaven
1977: 150 Jahre Bremerhaven (Foto: 2019)

Die Stadt hatte damals noch nicht eine so beeindruckende Skyline wie 2019:

Bremerhaven Skyline 2019
Bremerhaven Skyline 2019

Grund für den Umzug nach Bremerhaven: ich studierte an der dortigen Hochschule. Erinnerungen an Bremerhaven 1979 bis 1982 – an die Hochschule, an schwule und andere Kneipen, an Lieblingsorte und mein beginnendes politisches und schwulenpolitisches Engagement.

Ulli in Bremerhaven im April 1981 (Foto: U-K. Bäcker)

Die ‚Hochschule Bremerhaven‚ hatte damals ihren Hauptsitz im Gebäude der ehemaligen Seefahrtschule Bremerhaven (Bussestrasse, am Anleger der Blexen-Fähre):

Hochschule ex Seefahrtschule Bremerhaven

Die ‚Seefahrtschule Geestemünde‚ ging 1916 aus der 1879 gegründeten Navigationsschule hervor. Das heutige Gebäude wurde 1952 errichtet als Ersatz für das 1944 ausgebrannte Bauwerk. Ab 1953 begann die Kapitäns-Ausbildung, die 1960 in den Neubau an der Columbusstrasse verlegt wurde. Ab 1968 kurzzeitig Seefahrtsakademie, wurde die frühere Seefahrtsschule 1970 umbenannt in Hochschule für Nautik Bremen mit Institut Bremerhaven. Im Sommer 1973 beendeten die ersten Diplom-Nautiker ihre Ausbildung.

die ehemalige Seefahrtsschule Bremerhaven, früher Hauoptsitz der Hochschule Bremerhaven (heute AWI)

Mit der Ausflaggung einer zunehmenden Zahl von Schiffen in Billigflaggen-Staaten sank ab Mitte der 1970er Jahre die Zahl der Studienbewerber als Nautiker. Dem drohenden Abwärtstrend und der diskutierten kompletten Verlegung der Ausbildung nach Bremen entzog sich die Schule durch Entwicklung zweier neuer Studiengänge, Betriebs- und Versorgungstechnik sowie Transportwesen.

Am 1. September 1975 wurde die Hochschule Bremerhaven gegründet. Nautiker wurden noch bis 1984 ausgebildet. Im Sommer 1976 nahm der neu eingerichtete Studiengang Transportwesen seinen Betrieb auf.

Ulli 2019 auf der Blexen – Fähre, im Hintergrund das ffrühere Hauptgebäude der Hochschule Bremerhaven

Ein Jahr später, im Sommer 1977 begann ich hier das Studium, das ich im Sommer 1982 beendete.

Der Neubau auf dem Gelände der früheren Karlsburg-Brauerei (Grundsteinlegung 1983, Architekt Gottfried Böhm, Köln) wurde 1985 fertiggestellt und 1989 sowie 2005 erweitert. Derzeit hat sie etwa 3.000 Studierende.

Neben der Blexen-Fähre legten damals die ‚Butterfahrten‘ ab – manche anstrengende oder nervende Vorlesung schwänzten wir, indem wir eine kurze einstündige Tour mit dem Butterschiff in die Wesermündung machten, zollfrei Alkohol und Tabak kaufen …

Etwas südlich von Bremerhaven lebte mein ‚Lieblings-Prof‘, bei dem ich auch meinen Abschluss machte. Vom direkt vor seinem Haus liegenden Deich blickte man – direkt auf das gegenüber liegende ‚Kernkraftwerk Unterweser‘ aka AKW Esenshamm. und das AKW Stade war auch nicht weit.

Wohnungen

Ulli Januar 1982
Ulli Januar 1982

Nach einem ersten selbst gemieteten Zimmer in Delmenhorst kurz nach meinem 18. Geburtstag war Bremerhaven ein großer Schritt in ein Leben auf eigenen Füßen. Er begann mit einem Zimmer in der Grazer Straße – über einer Großraum-Disco …

ex Tivoli Bremerhaven

In diesem Gebäudekomplex Tivoli an der Grazer Straße befand sich seit 1927 ein Groß-Kino, das mit zeitweise 1.261 Plätzen größte Kino von Bremerhaven: das Tivoli. Nach Ausbombung am 18.9.1944 wurde es am 16. April 1949 neu eröffnet. Im Saal gastierten u.a. Heinz Erhard (1954), Caterina Valente (1955) sowie Zarah Leander, Marika Rökk, Evelyn Künnecke, Peter Frankenfeld und Charlie Rivel. Am 2. April 1964 wurde das Tivoli geschlossen.

Im Saal des Tivoli befand sich später die Großraum-Discothek Christopher of Bremen (danach auch: Mayflower / ab 1985 bis 5.4.1995 Enterprise), die Platz für über 2.000 Gäste bot.

Tivoli Bremerhaven
Tivoli – Komplex Bremerhaven Grazer Strasse 2019, früher Kino später Großraum-Discothek

Seit 2018 arbeitet Beate Kühnau, die Betreiberin der bereits seit 1982 bestehenden Bar Blattlaus und nach Versteigerung mit Paul Steffens (ehem. ‚Disco-König‘ von Bremerhaven) neue Besitzerin des Gebäudes, an einem Konzept zur Reaktivierung des Tivoli, seit 2022 unterstützt von einem gemeinnützigen Verein.

In diesem Komplex hatte ich mein erstes Zimmer in Bremerhaven – ganz oben (siehe Foto). Es war laut, an Wochenenden extrem laut. Die Musik der Discothek Christopher of Bremen war nicht zu überhören.

Ich wohnte nicht lange hier, zog bald mit einem Komilitonen in eine WG, später dann in meine erste eigene Wohnung – praktischerweisde nicht weit entfernt von meinem ‚zweiten Wohnzimmer‘, dem Wally.

Erdgeschoß unten rechts – hier war mein erstes WG-Zimmer in Bremerhaven …

Ausgehen in Bremerhaven

Wally / Alte Bürger

siehe getrennter Text Wally Bremerhaven (1976 – 1989)

Gabys ‚Vakuum’…

Hier im Vakuum verbrachten wir viele ungezählte Nächte, Liebslingsbeschäftigung nachdem Gabi die Bar offiziell geschlossen hatte: Cocktails erfinden – einer hinter der Theke mixte was ihm gerade einfiel, alle mussten trinken … Die Folgen waren umwerfend …

das ehemalige Vakuum, ca. 1982 (Foto: privat)

Atlantis Kino, Hafenstraße 144

Das Atlantis Kino in der Hafenstrasse in Bremerhaven verbinde ich ganz besonders mit einem Film – der Rocky Horror Picture Show. Diesen Film sah ich hier unzählige Male, und nicht nur als ‚braver Kinobesucher‘, sondern mit Bier, Reis werfend und mit singend … Diese Vorführungen waren Feste …

Das Atlantis Kino wurde am 18. April 1954 in der Hafenstraße 144 (erste Etage im damaligen Hotel Norddeutscher Hof) eröffnet. Das Kino für maximal 250 Gäste galt damals als ein Kino „im Stil eines kleinen Studios“.

1957 bis 1983 wurde das Atlatins Kino vom Bremerhavener Kino-Unternehmer Theo Marseille betrieben (der u.a. Ende der 1960er Jahre auch das Wall-Kino in Oldenburg übernahm).

Das Atlantis Kino wurde 2002 geschlossen. Nach der Schließung des Aladin Kinos war es bis zur endgültigen Schließung im April 2007 noch einmal in Betrieb.

Das Gebäude wurde 2012 abgerisen, hier befindet sich 2019 ein Parkplatz.

schwule Kneipen in Bremerhaven – Karls ‚Minerva‘

Meine ersten Schritte in schwule Welten war ich schon in Oldenburg gegangen. In Oldenburg besuchte ich 1978 auch zum ersten Mal eine Schwulenbar. In Bremerhaven war die Auswahl nicht größer als in Oldenburg, und – nicht eben erfreulich für einen jungen Mann …

Karls Minerva war etwas besonderes. Eine einfache Eck-Kneipe mit langgezogenem Tresen, dahinter ein zweiter Gastraum mit Billard. Und Karls Minerva lag, wie das Gildestübchen, bei meinen ersten beiden Wohnungen in Bremerhaven gleich um die Ecke …

Karl, der Wirt, war damals wohl in seinen 50ern. Und ein echter Grantler. Karl konnte unbequem sein, laut, und wen er nicht mochte, dem zeigte er dies deutlich. Aber Karl war gleichzeitig auch ‚eine Sele von Mensch‘

Dieses Weihnachten 1980 habe ich in bleibender Erinnerung. An dem Abend, an dem das Foto mit mir im Minerva entstand, überzeugte mich Karl. Nein, er faltete mich regelrecht zusammen. Ich solle mich mal zusammenreissen, Weihnachten nicht alleine in ’ner Kneipe rumhängen sondern – zu meinen Eltern fahren und ihnen endlich sagen das ich schwul bin. Am nächsten Tag machte ich mich auf den Weg … Karl sei dank … 😉

schwule Kneipen in Bremerhaven – Gildestübchen

Eigentlich war es … mir anfangs echt unangenehm, das Gildestübchen. Ältere Herren saßen am Tresen, tranken Bier ohne ein Wort zu sagen. Dazu Musik aus der Jukebox. Betrat ein junger Mann das Lokal, setzte sich ebenfalls an die Theke, hatte er bald ein oder zwei oder drei Bier vor sich stehen, offeriert von freundlich erwartungsvoll dreinschauenden Herren. Und noch vor dem ersten Schluck mindestens eine Hand auf dem Obverschenkel oder ..

Auch wenn ich oft im Gildestübchen war (nun ja, es gab eben in Bremerhaven nicht viel Alternativen neben Minerva und Black 8) – genau Situationen wie diese waren für mich einer der Gründe, 1981 eine Gruppe mit zu gründen (die SAB Schwule Aktion Bremerhaven, für die ich auch mein erstes Flugblatt schrieb), in der sich Schwule anders begegnen, und aktiv werden könnten

Und außerdem gab es in Bremerhaven gottseidank gut besuchte Klappen

Straßenbahn Bremerhaven

In meinen Bremerhavener Jahren gab es sie noch, die Straßenbahn von Bremerhaven. 1982 stellte sie ihren Dienst ein.

Bereits 1881 bekam Bremerhaven eine Pferdebahn – elektrifiziert ab 1908 als Straßenbahn. Im Jahr 1949 fuhtren 6 Straßenbahn-Linien in Bremerhaven. Nach 101 Jahren war dann am 30. Juli 1982 endgültig Schluß – die letzte Straßenbahn-Linie wurde auf Busbetrieb umgestellt. Über eine Wiedereinführung der Straßenbahn Bremerhaven wurde merhfach diskutiert – bisher ohne positives Ergebnis.

Reste der ehemaligen Straßenbahn von Bremerhaven sind heute noch zu entdecken – bei einer Zugfahrt von Bremerhaven nach Bremervörde. Dort stehen im Bahnhof von Heinschenwalde (Hipstedt) drei Wagen der ehemaligen Straßenbahn Bremerhaven:

drei Wagen der früheren Straßenbahn Bremerhaven 2019 im Bahnhof Heinschenwalde

Die Wagen werden hier seit 2010 übergangsweise bis zu einer Sanierung aufbewahrt durch den Verein Bewahrung der historischen Werte Bremerhavens e. V..

von Bremerhaven nach Hamburg

Schon bald entdeckte ich, Bremerhaven hatte gerade in schwuler Hinsicht halt sehr wenig zu bieten, Hamburg für mich. Ausgehen, tanzen, Freunde treffen … und (nicht nur) Übernachten in der (längst legendären) schwulen Sauna Club Uhlenhorst. Oft fuhr ich mit meinem froschgrünen Fiat …

Ulli auf dem Land nahe Bremerhaven 1981
Ulli mit seinem froschgrünen Fiat 127, auf dem Land in der Nähe von Bremerhaven

Meist aber nahm ich den Zug. Bis Anfang der 1990er Jahre gab es zunächst eine Verbindung von Bremerhaven über Bremervörde nach Stade, von dort weiter nach Hamburg, bedient mit Schienenbus.

Schienenbus „wie damals“, 2019 EVB Bahnhof Bremervörde

Bald aber gab es zu akzeptablen Zeiten ab Bremervörde nur noch den Bahnbus, und am 25.9.1993 wurde der Personenverkehr Bremervörde – Stade endgültig eingestellt. Seitdem besteht eine Verbindung der EVB (die die Strecken übernommen hat) über Buxtehude.

Seit 2018 fahren auf der Strecke (weltweit erstmalig) moderne Wasserstoff- Personenzüge mit Brennstoffzellen- Antrieb.

Thieles Garten

… gab’s damals noch nicht. Jedenfalls nicht zugänglich als öffentlichen Park. Inzwischen aber schon – und: sehr sehenswert!

Thieles Garten in Bremerhaven / Ringer vor dem maurischen Haus
Thieles Garten / Jüngling neben dem maurischen Haus