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Homosexualitäten

Inversions – die erste schwule Zeitschrift Frankreichs

Inversions gilt als ‚erste schwule Zeitschrift Frankreichs‘. Sie erschien nur in vier Ausgaben in den Jahren 1924 und 1925.

Zwei Postbedienstete gründeten 1924 Frankreichs erste Homosexuellen-Zeitschrift. Inversions dans l’art, la littérature, l’histoire, la philosophie et la science erschien nur in wenigen Ausgaben. Beide wurden angeklagt und zu Haftstrafen verurteilt.

Inversions No. 1 November 1924 (Scan Spiessens, Lizenz cc-by-sa 3.0)
Inversions No. 1 November 1924 (Scan Spiessens, Lizenz cc-by-sa 3.0)

Inversions… dans l’art, la littérature, l’histoire, la philosophie et la science, revue française (1924) (Scan Spiessens, Lizenz cc-by-sa 3.0)

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Homosexualitäten

Akademos – Jacques d’Adelswärd-Fersen gründet 1909 erste Zeitschrift über Homosexualität in Frankreich

Sie wird oft als ‚erste schwule Zeitschrift Frankreichs‘ bezeichnet: Akademos (voller Titel: Akademos : revue mensuelle d’art libre et de critique), herausgegeben von Jacques d’Adelswärd-Fersen. Und ist doch wohl eher die erste Zeitschrift über Homosexualität (während Inversions vielen als erste Homosexuellen-Zeitschrift Frankreichs gilt).

Akademos wurde nach Planungen ab 1907 im Januar 1909 in Paris gegründet. Die erste Ausgabe erschien mit einem Umfang von 160 Seiten am 15. Januar 1909 im Verlag von Albert Messein (1873 – 1957; Messein war auch Verleger der Werke von Verlaine).

Akademos Ausgabe 1909 (public domain)
Akademos Ausgabe 1909 (public domain)
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Berlin Kulturelles

Tri-Ergon – 1919 wird in Berlin ein Verfahren für Tonfilm erfunden

Wie können stumme Bilder im Kino tönen? Drei Berliner Erfinder hatten 1919 eine Lösung – Tri Ergon. In Berlin-Wilmersdorf erinnert eine Gedenktafel an ihr ‚Laboratorium für Kinematographie‘.

Tri-Ergon – ein Begriff, der inzwischen nahezu in Vergessenheit geraten ist. Ganz anders in den 1920er Jahren. Die Anfänge des Tonfilms. In Berlin sind drei Männer ganz vorne mit dabei, bei der Entwicklung von Techniken zur Kombination von Bild und Ton.

Wie läßt sich Schall photographisch auf einem Medium mit Bild kombinieren – zum Tonfilm? Damit beschäftigen sich in den 1920er Jahren Josef Engl, Hans Vogt und Joseph Massolle. Sie entwickeln das ‚Lichtton – Verfahren‘. Und gründen nebenbei auch noch ein Schallplattenlabel.

Tri Ergon - Gedenktafel für das 'Laboratorium für Kinematographie in Berlin'
Tri Ergon – Gedenktafel für das ‚Laboratorium für Kinematographie in Berlin‘
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Frankreich Homosexualitäten

LGBT Internetportal Yagg zurück aus Insolvenz

Französisches LGBT Internet-Portal Yagg zurück. Dies teilte die Seite selbst in einer Stellungnahme mit. Erst Ende 2016 hatte das Handelsgericht das Insolvenzverfahren eröffnet.

Nach ernsthaften finanziellen Problemen kam die bisher Yagg herausgebende Gesellschaft LGNET im September 2016 unter Zwangsverwaltung. Ende Oktober 2016 beschloss das Handelsgericht Paris die Liquidation des Unternehmens – das vermeintliche endgültige Aus für das LGBT-Internetportal Yagg.

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Berlin Homosexualitäten

Adolf Brand (1874 – 1945)

Adolf Brand gründete Ende des 19. Jahrhunderts die weltweit erste reegelmäßig erscheinenden Homosexuellen-Zeitschrift. Der Anarchist, Verleger und Aktivist der Homosexuellen-Bewegung wurde 1874 in Berlin geboren und starb 1945 ebenda.

Adolf Brand wurde am 18. November 1874 in Berlin geboren. Brand arbeitete kurzzeitig als Lehrer gründete bald seinen eigenen Verlag.

Während des Ersten Weltkriegs diente Adolf Brand zwei Jahre als Soldat. Er heiratete kurz vor Kriegsende die Krankenschwester Elise Berendt, die von seiner Homosexualität wußte und sie akzeptierte. Mit ihr und seinem Freund Max Miede lebte er in seinem Haus in Wilhelmshagen (Bismarckstr. 7).

Adolf Brand in Berliner Illustrierte Zeitung 1907
Adolf Brand, in Berliner Illustrierte Zeitung, vol. 16 (1907)

Im März 1896 gründete Adolf Brandt – damals 21 Jahre alt – die erste Homosexuellen-Zeitschrift der Welt, ‚Der Eigene‘, ab dem dritten Jahrgang 1899/1900 mit dem Zusatz ‚Ein Blatt für männliche Kultur‘. (1) ‚Der Eigene‘ erschien bis Mai 1932.

Der Eigene – Ein Blatt für Alle und Keinen, erste Ausgabe März 1896, Adolf Brand’s Verlag, Berlin-Willemshagen

Brand stand dem freidenkerischen Friedrichshagener Dichterkreis nahe. Er hatte engen Kontakt mit dem Schriftstellerr und Antifaschisten Ludwig Renn (i.e. Arnold Friedrich Vieth von Golßenau, 22.6.1889 – 21.07.1979), mit Kurt Hiller (der auch im ‚Eigenen‘ häufig schrieb), mit dem Schriftsteller Sagitta (i.e. John Henry Mackay (1864 – 1933) sowie mit dem Anarchisten Erich Mühsam (1878 – 1934)

Aus ihrem Umfeld gründete Adolf Brand gemeinsam mit dem Sexualwissenschaftler und Soziologen Benedict Friedlaender (1866 – 1908) und dem Gutsbesitzer Wilhelm Jansen (der auch den ‚Wandervogel‘ finanziell unterstützte) im Jahr 1903 die bis 1933 bestehende ‚Gemeinschaft der Eigenen‚ GdE. Diese Vereinigung firmierte bis 1907 mit dem Zusatz ‚Philosophische Gesellschaft für Sittenverbesserung und Lebenskunst‘, ab 1908 als ‚Verein für Kunst und männliche Kultur‘, nach dem Ersten Weltkrieg als ‚Bund für Freundschaft und Freiheit‘.

Brand und die GdE vertraten eher maskulinistische Positionen [Maskulinismus, Begriff geprägt von dem US-amerikanischen Literaturwissenschaftler Andrew Hewitt]. Deutlich wird dies z.B. in einer Eigen-Werbung aus dem Jahr 1906

Im striktesten Gegensatz zu der Verweiberung, Verpfaffung und Versittelung unserer Zeit will die G.D.E. in unserem Volke wieder die höchsten Güter des Mannes pflegen, Freude an Freundschaft u. Freiheit, männlicher Kraft und Schönheit, und Freude am männlichen Sinn – zum Wohle und Wachsen des Staates und der Kultur.“

1933 sah sich Adolf Brand nicht mehr in der Lage, seinen Aktivismus fortzusetzen. Nach 5 Hausdurchsuchungen durch die Polizei 1933 (der weitere 1935 folgten) zermürbt, berichtete er selbst über seine Lage in einem Brief

Ich wurde durch diese 5 Konfiskationen vollständig ausgeplündert, habe nichts mehr zu verkaufen und bin nun geschäftlich ruiniert. Ich weiß auch nicht mehr, wovon ich mit meinen Angehörigen zusammen noch weiter leben soll. Denn meine ganze Lebensarbeit ist jetzt zugrunde gerichtet. Und die meisten meiner Anhänger haben nicht einmal den Mut, auch nur einen Brief an mich zu schreiben, und erst recht nicht, zur Unterstützung meiner Arbeit irgendeine Zahlung an mich zu leisten. … Aus dieser Lage ergibt sich die sehr einfache Tatsache, daß eine Fortsetzung meiner Arbeit und ein Weitererscheinen meiner Zeitschriften auf deutschem Boden nicht mehr möglich ist und daß die Weiterherausgabe meiner Zeitschrift DER EIGENE nur noch im Auslande geschehen kann, wo dafür die dazu notwendige Pressefreiheit und Rechtssicherheit besteht.

Adolf Brand am 29. November 1933 (in: Günter Grau: Homosexualität in der NS-Zeit)

Adolf Brand und seine Frau starben verarmt am 2. Februar 1945 in Berlin Wilhelsmshagen bei einem Luftangriff der Alliierten. Ihr Wohnhaus (Berlin – Wilhemshagen, das damals noch als Neu-Rahnsdorf bezeichnet wurde) in der Bismarckstraße 7 hatten sie schon zuvor verkaufen müssen, lebten nur noch in einem Zimmer darin.

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Adolf Brand und das Outing

Adolf Brand betrieb und vertrat offensiv das Outing (erzwungene Comingout von meist prominenten Personen), lange bevor dieser Begriff (m.W. Ende der 1980er Jahre) geprägt wurde.

So bezeichnete er im Umfeld der ‚Eulenburg-Affäre‘ 1907 den Reiuchskanzler Bernhard von Bülow (1849-1929) als Homosexuellen. Brand wurde verklagt – und verurteilt, da er keine Beweise für seine Behauptung vorlegen konnte.

Bereits 1904 hatte er den katholischen Priester, Verleger und Politiker der Zentrums-Partei Friedrich Dasbach (1846 – 1907) in einer Broschüre als Homosexuellen bezeichnet. Dasbach (der ähnlich mehrfach beschuldigt bzw. erpresst wurde) konnte ein gerichtliches Verbot der Broschüre erreichen.

Brand versuchte immer wieder, die Homosexualität bekannter Persönlichkeiten offen zu legen – mit dem Beweggrund, die Absurdität des Paragraphen 175 aufzuzeigen und die Betroffenen zur unterstützung seiner Bemühungen zu bewegen, den Paragraph 175 abzuschaffen.

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zur Frage der weltweit ersten Homosexuellen-Zeitschrift

Zwar hatte Karl Heinrich Ulrichs bereits 1870 die Zeitschrift Uranus herausgegeben. Es erschien jedoch nur eine Ausgabe.

Adolf Brands ‚Der Eigene‚ ist damit korrekter bezeichnet die erste fortlaufend erschienene Homosexuellen-Zeitschrift der Welt.

Ebenfalls im Jahr 1896 gab der Psychiater Pasquale Penta (1859 – 1904) in Italien die (’sexuelle Abweichungen‘ behandelnden) ‚Archivio delle psicopatie sessuali‚ heraus, die jedoch nur ein Jahr erschienen. Sie gelten als erste sexualwissenschaftliche Zeitschrift Italiens (und weltweit zweite).

1909 gründete Jacques d’Adelswärd-Fersen mit Akademos die erste Zeitschrift über Homosexualität in Frankreich.
Die erste Homoseuellen-Zeitschrift erschien in Frankreich 1924 – Inversions.

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Hamburg Homosexualitäten

Walter D. Schultz (1910 – 1964) – engster Freund von Kurt Hiller

Der Journalist Walter D. Schultz war ab 1948 Mitarbeiter, später Programmdirektor beim Norddeutschen Rundfunk NDR – und seit 1934 der engste Freund des Schriftstellers und schwulen Aktivisten Kurt Hiller, der in seinem Grab beigesetzt ist.

Walter Detlef Schultz – der sich Zeit seines Lebens Walter D. Schultz nannte – wurde am 5. Oktober 1910 in Hamburg geboren. Nach Schulzeit und kaufmännischer Lehre in Hamburg arbeitete er ab 1929 in Hannover und studierte parallel Betriebslehre, Staatswissenschaft und Literaturgeschichte.

1930 trat Schultz aus der SPD aus und wurde in der KPD aktiv, enagierte sich gegen den Nationalsozialismus. Aufgrund seiner politischen Aktivitäten wurde er ab 1933 mehrfach in Konzentrationslagern (Mohringen, Oranienburg, Lichtenberg) inhaftiert. Im KZ Oranienburg lernte er 1933 oder 1934 den Schriftsteller und schwulen Aktivisten Kurt Hiller kennen, der sich in ihn verliebte.

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HIV/Aids

HIV Nachrichten (1997 – 2003)

Die HIV Nachrichten erschienen vom Oktober 1997 bis Dezember 2003. Ein nahezu regelmäßig monatlich produziertes Informationsmedium für HIV-Positive zu medizinischen und sozialrechtlichen Themen rund um HIV.

Ab Mitte 1996, mit Aufkommen der ersten Proteasehemmer, hatten HIV-Positive und Aids-Kranke erstmals Hoffnung auf wirksame Behandlungsmethoden. Doch diese neuen Phase der Aids-Krise bedeutete auch: Leben mit Pillen, meist mit sehr vielen Pillen, mit Nebenwirkungen, bald auch mit Wechselwirkungen. Bei vielen Menschen mit HIV, so auch bei mir, stieg das Interesse an medizinischen Themen stark. Ab Oktober 1997 befassten sich hiermit die HIV Nachrichten. Ihr Erscheinen hatte auch einen persönlichen Hintergrund, mehr dazu in ‚Szenen meines Lebens mit HIV‚ sowie in ‚Zweimal Rita und zurück‚.

Zum Start 1997 schrieb ich im Editorial der ersten Ausgabe (20. Oktober 1997) zu Anlaß und Konzept der HIV Nachrichten:

„Im September und Oktober 1997 fanden zwei wichtige Konferenzen statt, der ICAAC (Interscience Collaboration on Antimicrobial Agents and Chemotherapy) vom 28.9. bis 1.10. 1997 in Toronto sowie die ‚6th European Conference on Clinical Aspects and Treatment of HIV Infection‘ vom 11. bis 15.10.97 in Hamburg. Im Folgenden habe ich einige Daten, Studien und Eindrücke dieser beiden Kongresse zusammengefaßt. Die Zusammenstellung kann nicht komplett sein, aber ich habe mich bemüht, die wichtigsten Bereiche und Neuigkeiten aufzunehmen.
Ich hab‘ dabei versucht, so verständlich wie möglich zu schreiben. Manchmal ist’s mir aber sicherlich nicht genug gelungen. Gerade auch deswegen bin ich für Rückmeldungen, Kritikn und Anregungen dankbar. Wer allerdings noch tiefer in die Materie einsteigen möchte – die Abstracts des Hamburger Kongresses sind auf CD-ROM bei mir verfügbar.
Ulli“

HIV Nachrichten (1997 - 2003)
HIV Nachrichten (1997 – 2003)

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Frankreich Homosexualitäten

nach Insolvenz: Homomagazin Tetu zurück – 2016 im Internet, 2017 auch als Print

Seit dem Abend des 29. Dezember 2015 ist Tetu zurück, das französische Homomagazin, das im Sommer 2015 Insolvenz anmelden musste. Zunächst im internet gestartet, soll ab Frühjahr 2017 auch eine Print-Ausgabe von Tetu wieder erscheinen.

Das französische Homomagazin Tetu ist zurück – zunächst ab 29. Dezember 2015 im Internet, eine Print-Ausgabe erscheint neu seit Ende Februar 2017.

Die ersten 10 Artikel auf der neuen Internet-Seite von Tetu befassen sich u.a. mit Mode, Lifestyle sowie ‚People‘-Themen.

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Frankreich

Tetu von Idyls übernommen

In Frankreich wurde das Homomagazin Tetu von Idyls übernommen. Tetu war im Sommer 2015 in Konkurs gegangen. Idyls ist ein 2012 gegründetes StartUp.

Tetu wurde 1995 gegründet. Am 1. Juni 2015, zum 20jährigen Jubiläum, musste das Magazin Tetu Konkurs anmelden. Trotz intensiver Bemühungen scheiterten sämtliche  Rettungsversuche, das Handelsgericht veranlasste die Liquidation des Unternehmens Tetu. Aus der Konkursmasse sollten die verbliebenen Aktiva ( Name / Marke, Internetseite) veräußert werden.

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Frankreich

Garçon Magazine – 2015 gegründetes LGBT-Medium in Frankreich

Mit dem ‚Garçon Magazine‘ erscheint am 27. November 2015 in Frankreich erstmals seit Jahren wieder ein neues LGBT-Magazin, das am Kiosk erhältlich ist. 2017 leistete sich das Magazin allerdings einen peinlichen Fehlgriff mit der Cover-Gestaltung. 2018 werden bei einem Einbruch in die Geschäftsräume Wände homophob beschmiert.

‚Garçon Magazine‘ ist 2015 seit langem das erste Print-Magazin für LGBT, das in Frankreich neu an den Start geht. Ein Schritt nach vorne für queere Medien in Frankreich – und dies kurz nach der Pleite von Tetu (dem bis dahin einzigen LGBT-Print-Magazin in Frankreich) und während sich das LGBT-Internetportal Yagg in finanziellen Schwierigkeiten befindet.