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Politisches

Menschenrechte sind universel

Menschenrechte sind für alle Menschen überall und jederzeit gültig. Sie sind unantastbar, auch durch staatliche Gesetze.

Jeder Mensch hat Menschenrechte, jederzeit und überall.

Menschenwürde muss mensch sich nicht ‚verdienen‘ – Menschenwürde wohnt dem Menschsein inne, jeder Mensch hat Menschenwürde.

Menschenrechte und Menschenwürde sind individuelle Rechte – als Rechte des Individuums hängen sie auch nicht und nie von zwischenstaatlichen Kooperationen ab.

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Kulturelles

Denis Diderot (1713 – 1784)

Der Schriftsteller und Philosoph Denis Diderot ist einer der bedeutendsten Denker der Aufklärung. Er ist einer der bedeutendsten Schöpfer und Autoren der Encyclopédie, eines der Hauptwerke der Aufklärung.

Denis Diderot

Denis Diderot wird am 5. Oktober 1713 in Langres als Sohn eines Handwerkers geboren. 1728 zieht er nach Paris, beginnt ein Studium der Theologie und Geisteswissenschaften.

Denis Diderot Denkmal in seiner Geburtsstadt Langres
Denis Diderot Denkmal in seiner Geburtsstadt Langres

1742 lernt Diderot in Paris Jean Jacques Rousseau kennen, beide werden enge Freunde. 1743 heiratet er die Näherin Marie-Toinette Champion, mit der er vier Kinder hat.

Seit 1742 arbeitet Diderot auch als Übersetzer aus dem Englischen. Ein Kreis von Buchhändler-Verlegern bittet ihn, eine französische Ausgabe der Cyclopedia herauszugeben. Diderot wird bald bewusst, dass eine reine Übersetzung nicht genügt – gemeinsam mit d’Alembert wird er ab 1747 zum Herausgeber der ersten französischen Encyclopédie.

In seinr Schrift ‚Die Geschichte beider Indien‚, die hohe Auflagen erreichte, sprach sich Diderot klar gegen Sklaverei aus.

Diderot stirbt am 31. Juli 1784 in Paris.

Denis Diderot und die Enzyklopädie

Über 70.ooo Artikel, 144 Autoren, siebzehn Text- und elf Bild-Bände – die Enzyklopädie, die Diderot und d’Alembert zwischen Juni 1751 und Dezember 1765 herausgeben, ist ein Mammut-Projekt.

Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, 1751 - 1772
Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers, 1751 – 1772

Die „Encyclopédie ou Dictionnaire raisonné des sciences, des arts et des métiers“ (Enzyklopädie oder ein durchdachtes Wörterbuch der Wissenschaften, Künste und Handwerke) hat ein Anliegen: die Welt mit Wissen zu durchdringen, dieses Wissen systematisch zu katalogisieren und es jedermann/frau zugänglich machen.

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S’il osait de son cœur n’écouter que la voix, …   ses mains ourdiraient les entrailles du prêtre, au défaut d’un cordon pour étrangler les rois.
(Wenn der Mensch auf die Stimme seines Herzens hört, … werden seine Hände aus den Eingeweiden der Pfaffen einen Strick drehen, um damit die Könige zu erwürgen. (Übers. UW))

Denis Diderot, Les Éleuthéromanes, 1772


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Politisches

Aufklärung leben – neokonservative Gegenaufklärung verhindern

Neokonservative Kräfte versuchen zunehmend, gesellschaftliche Debatten zu beeinflussen. Dabei werden im Kern auch die Werte der Aufklärung angegriffen. Aufklärung, dies ist nicht nur ein mächtiges kulturelles Erbe, sondern immer wieder  auch heute aktuelle Aufgabe – auch um eine neokonservative Gegenaufklärung zu verhindern.

Ob Angriffe auf Meinungsfreiheit oder pluralistische Gesellschaft, Proteste gegen Sexualaufklärung oder Homoehe – konservative, fortschrittsfeindliche, illiberale bis reaktionäre Bestrebungen häufen sich, die versuchen das Rad der Zeit zurück zu drehen. Dahinter steht oft das Konzept der ’neokonservativen Revolution‘ oder ‚Gegenaufklärung‘ und letztlich das Ziel einer Abkehr von westlich-liberalen Werten der Aufklärung:

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Nachdenkliches

Ratzingers bemerkenswerte Rede – Sapere aude!

Professor Ratzinger, derzeit als Papst Leiter der römisch-katholischen Kirche, hat -während Tausende unter dem Motto ‚Keine Macht den Dogmen‘ demonstrierten– gestern im Deutschen Bundestag eine Rede gehalten. Eine bemerkenswerte Rede.
Einige Gedanken dazu.

Prof. Ratzinger sprach „über die Grundlagen des Rechts“ – „wie erkennt man was recht ist?“

Prof. Ratzinger möchte – kurzgefasst – zurück zum Naturrecht.

Er wendet sich gegen den Positivismus (vereinfacht: als Basis für wissenschaftliche Erkenntnis (und damit für Theorien, Gesetze, Hypothesen) sind nur beweisbare Tatsachen zugelassen), den er mit einem ‚Betonbau ohne Fenster‘ vergleicht.

„Ein positivistischer Naturbegriff, der die Natur rein funktional versteht, so wie die Naturwissenschaft sie erklärt, kann keine Brücke zu Ethos und Recht herstellen, sondern wiederum nur funktionale Antworten hervorrufen.“

Etwas später fragt er

„Ist es wirklich sinnlos zu bedenken, ob die objektive Vernunft, die sich in der Natur zeigt, nicht eine schöpferische Vernunft, einen Creator Spiritus voraussetzt?“

Ratzinger macht mit seiner Rede eindrücklich deutlich, dass und wie sehr er auti-aufklärerisch denkt. Wohin führt sein Denken? Er will zurück in die Zeiten vor Aufklärung, vor Kant, in die Zeiten vor der Moderne. Ratzinger argumentiert – zurück gewandt, anti-modern.

Folgt man seiner Argumentation, dem Gedanken des Naturrechts, so führt dies zurück. Zurück in eine Zeit, in der es eine andere Instanz als die Vernunft gab, die entschied. Denn das Naturrecht steht ja nicht für sich allein. Im Gegenteil,  Ratzinger argumentiert implizit pro domo. Naturrecht – was ist das, was ist im Einklang mit dem Naturrecht? Auch dies bedürfte einer Interpretation. Zuständig wäre – selbstverständlich der selbsternannt unfehlbare oberste Strellvertreter der (seiner Meinung nach) Quelle des Naturrechts, des ‚Creator Spiritus‘. Zuständig wäre der Papst und die katholische Kirche mit ihrer Glaubens-Kongregation (früher: Inquisition).

Nein, Herr Ratzinger.

Ich finde die Rede bemerkenswert – weil sie einen entscheidenden Grundkonflikt offen aufzeigt und dazu beiträgt, Klarheit zu schaffen.
Denn Konflikt darum, was oberste Instanz einer demokratischen Gesellschaft ist.

Eine Gesellschaft, in der letztendlich eine höhere Instanz (das Naturrecht, mit dem Papst als seinem vermeintlichen Ober-Interpreratoren des ‚Spiritus Rector‘) sich anmasst, über mich, über uns, über unsere Lebensbedingungen zu entscheiden, eine solche Gesellschaft möchte ich nicht.

Mir ist es wichtig, dass über die Bedingungen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens in Freiheit, in je persönlicher Freiheit, entschieden wird, und mit dem Ziel der (individuellen und gesellschaftlichen) Freiheit. Der Freiheit des mündigen Individuums.

Glaube, auch institutionalisiert, mag es in dieser Gesellschaft gerne geben, für diejenigen, denen er wichtig ist. Aber er ist Privatsache.

„Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbst verschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen.
Sapere aude! Habe Mut dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“
Immanuel Kant 1784

Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung
Immanuel Kant, Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung

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Rede Ratzinger im Wortlaut auf SpON

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Kulturelles

Armillarsphäre von Santucci – Erde ist Mittelpunkt der Welt

Die Die Erde ist der Mittelpunkt der Welt, alle Körper am Himmel drehen sich um die Erde – dieses Weltbild zeigt eindrucksvoll die Armillarsphäre von Santucci, die im Escorial zu sehen ist. Ein geozentrisches Weltbild, das von der katholischen Kirche noch lange verteidigt wurde …

Armillarsphären sind astronomische Geräte, die entweder der Messung von Koordinaten am Himmel oder der Darstellung der Bewegung von Himmelskörpern dienen.

Eine Armillarsphäre besteht aus mehreren, gegeneinander drehbaren Metallringen, die insgesamt die Form einer Kugel bilden. Dieses Gebilde ist in der Regel in einem Gestell montiert. Der gedachte Beobachter befindet sich im Mittelpunkt der Kugel.“ (wikipedia)

Santuccis Armillarsphähe von 1582, die im Escorial unweit von Madrid zu sehen ist, war Abbild des geozentrischen Weltbilds der damaligen Zeit, demzufolge die Erde im Mittelpunkt des Universums steht, Mond, Sonne und Planeten umkreisen die Erde.

geozentrisches Weltbild

Das geozentrische Weltbild entstand in der griechischen Antike – festgeschrieben für beinahe 1.500 Jahre von Claudius Ptolemäus in seinem Werk „Mathematices syntaxeos biblia XIII“ (deswegen auch ptolemäisches Weltbild). Es wurde bald von der christlichen Kirche übernommen – und gegen jeglichen Versuch der Änderung erbittert verteidigt. Nachhaltige Zweifel am geozentrischen Weltbild entstanden erst in der Renaissance, mit Giordano Bruno und Galileo Galilei sowie teilweise Tycho Brahe.

Antonio Santucci, in Pomarance geborener italienischer Astronom und Wissenschaftler, lehrte ab 1599 an der Universität zu Pisa Mathematik. Zugleich diente er sowohl Ferdinand I. von Medici wie auch dessen erstem Sohn Cosimo de Medici als Astronom und Kartograph. Im Jahr 1582 stellte Santucci die Pracht – Armillarsphäre für Kardinal Ferdinand von Medici fertig. Dieser schenkte sie im selben Jahr Philipp II. von Spanien – seit 1593 wird sie im Escorial aufbewahrt.

heliozentrisches Weltbild

Das dem geozentrischen Weltbild folgende heliozentrische Weltbild (die Planeten bewegen sich um die Sonne) basiert (zumindest in Europa) auf Arbeiten von Kopernikus und Kepler.

Nikolaus Kopernikus (19. Februar 1473 Thorn – 24. Mai 1543 Frauenburg) veröffentlichte kurz vor seinem Tod „De revolutionibus orbium coelestium“ (Über die Umschwünge der himmlischen Kreise), es gilt als „Musterbeispiel für eine wissenschaftliche Umwälzung“ (Thomas S. Kuhn, Wissenschaftsphilosoph, 1922 – 1996). Darin findet sich u.a. der Satz

So lenkt die Sonne, gleichsam auf königlichem Thron sitzend, in der Tat die sie umkreisende Familie der Gestirne.

Der Übergang vom geozentrischen zum heliozentrischen (kopernikanischen) Weltbild wird auch als ‚kopernikanische Wende‘ bezeichnet.  Das auf Naturbeobachtungen beruhende und mathematisch exakte Modell kann auch als Ausdruck eines beginnenden säkularen Verständnisses der Welt gesehen werden.

Heute gilt auch das heliozentrische Weltbild als veraltet – ersetzt durch das Relativitätsprinzip, als dessen Begründer letztlich wiederum Galileo Galilei gilt.

Das heliozentrische Weltbild galt lange als ‚antireligiös‘; das geozentrische Weltbild wurde von der katholischen Kirche lange verteidigt. Erst 1757 wurde zumindest ein Bann gegen Werke aufgehoben, die ein heliozentrisches (auch: kopernikanisches) Weltbild vertreten. Und erst am 11. September 1822 entschied die Kongregation der Inquisition, dass die Publikation von Werken, die mit dem damaligen (heliozentrischen) Stand der Astronomie überein stimmten, erlaubt sei. Galileo Galilei wurde von der katholischen Kirche am 31. Oktober 1992 formal rehabilitiert – über 380 Jahre nach seiner Entdeckung, dass die Erde nicht der Mittelpunkt aller Himmelsbewegungen ist.

Die Armillarsphäre von Santucci – Fotos

Armillarsphäre Santucci
Armillarsphäre Santucci
Armillarsphäre Santucci
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Armillarsphäre Santucci
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Nachdenkliches

Zum Neuen Jahr… sapere aude!

“Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Mutes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.”

Immanuel Kant, “Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?”, 1784