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Frankreich Homosexualitäten

Natzweiler Struthof Gedenken homosexuelle NS-Opfer

Am 25. September 2010 wurde im ehemaligen Straf- und Arbeitslager Struthof eine Plakette eingeweiht, die an die wegen ihrer Homosexualität verfolgten Insassen des Lagers erinnert.

Im Elsass, etwas über 50 Kilometer südwestlich von Strasbourg befand sich von 1941 bis 1945 das Straf- und Arbeitslager Natzweiler-Struthof. Insgesamt fast 52.000 Personen aus ca. 30 verschiedenen Nationen wurden nach Natzweiler oder eines seiner Nebenlager deportiert, unter ihnen auch Homosexuelle.

Seit 1960 gibt es in Struthof ein Mahnmal, das „Mémorial de la Déportation“ – das jedoch Homosexuelle als NS-Opfer nicht erwähnt.

Namentlich sind nach Angaben der Fondation pour la Mémoire de la Déportation 215 Insassen des Lagers Struthof bekannt, die aufgrund ihrer Homosexualität verfolgt wurden, darunter 15 Franzosen.

Gedenkplakette an homosexuelle Opfer im Lager Natzweiler Struthof

Am 25. September 2010 wurde eine Plakette enthüllt, die an die aufgrund ihrer Homosexualität verfolgten Insassen des Lagers Struthof erinnert.

Struthof Gedenken homosexuelle NS-Opfer(Foto: Claude Truong-Ngoc)
Struthof Gedenk-Plakette Deportation Homosexuelle (Foto: Claude Truong-Ngoc; Lizenz cc by-sa 3.0)

Camp de concentration de Natzwiller-Struthof. Plaques mémorielles. – Claude TRUONG-NGOCCC BY-SA 3.0

Die Plakette, die an der Mauer des Erinnerns angebracht wurde, trägt die Inschrift

À la mémoire des victimes de la barbarie nazie, déportées pour motif d’homosexualité
(In Erinnerung an die Opfer der Nazi-Barbarei, die aufgrund ihrer Homosexualität deportiert wurden).

Man habe sich seit vier Jahren um diese Plakette bemüht, zeigte sich der Präsident des Vereins “Les «Oublie(e)s» de la Mémoire” gegenüber Tetu erfreut. Erstmals werde nun auch deportierten Homosexuellen gedacht.

Etwa 500 Menschen wurden in Frankreich wegen ihrer Homosexualität in der NS-Zeit deportiert, darunter ca. zehn Ausländer.

Homosexuelle im KZ Natzweiler – Zeitzeugenbericht

Hans-Georg Stümke und Rudi Finkler zitieren in ihrem 1981 erschienenen Buch ‚Rosa Winkel, Rosa Listen‚ einen Zeitzeugen, der über das KZ Natzweiler u.a. berichtet

„Ich sah wohl manchen Rosa Winkel. Wie er in den Tod befördert wurde, weiß ich nicht. Ich war nicht dabei. Eines Tages war er verschwunden. … kann ich jederzeit unter Eid bezeugen dass ich gleich bei meiner Einlieferung in Natzweiler wegen meines rosa Winkels von den anderen Häftlingen separiert wurde, um vom SS-Unterscharführer und dem Blockältesten (einem Häftling) gemeinsam in der brutalsten Weise … mißhandelt zu werden …“

W. Harthauser 1967: Der Massenmord an Homosexuellen im Dritten Reich, in: W.S.Schlegel: Das große Tabu. Zeugnisse und Dokumente zum problem der Homosexualität. zitiert nach Stümke/Winkler: Rosa Winkel, Rosa Listen, Reinbek 1981

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Vom 1. Mai 1941 bis 23. November 1944 befand sich nahe Natzweiler ein Straf- und Arbeitslager, das KZ Natzweiler-Struthof.  Es wurde am 23.11.1944 durch die Alliierten befreit. Einige Außenlager bestanden weiterhin, die Hauptverwaltung war zudem vor der Befreiung in das Neckartal verlagert worden.

Seit 2005 erinnert das “Europäische Zentrum des deportierten Widerstandskämpfers” an die Geschichte dieses und anderer Konzentrationslager.

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Der im benachbarten KZ Schirmck inhaftierte Pierre Seel berichtet in seinen Erinnerungen Moi, Pierre Seel (2010), er habe im Rahmen seiner Zwangs-Arbeitseinsätze bei der Errichtung des Lagers Struthof mitarbeiten müssen.

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siehe auch Übersicht über die Denkmale für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen

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Frankreich

Das Tympanon von Neuilly en Donjon (1140)

Neuilly en Donjon : Auf dem Weg von Digoin weiter gen Süden Richtung Auvergne entdecke ich am Wegesrand ein kleines Hinweisschild auf eine Kirche. Einem spontanem Gedanken nachgebend, folgen wir dem Hinweis – und stehen nach einigem Suchen und Kurven über schmale Dorfstraßen vor einem kleinen, aber sehr bemerkenswerten Kirchlein.

Das Tympanon von Neuilly en Donjon – Foto

Neuilly-en-Donjon liegt im Department Allier (Region Auvergne), ein kleines Dorf von nur noch etwas über 200 Einwohnern – und mit einer Kirche, die etwas Besonderes bietet. Über dem Eingang der ‚Église Sainte-Marie-Madeleine‘ findet sich folgendes Tympanon:

Neuilly en Donjon, Église Sainte-Marie-Madeleine, Tympanon
Neuilly en Donjon, Église Sainte-Marie-Madeleine, Tympanon

Das auf etwa 1140 datierte Tympanon mit drastisch-eindrucksvollen Darstellungen. Es zeigt in zwei Feldern zum einen die Epiphanias-Szene mit der Jungfrau Maria und zum anderen das Simons-Mahl (nicht das Abendmahl) mit als „inhaltlichem Kern“ der Ikonographie Maria Magdalena zu Füßen Jesu.

Mehr u.a. in der französischen Wikipedia

… und Fotos für Matthias 🙂

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Hamburg Homosexualitäten

125. Geburtstag: Kurt Hiller Ausstellung in Hamburg

Ab 6. August wird in Hamburg mit einer Ausstellung des 125. Geburtstags von Kurt Hiller gedacht.

Am 17. August jährt sich zum 125. Mal der Geburtstag von Kurt Hiller. Revolutionärer Pazifist, schwuler Aktivist und Schriftsteller, u.a. Weggefährte von Magnus Hirschfeld. Aus Anlass von Hillers 125. Geburtstags finden zahlreiche Veranstaltungen statt, unter anderem in Hamburg eine Ausstellung in der Staats- und Universitätsbibliothek.

Kurt Hiller 1903
Kurt Hiller 1903

Die Ausstellung thematisiert u.a. den literarischen Expressionismus, Hillers Einsatz für die Abschaffung des §175, seine Aktivitäten als Pazifist in der Zeit der Weimarer Republik, die Zeit seiner KZ-Haft, das Exil in Prag und London sowie Hamburg-Reisen und die anschließende Heimkehr nach Hamburg 1955.

Auf der Ausstellung werden zum überwiegenden Teil noch nie gezeigte Exponate ausgestellt, die vorwiegend aus dem Nachlass Hillers sowie aus dem Bestand der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg stammen. Die Ausstellung zeigt auch einige besondere Raritäten, so ein Privatdruck von Walter Hasenclever, “Der Retter” (1916 in 15 Exemplaren) oder Thomas Mann, “Freud und die Zukunft” mit Widmung an Kurt Hiller (“in dauernd-bedauerndem Gedenken an eine vereitelte Begegnung”).

Am Vorabend der Ausstellungs-Eröffnung wird es am 5.8. einen Vortrags-Abend geben, an dem u.a. die Hamburger Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Herlind Gundelach teilnehmen wird.

Hiller selbst starb am 1. Oktober 1972 in Hamburg. Sein Grab befindet sich (gemeinsam mit seinem Freund Walter Detlev Schultz) auf dem Ohlsdforfer Friedhof.

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Der Weltverbesserer Kurt Hiller. Zum 125. Geburtstag des Publizisten, Pazifisten, Juristen
Eine Ausstellung der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky in Kooperation mit der Kurt Hiller Gesellschaft
6.8. bis 26.9.2010
Hamburg, Staats- und Universitätsbibliothek (Ausstellungsraum, Erdgeschoss; Eintritt frei)

weitere Informationen:
Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Blog 07.07.2010: Der Weltverbesserer Kurt Hiller. Zum 125. Geburtstag des Publizisten, Pazifisten, Juristen (6.8.-26.9.)
Kurt Hiller Gesellschaft
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Hamburg

2010: Sense Max & Consorten – Nix mehr Max nix Consorten

Das ‘ Max & Consorten ’ schließt 2010, diesmal für immer. Zeitenwandel in St. Georg, renditegesteuert. Das Grundstück soll profitabler verwertet werden.

Auf der Internetseite von “ Max & Consorten ” heißt es lapidar

“Es hat sich bereits rumgesprochen, jetzt ist es leider offiziell: am 31.07.2010 schließen wir das letzte Mal die Tür auf, danach ist Sense. Aber wenn wir schon gehen müssen, dann mit einem Knall und der wird lauter als jede Abrissbirne. Dafür sorgen wir zusammen mit Euch! Also kommt ab 17.00 Uhr vorbei zu Speis, Trank und Live Musik. Das Max&Co Team freut sich auf Euch!”

Der Abirss kündigte sich seit Jahren an. Der Einwohnerverein St. Georg zitiert die ‘Hamburger Morgenpost’ vom 6. Juli 2006:

“Seit 30 Jahren ist eine Neubebauung im Gespräch – doch nichts passiert. Jetzt wird’s ernst: Der Bezirk will die Eigentümer zwingen, neu zu bauen. Das wäre nicht nur für die Traditionskneipe ‚ Max & Consorten ’ eine Gefahr. Die rot-grünen Koalitionäre in Mitte hatten ihre Geduld verloren. Vor einer Woche forderten sie Bezirksamtsleiter Markus Schreiber (SPD) auf, endlich ein ,repräsentatives Entree’ am Beginn der Langen Reihe zu sorgen.”

Max & Consorten ”, betrieben vom inzwischen 66 Jahre alten Max Schönke,  entdeckte ich 1982 – und kenne es damit so lange wie meinen Mann. Wir kamen damals oft hierher, wegen des guten und preiswerten Essens (ob Bauernfrühstück, Labskaus, Salate oder Grünkohl), wegen des leckeren Biers, und wegen der guten Stimmung. Oft gemeinsam mit Freunden, teils mit ‘Schwusel’, der “schwul-lesbischen Schüler- und Jugendgruppe[ja, auch die ist längst Geschichte …].

Irgendwann geriet das ‘Max’ ein wenig aus unserem Blickfeld, unsere Lebensmittelpunkte hatten sich nach Köln, später auch Berlin verlagert.
Vor einigen Jahren aber entdeckten wir es wieder neu – nach der Sauna, beide haben wir Hunger auf etwas Deftiges, dazu ein lecker Bierchen. Keine Lust auf Homozickereien oder Lange-Reihe-Chichi – aber, damals waren wir doch immer … ob’s das noch gib? Ja, es gab “es” noch. Und wir wurden wieder zu häufigen Gästen … und ich bin froh, hier noch letztes Jahr mit Freunden gemeinsam gefeiert zu haben.

Mit dem “Max” geht ein Stück vertrautes Hamburg. Einer der (inzwischen auf der Langen Reihe wenigen) Orte, an denen es un-eitel, un-aufgeregt, entspannt, gemütlich zuging. Das “Max” hatte Wohnzimmer-Potential, auch wenn es gelegentlich inzwischen als “kultig” bezeichnet wurde.

Nun ist Schluss. Geschlossen. Eine Institution wird platt gemacht. Und warum? Der Mietvertrag wurde wie zu hören ist nicht verlängert. Das Haus soll abgerissen werden, einem Neubau weichen. Einem schnöden Neubau, der sicher viel mehr vermietbare Fläche, viel mehr Einnahmen, viel mehr Rendite bietet als das alte Haus am Spadenteich. Es gibt zu viele Menschen, denen das wichtiger ist …

Seit 1979 gab es “ max & consorten ”. Ab Ende Juli 2010 nun nicht mehr. Schade.

Bier bei Max - schön war's immer, danke!
Bier bei Max – schön war’s immer, danke!

Aktualisierung 24.12.2010:
Schöne Bescherung! – ‚Max & Consorten‘ ist wieder da!

altes Max & Consorten bis 2010 – Foto

altes Max & Consorten – so sah es damals aus:

Max & Consorten bis 2010
Max & Consorten bis 2010
das alte Max und Consorten
das alte Max und Consorten

24. Dezember 2010:
Schöne Bescherung – ‚ Max & Consorten ‚ ist wieder da!

Eine schöne Nachricht ereilte uns zu Weihnachten: das ‚ Max & Consorten ‚, einer unserer Wohlfühl-Orte in Hamburg, ist wieder da!

Am 31. Juli 2010 musste es schließen, das ‚Max & Consorten“  – das Haus wurde schon bald darauf abgerissen, sollte Platz machen für ein weiteres der Rendite-Objekte in St. Georg. Nix mehr Max, nix mehr Consorten

Doch – was zunächst wie ein Abschied für immer aussah, zeigt sich nun als vorübergehende Pause. Max ist zurück – seit 17. Dezember 2010:

Max Schönke, Chef und Gründer des ‚Max‘, teilte via Kommentar zu meinem Artikel mit

„Wir haben 30m weiter (Spadenteich / Ecke Koppel ) eine neue Chance bekommen und haben versucht, durch unser altes Inventar die, von Dir beschriebene, Atmosphäre wieder herzustellen.
Dazu gehören natürlich auch die “alten” Mitarbeiter. Unsere Stammgäste haben ein neues Wohnzimmer.“

Wir freuen uns sehr – über diese weihnachtliche frohe Überraschung, und darüber, bald wieder gemütliche Abende im ‚Max‘ haben zu können!

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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Französisches höchstes Gericht: Kind kann zwei Eltern gleichen Geschlechts haben

Ein Kind kann in Frankreich zwei Eltern gleichen Geschlechts haben. Dies entschied der französische Kassations-Gerichtshof am 8. Juli 2010 – kanpp drei jahre vor Einführung der Homoehe einschließlich Adoptionsrecht.

Kann ein Kindschaftsverhältnis bestehen zwischen einem Kind und der (gleichgeschlechtlichen) Lebenspartnerin der Mutter? Diese Frage hatte 2010 der französische Kassations-Gerichtshof hatte zu entscheiden. Sein Urteil: Ja, Eltern gleichen Geschlechts sind möglich. So entschied der Gerichtshof in einem damals als historisch bezeichneten Urteil am 8. Juli 2010.

Gebäude des Kassations-Gerichtshofs in Paris (Foto: DXR, Lizenz cc by-sa 4.0)
Gebäude des Kassations-Gerichtshofs in Paris (Foto: DXR, Lizenz cc by-sa 4.0)

Gebäude des Kassations-Gerichtshofs in Paris (Foto: DXR, Lizenz cc by-sa 4.0)

Dabei wandte der französische Kassations-Gerichtshof das so genannte Exequatur an: ein ausländisches Urteil wird dabei als im Inland vollstreckbar erklärt.

Der dem Urteil zugrunde liegende Fall: Madame B. ist französische Staatsbürgerin, arbeitet jedoch als Medizinerin in den USA. Dort lernte sie Madame N. kennen, ebenfalls Medizinerin, und US-Staatsbürgerin. 1999 brachte Madame N. nach anonymer künstlicher Befruchtung ein Mädchen zur Welt. Madame B. beantragte anschließend die Adoption der Tochter ihrer Partnerin.

Das oberste Gericht des Countys DeKalb (Illinois, USA) entschied, der Antrag von Madame B. sei im besten Interesse des Kindes. In den USA war Madame B. damit als zweite Mutter anerkannt.

Doch Madame B. wollte auch in ihrem Heimatland Frankreich als Mutter anerkannt sein. Dort waren ihre Partnerin und sie am 21. Mai 2002 einen PACS (Pacte civil de Solidaritè, ähnlich der Lebenspartnerschaft in Deutschland) eingegangen. 2007 stellte sie einen entsprechenden Antrag. Sie beantragte beim Landgericht Paris, das us-amerikanische Urteil als auch für Frankreich gültig anzuerkennen. Am 23. Juli 2007 lehnte das Landgericht dies ab. Auch eine Berufung im Jahr 2008 blieb erfolglos.

Doch dieses Urteil sei falsch, betonte 2010 der Kassations-Gerichtshof. Das us-amerikanische Urteil habe ja die Rechte der leiblichen Mutter nicht beschnitten, sondern aufrecht erhalten. Der Kassations-Gerichtshof ordnete das Exequatur des US-Urteils an.

Damit hat die kleine Tochter von Madam B. nun juristisch völlig legal Eltern gleichen Geschlechts – zwei Mütter, auch in Frankreich.

neue Rechtsbasis für Eltern gleichen Geschlechts

Der Kassations-Gerichtshof habe eine Bresche geschlagen für das Adoptionsrecht für Homo-Paare, kommentierte das französische Homo-Magazin Tetu. Wolle der Kassations-Gerichtshof ein Signal an den Gestezgeber senden, fragt Yagg.

Die Homoehe schuf später eine neue Rechtsbasis für Eltern gleichen Geschlechts. Knapp drei Jahre später führte Frankreich 2013 die Homoehe einschließlich Adoptionsrecht ein. Das Urteil des Kassations-Gerichtshofes aus dem Jahr 2010 wirkt im nachhinein wie ein Schritt auf dem Weg hierhin.

Der französische Kassations-Gerichtshof entspricht in seiner Bedeutung ungefähr dem Bundesgerichtshof in Deutschland.

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weitere Informationen:
Cour de Cassation 08.07.2010: Entscheidung

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Frankreich

Calatrava-Brücke in Orleans – pont de l’Europe

Die Calatrava-Brücke in Orleans : die pont de l’Europe über die Loire in Orleans wurde am20. November 2000 dem Verkehr übergeben. Entworfen wurde sie von Santiago Calatrava.

Calatrava-Brücke in Orleans

Santiago Calatrava, Pont de L’Europe (Europabrücke) über die Loire, Orléans, (1996–2000)
Santiago Calatrava, Pont de L’Europe (Europabrücke) über die Loire, Orléans, (1996–2000)

Der 1996 bis 2000 gebaute Pont de l’Europe (Europa-Brücke) in Orléans war die erste Brücke, die Calatrava in Frankreich realisierte. Die auf drei Trägern gesetzte Brücke überspannt die Loire auf 378 Meter; ihre Baukosten betrugen 220 Mio. Francs.

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Deutschland

Quedlinburg

28. bis 30. Juni 2010 – Quedlinburg

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Frankreich Homosexualitäten

Paris: wird Jean Le Bitoux Nachlass zum Anlass für schwul-lesbisches Archiv?

Der jüngst verstorbene französische Schwulen-Aktivist Jean Le Bitoux hat seinen Nachlass der Stadt Paris vermacht – könnte der Jean le Bitoux Nachlass das Projekt eines LGBT-Archivs neu beleben.

Jean Le Bitoux, französischer Aktivist für die Rechte von Schwulen und Lesben und Gründer der französischen Schwulenzeitschrift Gai Pied, verstarb am 20. April im Alter von 62 Jahren in Paris. Le Bitoux war eine der zentralen Persönlichkeiten der französischen Schwulenbewegung und auch im Kampf gegen Aids engagiert. Le Bitoux hinterließ u.a. ein über 40 Kartons umfassendes persönliches Archiv.

In einem Brief teilte der Bürgermeister der französischen Hauptstadt mit, Jean Le Bitoux habe sein umfangreiches Archiv der Stadt Paris vermacht:

“Jean Le Bitoux, dans son testament, lègue son vaste fonds d’archives à la Ville (de Paris), dans l’attente de l’ouverture effective de ce Centre aujourd’hui piloté par le chercheur et militant Louis-Georges Tin.

Das “LGBT Archiv Paris” ist ein Projekt, das bereits in der ersten Amtszeit des Bürgermeisters Delanoe und mit Beteiligung von Le Bitoux gestartet wurde. Für eine Vorstudie zur Machbarkeit wurden im September 2002 bereits 100.000 Euro von der Stadt Paris bereit gestellt. Nach einer positiven Bewertung des Projekts durch die Direktion der französischen Archive hat inzwischen Louis-George Tin die Leitung des Projekts übernommen.

Seit vier Jahren herrschte allerdings Ruhe um das Projekt. Der Jean Le Bitoux Nachlass dürfte  nun dazu führen, dass neuer Schwung in das Projekt “LGBT Archiv Paris” und seine Realisierung kommt.

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Nachtrag 17.12.2015: Ende 2015 sind (endlich) erste konkrete Schritte für die Initiierung eines LGBT-Archivs in Paris unternommen.

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weitere Informationen:
Tetu 25.06.2010: Le testament de Jean Le Bitoux fera-t-il renaître les archives homo de Paris?
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Berlin Homosexualitäten

Kurt Hiller – Gedenken zum Geburtstag

Am 17. August jährt sich der Geburtstag von Kurt Hiller. Hiller, revolutionärer Pazifist, schwuler Aktivist und Schriftsteller, war u.a. Weggefährte von Magnus Hirschfeld.

Kurt Hiller, ‘Mitbegründer der homosexuellen Bürgerrechtsbewegung’, wurde am 17. August 1885 in Berlin geboren. Hiller gehörte seit 1908 bis zu dessen gewaltsamer Auflösung durch die Nazis dem Wissenschaftlich-humanitären Komitee (ab 24.11.1929 als zweiter Vorsitzender) von Magnus Hirschfeld sowie dessen Institut für Sexualwissenschaft an, stand gleichwohl Hirschfelds Theorie der ‘sexuellen Zwischenstufen‘ skeptisch gegenüber.

Kurt Hiller 1903
Kurt Hiller 1903

Hiller wird mehrfach von den Nazis verhaftet und in den KZs Columbiahaus, Brandenburg und Oranienburg mißhandelt. 1934 gelingt ihm die Flucht nach Prag, 1938 flüchtet er weiter nach London. 1955 kehrt Hiller nach Deutschland zurück und lebt bis zu seinem Tod am 1. Oktober 1972 in Hamburg.

Aus Anlass des 125. Geburtstags von Kurt Hiller finden in den kommenden Wochen mehrere Veranstaltungen statt:

– In Hamburg wird vom 6.8. bis 27.9. 2010 an der Universität (Universitäts-Bibliothek) eine umfassende Ausstellung mit zum Teil noch nie gezeigten Exponaten  zu sehen sein. Am Vorabend der Ausstellungs-Eröffnung wird es am 5.8. einen Vortrags-Abend geben, an dem u.a. die Hamburger Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Herlind Gundelach teilnehmen wird.
– Vom 11. bis 13. Juni 2010 findet in Berlin (ver.di Bildungs- und Begegnungszentrum Clara Sahlberg) die Tagung “Der Sturz in die Barbarei 1933 – Antworten deutschsprachiger jüdischer Künstlerinnen und Künstler” statt. Dort wird im Rahmen eines Workshops Dr. Harald Lützenkirchen referieren zum Thema “Gewarnt, gefoltert, geflüchtet. Der Leidensweg des Schriftstellers Kurt Hiller”
– In Berlin wird das Antiquariat ‘Bücherhalle’ (Schöneberg, Hauptstrasse 154) im September 2010 eine kleine Ausstellung nebst Veranstaltung zu Kurt Hiller organisieren.
– Ebenfalls in Berlin wird im Spätsommer eine Lesung zu Kurt Hiller in der ‘Joseph-Roth-Diele’ stattfinden.
– In Prora auf Rügen wird vom 24. bis 26.9.2010 die Tagung “Rassismus, Ausgrenzung und Verfolgung – Kontinuitäten und Brüche. Eine politische Tagung aus Anlaß der 75. Wiederkehr des Inkrafttretens der Nürnberger Rassegesetze” stattfinden. Dr. Harald Lützenkirchen wird dort über “Künstler, Literaten und Einzelschicksale Anderer am Beispiel Kurt Hillers” referieren.

Hillers juristische Dissertation aus dem Jahr 1908 “Das Recht über sich selbst” ist erst jüngst (nach über 100 Jahren) erstmals wieder verfügbar als Reprint (im von-Bockel-Verlag Neumünster). Über diese Dissertation schrieb Hiller in seinen Memoiren:

“Beim Studium des in Deutschland geltenden Strafrechts entdeckte ich plötzlich, daß die Befugnis des Individuums, körperlich über sich selbst zu verfügen und über andere voll Willensfähige mit deren freier und ernstlicher Zustimmung, gar auf ihre flehentlichen Bitten, an allen Ecken und Enden unsres Gesetzbuches verneint und verweigert wird. Das Freiheitsfeindliche, Gedankenlose, Barbarische dieses legalen Zustands erschütterte mich, und ein Zwang überkam mich, ihn mindestens aufzudecken.”

weitere Informationen:
Kurt-Hiller-Gesellschaft e.V.
Kurt Hiller: “Das Recht über sich selbst”. Dissretation, 1908. Reprint, von-Bockel-Verlag
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Politisches

28.6.1935: Verschärfung des Paragraph 175

Am 28. Juni 1935 beschlossen die Nationalsozialisten in Deutschland die Verschärfung des Paragraph 175 . Insgesamt existierte der Paragraph 175 von seiner Einführung am 1. Januar 1872 bis zu seiner Abschaffung am 11. Juni 1994 über 122 Jahre.

Die Verschärfung des Paragraph 175, damals begründet u.a. mit einem Interesse an der “sittlichen Gesunderhaltung des Volkes”, trat mit Wirkung zum 1. September 1935 in Kraft. Schon gut ein Jahr später, am 10. Oktober 1936, wurde mit der ‚Reichszentrale für Homosexualität und Abtreibung‚ eine der zentralen bürokratischen Verfolgungsinstanzen geschaffen.

In der Bundesrepublik hatte die von den Nazis 1935 verschärfte Version des §175 unverändert bis 1969 Gültigkeit. Noch 1957 hielt das Bundesverfassungsgericht (u.a. unter Verweis auf die ’sittlichen Anschauungen des Volkes‘) den Paragraphen 175 in der NS-Fassung für verfassungsgemäß.

In der DDR galt ab 1950 Paragraph 175 in der Version vor der NS-Verschärfung.

Wikipedia erläutert die Verschärfung des Paragraph 175 :

“Im Jahr 1935 verschärften die Nationalsozialisten den § 175, indem sie die Höchststrafe im Zuge einer Umdefinition vom Vergehen zum Verbrechen von vier Jahren auf fünf Jahre Gefängnis heraufsetzten. Durch Streichung des Adjektivs „widernatürlich“ wurde die traditionsreiche Beschränkung auf beischlafähnliche Handlungen aufgehoben. Der Straftatbestand war nun erfüllt, wenn „objektiv das allgemeine Schamgefühl verletzt und subjektiv die wollüstige Absicht vorhanden war, die Sinneslust eines der beiden Männer oder eines Dritten [zu] erregen“[6]. Eine gegenseitige Berührung war nicht mehr erforderlich.
Darüber hinaus wurde – ähnlich wie bereits 1925 geplant – ein neuer § 175a geschaffen, der sogenannte qualifizierte Fälle als „schwere Unzucht“ mit Zuchthaus zwischen einem und zehn Jahren bestrafte. Hierzu zählten:

die Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses

homosexuelle Handlungen mit Männern unter 21 Jahren

„widernatürliche Unzucht mit Tieren“

Paragraph 175 – Wortlaut ab 1935 bis 1969 (BRD) bzw. 1950 (DDR)

Der Paragraph 175 lautete ab der Verschärfung von 1935 (gem. Art. 6 des Gesetzes zur Änderung des Strafgesetzbuchs vom 28. Juni 1935. RGBl. I S. 839):

§ 175
(1) Ein Mann, der mit einem anderen Mann Unzucht treibt oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen läßt, wird mit Gefängnis bestraft.
(2) Bei einem Beteiligten, der zu Zeit der Tat noch nicht einundzwanzig Jahre alt war, kann das Gericht in besonders leichten Fällen von Strafe absehen.
§ 175a
Mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, bei mildernden Umständen mit Gefängnis nicht unter drei Monaten wird bestraft:

  1. ein Mann, der einen anderen Mann mit Gewalt oder durch Drohung mit gegenwärtiger Gefahr für Leib oder Leben nötigt, mit ihm Unzucht zu treiben, oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen zu lassen;
  2. ein Mann, der einen anderen Mann unter Mißbrauch einer durch ein Dienst-, Arbeits- oder Unterordnungsverhältnis begründeten Abhängigkeit bestimmt, mit ihm Unzucht zu treiben oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen zu lassen;
  3. ein Mann über einundzwanzig Jahre, der eine männliche Person unter einundzwanzig Jahren verführt, mit ihm Unzucht zu treiben oder sich von ihm zur Unzucht mißbrauchen zu lassen;
  4. ein Mann, der gewerbsmäßig mit Männern Unzucht treibt oder von Männern sich zur Unzucht mißbrauchen läßt oder sich dazu anbietet.
    § 175b
    Die widernatürliche Unzucht, welche von Menschen mit Tieren begangen wird, ist mit Gefängnis zu bestrafen; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.

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Kurt Hiller: ' Paragraph 175 : Die Schmach des Jahrhunderts !' (1922) [Bild: Shizhao]
Kurt Hiller: ‚§175: Die Schmach des Jahrhunderts !‘ (1922)

Protestierte bereits 1922 mit der Publikation “§175 – Die Schmach des Jahrhunderts !” gegen den Paragraph 175 : Kurt Hiller