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Hamburg Homosexualitäten

Hans Bürger-Prinz (1897 – 1976)

Hans Bürger-Prinz wurde als Hans Bürger am 16. November 1897 in Weinheim geboren. Sein leiblicher Vater war der Oberpostsekretär Joseph Bürger.
1929 wurde Hans Bürger durch den Justitiar Gerhard Prinz adoptiert, dadurch entstand der Nachname Bürger-Prinz.

Nach dem Abitur in Köln studierte er in Bonn und Köln. Promotion und 1930 Habilitation erfolgten in Köln. 1936 zog Bürger-Prinz nach Hamburg, wo er am 1. April 1936 Nachfolger des 1934 entlassenen und im April 1939 nach KZ-Haft (KZ Sachsenhausen) in die USA emigrierten Hermann Josephy (1897 – 1960) zunächst kommissarischer Leiter der Psychiatrischen und Neurologischen Klinik (bis 1942 Friedrichsberg, ab dann Universitäts-Krankenhaus Eppendorf UKE) wurde.

Nach kurzer (knapp 2 Jahre) Suspendierung 1945 bis 1947 setzte er seine Tätigkeit „als ordentlicher Professor und Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik“ ab 4. März 1947 fort. Am 1. Juli 1948 wurde er als ‚entlastet‘ klassifiziert.

Bürger-Prinz starb am 29. Januar 1976 in Hamburg. Er wurde auf dem Friedhof Hamburg-Blankenese beigesetzt.

Der Hamburger Psychiater spricht vor der 46. Tagung der Deutschen Gesellschaft für gerichtliche und soziale Medizin in Kiel, 8. September 1967 – Magnussen, Friedrich (1914-1987) – Stadtarchiv Kiel – Lizenz CC BY-SA 3.0 de

Hans Bürger-Prinz in der NS-Zeit

Hans Bürger-Prinz wurde im April 1933 Mitglied der NSDAP, im Mai 1933 auch der SA, später auch weiterer NS-Organisationen.

Er fungierte seit 1938 ehrenamtlich Richter am Hamburger Erbgesundheitsgericht, das insbes. über Zwangssterilisationen entschied.

„Er war Richter bzw. Beisitzer an den Erbgesundheitsgerichten in Leipzig und Hamburg, die mit der Umsetzung des ‚Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses‘ vom 14. Juli 1933 befasst waren. Er organisierte mit Ofterdinger [damals Gesundheitssenator; d.Verf.] die Selektion der Psychiatriepatienten in Hamburg in heilbare und unheilbare und unterstützte somit auch ohne Meldebogen die ‚Aktion T 4‘ an seiner Klinik.“

Hippius, Holdorff, Schliack 2006, S. 44

Die ‚Psychiatrische und Nervenklinik der Hansischen Universität‘, deren Leiter er seit 1936 war, spielte eine wesentliche Rolle bei der Durchführung der ‚Euthanasie-Morde‚ im Raum Hamburg: als ‚behandlungsunwürdig‘ erachtete Patient*innen wurden von hier nach Langenhorn verlegt, von wo sie in Tötungsanstalten deportiert wurden.

Die Vergasungsaktion (auch Mordaktion T4) versuchte Bürger-Prinz für seine Klinik zu nutzen. Angesichts zunehmenden Mangels an männlichen Kräften infolge des Kriegs schrieb er zwei Monate vor Ende der Aktion

„… wäre es der Klinik sehr erwünscht, Pflegepersonal zu erhalten, das infolge der in den Heil- und Pflegeanstalten durchgeführten … Maßnahmen des Reichsminister des Innern freigeworden ist oder noch frei wird. … Die Klinik beantragt daher, an die zuständigen Stellen heranzutreten, um besonders dem großen Mangel an männlichem Pflegepersonal abzuhelfen.
Der Direktor gez. Bürger-Prinz“.

Hans Bürger-Prinz, damals Direktor Psychiatrische und Nervenklinik der Hansischen Universität Hamburg Eppendorf, Juni 1941 [zitiert nach Dr. Dietrich Kuhlbrodt
Oberstaatsanwalt i.R., ‚Euthanasie als Verwaltungshandeln im Nationalsozialismus‘, in: Gedenkschrift zur Erinnerung an Kinderopfer in der NS-Zeit, Hamburg 1999

Über die Folgen seiner Tätigkeit als Psychiater des Wehrkreises X vermutet Roth

„Wir wissen nicht, wie viel Kriegsneurotiker von Bürger-Prinz an die Exekutionskommandos der Kriegsgerichte ausgeliefert wurden, ihre Zahl geht wahrscheinlich in die Dutzende.“

Karl Heinz Roth: Großhungern und Gehorchen. Das Universitätskrankenhaus Eppendorf, in: Angelika Ebbinghaus, Heidrun Kaupen-Haas, Karl Heinz Roth: Heilen und Vernichten im Mustergau Hamburg. Bevölkerungs- und Gesundheitspolitik im Dritten Reich, Hamburg 1984

Bürger-Prinz‘ Rolle während der NS-Zeit ist bis heute nicht abschließend untersucht und aufgearbeitet.

Seine Rolle während dieser Zeit, insbesondere im Zusammenhang mit den nationalsozialistischen ‚Euthanasie‘-Verbrechen, konnte bis heute nicht restlos geklärt werden.

Dr. Kai Sammet, UKE, Institut für Geschichte und Ethik der Medizin, UKE news Dezember 2006

Bürger-Prinz und Homosexualität

Eine undatierte ‚Aufstellung der HR‘ für den Wehrkreis X (Hamburg) führt den

„Stabsarzt Prof. Bürger-Prinz, Hamburg, Nervenklinik der Universität“

auf als

„vorzuschlagenden Gutachter für homosexuelle Delikte zwecks Unterscheidung zwischen einmaligen Handlungen und Anlagebedingtheit“

Quelle: Günter Grau, Homosexualität in der NS-Zeit

Hans Bürger-Prinz in der Bundesrepublik – Sexualforschung in NS-Denkmustern ?

Jan Feddersen bemerkt am 18. März 2000 in der taz

„In der jungen Bundesrepublik gaben vor allem zwei Mediziner den Ton im sexualwissenschaftlichen Diskurs an, Hans Bürger-Prinz und Hans Giese, beide tätig am Hamburger Institut für Sexualforschung. Sowohl Bürger-Prinz als auch Giese erhielten ihre antiliberale und im Übrigen an einem Blut-und-Boden-Bild orientierte Ausbildung während der Nazizeit. Durch ihr Wirken wurde der Paragraf 175 in seiner verschärften NS-Fassung in den Fünfzigerjahren beibehalten.“

Jan Feddersen 2000

Bürger-Prinz veröffentlichte 1963 gemeinsam mit Fritz Bauer, Hans Giese und Herbert Jäger ‚Sexualität und Verbrechen – Beiträge zur Strafrechtsreform‘.

‚Steven Milverton‘ bemerkt 2012 zu beiden

„Bürger-Prinz förderte die wissenschaftliche Karriere Gieses bereits in der Nazi-Zeit und verschaffte ihm später eine Professur in Hamburg. Zwar folge Giese Bürger-Prinz‘ Lehrmeinung nicht in allen Punkten, allerdings übernahm er von ihm die Auffassung, Homosexualität werde durch Verführung erworben. Der Historiker Bernd-Ulrich Hergemöller ist der Auffassung, dass diese beiden die deutsche Sexualforschung der Nachkriegszeit weitgehend im Sinne der Denkmuster der NS-Zeit beeinflussten.“

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COVID19 Politisches

Coronographien 1 – Überwachung von Infizierten

Israel setzt nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes Shin Bet „Überwachungstechnologien ein … Mobiltelefone von Kranken zu überwachen, um zu sehen mit wem sie vor der Diagnose in Kontakt waren … überwachen ob Infizierte gegen Auflagen verstoßen …“
[laut Tagesschau.de Liveblog 17.3.20, 09:15]

… ein Virus verändert unseren Alltag …

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„Auf einer Webseite des litauischen Rundfunks werden die Bewegungsdaten von Staatsbürgern veröffentlicht, die sich mit dem Coronavirus infiziert haben“, meldet das tagesschau.de blog am 19. März (12:46).
Die Date seien anonymisiert; genannt werde Datum der Einreise, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und Aufenthalt an öfentlichen Orten.

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RKI App Bewegungsprofil

In Deutschland arbeitet das RKI an einer App, die das Tracking von Infizierten und Aufspüren von Kontaktpersonen erlauben soll. Nutzer können dort freiwillig angeben, ob sie sich mit dem Cortonavirus infiziert haben. dann wird ihr Bewegungsprofil geteilt.

‚Vorbild‘ für eine solche App ist Singapur. Dort können andere Nutzer dieser App mithilfe von Bluetooth feststellen, wenn sich eine Person nähert, die mit dem Coronavirus infiziert ist.

Der Bundesdatenschutzbeauftragte Ulrich Kelber warnte bereits davor, auch in Zeiten der Coronavirus-Epidmeie dürften nicht „Grundrechte über den Haufen geworfen werden“.

Der Parlamentarische Staatssekretär des Bundesinnenministeriums, Stephan Mayer plädierte am 28. März 22020 für die Nutzung von Handydaten.

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Politisches

das Siechenhaus

Das Siechenhaus war im Mittelalter eine ‚Absonderungs-Anstalt für Aussätzige‘. Das Wort Siechenhaus leitet sich ab von Siechtum – mittelhochdeutsch für Krankheit.

‚Befallene‘ wurden hier unter Quarantäne gestellt, von der Gemeinschaft der Gesunden ausgestoßen. Sie verloren alle Rechte, erhielten aber Schutz. Sie waren ökonomisch weitestgehend angewiesen auf Almosen, Mildtätigkeit und Gnade von Kirche und Mitmenschen. Für die ‚gesunde‘ Gesellschaft waren sie nicht mehr existent, unsichtbar.

Zugleich war das Siechenhaus eine Endstation, Sackgasse – es gab in der Regel kein zurück. Meist war ein Friedhof angeschlossen (wie z.B. in Oldenburg der Gertrudenfriedhof noch heute davon zeugt). Heilung und Rückkehr in die Gesellschaft blieben im Siechenhaus die große Ausnahme. Eine Gleichheit mit ’normalen‘ Bürgern gab es erst nach dem Tod wieder – vor dem ‚Jüngsten Gericht‘.

Das Siechenhaus, Darstellung im Volkacher Salbuch -  
Niklas Brobst von Effelt - Volkacher Salbuch 
Public Domain

Das Siechenhaus, Darstellung im Volkacher Salbuch –
Niklas Brobst von Effelt – Volkacher Salbuch
Public Domain

Die Geschichte des Siechenhauses beginnt früh. Schon im 8. Jahrhundert gab es erste Absonderungs-Häuser. Und bereits 1179 wird auf dem Dritten Lateran-Konzil unter Papst Alexander III. beschlossen:

„Die Leprakranken dürfen nicht mit den Gesunden zusammen leben.“

Drittes Laterankonzil, Lateran, März 1179

Zudem durften sie nicht die selben Kirchen besuchen und nicht auf den selben Friedhöfen bestattet werden. Diese Haltung zu infektiös Kranken blieb über Jahrhunderte erhalten.

Hildegard von Bingen (1098 – 1197) proklamiert gar die Lepra als göttliche Strafe für unnatürlich gesteigerten Sexualtrieb, warf Lepra-Kranken ‚Unzucht‘ vor. Ein Konzept das später immer wieder auftaucht, auch in Zeiten der Aids-Krise – und auch an das Konzept des ‚Bös-Kranken‘ erinnert.

Aus diesen Siechenhäusern gingen später die Leprosenhäuser hervor. Zunehmend wurde nun auch medizinisch gebildetes Personal hinzu gezogen. Damit begann eine Tendenz, die sich mit dem Rückgang der Lepra im 16. Jahrhundert verstärkte und die dazu führte dass letztlich auch Pflegeheime und Kliniken aus Siechenhäusern entstanden. Die Berliner Charité z.B. begann einst als Pest-Haus.

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Ausgrenzung, Absonderung, Schließungen blieben auch später Strategien der Bekämpfung von Infektionskrankheiten.

Robert Koch, Leiter des Preußischen Instituts für Infektionskrankheiten, und später Namenspatron des Robert-Koch-Institus (oberste bundesbehörde für Infektionskrankheiten), kommentierte z.B. das späte Reagieren der Behörden in Hamburg auf die Cholera-Epidemie im heißen Sommer 1892 mit den Worten

„Ich habe noch nie solche ungesunden Wohnungen, Pesthöhlen und Brutstätten für jeden Ansteckungskeim angetroffen wie in den sogenannten Gängevierteln, die man mir gezeigt hat, am Hafen, an der Steinstraße, an der Spitalerstraße oder an der Niedernstraße. … Ich vergesse, daß ich mich in Europa befinde.“

Robert Koch ( in: Hamburger Freie Presse vom 26. November 1892 )

Koch forderte die Schließung von Schulen und das Untersagen von Versammlungen.

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Fotografie Ulli

looking to the sky

looking to the sky Photo Februar 2020 Foto Ulrich Würdemann CC BY 4.0
looking to the sky (Februar 2020; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)
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Fotografie Ulli Oldenburg

Gertrudenfriedhof Oldenburg

Nördlich der Innenstadt von Oldenburg befindet sich der Gertrudenfriedhof mit einigen sehenswerten Grabanlagen.

Der im Mittelalter entstandene Gertrudenfriedhof lag damals vor den Toren der Stadt Oldenburg. Er gehörte zu einem 1345 erstmals erwähnten nebenan nahe der Kapelle gelegenen Siechenhaus für unheilbare und ansteckende Kranke.

Die Gertrudenkapelle (Baubeginn um 1250) ist das älteste mittelalterliche Bauwerk der Stadt Oldenburg.

Schatten Leben Gertrudenfriedhof Oldenburg November 2019 Foto Ulrich Würdemann CC BY 4.0

Gertrudenfriedhof – Schatten Leben (November 2019; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)

Am Eingang zum Kirchhof steht in Stein gemeißelt „Oh ewich ist so lanck“ (Hiob 19, 25).

Ulli 2mecs, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Gertrud von Nivelles

Die heilige Gertrud von Nivelles (geboren um 626) gilt als Schutzpatronin von Pilgern und Siechen. Ihr Gedenktag ist der 17. März. Portraitiert ist sie im Vita Sanctae Geretrudis .

Sankt Gertrud
Sankt Gertrud ( Console Oudegracht 321 – Kattenkruid – Own work – Lizenz CC BY 3.0 )

sehenswerte Grabstätten auf dem Gertrudenfriedhof Oldenburg

Auf dem Gertrudenkirchhof befindet sich unter anderem

Schattenleben – FotoSlam Oldenburg 2020

Mit meinem Foto ‚Schatten Leben‘ (Gertrudenkirchhof) habe ich am WorldPress FotoSlam Oldenburg am 5. März 2020 im Polyester in Oldenburg teilgenommen.

Präsentation Foto 'Schatten Leben' beim FotoSlam Oldenburg am 5. März 2020 im Polyester in Oldenburg
Präsentation Foto ‚Schatten Leben‘ beim FotoSlam Oldenburg am 5. März 2020 im Polyester in Oldenburg (Foto: privat)
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Fotografie Ulli Oldenburg

Bahnwasserturm Oldenburg 1908

Der Bahnwasserturm in Oldenburg wurde 1908 nahe der Eisenbahnklappbrücke im Oldenburger Hafen errichtet. Auftraggeber war damals die ‚Großherzogliche Einsenbahndirektion‘, Architekt Köhler.

Bahnwasserturm Oldenburg im Regen
Bahnwasserturm (Januar / Februar 2020; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)

Blick auf den Bahnwasserturm in Oldenburg im Hafen. Schlechtes Wetter, nichts ungewöhnliches. Aus einer Bahn heraus, Regenwasser an der Scheibe herab laufend verschliert den Blick.

Nahe der Eisenbahnklappbrücke Oldenburg gelegen, wurde der Bahnwassertrum mit dem Wasser der nahen Hunte (nicht Trinkwasser) gefüllt. Der 33 Meter hohe Turm hatte ein Fassungsvermögen von 500 m³ diente der Versorgung der Dampflokomotiven.

1992 / 93 wurde der Bahnwasserturm saniert, nachdem er zuvor lange leer gestanden hatte. Inzwischen haben hier Architektur-Büros ihren Sitz.

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Oldenburg Persönliches

Discothek Etzhorner Krug (1975 – 1981)

Die Discothek Etzhorner Krug wurde 1975 als Discothek eröffnet – zuvor war es lange ein ‚gutbürgerlicher‘ Landgasthof und ein Ausflugslokal, in einem ehemaligen Zollhaus an der Butjadinger Strasse im Oldenburger Stadtteil Etzhorn..

Wim Frank und Udo Wellmann eröffneten 1975 das was damals ‚progressive Disco‘ genannt wurde. Geöffnet war an drei Tagen die Woche (Fr, Sa & ?) ab 21:00 Uhr bis 3 Uhr nachts, soweit ich mich erinnere kein Eintritt und kein Mindestverzehr.

Der Etzhorner Krug hatte einen sehr großen hohen Saal mit einer Bühne, auf der gelegentlich Konzerte stattfanden (u.a. Trio, Inga Rumpfs Atlantis).

„Kralle Krawinkel [Gitarrist von Trio, UW] wohnte ja damals mit Mick Kaiser [dem Wirt des legendären Wally in Bremerhaven, UW] im Friedhofsweg 1″ [beide spielten in der 1969 gegründeten norddeutschen Rockgruppe ‚Cravinkel

Ulli Brinkhaus 2006 (quelle )

Der Krug hatte eine sehr gute Sound- und Licht-Anlage. Vertrocknete Birken, von Strahlern angestrahlt, standen im Saal.

Die DJs (u.a. Ulli Brinkhaus, Otto Sell) befanden sich ab 1980 auf einer Empore über der Theke (erreichbar über eine Treppe links der Theke)

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Der Etzhorner Krug hatte fast von Beginn an Ärger mit Nachbarn. Gelegen nahe einem Wohngebiet, hatte der Krug keine volle Discotheken-Lizenz, sondern nur eine Lizenz als Ausschank mit Gelegenheits-Tanz. Zwar konnte der Wirt auf dem Parkplatz für Ruhe sorgen, immer wieder beschwerten sich jedoch Nachbarn über Ruhestörung durch Disco- und Konzert- Gäste, erzwangen später sogar Schallschutz-Gutachten.

Im September 1981 (kurz nach einem Inga Rumpf Konzert) wurde der Etzhorner Krug geschlossen.

Nach langem Leerstand und Besitzerwechsel (1998/99) wurde das inzwischen baufällige Gebäude abgerissen. Heute befindet sich hier ein in optischer Anlehnung an das historische Gebäude neu gebauter Hotel- und Restaurant-Komplex.

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Neben dem Rockpalast in Delmenhorst war der Etzhorner Krug ‚Lieblings-Disco‘ … so wie bald darauf das Wally in Bremerhaven

siehe auch umsonst & draußen Wardenburg 1980

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Fotografie Ulli

Frank auf der Düne

Frank auf der Düne März 2020 Foto Ulrich Würdemann CC BY 4.0
Frank auf der Düne (März 2020; Foto Ulrich Würdemann, CC BY 4.0)
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Hamburg Homosexualitäten

Café Tuc Tuc (1979 – 1995)

Von 1979 bis 1995 existierte in Hamburg das Café Tuc Tuc – insbesondere in der ersten Hälfte der 1980er Jahre war das ehrenamtliche Kollektiv-Projekt eine Institution im schwulen Leben der Stadt.

Sechs schwule Männer aus dem Kreis um die HAH (Homosexuelle Aktion Hamburg) gründeten 1979 das Café Tuc Tuc. Am Ostersamstag 14. April 1979 war Eröffnung. Endlich gab es eine Alternative zu klemmigen und kommerziellen Orten.

Schwusel trifft sich über'm Tuc Tuc (Schwusel Nachrichten 2/1983, Grafik Martin D.)
das Café Tuc Tuc auf dem Cover der Schwusel Nachrichten 2/1983 (Grafik Martin D.)

Mit dem Café Spund hatte in Hamburg fünf Jahre zuvor am 3. September 1974 Deutschlands erstes schwules Tages-Café eröffnet.

Das Café Tuc Tuc allerdings war ab 1979, ähnlich wie das ‚Andere Ufer‚ in Berlin Schöneberg, in Hamburg das erste schwule Café ohne Klingel und abgedunkelte oder verdeckte Fenster, sondern frei einsehbar. Und es war ein nicht-kommerzielles Lokal und über den Konsum und Spaß hinaus Raum für Politik und Experimente jeglicher Art.

Café Tuc Tuc (Reklame, 1981)
Reklame, 1981

Das Café und die darüber liegenden Räume war über Spaß hinaus auch ein politischer Ort. Hier wurde 1980 der Protestzug nach der Aufdeckung der Spitzel- und Rosa Listen-Affäre (‚Hamburger Spiegel-Affäre‘) geplant.
In den Räumen über dem Tuc traf sich Schwusel, die Gruppe schwuler und lesbischer Jugendlicher, hier wurde auch die Schwusel Zeitung mit produziert.

Doch nicht alle schätzten offenbar das Café. „‚Alternativ bis zur Bewusstlosigkeit‘, titelte Rudi Finkler (1981 mit Hans-Georg Stümke Herausgeber des Buchs ‚Rosa Winkel, Rosa Listen‘) boshaft seinen Artikel 1981 in der HomoZeitschrift Du & Ich über das Tuc Tuc.

Im Tuc Tuc sahen hörten feierten wir den (1980 von Gunther Schmidt gegründeten) Hamburger Tuntenchor (1980 – 1981), die Alsterelsen, später Georgette Dee oder ‚Familie Schmidt‚ (ich hab jetzt noch „wetten das ist Frau Witten?“ in den Ohren klingen). Lange bevor 1988 das Schmidt Theater eröffnete

Effi Effinghaus zog dann mit Kai Reineke Ende 1986 aus dem Café aus. Und übernahm zum 1. Januar 1987 von Ella Gnosa in St. Georg das 1947 gegründete und noch heute existierende Café Gnosa. Effi (1950 geboren) starb am 23. Dezember 1995 im Alter von 45 Jahren an den Folgen von Aids.

Das Tuc Tuc machte 1995 endgültig dicht – die städtische Wohnungsbau-Gesellschaft Saga als Vermieterin hatte wegen Mietschulden gekündigt. Die Zeiten hatten sich geändert … das Front (1983 – 1997) war längst der heißeste Ort der Stadt …

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Eine Würdigung von Effi zum 70. Geburtstag:

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Hamburg Konzerte & Festivals

Alice Dee Hamburg 2020

Alice Dee bei der queer B cadamy auf Kampnagel / Hamburg 15. Februar 2020