Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit – diese Losung der Französischen Revolution ist seit 1848 Leitspruch der Franzöischen Republik und in der Verfassung festgeschrieben. Spätestens seit der Verfassung von 1958 gilt der Laizismus als ‚vierter republikanischer Wert‘.
Frankreich im Herbst 1792. Im August war die Monarchie gefallen, am 22. September 1792 wurde die Republik ausgerufen. Die Revolutionäre versammelten sich hinter einer Losung:
Frankreich 31. Oktober 1793, Ermordung der Girondisten – „Die Revolution frisst ihre Kinder“. Brissot, Gensonné, Boyer-Fonfréde, Ducos und zahlreiche weitere Girondisten werden umgebracht. Als letzter wird Vergniaud, einer ihrer Anführer, zum Schafott geführt. Erschüttert über den Tod seiner Weggefährten und in Erwartung seiner eigenen Ermordung sind seine letzten Worte „Ich weiß wohl — die Revolution ist wie Saturn, sie frißt ihre eigenen Kinder.„
Sie waren ‚gemäßigte Revolutionäre„, die Gruppe der Girondisten. Brissot, Vergniaud, Roland de la Platiere oder Condorcet – die meisten Girondisten waren Republikaner aus gutbürgerlichen bis vermögenden Verhältnissen, oftmals Anwälte oder Händler. Ihren Namen hatten sie von ihrer Herkunftsregion – sie stammten überwiegend aus dem Südwesten Frankreichs, meist aus der Gironde.
Zeitgenössisch wurden die Girondins meist Brissotins oder Rolandins genannt, nach einem ihrer Anführer, Jacques Pierre Brissot bzw. nach dem Girondisten-Minister Jean-Marie Roland de La Platière. Erst Lamartine popularisierte mit seiner 1847 veröffentlichten achtbändigen ‚Histoire des Girondins‚ den Namen Girondins (deutsch: Girondisten).
Politisch waren die Girondisten zu Beginn der französischen Revolution im Lager der Republikaner organisiert. Sie waren Gegner der Monarchie wie auch Gegner der konstitutionellen Monarchie der Verfassung von 1791, kämpften für die Einheit der Republik, vertraten wirtschaftspolitisch allerdings eher protektionistische Positionen.
Die Ermordung der Girondisten – die Revolution frisst ihre Kinder
Einen Wendepunkt für die vergleichsweise pragmatisch orientierten Girondisten stellten die so genannten September-Massaker dar – zwischen dem 2. und 6. September 1792 brachte eine hysterisierte Menge über 1.200 Revolutions-Gegner und andere Gefangene um.
Septembermassaker – Massaker an den Gefangenen im Grand Châtelet de Paris im September 1792, Radierung, vor 1900
Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 7. Mai 1945 in Reims endete der Zweite Weltkrieg in Europa. Hieran erinnert das Kapitulationsmuseum in Reims.
Reims 7. Mai 1945, 2:41 Uhr: Deutschland hat kapituliert
Reims, 7. Mai 1945, 2:41 Uhr. Generaloberst Alfred Jodl, hierzu zuvor von Karl Dönitz (von Hitler testamentarisch als dessen Nachfolger als Reichspräsident bestimmt) authorisiert, unterzeichnet die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht:
Frankreichs Widerstand gegen die Besatzung wird weitergehen – in seinem Appell vom 18. Juni 1940 ruft Charles de Gaulle zum Widerstand und zum Kampf auf. Er legt damit den Grundstein für Frankreichs Zukunft und rettet die Ehre der Franzosen.
„Aber ist das letzte Wort gesprochen? Muss die Hoffnung weichen? Ist die Niederlage endgültig? Nein!“
„Was auch geschieht: Die Flamme des französischen Widerstandes darf und wird nicht erlöschen.“
Mit eindringlichen Worten wendet sich Charles de Gaulle in seinem Appell vom 18. Juni 1940 an das französische Volk. Der britische Premierminister Winston Churchill hatte de Gaulle genehmigt, sich über BBC direkt an das französische Volk zu weden.
De Gaulle fordert energischen Widerstand gegen die Besetzung Frankreichs und gegen die NS-Truppen, gegen die Teilung Frankreichs durch eine Demarkationslinie. Die Niederlage sei nicht endgültig. Er fordert insbesondere Offiziere und Soldaten, Facharbeiter und Ingenieure der Rüstungsindustrie auf sich ihm anzuschließen, und kündigt weitere Ansprachen für die folgenden Tage an.
Das Lager Versen ist eines der heute weniger bekannten ehemaligen Emslandlager. Nach 1945 wurde es als Strafgefangenen-Lager genutzt – auch für Homosexuelle, die wegen Vergehen nach Paragraph 175 verurteilt wurden.
Lager Versen – 1938 bis 1945
Im Sommer 1938 wurde das ‚Lager Versen‚ als ‚Lager IX‚ der Emslandlager errichtet, für geplant 1.500 Häftlinge. Im Sommer 1939 war es mit 900 Häftlingen belegt.
Robert Badinter im Jardin du Luxembourg, Paris, Juni 2010
Robert Badinter , französischer Jurist, Anwalt und Politiker, setzte in Frankreich u.a. die Abschaffung der Todesstrafe sowie des Strafrechts gegen Homosexuelle durch.
Robert Badinter wurde am 30. März 1928 in Paris geboren. Sein Vater Simon Badinter wurde 1943 im Vernichtungslager Sobibor umgebracht, Robert wuchs bei seiner Mutter auf. Kurz nach der Befreiung begann er das Studium (Literatur, Jura).
Badinter wurde 1966 zum Professor berufen; seit 1974 lehrt er an der Sorbonne in Paris. Vom 23. Juni 1981 bis zum 19. Februar 1986 war Robert Badinter Justizminister. Vom März 1986 bis März 1995 war Robert Badinter Präsident des Verfassungsrates (Conseil constitutionnel, das französische Verfassungsgericht). Badinter war zudem wesentlich verantwortlich für die Neufassung des französischen Strafgesetzbuchs (Code pénal) im Jahr 1991, in Kraft getreten am 1. Mai 1994.
Badinter ist seit 1966 mit der Philosophin und feministischen Autorin Élisabeth Badinter verheiratet.
Robert Badinter hat zahlreiche Bücher verfasst, ist Ehrendoktor mehrerer Universitäten und wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Robert Badinter im Jardin du Luxembourg, Paris, Juni 2010 (Foto: Manfred)
„Ich bin im Bezug auf die Menschheit nicht sehr optimistisch, ich habe als jüdisches Kind die Besatzung durch die Nazis erlebt. … Der Mensch tötet. Deshalb ist die Abschaffung der Todesstrafe für die Menschheit ein moralischer Sieg über sich selbst.„ (Robert Badinter)
Robert Badinter starb im Alter von 95 Jahren in der Nacht vom 8. auf den 9. Februar 2024 in Paris. Seine letzte Ruhestätte soll Robert Badinter, so kündigte es Staatspräsiudent Macron am 14. Feebruar 2024 an, im Panthéon finden.
„Votre nom devra s’inscrire aux côtés de ceux qui ont tant fait pour le progrès humain et pour la France et vous attendent au Panthéon. … Vous nous quittez au moment où vos vieux adversaires, l’oubli et la haine, semblent comme s’avancer à nouveau …“
Neokonservative Kräfte versuchen zunehmend, gesellschaftliche Debatten zu beeinflussen. Dabei werden im Kern auch die Werte der Aufklärung angegriffen. Aufklärung, dies ist nicht nur ein mächtiges kulturelles Erbe, sondern immer wieder auch heute aktuelle Aufgabe – auch um eine neokonservative Gegenaufklärung zu verhindern.
Ob Angriffe auf Meinungsfreiheit oder pluralistische Gesellschaft, Proteste gegen Sexualaufklärung oder Homoehe – konservative, fortschrittsfeindliche, illiberale bis reaktionäre Bestrebungen häufen sich, die versuchen das Rad der Zeit zurück zu drehen. Dahinter steht oft das Konzept der ’neokonservativen Revolution‘ oder ‚Gegenaufklärung‘ und letztlich das Ziel einer Abkehr von westlich-liberalen Werten der Aufklärung:
Immanuel Kant ‚Beantwortung der Frage: was ist Aufklärung‘, Dezember 1784
Säkularisierung in Frankreich - die Eglise Saint Jean in Dijon, in der Französischen Revolution säkularisiert und seit 1974 Sitz des Theaters des Burgund
Laizismus ist ein Kernelement des französischen Staats. In welchem Verhältnis stehen Staat und Kirche zu einander?
Laizismus ist eines der Grundprinzipien der französischen Republik. Selbst ein Tag ist ihm seit 2013 gewidmet, jährlich am 9. Dezember wird die „Journée de la laïcité“ begangen.
Säkularisierung in Frankreich – die Eglise Saint Jean in Dijon, in der Französischen Revolution säkularisiert und seit 1974 Sitz des Theaters des Burgund
Ausdruck des Laizismus in Frankreich: die Werte der Republik (Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit) im Tympanon einer Kirche (St. Pancrace, Aups, Var; Foto: Greudin, public domain)
Wohin, Europa? Wie sieht sie aus, die Zukunft Europas ? Blockieren, bremsen – oder gleich ‚kehrt marsch‘, Richtungsschwenk? Wieder suchen Staaten ihren Weg in unterschiedlichste Richtungen – Zeit, ein altes Papier der 90er Jahre wieder auszugraben? ist es an der Zeit für mehr Integration ?
„Seien wir die gleiche Republik, … seien wir die europäische Freiheit, seien wir der universelle Frieden!“ – der Traum von einem geeinten Europa als Raum der Freiheit und des Friedens ist nicht eben neu, bereits Victor Hugo formulierte ihn 1871:
Plus de frontières ! Le Rhin à tous ! Soyons la même République, soyons les États-Unis d’Europe, soyons la fédération continentale, soyons la liberté européenne, soyons la paix universelle !
Urahn einer gemeinsamen Zukunft Europas – Victor Hugo
Der islamistisch motivierte Angriff der Terroristen in Paris, die Ermordung von 12 Menschen, sie galten nicht ’nur‘ dem französische Satire-Magazin Charlie Hebdo, nicht ’nur‘ Medien oder radikaler Kritik. Sie galten uns, unserer Freiheit. Einer Freiheit, die nicht nur von Terroristen und Extremisten bedroht wird, sondern auch von Fundamentalisten jeglicher religiöser oder ideologischer Couleur, die hinter mühsam errungene Freiheiten zurück wollen. Es ist an der Zeit, dass gerade auch wir Schwule Lesben LGBT* den Wert unserer Freiheiten erkennen und wieder schätzen, und – dass wir den Arsch hoch bekommen und für sie eintreten. Freiheit braucht Engagement.
Vorbemerkung: den folgenden Text habe ich nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo (7. Januar 2015) geschrieben. Auch nach den Anschlägen von Paris am 13. November 2015 gilt er unvermindert.
Wir verwenden Cookies, um unsere Website und unseren Service zu optimieren.
Funktional
Immer aktiv
Der Zugriff oder die technische Speicherung ist unbedingt für den rechtmäßigen Zweck erforderlich, um die Nutzung eines bestimmten Dienstes zu ermöglichen, der vom Abonnenten oder Nutzer ausdrücklich angefordert wurde, oder für den alleinigen Zweck der Übertragung einer Nachricht über ein elektronisches Kommunikationsnetz.
Vorlieben
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist für den rechtmäßigen Zweck der Speicherung von Voreinstellungen erforderlich, die nicht vom Abonnenten oder Nutzer beantragt wurden.
Statistiken
Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu statistischen Zwecken erfolgt.Die technische Speicherung oder der Zugriff, der ausschließlich zu anonymen statistischen Zwecken verwendet wird. Ohne eine Aufforderung, die freiwillige Zustimmung Ihres Internetdienstanbieters oder zusätzliche Aufzeichnungen von Dritten können die zu diesem Zweck gespeicherten oder abgerufenen Informationen allein in der Regel nicht zu Ihrer Identifizierung verwendet werden.
Marketing
Die technische Speicherung oder der Zugriff ist erforderlich, um Nutzerprofile zu erstellen, um Werbung zu versenden oder um den Nutzer auf einer Website oder über mehrere Websites hinweg zu ähnlichen Marketingzwecken zu verfolgen.