Zuletzt aktualisiert am 6. Januar 2024 von Ulrich Würdemann
Es war nur ein einfaches Festival. Nichts großes, nichts besondere, einfach nur ein großer Acker, eine Bühne, Bands aus der Region.
Und es war, von später aus betrachtet, ein wichtiger Schritt für mich.
Ende der 1970er Jahre gab es in der Region, in der ich aufwuchs, erste open-air Konzerte. Nicht Riesen-Festivals für Zehn- oder Hunderttausende Zuschauer, sondern kleine lokale, höchstens regionale Veranstaltungen. Von jungen Menschen aus der Region auf die Beine gestellt. Oft unter dem Titel ‚Umsonst und draußen‘. Ein Titel, der Programm war. Kein Eintritt, mehrere meist lokale Bands, die ohne oder zu niedrigen Gagen auftraten, ein Bauer der einen Acker oder (eher) ein Stoppelfeld zur Verfügung stellte, viele Menschen die sich freiwillig und ohne Entgelt engagierten, vergleichsweise geringe Kosten durch Bier- und Getränkeverkauf refinanziert.
Eine Grundidee war ‚von uns für uns‘. Immer wieder gab es kurze Durchsagen, es würden einige Leute zum Getränkeschleppen gesucht, oder für einen Bühnenabbau, zum Aufräumen. Meistens fanden sich schnell genügend.
Hier lernte ich ganz praktisch: wenn du etwas willst was es noch nicht gibt, oder etwas anders willst als es derzeit ist – dann bekomm‘ den Arsch hoch und werde selbst aktiv! Nicht warten, nicht lamentieren irgend jemand müsse doch mal … – nein, selbst aktiv werden.
umsonst und draussen Wardenburg 1980 – Fotos
umsonst und draussen
Mitte der 1970er Jahre beginnen Bands, gemeinsame Auftrittsmöglichkeiten zu suchen. Aus einem ersten Konzert entsteht bald eine Idee, die sich schnell verbreitet: umsonst und draußen.
Umsonst und draußen – Festivals unter freiem Himmel und bei freiem Eintritt. Ein Gegenentwurf zu kommerziellen Groß-Konzerten und -Festivals. Kultur soll frei zugänglich sein für jedermann und -frau. Weitgehend ohne kommerzielle Interessen. Im Vordergrund das Miteinander und Begegnen.
Sehr früh mit dabei und bald in Norddeutschland sehr bekannt: ‚umsonst und draussen Wardenburg‚ später ‚open air Wardenburg‘.
Wardenburg ist eine Gemeinde südlich von Oldenburg, nahe meinem Geburtsort Delmenhorst.
Im Umfeld dieser umsonst und draußen – Bewegung entstanden auch Schallplatten – in den Jahren 1975 bis 1978 (und vor wenigen Jahren auf CD wieder veröffentlicht).
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Das Umsonst und Draußen Wardenburg gehört – wie die frühere Diskothek Rockpalast Delmenhorst und der Etzhorner Krug – zu meinen schönen Erinnerungen an meine Jahre in Delmenhorst, bevor ich nach Bremerhaven zog (und dort das Wally entdeckte).
Heute ist das Watt en Schlick Fest ganz in der Nähe in Dangast mein Lieblings- Festival …
8 Antworten auf „umsonst und draussen Wardenburg 1980“
[…] Mein eigener Aktivismus? Der erwachte wohl unter anderem bei einem umsonst und draußen Festival – bei dem ich lernte, wenn du etwas ändern willst, pack mit an. Handele. […]
[…] die Festivals, die ich besuchte, kleine Veranstaltungen mit wenigen Hundert Besucher_innen (siehe Umsonst und Draußen Wardenburg 1979). Inzwischen sind viele Festivals Großveranstaltungen mit mehreren Zehntausend Teilnehmern. Wie […]
Mein erstes Festival in Wardenburg in meiner Oldenburger Zeit….und nun habe ich Fotos ( danke, danke, danke)..und dann mein bisher letztes Festival das Wattn‘ schlick 2019 in meiner Dortmunder Zeit…Tolle Seiten! Liebe Grüße , Axel
Wardenburg war auch mein erstes Festival.
Und Watt en Schlick ist immer wieder schön 🙂
[…] erstes politisches Engagement begann Ende der 1970er Jahre irgendwo zwischen „Umsonst und Draußen“ – Festivals, Bunte Liste und „Atomkraft Nein Danke“. Und also, da es ziemlich nahe zu meinem […]
Moin Ulli
die Fotos sind übrigens vom Wardenburg U&D 1980
LG
Jörg aus OL
Danke Jörg für den Hinweis!
[…] siehe auch umsonst & draußen Wardenburg 1980 […]