Kategorien
Berlin Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Magnus Hirschfeld Ufer Berlin – seit 2008

Magnus Hirschfeld Ufer eingeweiht – Mai 2008: 75 Jahre nach der Zerstörung von Hirschfelds ‘Institut für Sexualwissenschaften’ durch die Nazis ist das seinem Institut gegenüber liegende Ufer der Spree am 6. Mai 2008 in ‘Magnus- Hirschfeld-Ufer‘ benannt worden.

Magnus Hirschfeld Ufer - Stra0ßenschild, vor der Einweihung noch mit Regenbogenflagge verhüllt
Magnus Hirschfeld Ufer – Straßenschild, vor der Einweihung noch mit Regenbogenflagge verhüllt

Magnus Hirschfeld und das Institut für Sexualwissenschaft

6. Mai 1933. Studenten der Hochschule für Leibesübungen verschaffen sich gewaltsam Zutritt zum ‘Institut für Sexualwissenschaften’. Vor dem Haus bezieht eine Blaskappelle Stellung – derweil wüten die Studenten im Inneren des Instituts, plündern, zerstören die Einrichtung, transportieren die wertvolle Bibliothek ab. Die Bücher werden am 10.3.1933 zusammen mit einer Büste Hirschfelds Teil der Bücherverbrennung auf dem Bebelplatz. Das Institut für Sexualwissenschaften ist zerstört.

In das Gebäude des Instituts für Sexualwissenschaft zog später u.a. die ‚Staatsmedizinische Akademie‘, deren Geschäftsführer 1937/38 Carl-Heinz Rodenberg war – später als Gutachter an der Euthanasie-Mordaktion T4 beteiligt und per 1. Juli 1943 zum ‘wissenschaftlicher Leiter’ der ‘Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung’ ernannt.

Als Erinnerung an das Institut für Sexualwissenschaft wurde am 75. Gründungstag des Instituts, am 6. Juli 1994 eine (heute kaum noch wahrgenommene) Gedenksäule (nach Entwurf von Georg Seibert) in der Nähe des ehemaligen Standorts des Instituts am Bettina-von-Arnim-Ufer eingeweiht, das ‘ Denkmal für das Institut für Sexualwissenschaft ’.

Magnus Hirschfeld, geboren am 14. Mai 1868 in Kolberg, jüdischer Arzt und Sexualforscher, hatte das Institut 1919 gegründet. Schon 1897 hatte er das ‘Wissenschaftlich-humanitäre Kommitee’ (WhK) ins Leben gerufen, die erste und für damalige Verhältnisse sehr progressive Aktionsgruppe gegen antihomosexuelles Strafrecht.

Schon mehrfach von Radikalen bedroht, zudem vorgewarnt, war Hirschfeld bereits 1932 ins Exil gegangen, zunächst in die Schweiz, bald darauf nach Fankreich geblieben. Dort lebte er zusammen mit seinem Liebhaber bis zu seinem Tod am 14. Mai 1935 in Nizza.

Magnus Hirschfeld Ufer – Einweihung

75 Jahre nach der Zerstörung seines Instituts ehrt Berlin Magnus Hirschfeld 2008 mit der Einweihung des Magnus-Hirschfeld-Ufers. Der Abschnitt des Spreeufers zwischen Luther- und Moltkebrücke trägt nun seinen Namen.

magnus hirschfeld ufer Enthüllung 2008
Magnus-Hirschfeld-Ufer Enthüllung 2008

Die Benennung erfolgte in Gegenwart und mit Reden u.a. von Brigitte Zypries (Bundesministerin für Justiz), Lala Süsskind (Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Berlin) und Prof. Martin Dannecker (Sexualwissenschaftler; Text der Rede Martin Dannecker zur Einweihung des Magnus Hirschfeld Ufer). Zum Programm gehörte u.a. auch das ‘Hirschfeld-Lied‘ von Otto Reutter.

Magnus-Hirschfeld-Ufer Einweihung / noch verhüllt: das Straßenschild
Hirschfeld Ufer Einweihung / noch verhüllt: das Straßenschild
Magnus Hirschfeld Ufer Einweihung Rede Bundesjustizministerin Zypries
Magnus Hirschfeld Ufer Einweihung Rede Bundesjustizministerin Zypries
 Magnus Hirschfeld Ufer Einweihung Rede Prof. Martin Dannecker
Hirschfeld Ufer Einweihung Rede Prof. Martin Dannecker
Magnus Hirschfeld Ufer Einweihung Schild enthüllt
Enthüllung des Schilds des Magnus Hirschfeld Ufers
Magnus-Hirschfeld-Ufer Schild nahe Lutherbrücke
Hirschfeld-Ufer Schild nahe Lutherbrücke

.

Magnus Hirschfeld Ufer – Infotafeln (2012)

Das am 6. Mai 2008 eingeweihte Magnus Hirschfeld Ufer an der Spree in Berlin hat inzwischen nicht nur entsprechende Straßenschilder, sondern seit 2012 auch Info-Tafeln, die über die Person Magnus Hirschfeld und seine Bedeutung informieren:

Info-Tafeln am Magnus-Hirschfeld-Ufer in Berlin
Info-Tafeln am  Hirschfeld Ufer in Berlin

Die vom LSVD vorgeschlagenen Info-Tafeln verweisen auf das Magnus-Hirschfeld-Denkmal, das der Verband hier plant.

Eine der beiden Informations-Tafeln zu Magnus Hirschfeld und dem Hirschfeld-Ufer wurde Ende April 2014 gewaltsam beschädigt.
In den Wochen zuvor war es in Berlin bereits mehrfach zu Beschädigungen schwuler Erinnerungsorte gekommen, so war die Ausstellung zu Karl Heinrich Ulrichs mehrfach Ziel von Angriffen.

Nahe dem Hirschfeld-Ufer gegenüber gelegenen Spreeufer befand sich bis zu seiner Zerstörung 1933 das Institut für Sexualwissenschaften.

.

2017: Magnus-Hirschfeld-Denkmal

Am 7. September 2017 wird auf einem Stück des Magnus-Hirschfeld-Ufers das Magnus-Hirschfeld-Denkmal eingeweiht – sechs Calla-Lilien in Regenbogenfarben.

.

Am 14. Mai 1983 (Hirschfelds Geburts- und Todestag) wurde mit dem mhc in Hamburg erstmals ein nach Magnus Hirschfeld benanntes Schwulen- und Lesbenzentrum eingeweiht. 2013 feierte das mhc sein 30jähriges Jubiläum. 2014 benannte sich auch der Trägerverein entsprechend um.

.

Kategorien
HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Belgien wählt Mr HIV 2012 – für mehr Sichtbarkeit HIV-Positiver

Während des Belgischen CSD am 12. Mai 2012 wählt Brüssel den “ Mr HIV 2012 ” – als Initiative für mehr Sichtbarkeit HIV-Positiver in der Schwulen-Szene wie auch in öffentlichen Debatten.

Aus der Ankündigung der Veranstalter DUQ und der Positivengruppe ‘The Warning’ unter dem Titel ‘Sero – Was?’ [abgeleitet von séropositif = HIV-positiv]:

Auch dreißig Jahre nach Beginn der Aids-Epidemie gibt es in Brüssel, der Hauptstadt Europas, keinen Ort für Gespräche und Initiativen HIV-Positiver. … Wir bleiben unsichtbar in der Schwulen-Szene, in den Informations-Kampagnen, in den Gruppen. Mit dieser Wahl wollen wir die Sichtbarkeit von Menschen mit HIV in den öffentlichen medizinischen, politischen, sozialen Debatten die uns betreffen verteidigen.” [Übersetzung ondamaris]

Mr HIV 2012 (c) The Warning
Mr HIV 2012 (c) The Warning

.

Text 20.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

Kategorien
Hamburg

Strike – Stroke – short fuse

Sonntag Morgen, kurz nach sieben. Zwei müde Gestalten warten mit mir auf den Metrobus. Die Sommerstimmung der letzten Tage ist wie weggeweht. Es ist kalt, Nieselregen, ich bin zu dünn angezogen, aufgewühlt.

~

Stroke Unit. Geballte Kompetenz, schnelle Reaktion, bestmögliche Diagnose und Erstbehandlung. Ein Begriff suggeriert Sicherheit.

~

Samstag Nacht, gegen elf Uhr. Ich hatte gedacht, es sei möglich, auch nachts von Berlin nach Hamburg zu kommen. Nein, der letzte ICE verlässt heute um 22:58 Uhr den Berliner Hauptbahnhof, danach folgt nur ein Nachtzug – dreißig Minuten später ab Ostbahnhof. Beides schaffe ich nicht mehr. Dann nichts an Zugverkehr Berlin -> Hamburg bis kurz nach sieben Uhr morgens.

~

Samstag, am späten Abend, viertel vor elf. Erschöpft nach einer Nacht mit wenig Schlaf und einem langen Tag einer (bis auf einen fulminanten Schluss) erfolgreichen Klausurtagung sitze ich vor dem PC, bereite einige ondamaris-Texte für die kommenden Tage vor. Die Glotze plärrt im Hintergrund. Das Telefon klingelt. Er wolle kurz noch einmal bei seiner Mutter vorbei, erzählt Frank. Die Wohnanlage habe angerufen, sie habe plötzlich sehr hohen Blutdruck. Alarmglocken schrillen still in mir. Recherchiere einige seriöse Seiten im Internet, die bestätigen – lieber schnell und umfassend reagieren, nicht abwarten. Als ich Frank erreiche, ist er schon auf dem Weg zu ihr, der Notarzt unterwegs. Kurz darauf meldet er sich von dort. Einen Arm könne sie nicht bewegen, sei blass, ansonsten okay. Der Notarzt hat bereits den Transport in die nächstgelegene Klinik mit stroke unit veranlasst.

~

In der Klinik sofort professionelles und vorbereitetes Krisenmanagement. Nach Mitternacht, nach einigen weiteren Telefonaten und Berichten, gehe ich erschöpft ins Bett. Der Koffer ist gepackt, morgen in der Frühe auf nach Hamburg. Kurz nach 2 Uhr noch ein Telefonat, Frank ist endlich auch zuhause.

~

Sonntag, stroke unit. Ja, sie suggeriert nicht nur, sie vermittelt tatsächlich ein Gefühl von Sicherheit. Wesentliche Untersuchungen sind bereits in der Nacht, direkt nach Einlieferung durchgeführt, weitere werden gerade vorgenommen. Noch keine Klarheit (doch beidseitige Lähmungen sprechen gegen Schlaganfall), Klarheit soll das morgige MRT bringen.

stroke unit
stroke unit

~

Kategorien
Politisches

Häftlingsart Homo – KZ Neuengamme

Häftlingsart Homo : Die im KZ Neuengamme Inhaftierten wurden größtenteils auf Karteikarten erfasst.

1944 plante die SS, die Ausbeutung der KZ-Häftlinge weiter zu ‚optimieren‘ – durch eine zentrale Erfassung und Auswertungen mittels elektronischer Datenverarbeitung (Hollerith-Karten) sollte z.B. er Arbeitseinsatz von KZ-Häftlingen noch besser an deren berufliche Qualifikation und den Bedarf der NS-Kriegswirtschaft angepasst werden. Hierzu wurden die erforderlichen Daten der Häftlinge in so genannten ‚Vorkarteien‘ erhoben, die später auf Lochkarten übertragen werden sollten.

Aus dem KZ Neuengamme sind über 20.000 dieser Vorkarten erhalten geblieben – und so auch die Schicksale einiger Homosexueller bis heute dokumentiert:

Häftlingsart Homo – Beispiele aus der Vorkartei Neuengamme

'Häftlingsart Homo." - Häftlingskarte, KZ Neuengamme
‚Häftlingsart Homo.“ – Häftlingskarte, KZ Neuengamme

'Häftlingsart § 175" - Häftlingskarte, KZ Neuengamme
‚Häftlingsart § 175″ – Häftlingskarte, KZ Neuengamme

'Häftlingsart B.V. § 175" - Häftlingskarte, KZ Neuengamme
‚Häftlingsart B.V. § 175″ – Häftlingskarte, KZ Neuengamme

.

Das Konzentrationslager in Hamburg Neuengamme wurde 1938 als Außenlager des KZ Sachsenhausen (Oranienburg) errichtet. Ab 1940 war es selbständiges Konzentrationslager. Ungefähr 100.000 Menschen wurden hier inhaftiert, mindestens 50.000 von ihnen starben. Ab 20. April 1945 räumte die KZ das Lager (Todesmärsche); am 4. mai 1945 errreichten britische Truppen das geräumte Lager.

Zahlreiche Mitglieder des Personals des KZ Neuengamme wurden juristisch zur Verantwortung gezogen (Curiohaus-Prozesse).

Auf dem Gelände betrieb die Stadt Hamburg ab 1948 ein Männergefängnis. Seit 2005 existiert eine KZ-Gedenkstätte.

Im Mai 1985 wurde auf Initiative der UHA (Gründerin des MHC Hamburg) ein Gedenkstein für die homosexuellen Opfer des KZ Neuengamme enthüllt (Platz 1996 neu gestaltet).

.

siehe auch: Denunziation Homosexueller, Hamburg 1937

.

Kategorien
Politisches

Denunziation Homosexueller Hamburg 1937

Die Denunziation Homosexueller (nicht nur) während der NS-Zeit hatte willfährige Helfer – Denunzianten gab es zahlreich …

„Ein Großteil der Verurteilungen wegen homosexueller Handlungen ging auf Denunziationen zurück“

bemerkt die ‚KZ-Gedenkstätte Neuengamme“ (‚Homosexuelle Häftlinge im KZ Neuengamme‘).

Und Stefan Micheler betont (in ‚Der Fall Heinrich Erich Starke ‚):

„Zählt man zu den Denunziationen Dritter jene Anzeigen von Männern hinzu, die von gleichgeschlechtlich orientierten Männern gefragt wurden, ob sie nicht mit ihnen schlafen wollten, und die nicht wirklich als deren ‚Opfer‘ anzusehen sind, scheint fast die Hälfte aller Ermittlungen auf Denunziationen zurückgegangen zu sein.“

Viele Hamburger Homosexuelle wurden nach ihrer Verhaftung in das KZ Neuengamme eingewiesen – auch sie oft aufgrund von Denunziation durch Nachbarn oder Kollegen:

„An die Geheime Staatspolitzei
Hamburg
Stadthaus

Wir machen Sie hiermit, auf das homosexuelle Treiben und das Zusammen-leben mit seinem freunde, wie Mann und Frau, des Herren Ladislaus Kaspersky aufmerksam. Wohnhaft in Hamm Sorbenstr. 14, arbeitet im Kurbad Esplanade. Wie wir erfuhren, wollen beide ins Ausland. Es liegt uns daran, dass selbe aus der Wohung und aus dem haus heraus kommen.
einige Anwohner“

Denunziation Homosexueller, Hamburg 1937
Denunziation Homosexueller, Hamburg 1937

Der Brief wurde am 13.10.1937 an die Gestapo Hamburg gesandt

Denunziation Homosexueller, Hamburg 1937
Denunziation Homosexueller, Hamburg 1937

und hatte prompte Folgen: „vorläufige Festnahme am 4.12.37 11 Uhr“ vermerkt lakonisch ein Aufkleber auf dem Schreiben:

Denunziation Homosexueller, Hamburg 1937, Vermerk Festnahme
Denunziation Homosexueller, Hamburg 1937, Vermerk Festnahme

Besonders viele Homosexuelle waren in einem der Emslandlager, dem berüchtigten ‚Lager V Neusustrum‘ („vergessenes Lager der Homosexuellen“) inhaftiert

“an keinem Ort im Deutschen Reich [waren] mehr Homosexuelle in Haft … als in den Emslandlagern“

Rauiner Hoffschild

Im Mai 1985 wurde auf Initiative der UHA (Gründerin des MHC Hamburg) ein Gedenkstein für die homosexuellen Opfer des KZ Neuengamme enthüllt (Platz 1996 neu gestaltet).

.

siehe auch: Häftlingsart Homo

.

Kategorien
Berlin HIV/Aids

Alter St. Matthäus Kirchhof Berlin-Schöneberg

Alter St. Matthäus Kirchhof in Berlin Schöneberg: einer meiner Lieblings-Orte in Berlin, ein Ort zum Zur-Ruhe-kommen, zum Spazieren, zum Freunde treffen …

Alter St. Matthäus Kirchhof, Berlin-Schöneberg, Eingang
Alter St. Matthäus Kirchhof, Berlin-Schöneberg, Eingang

Der Alte St. Matthäus Kirchhof ist seit den 1970er Jahren zu „dem“ schwulen Friedhof von Berlin geworden.
Neben vielen anderen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden

… und auch Friedrich Drake hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden, der Schöpfer der ‚Goldelse‘, der Pastik der Siegessäule, ebenso wie

… die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm.

Für zahlreiche Menschen, die in Berlin lebten, aber nach ihrem Tod an anderen Orten beigesetzt wurden, fand hier eine Trauerfeier statt, so z.B. für

… Thomas Gerards (Melitta Sundström)

Gute Informationen zu vielen interessanten Gräbern gibt die Infomappe ‚Kreuz & Queer‘, die im Café ausliegt.

Kreuz & Queer Infomappe
Kreuz & Queer Infomappe

Sehr empfehlenswert zudem: ein Besuch im ‚Café Finovo‘, das Bernd (Ischgola Androgyn) mit seinen Mitstreiter/innen seit 2006 in der ehemaligen Friedhofsverwaltung am Eingang betreibt.

.

Kategorien
Kulturelles

Hubert Fichte Grab in Hamburg-Nienstedten

Auf dem Friedhof Hamburg Nienstedten befindet sich (unweit des Hans Henny Jahnn Grab ) auch das Grab von Hubert Fichte sowie das Grab der Photographin Leonore Mau.

Der Schriftsteller H. Fichte ( u.a.: ‚Versuch über die Pubertät‘, 1974; ‚Die Geschichte der Empfindlichkeit‘, postum veröffentlicht ab 1987) wurde am 21. März 1935 in Perleberg geboren. Fichte starb am 8. März 1986 in Hamburg an den Folgen von Aids. Er ist auf dem Friedhof Hamburg Nienstedten beigesetzt.

Grabstätte von Fichte

Hubert Fichte Grab in Hamburg Nienstedten
Fichtes Grabstätte in Hamburg Nienstedten
Hubert Fichte Grab in Hamburg Nienstedten
Grabstätte H. Fichte in Hamburg Nienstedten

.

Stefan Broniowski: Muss man Hubert Fichte gelesen haben?

.

die Gräber von Hubert Fichte und Leonore Mau

Die Grabstätte von Hubert Fichte ist seit ihrem Tod auch Grab der Photographin Leonore Mau (1.8.1916 Leipzig – 22.9.2013 Hamburg), die ab 1962 mit Hubert Fichte zusammen lebte und nach seinem Tod in Hamburg-Othmarschen (unweit von Nienstedten) lebte.
(Dank an D.L. für den Hinweis!)

Grab Hubert Fichte Leonore Mau
Gräber von Hubert Fichte und Leonore Mau
Grab Hubert Fichte Leonore Mau
Hubert Fichte und Leonore Mau

.

Kategorien
Kulturelles

Grab Hans Henny Jahnn in Hamburg-Nienstedten

Das Grab Hans Henny Jahnn befindet sich auf dem Friedhof Hamburg-Nienstedten. Nach dem Tod seines Freundes Gottlieb Harms ließ Hans Henny Jahnn hier eine Grabstätte errichten.

Jahnn wurde am 17. Dezember 1894 in Stellingen geboren. Stellingen war damals noch selbständig, kam 1927 zu Altona und dadurch 1937/38 zu Hamburg.

Hans Henny Jahn starb am 29. November 1959 an den Folgen eines Herz- und Nierenleidens im Krankenaus Tabea in Hamburg – Blankenese.

Grab Hans Henny Jahnn (Fotos)

Grab Hans Henny Jahnn, Hamburg-Nienstedten
Jahnns Grabstätte in Hamburg-Nienstedten
Hans Henny Jahnn Grab Hamburg-Nienstedten
Hans Henny Jahnn, Grabstätte Hamburg-Nienstedten

Das Grab von Hans Henny Jahn ist vergleichsweise leicht auf dem Nienstedtener Friedhof zu finden:

Grab Hans Henny Jahnn Lageplan (Daten von OpenStreetMap - Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0)
Hans Henny Jahnn, Lageplan der Grabstätte (Daten von OpenStreetMap – Veröffentlicht unter CC-BY-SA 2.0)

Nicht weit entfernt befindet sich auch das Hubert Fichte Grab .

Nach dem Tod sxeiner Mutter entwarf Hans Henny Jahnn die Grabstätte der Familie Jahn, die sich inzwischen in Ottensen befindet.

.

Kategorien
Kulturelles

Hans Henny Jahnn – „Ich will eine bessere Anständigkeit.“

Einer der Schriftsteller, deren Bücher mich lange Zeit faszinierten, ist Hans Henny Jahnn.

Jahnn wurde am 17. Dezember 1894 in Stellingen (damals noch selbständig, 1927 zu Altona, 1937/38 Hamburg) geboren. Seine große Liebe Gottfried Harms lernt Jahnn bereits in jungen Jahren kennen, auf der Realschule, die er in St. Pauli besucht. 1915, nach Beendigung der Realschule, gehen beide gemeinsam nach Norwegen.

1926 heiratete Jahnn Ellinor Philips.

Sein Freund Harms stirbt 1931.

.

Hans Henny Jahnn starb am 29. November 1959 an den Folgen eines Herz- und Nierenleidens im Krankenaus Tabea in Hamburg – Blankenese. Jahnn wurde beigesetzt auf dem Friedhof Nienstedten (Hamburg), in der gemeinsamen Grabstätte, die er nach dem Tod von Gottfried Harms errichten ließ (hier liegt zudem seine 1970 verstorbene Ehefrau Ellinor Jahnn geb. Philips).

.

„Ich will eine bessere Anständigkeit. Ich will und kann nur der sein, der ich bin, der auch lieben kann, aber doch nur mit jener Spur nüchterner Klarheit, die das Fleisch beargwöhnt, und die von der Zuversicht kommt, dass ohne Güte, ohne Gerechtigkeit, ohne Freiheit des Geistes, ohne Träume, die im Unwirklichen stehen, das Leben nicht wert ist, zu bestehen.“
Hans Henny Jahnn in einem Brief 1938 an Judith Karasz

.

Wolfgang Popp (bis 2007 Herausgeber des ‚Forum Homosexualität und Literatur‘ sowie des ‚Lexikon homosexuelle Belletristik‘) fragte bereits 1985 (in: Dokumentation der Vortragsreihe ‚Homosexualität und Wissenschaft‘, Verlag rosa Winkel, Berlin) „Sind die Romanfiguren Hans Henny Jahnns schwul?“, damals versehen mit dem Untertitel „Überlegungen zu einem tabu der literaturwissenschaft„. Popp spricht darin von Jahnn als „einem verklemmten schwulen“ – und betont

„das problem der schwulen liebe durchzieht sein ganzes erzählerisches werk, in radikalen und verhaltenen, in brutalen und zarten, in hautnah-realistischen und mystischen variationen.“

.

Hans Henny Jahnn – Witthüs Hamburg Hirschpark

Findling zum Gedenken an Hans Henny Jahnn - Hamburg, Witthüs, Hirschpark
Findling zum Gedenken an Hans Henny Jahnn – Hamburg, Witthüs, Hirschpark
Hans Henny Jahnn Relieftafel Witthüs Hamburg Hirschpark
Hans Henny Jahnn Relieftafel Witthüs Hamburg Hirschpark

Das heutige ‚Witthuis‘ war von 1950 bis zu seinem Tod 1959 zeitweiliger Wohnsitz von Hans Henny Jahnn. (Fotos Dezember 2013)

.

Hans-Henny-Jahnn-Orgel

Die Hans-Henny-Jahnn-Orgel in der Aula der Heinrich-Hertz-Schule Hamburg (Bauzeit 1926 bis 1931) wurde 1931 eingeweiht.

Hans-Henny-Jahnn-Orgel an der Heinrich-Hertz-Schule Hamburg (Foto: privat)

.

Hans Henny Jahnn – Gedenkveranstaltung 2009:

Zum 50. Todestag von Hans Henny Jahnn fand am 29. November 2009 eine Gedenkveranstaltung in der Friedhofskapelle auf dem Friedhof Hamburg Nienstedten statt (Video, fünf Teile, leider nicht mehr online).

.

Kategorien
HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Larry Kramer: Happy Birthday – ACT UP Geburtstag

Einer der Gründer von ACT UP, der US-Autor und Aktivist Larry Kramer, gratuliert 2012 der Aids-Aktionsgruppe zum ACT UP Geburtstag – mit kritischen Anmerkungen zum Schweigen der Schwulen.

Am 24. März 1987 – vor 25 Jahren – fand die erste ACT UP – Demonstration in New York statt. Aids-Aktivisten legten den Verkehr auf der Wall Street vor der New Yorker Börse lahm, um gegen hohe Preise für Aids-Medikamente und schleppende Zulassungsverfahren für neue Substanzen zu protestieren. Einige ACT UP – Aktivisten drangen bis in den Börsensaal („das Parkett“) vor.

Bereits zwei Wochen zuvor, am 10. März 1987, hatte Larry Kramer, US-Autor und Mitglied von GMHC Gay Men’s Health Crisis, im Gay Community Center in New York eine flammende Rede gehalten, in der er zu stärkerem Engagement für Aids-Kranke aufforderte. Tage später gründete Kramer gemeinsam mit Eric Sawyer und einigen weiteren Aktiven ACT UP.

25 Jahre später gratuliert Larry Kramer  ACT UP zum 25. Geburtstag – mit deutlichen Worten. Es sei schwer, dankbar zu sein (für 25 Jahre ACT UP Aktivismus), wenn die Aids-Krise weltweit betrachtet schlimmer als jemals zuvor sei, und  zugleich zwei Organisationen, die er mitgegründet habe, nur noch Schatten ihrer selbst seien. Dennoch sei es schwer, diese früher so bedeutenden Organisationen heute zu kritisieren, wenn gleichzeitig die Schwulen des Landes weiterhin so passiv und apathisch seien:

„It’s hard to blame these remnants of former greatness when the gay population of this country continues to be so passive, so apathetic, so shut-the-fuck-up-with-all-your-message-queen-shit.“

Kramer kritisiert, wie viele Schwule bereit seien, zweitklassige und marginalisierte Lebenswege zu akzeptieren – gerade wenn wir doch wüssten, was zu tun sei:

„We know what we have to do.
Why don’t we once-and-for-all do it?
And by „we,“ I mean all of us.
It is downright pathetic how so many of us are prepared to live in such a second-class and marginalized way.“

Kramer sieht eine der Ursachen für den Untergang der ACT UP – Gruppen in ‚Selbstzerstörung‘. Man sei hereingefallen auf hasserfüllte Taktiken, die man eigentlich gerade beseitigen wollte:

„For a variety of reasons, men and women who had worked so lovingly and courageously hand in hand in the kind of cooperation I have never ever seen before turned upon each other and effectively put paid to the organization’s usefulness. We succumbed to the very hateful tactics that we were pledged to eliminate.“

Kramer verweist auf die Passivität der Schwulen und die notwenfgkeit, sich zu wehren. Man erreiche nichts, ohne dafür zu kämpfen, gemeinsam und zahlreich. Nicht zuletzt dies habe ACT UP gelehrt:

„You don’t get anything unless you fight for it, united and with visible numbers. If ACT UP taught us anything, it taught us that.“

.

Text 21. April 2017 von ondamaris auf 2mecs