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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Sorglosigkeit? Fehlanzeige!

‚Neue Sorglosigkeit‘? Nein, weit gefehlt – wenn junge Schwule heute nicht ihre ganze Sexualität über HIV definieren, bedeutet dies noch lange nicht Sorglosigkeit. Ein Artikel in der Times setzt sich mit einem weit verbreiteten Vorurteil auseinander.

Die „neue Sorglosigkeit“ – wie ein Mantra wird sie von einigen, die sich gerne als ‚Aids-Mahner‘ sehen, immer wieder postuliert. Obwohl die „neue Sorglosigkeit“ längst als Mythos entlarvt wurde, sowohl von Bundeszentrale für Gesundheitliche Aufklärung BZgA als auch Deutscher Aids-Hilfe DAH, wird sie immer wieder konstatiert.

Und eine der Thesen, die gern im Umfeld dieses Mythos kommen: die Generationen-Frage. Gerade die jungen Homosexuellen seien so an die Verfügbarkeit wirksamer Medikamente gewöhnt, dass Aids seinen Schrecken verloren habe, und deswegen ’neue Sorglosigkeit um sich greift‘. Manche suchten, so Spekulationen, gar bewusst eine Infektion mit HIV, seien ‚bug chaser‚.

Immerhin – selbst das Robert-Koch-Institut betonte in seinem jüngsten “Jahresbericht 2009 zu HIV und Aids in Deutschland” unter anderem:

„Erhöhte Anteile rezenter [erst kürzlich erworbener, d.Verf.] HIV-Infektionen wurden vor allem bei jüngeren Probanden (< 30 Jahre) gemessen (z. B. 54 % rezente Infektionen bei MSM < 30 Jahre in Berlin).”

Gibt es sie, die Kluft zwischen ‚als‘ und ‚jung‘? Oder findet hier eine Projektion älter werdender Schwuler statt, über diese vermeintlich blasierte, doch nur vergnügungssüchtige Jugend? Haben wir älteren Schwulen vielleicht Geschichten, unsere Geschichte zu wenig weiter gegeben, zu wenig tradiert?

Fragen und Gedanken, mit denen sich ein lesenswerter Artikel in The Times beschäftigt. „Ist es Zeit, die alten 80er-Jahre-Sprüche wie ’stirb nicht an Ignoranz‚ wieder zu beleben?“, fragt der Artikel und seziert die Argumentationen zur Frage einer etwaigen ’neuen Sorglosigkeit‘.

Neue Sorglosigkeit? Keineswegs, keine Spur von neuer Sorglosigkeit, zu diesem Ergebnis kommt auch Alan Wardle, Leiter der Abteilung Gesundheitsförderung bei der britischen Organisation Terrence Higgins Trust THT.

Und Trevor Hoppe, Soziologe an der University of Michigan und Aktivist für schwule Gesundheit, ergänzt, nur weil für junge Menschen Aids nicht der Ausgangspunkt für das Verständnis ihrer Sexualität sei, bedeute dies noch lange nicht sie gingen sorglos mit HIV um:

“Aids just isn’t their starting point for understanding their sexualities. That doesn’t mean that they are careless about HIV.“

Ganz im Gegenteil, betont, Hoppe, seine Forschungen zeigten, dass gerade junge Schwule sich sehr wohl der Gefahren von HIV bewusst seien und wüssten sich zu schützen. Er weist darauf hin, dass manche Verhaltensweisen in den USA auch die Folge von Abstinenz- und Angst-Kampagnen der Bush-Ära sein könnten:

„at the same time I think it is the product of abstinence-only, fear-mongering health promotion that laid the Orwellian foundation for such a visceral and at times militant resistance.“

weitere Informationen:
The Times 15.06.2010: HIV and the rise of complacency – Is it time to revive the ‘Don’t die of ignorance’ message of the Eighties?
Internetsite von Trevor Hoppe (mit sehr lesenswertem Blog)

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Robert Badinter – oder die Würde der Menschen

„Es gibt kein ‚aber‘!“ – Mit diesen Worten steht Robert Badinter immer wieder ein für die Unbedingtheit des Verbots der Todesstrafe. 1981 hat Frankreich weitgehend ihm, damals Justizminister unter Mitterrand, die Abschaffung diskriminierender Gesetze gegen Homosexuelle zu verdanken.

Erst jüngst jährte sich in Deutschland ein beinahe schon vergessenes Jubiläum: am 11. Juni 1994 trat die Abschaffung des §175 in Kraft. Auch Frankreich hatte seine gegen Homosexuelle gerichteten Gesetze. Und einen Mann, der bei der Abschaffung dieser (und anderer) Gesetze eine besondere Rolle hatte: der weit über Frankreich hinaus für seinen Kampf für die Abschaffung der Todesstrafe bekannt gewordene Robert Badinter.

Zur Würdigung von Robert Badinter heute ein Gastbeitrag aus Frankreich von Manfred:

Robert Badinter – oder die Würde der Menschen.

Es gibt Momente, Eindrücke, die sich ein für allemal ins Gedächtnis eingraben: die außerordentliche Ansprache des französischen Justizministers Robert Badinter am 17. September 1981 vor der Nationalversammlung in Paris, in der er für die Abschaffung der Todesstrafe plädierte, gehört zu ihnen. Dass diese Rede „außerordentlich“ war, basierte nicht nur auf der ein für allemal einmaligen Persönlichkeit des Redners, sondern auch an dem Thema und der Heftigkeit der Debatten, von der wir uns heute nur schwer ein Bild machen können. *)

Dass ich dieser Persönlichkeit vor wenigen Wochen bei einem Spaziergang im Luxemburggarten in einer Wegbiegung geradezu in die Arme lief, war Anstoß, sich anderer seiner Engagements zur Verteidigung der Würde des Menschen, gleich in welcher Form, zu erinnern:

Robert Badinter im Jardin du Luxembourg, Paris, Juni 2010 (Foto: Manfred)
Robert Badinter im Jardin du Luxembourg, Paris, Juni 2010 (Foto: Manfred)

Vor drei Jahren wurde der 25. Jahresstag gefeiert, an dem die von Präsident Mitterrand versprochene und von Robert Badinter eingeleiteten Wahl zur Abschaffung des unter dem Vichy-Regime herausgegebenen Gesetzes von der Nationalversammlung stattfand, das homosexuelle Verbindungen unter 21 Jahren mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu drei Jahren und einer Geldstrafe von 6 bis 20.000 Franken bestrafte, während solche von Heterosexuellen nur unter 15 Jahren verboten waren.

Zwei Fakten nur, die den lebenslangen, er wurde 1928 geboren, nie nachlassenden Kampf eines Mannes -in anderem Zusammenhang würde man von einem „Gerechten – d’un juste“ sprechen- zur Erhaltung und zugunsten der Unantastbarkeit der Menschenwürde verdeutlichen.

In den darauf folgenden Jahren, in denen er u.a. auch von 1986 bis 1995 Präsident des Verfassungsrates war, und bis heute hat er nicht nachgelassen sich um Gesellschaftsfragen zu sorgen, aufmerksam zu verfolgen, welchen Lauf unsere Gesellschaft nimmt – oder welchen Entgleisungen sie ausgesetzt ist.

Er hat die von Frankreich offizielle Unterbreitung einer Erklärung vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen für die „Allgemeine Straffreiheit bei Homosexualität“ – „Pour une dépénalisation universelle de l’homosexualité » mitgetragen. Überhaupt: Fragen welche die „Sitten“ betreffen („les moeurs“ würde man in hier Frankreich sagen) finden bei ihm immer ein offenes Ohr.  So ist es nicht selten, ihn von Zeit zu Zeit in einem Fernsehinterview zu sehen, oder ihm in einer Gesprächsrunde im Radio zu begegnen, in der er vor Tagen von einem Journalisten als „le sage des sages“ –der Weise unter den Weisen- vorgestellt wurde. Bei Grundsatzfragen wie z.B. die Erhaltung der Menschenrechte, die Unantastbarkeit der Menschenwürde scheint für ihn keine Diskussion möglich zu sein. Und das ist gut so. In einem kürzlichen Fernsehgespräch über die Abschaffung der Todesstrafe wagte eine seiner Gesprächspartnerinnen ein: „Natürlich, sie haben Recht. Aber …“ Wie ein Peitschenhieb kam seine Unterbrechung: „Non, Madame, il n’y a pas de mais!“ – Nein, Madame, es gibt kein Aber !“ Ende der Diskussion.

Hier ein kurzer Auszug aus der Rede von Robert Badinter – und welch ein Redner! – am 20. Dezember 1981 anlässlich der Abstimmung über die Straffreiheit bei Homosexualität:

« Diese Versammlung kennt die Art von Gesellschaft, die immer von Willkür, von Eigenmächtigkeit, Intoleranz gekennzeichnet war. Der Fanatismus oder der Rassismus haben ständig Jagd auf die Homosexualität gemacht. Eine solche Diskriminierung, diese Unterdrückung sind unvereinbar mit den Prinzipien eines großen Landes der Freiheit wie das unsere. Es ist endlich an der Zeit sich bewusst zu werden, was Frankreich den Homosexuellen schuldet, wie allen anderen Bürgern in vielen Bereichen.

Monsieur – oserais-je un cher Monsieur? car vous êtes cher à mon coeur – Merci.

Manfred

*) Seine Bemühungen, sein regelrechter Kampf um die Abschaffung der Todesstrafe hat eigentlich schon 1972 (siehe: Wikipedia) begonnen.

** Unter seinen vielen Veröffentlichen befindet sich auch ein Buch über „Oscar Wilde – oder die Ungerechtigkeit“

Merci – vielen Dank an Manfred für diese Würdigung Robert Badinters‘ !

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Text am 9. Januar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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“ Lebensweg eines Rosa Winkel ” – Memoiren von Rudolf Brazda

Rudolf Brazda, einer der letzten überlebenden homosexuellen KZ-Häftlinge, hat 2010 seine Biographie veröffentlicht: “Itinéraire d’un triangle rose” ( Lebensweg eines Rosa Winkel ).

Beinahe 97 Jahre ist er nun alt, Rudolf Brazda – “einer der letzten Überlebenden mit dem Rosa Winkel. Nun hat er seine Biographie veröffentlicht.

Rudolf Brazda am 27. Juni 2008 in Berlin
Rudolf Brazda am 27. Juni 2008 in Berlin

Rudolf Brazda wurde am 26. Juni 1913 in Thüringen geboren. 1935 wurde er erstmals wegen Vergehen nach §175 angeklagt. Von 1941 bis 1945 war Brazda im KZ Buchenwald. Nach dem Krieg zog er nach Süddeutschland, wo er 35 Jahre mit seinem Freund (der vor sechs Jahren verstarb) zusammen lebte. Über seine Zeit in der NS-Zeit und im Konzentrationslager Buchenwald sagt Brazda “ein schreckliches Leben war das“ (Video).

Lange Zeit war das Schicksal Rudolf Brazdas nicht bekannt. Erst die Einweihung des Denkmals für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen führte dazu, dass Brazda sich an die Öffentlichkeit wandte. Brazda las von eben diesem Denkmal in der französischen Presse – und meldete sich (über seine Tochter) beim LSVD.

Am 4. Mai 2010 erschienen nun in Frankreich die Memoiren von Rudolf Brazda, verfasst gemeinsam mit Jean-Luc Schwab: “Itinéraire d’un triangle rose” ( Lebensweg eines Rosa Winkel ).

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In der Gedenkstätte Buchenwald erinnert seit 2006 ein Gedenkstein an die homosexuellen NS-Opfer.

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weitere Informationen:
Editions Florent Massot: Rudolf Brazda, Jean-Luc Schwab: Itinéraire d’un triangle rose

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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Politisches

Stonewall 1969 – “The big news here is Gay Power”

“we’re part of a vast rebellion of all the repressed” – mit diesen Worten beschreibt der US-amerikanische Schriftsteller Edmund White in einem Brief, was sich Ende Juni 1969 am New Yorker Stonewall Inn abspielte – den Beginn dessen, was heute als CSD gefeiert wird.

Die CSD-Saison hat bereits begonnen, viele größere und kleine Städte feiern wieder den “Christopher Street Day”. Feiern – und über das Feiern ist der Ursprung dessen, was heute Selbstverständlichkeit scheint, weitgehend in Vergessenheit geraten: das Aufbegehren von Schwulen gegen Polizei-Willkür am Stonewall Inn. Erst seit kurzem ist ein Brief breit verfügbar, in dem US-Schriftsteller Edmund White 1969 über die Vorgänge berichtet.

New York Ende der 1960er Jahre. Immer wieder führt die Polizei Razzien durch in Bars, die als Homosexuellen-Treffpunkte gelten. Drangsalierungen, Erniedrigungen, Diskriminierungen. So auch in der Nacht des 27. auf den 28. Juni 1969. Wieder einmal Polizei-Razzia im ‘Stonewall Inn’ in der Christopher Street im New Yorker Greenwich Village.

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Homosexualitäten Politisches

Harvey Milk (1930 – 1978)

Harvey Milk wurde am 22. Mai 1930 in Woodmere nahe New York geboren. Er war 1977 der erste offen schwule Stadtrat in San Francisco. Vermutlich war er der erste offen schwul lebende Politiker überhaupt in den USA. Am 27. November 1978 wurde Milk nach nur elfmonatiger Dienstzeit vom ehemaligen Stadtrat Dan White erschossen.

2009 wurde Milk posthum von Präsident Obama mit der Freiheitsmedaille ausgezeichnet. 2018 ist die Benennung eines Terminals des Flughafens von San Francisco nach Harvey Milk geplant.

Harvey Milk as Mayor for a Day, March 7, 1978, Photo by Daniel Nicoletta, Lizenz cc by-sa 3.0

Harvey Milk filling in for Mayor Moscone for a day in 1978Daniel Nicoletta – CC BY-SA 3.0

Nach seinem gewaltsamen Tod wurde Milk zu einer schwulen Ikone, zu einem Symbol eines neu erwachten schwulenpolitischen Bewusstseins im San Francisco der 1970er Jahre.

Das Leben des ‘Bürgermeisters der Castro Street‘ wurde in Büchern und Dokumentarfilmen nachgezeichnet; Gus van Sant drehte darüber einen mit 2 Oscars prämierten Film.

Harvey Milk Tag – 22. Mai

In Kalifornien wird am 22. Mai 2010 erstmals offiziell der “Harvey Milk Day” begangen. Gouverneur Schwarzenegger hatte in der Nacht zum 12. Oktober 2009 nach langem Sträuben den ‘Harvey Milk Day bill’ (AB 2567) unterzeichnet.

Das Harvey Milk Day – Gesetz (AB 2567) wurde im ersten Anlauf trotz positiver Verabschiedung im kalifornischen Senat am 30. September 2008 durch Gouverneur Schwarzenegger mit einem Veto verhindert. Doch der Senator Mark Leno brachte das Gesetz (unter der neuen Bezeichnung SB 572) im Februar 2009 erneut im Senat ein. Am 14. Mai 2009 stimmte der kalifornische Senat diesem Gesetz zu. Aktivisten hatten bis zuletzt ein erneutes Veto Schwarzeneggers befürchtet, doch Gouverneur Schwarzenegger unterzeichnete es kurz vor Ablauf der Frist um Mitternacht. Nahezu 40.000 Bürger Kaliforniens hatten eine entsprechende Petition unterstützt.

Geoff Kors, Geschäftsführer von ‘Equality California’, kommentierte, erstmals sei eine offen schwul-lesbisch-transgender Person offiziell durch eine Regierung anerkannt worden. Im Ergebnis würden nun die Errungenschaften Harvey Milks für Jahrzehnte an Schulen unterrichtet:

“The Milk Day Bill marks the very first time an openly LGBT person has been officially recognized by any state government.  As a result, Harvey’s legacy and our history will be taught for decades to come and youth will learn that they have a role model who sacrified everything to make the world safer and more equal for them.”

Gleichzeitig unterzeichnete Schwarzenegger den ‘Bill 54′, mit dem in anderen Staaten geschlossene Homo-Ehen in Kalifornien zukünftig anerkannt werden.

„Hope will never be silent“

Der Harvey-Milk-Tag soll in ganz Kalifornien mit besonderen Aktionen begangen werden, insbesondere an öffentlichen Schulen und Bildungseinrichtungen soll dem Tag Rechnung getragen werden. Der ‘Harvey Milk Day’ wird (aus Kostengründen) kein arbeitsfreier Feiertag sein, sondern ein sog. ‘day of significance’, der fünfte dieser Art in Kalifornien.

Im Gesetzestext des Senats heißt es

“This bill would require the Governor to proclaim May 22 of each year as Harvey Milk Day, and would designate that date as having special significance in public schools and educational institutions and encourage those entities to conduct suitable commemorative exercises on that date.”

Der ‘Harvey Milk Day 2010′ stand unter dem Motto ‘Hope will never be silent’ – Hoffnung wird nie schweigen …

“There is hope for a better world,
there is hope for a better tomorrow!
Without hope, not only gays, but those blacks, the disabled, the seniors, the us,
without hope, the us give up!
I know that you cannot live on hope alone
but without it life is not worth living!
but you, and you, and you got to give them hope!

(Harvey Milk)

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2008: Harvey Milk Büste im Rathaus San Francisco

Am 22. Mai 2008 – es wäre Milks 78. Geburtstag gewesen – wurde im Rathaus von San Francisco nach siebenjährigen Vorbereitungsarbeiten eine Büste Milks in einer öffentlichen Zeremonie enthüllt. Die Büste steht in der ‘Ceremonial Rotunda’.

Die Bronze-Büste ist ein gemeinsames Projekt des Komitees ‘Harvey Milk City Hall Memorial‘ und der San Francisco Arts Commission.

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SFO – bald mit Harvey Milk Terminal

Terminal 1 des San Francisco International Airport SFO wird nach Harvey Milk benannt.

Die Umbenennung wurde ursprünglich bereits 2013 vorgeschlagen. Der damalige (ebenfalls offen schwule) Supervisor David Campos strebte an, den gesamten Flughafen nach dem ehemaligen Stadtrat zu benennen.

Ein daraufhin eingesetztes Gremium schlug 2017 vor, zwar nicht den gesamten Flughafen, aber Terminal 1 als Harvey B. Milk Terminal zu benennen. Das zuständige Finanzgremium der Stadt stimmte dem am 22. März 2018 zu.Das SFO Museum forderte im Oktober 2018 die Bürger der Stadt auf, Erinnerungsstücke an Harvey Milk wie z.B. Photographien für zwei Ausstellungen Terminal zur Verfügung zu stellen. Die Ausstellungen sollen im Sommer 2019 (Eröffnungsausstellung) und ab Beginn des Jahres 2020 (Dauerausstellung) im dann umbenannten Harvey B. Milk Terminal stattfinden.

Terminal 1 wird täglich von über 32.000 Passagieren benutzt.

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2009: Freiheitsmedaille für Harvey Milk

Am 12. August 2009 wurde der 1978 ermordete erste offen schwule US-Politiker Harvey Milk von US-Präsident Obama posthum mit der Freiheits-Medaille ausgezeichnet. Die Freiheits-Medaille ist die höchste Ehrung der USA für Zivilpersonen.

US-Präsident Obama kündigte am 29. Juli 2009 an, dass Milk für seine Verdienste posthum die Freiheits-Medaille verliehen werde. Stellvertretend für Harvey Milk wird die Medaille in einer Zeremonie am 12. August 2009 von seinem Neffen Stuart Milk in Empfang genommen werden.

Das Weiße Haus teilte zur Verleihung an die insgesamt 16 Empfänger mit

“This year’s awardees were chosen for their work as agents of change.  Among their many accomplishments in fields ranging from sports and art to science and medicine to politics and public policy, these men and women have changed the world for the better.  They have blazed trails and broken down barriers.  They have discovered new theories, launched new initiatives, and opened minds to new possibilities.”

Die Presidential Medal of Freedom wurde 1945 von Harry S. Truman eingeführt als Ehrung für herausragende Dienste während des 2. Weltkriegs. John F. Kennedy wandelte sie 1963 in eine Ehrung für zivile Dienste in Friedenszeiten um.

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Gedenken an Harvey Milk 2016

Während des Nominierungs-Parteitags der Demokraten benannte der kandidat für das Amt des Vizepräsidenten, Tim Kaine, historische Persönlichkeiten, die dazu beitrugen, dass die USA „the next chapter in our great and proud story“ öffnen. Neben einigen anderen Persönlichkeiten (als Abnerkennung ihres Status‘ nur bei Vornamen genannt) führte er auch an „Martin had a dream and Cesar y Dolores said si se puede. And Harvey gave his life„.

Die US Navy plant 2016, ein Schiff nach Harvey Milk zu benennen, ein Ölversorgungsschiff der ‚John-Lewis-Klasse‘ der Seeflotte (T-AO-206) solle USNS Harvey Milk heißen.

2018 kündigte Portland an, eine der Hauptstraßen der Stadt nach Harvey Milk benennen zu wollen.

2019 – Harvey Milk Platz in Paris

Seit dem 19. Juni 2019 erinnert ein Platz im 4. Arrondissement in Paris an Harvey Milk, die place Harvey Milk.

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“Respektier mich wie ich bin!” – Frankreich sensibilisiert afrikanische Migranten für Homophobie

Homophobie von und gegenüber Migranten – eine an in Frankreich lebende Migranten aus Afrika gerichtete Kampagne der staatlichen Gesundheitsbehörde thematisiert die Lebenssituation homosexueller Migranten und Hass und Gewalt.

Samba ist ein junger Afrikaner, der noch bei seinen Eltern lebt. Samba ist homosexuell. “Du bist nicht mehr mein Sohn. Raus aus meinem Haus!” – mit diesen Worten wirft ihn sein Vater aus dem Elternhaus.

Samba möchte in Freiheit leben, sein Leben genießen, seine Homosexualität leben. Mit dem Schiff reist er nach Frankreich, Land der Freiheit – nur um dort zu entdecken, dass das Land der Menschenrechte alles andere ist als ein Paradies für Schwule. Gerade in dem Land, von dem er sich Freiheit versprach, begegnen ihm verbale Gewalt, ob direkt und aggressiv oder subtil (‘ich hab ja nichts gegen Homosexuelle, aber es gibt doch Grenzen …’), aber auch offener Hass und Gewalt – Homophobie, auch von Menschen die wie er Migrant sind.

In dem Video “Deux Frères” (“Zwei Brüder”) fährt Samba mit seinem Bruder Dioré durch das nächtliche Paris, erinnert sich an wichtige und oft schmerzhafte Erfahrungen, erzählt seine Geschichte …

Das Homophobie unter Migranten aus Subsahara-Afrika thematisierende Video ist Teil der Kampagne “«Toi-même tu sais!» (Du weißt es selbst!). Diese Kampagne beschäftigt sich (bereits in der zweiten Staffel) u.a. in Videos und Magazinen mit Gesundheitsfragen bei in Frankreich lebenden Menschen aus (Subsahara-) Afrika: “Im Herzen der Vorstadt – zwischen Gesundheitsfragen und dem Leben im Viertel”.

Jede Folge thematisiert eine für Migranten aus Subsahara-Afrika wichtige Gesundheitsfrage oder für die Gesundheit risikoreiche Situation, versucht Lösungswege aufzuzeigen und Präventions-Botschaften zu transportieren. Produziert wird die Kampagne vom französischen ‘Institut national de prévention et d’éducation pour la santé’ (Inpes; 2016 aufgegangen in Santé public France), dem französischen Pendant zur BZgA in Deutschland.

weitere Informationen:
Video “Deux Frères” der 2. Staffel der Kampagne “Toi-même tu sais!”
Internetseite Toi-même tu sais!
Tetu 15.05.2010: Vidéo: Une fiction pour sensibiliser les migrants africains à l’homophobie
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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Robert Koch (1843 – 1910)

Robert Koch, Begründer der modernen Infektiologie, wurde am 11. Dezember 1843 in Clausthal geboren. Er starb am 27. Mai 1910 in Baden-Baden.

Robert Koch Fotogravur nach einer Fotografie von Wilhelm Fechner, um 1900
Robert Koch Fotogravur nach einer Fotografie von Wilhelm Fechner, um 1900

1876 konnte Koch bei Versuchen mit der gefürchteten Tierseuche Milzbrand erstmals nachweisen, dass Seuchen durch Erreger verursacht werden – und nicht wie zuvor vermutet durch in der Luft herumfliegende Giftstoffe.

Am 24. März 1882 publizierte er erstmals die Entdeckung des Lungentuberkulose-Erregers in seinem Vortrag “Aetiologie der Tuberkulose”. 1890 stellte er auf einem Kongress in Berlin erstmals einen aus Tuberkulose-Erregern gewonnenen Impfstoff (‘Tuberkulin’) gegen Tuberkulose vor (der jedoch später die Erwartungen nicht erfüllte, sich aber in der Diagnostik bewährte).

Robert Koch: Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten, Leipzig 1878
R. Koch: Aetiologie der Wundinfectionskrankheiten, Leipzig 1878

Zuvor hatte Koch bereits 1876 seine Entdeckung des Milzbrand-Erregers veröffentlicht.

Koch erhielt 1905 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin (verkürzt oft als Medzin-Nobelpreis bezeichnet) „für seine Untersuchungen und Entdeckungen auf dem Gebiet der Tuberkulose“.

Robert Koch starb am 27. Mai 1910 in Baden-Baden, wo er sich zur Behandlung einer Angina pectoris in einem Sanatorium aufhielt. Seine Urne wurde im Westflügel des Robert-Koch-Instituts für Infektionskrankheiten beigesetzt.

Nach Koch benannt ist das Robert-Koch-Institut RKI, die “zentrale Einrichtung der Bundesregierung auf dem Gebiet der Krankheitsüberwachung und -prävention”.

Das RKI ehrte 2010 den Namensgeber ab dem 27. Mai mit einer Festwoche, deren Höhepunkt die Eröffnung der Ausstellung „MenschMikrobe“ am 2. Juni in Berlin war.

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Gran Canaria Schwule bringen ein Fünftel der Tourismus Einnahmen

Gran Canaria Schwule bringen nahezu ein Fünftel der Einnahmen aus dem Tourismus – und der Anteil soll weiter steigen.

Seit vielen Jahren ist Gran Canaria ein beliebtes Reiseziel für schwule Männer. Mit Homosexuellen lässt sich Geld verdienen – dies beginnt auch die örtliche Wirtschaft inzwischen, nach Jahren eines eher ‘distanzierten’ Verhältnisses, zu erkennen.

Die CSD-Saison hat begonnen – auch auf Gran Canaria. Dort fand vom 3. bis 9. Mai 2010 der “Maspalomas Pride” statt, bereits zum neunten Mal. Über 50.000 Teilnehmer zählte die Parade rings um das ‘Yumbo Center‘ am 9. Mai, insgesamt hätten über 200.000 Teilnehmer die Veranstaltungen des “Maspalomas Pride” besucht, teilten die Veranstalter mit. Tourismus-Manager sprechen inzwischen vom Maspalomas-CSD als neuem zusätzlichen ‘Marketing-Tool’ der Region.

Homosexuelle sind inzwischen auf Gran Canaria -einer Insel, die sehr ausgeprägt vom Tourismus lebt- ein bedeutender Wirtschaftsfaktor. 2,5 Milliarden Euro werden jedes Jahr auf Gran Canaria im Tourismus erwirtschaftet, etwa 500 Millionen (18%) davon stammen aus dem Homo-Tourismus. 12 Prozent der jährlich 2,8 Millionen Touristen auf der Insel seien Schwule oder Lesben. Diese Zahlen des Tourismusverbandes wurden am Rand des “Maspalomas Pride” bekannt.

Und der Anteil “schwuler Euros” soll weiter steigern – der Hotel- und Tourismusverband von Las Palmas will mit speziellen Angeboten die Zahl homosexueller Touristen weiter erhöhen.

Geschichten über die große Bedeutung von Schwulen und Lesben als ‘Konsumfaktor’ sind immer wieder zu lesen und hören. Auch (und gerade) von schwulen Medien wird (aus nur zu durchsichtigen Gründen) gern am Märchen vom konsumfreudigen Homo gestrickt – selbst wenn die Zahlen oftmals dagegen sprechen, eher zeigen ‘Schwule verdienen weniger‘.

Dennoch – Gran Canaria ist seit vielen Jahren ein beliebtes Reiseziel gerade auch für Schwule. Von Yumbo-Center, Pink Playa und Dünen werden so manche Geschichten erzählt, bis hin zu Büchern wie ‘Elvira auf Gran Canaria’ des 2002 verstorbenen schwulen Publizisten Hans-Georg Stümke.

Doch diese Geschichten des schwulen Touristenlebens auf Gran Canaria waren nicht immer nur amüsant. Schlägereien, Diebstähle, Verhaftungen – auch die Zahl der eher unangenehmen Erlebnisse war zeitweise hoch. ‘Gay friendly’ – diese Devise galt lange Zeit längst nicht überall auf Gran Canaria.

Zu hoffen ist insofern, dass das Engagement der Canarischen Wirtschaft für schwule und lesbische Touristinnen über den Hotel-, Disco-  und Sahnekuchen-Euro hinaus reicht, auch dazu führt, dass sich die generelle Situation für Schwule und Lesben auf der Insel verbessert.

weitere Informationen:
La Provincia 02.05.2010: El turismo gay deja 500 millones de euros al año
Comprendres Gran Canaria 11.05.2010: Der Gay-Tourismus beschert Gran Canaria inzwischen 500 Millionen Euro im Jahr
Internetseite Gay Pride Maspalomas

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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Magnus Hirschfeld (1868 – 1935)

Am 14. Mai 1935 starb Magnus Hirschfeld in Nizza. Am 10. Mai 2010 wird Hirschfeld in Berlin mit einer Gedenkveranstaltung in Anwesenheit von Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit sowie Bundesjustizministerin a.D. Brigitte Zypries gedacht.

Magnus Hirschfeld, am 14. Mai 1868 in Kolberg / Kołobrzeg geboren, studierte von 1888 bis 1892 in Straßburg, München, Heidelberg und Berlin Philosophie, Philologie und Medizin. Danach eröffnete er in Magdeburg eine naturheilkundliche Arztpraxis; zwei Jahre später zog er nach Berlin.

1897 gründete Magnus Hirschfeld gemeinsam mit dem Verleger Max Spohr, dem Juristen Eduard Oberg und dem Schriftsteller Max von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK), zu dessen Vorsitzendem er gewählt wurde. Das WhK setzte sich u.a. zum Ziel, homosexuelle Handlungen zwischen Männern zu entkriminalisieren. Eine Petition zur Abschaffung des §175 fand große Unterstützung, scheiterte jedoch letztlich.

Magnus Hirschfeld gründete 1918 gemeinsam mit dem Dermatologen Friedrich Wertheim und dem Psychotherapeuten Arthur Kronfeld in Berlin das ‘Institut für Sexualwissenschaften‘ mit dem Ziel der “Förderung wissenschaftlicher Forschung des gesamten Sexuallebens und Aufklärung auf diesem Gebiete”.

Magnus Hirschfeld
Magnus Hirschfeld

Das Institut wurde 1933 durch die Nationalsozialisten geschlossen, die umfangreiche Institutsbibliothek bei der Bücherverbrennung auf dem Opernplatz (heute Bebelplatz) vernichtet.

Hirschfeld selbst war schon 1932 nach einer Auslandsreise direkt ins Exil gegangen, zunächst in die Schweiz (Ascona), dann nach Frankreich (Paris, dann Nizza). In Nizza starb Hirschfeld am 14. Mai 1935, seinem 67. Geburtstag. Er wurde auf dem Cimetière de Caucade von Nizza beigesetzt.

An Magnus Hirschfeld erinnert in Berlin seit Mai 2008 das Magnus-Hirschfeld-Ufer. Schon seit 1994 erinnert zudem eine Stele an das frühere Institut für Sexualwissenschaften. Zum 145. Geburtstag von Magnus Hirschfeld (geboren 14. Mai 1868 in Kolberg) soll am Magnus-Hirschfeld-Ufer ein Denkmal für Hirschfeld eingeweiht werden.

Am 10. Mai 2010 wird Hirschfeld mit einer Gedenkveranstaltung auf dem Bebelplatz in Berlin gedacht (15:30Uhr, am Mahnmal für die Bücherverbrennung). Ein Grußwort spricht Klaus Wowereit, Regierender Bürgermeister von Berlin; die Gedenkrede hält Brigitte Zypries MdB, Bundesministerin der Justiz a.D..

Vom 11. Mai bis bis 10. Juni 2010 findet im Foyer der Humboldt-Universität (“Kommode”) am August-Bebel-Platz die Ausstellung “Das erste Institut für Sexualwissenschaft 1919-1933″ statt. Anhand von Fotos und Dokumenten gibt die Ausstellung einen Überblick über die Arbeit des Instituts ab 1919. Sie stellt die wichtigsten Mitarbeiter, namhafte Besucher und Gäste vor. Exemplarisch werden das Engagement der Mitarbeiter illustriert, ihre Aktivitäten in der Sexualreformbewegung, in der Gerichtsmedizin, in Beratung, Aufklärung und Sexualerziehung.

Nachtrag 16.05.2010:
Am 14. Mai 2010 fand eine Gedenkveranstaltung auch am Grab von Magnus Hirschfeld in Nizza (Cimetière de Caucade) statt. Bericht und Foto auf tetu: Magnus Hirschfeld, vedette posthume 
du festival «Espoirs de mai» à Nice

weitere Informationen:
Magnus Hirschfeld Gesellschaft e.V., Stiftung Topographie des Terrors, Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum, hannchen mehrzweck stiftung: Pressemitteilung Gedenken zum 75. Todestag von Magnus Hirschfeld (pdf)
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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Berlin

Topografie des Terrors – Ausstellung über die Zentrale des Terrors dokumentiert auch Homosexuellen-Verfolgung

Auf dem Gelände des ehemaligen Gestapo-Hauptquartiers und Sitz des ‘Reichssicherheitshauptamts’, Zentralen der Verfolgung und Vernichtung, wurde am 6. Mai 2010 die Ausstellung ‘Topografie des Terrors’ eröffnet. Thematisiert wird auch die Verfolgung Homosexueller in der NS-Zeit.

Berlin Kreuzberg, Niederkirchnerstraße 8. Gegenüber das Abgeordnetenhaus von Berlin, Reste der Mauer. Ein kahles Gelände, ein flacher Neubau in einem Feld aus dunkelgrauem Schotter. Kontrast zu den umliegenden Bauten – ein Kontrast mit Intention, eine Distanz zur umliegenden Herrschaftsarchitektur.

Jahrzehnte früher hieß die heutige Niederkirchner Straße ‘Prinz-Albrecht-Straße’, und die Adresse ‘Prinz-Albrecht-Straße 8′ stand für Terror, Verfolgung und Vernichtung. Hier und in unmittelbarer Nähe lagen das Hauptquartier der ‘Geheimen Staatspolizei’ (Gestapo), die Zentrale der SS und das ‘Reichssicherheitshauptamt‘ (RSHA).

Rechtzeitig vor dem 65. Jahrestag der Befreiung wurde in Berlin am 6. Mai 2010 die Ausstellung ‘Topografie des Terrors’ eröffnet.

Topografie des Terrors
Topografie des Terrors

Topografie des Terrors, Ausstellungsbereich
Topografie des Terrors, Ausstellungsbereich

Die Ausstellung ‘Topografie des Terrors’ informiert über “die wichtigsten Einrichtungen des nationalsozialistischen Verfolgungs- und Terrorapparats” und versucht in fünf Abschnitten “die europäische Dimension der NS-Schreckensherrschaft sichtbar” zu machen.

Im ersten Teil wird dargestellt, wie die NS-Diktatur errichtet wurde. im zweiten Abschnitt werden die zentralen Organisationen des Terrors, SS und Polizei, vorgestellt. Abschnitte drei und vier, die Schwerpunkte der Ausstellung, beschreiben Verfolgung und Vernichtung auf dem Gebiet des ‘Deutschen Reiches’ sowie in den besetzten Gebieten. Hier werden auch die systematische Vernichtung der Juden, die Deportationen von Roma und Sinti, die Bekämpfung von Homosexuellen und die Verfolgung von Asozialen sowie von Kriegsgefangenen und anderen Ausländern und Mordaktionen in Polen und der Sowjetunion behandelt. Im fünften und letzten Abschnitt werden Kriegsende und die juristische Aufarbeitung der NS-Verbrechen dargestellt.

Dabei thematisiert die Ausstellung auch die Verfolgung Homosexueller durch Gestapo, SS und Reichssicherheitshauptamt, sowohl im Verlauf der einzelnen Ausstellungsbereiche als auch in einem eigenen Panel. So z.B. im Geschäftsverteilungsplan (August 1939) des Reichskriminalpolizeiamts (‘Amt 5′ des Reichssicherheitshauptamts; ansässig am Werderschen Markt 5-6), in dessen ‘Referat IIA’ sich damals die ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung‘ befand:

Geschäftsverteilungsplan des Reichskriminalpolizeiamts August 1939
Geschäftsverteilungsplan des Reichskriminalpolizeiamts August 1939

Ein eigenes Panel thematisiert gezielt die Verfolgung Homosexueller:

Topografie des Terrors / Homosexuellenverfolgung
Topografie des Terrors / Homosexuellenverfolgung

Hier finden sich Dokumente politisch verordneter Verfolgung wie auch persönlicher Schicksale verfolgter Homosexueller, so eine Aktennotiz Josef Meisinger (Referatsleiter IIS ‘Homosexualität und Abtreibung’) vom 7. Mai 1935 zur Änderung des  §175, den Erlass zur Errichtung der ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung‘ oder die ‘Belehrung von Angehörigen der SS und Polizei, dass homosexuelle Handlungen mit dem Tod bestraft werden’ von 1942.

1935: Änderung §175, Aktennotiz Josef Meisinger
1935: Änderung §175, Aktennotiz Josef Meisinger

Erlass Himmlers zur Errichtung der 'Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung', 10.10.1936, Auszug
Erlass Himmlers zur Errichtung der ‚Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung‘, 10.10.1936, Auszug

Belehrung SS und Polizei zur Bestrafung homosexueller Handlungen mit dem Tod, 1942
Belehrung SS und Polizei zur Bestrafung homosexueller Handlungen mit dem Tod, 1942

sowie Beispiele für die alltägliche Verfolgung, z.B. Denunziation / Meldung eines ‘Betriebsobmannes’ der Deutschen Arbeitsfront über ‘unsittliche Handlungen’ von Betriebsangehörigen der Firma Zielh-Abegg vom 27. November 1941:

Denunziation vermeintlich Homosexueller, 1941
Denunziation vermeintlich Homosexueller, 1941

Die Ausstellung ist in einem umfangreichen (und mit 15€ bemerkenswert günstigen) umfangreichen Katalog dokumentiert.
Die umfangreiche Bibliothek ist werktags für die Öffentlichkeit zugänglich.

Nicht weit vom Ort der Täter, von der Ausstellung ‘Topografie des Terrors’ entfernt, am Rand des Tiergartens, befindet sich seit Mai 2008 ein Denkmal für eine der Opfergruppen, das ‘Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen‘.

weitere Informationen:
Internetseite Topografie des Terrors
Jens Bisky: Topographie des Terrors – Zentrale der Niedertracht
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