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Nachdenkliches

Brenners

Herbst 2012. Vor einigen Wochen war ich in Delmenhorst, meiner Geburtsstadt, die mir längst so fremd geworden ist. Nur weniges ist mir noch nah an Delmenhorst. Darunter, ganz weit oben in der Liste der schönen Erinnerungen, Brenners – die mir ‚Paradiese der Kindheit‚ bescherten. Die heute noch in mir sind.

Ich nannte sie ‚Tante Brenner‘ und ‚Onkel Brenner‘. Doch sie waren mir viel mehr …

Erinnerung an Brenners – Widmung in einem Märchenbuch, das sie mir schenkten …

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ein Gefühl von Zuhause

Noch heute kann ich in Gedanken durch Brenners‘ Wohnung spazieren. Die große Wohnküche, hinten links der Herd, hinten rechts der Spülstein. In der Mitte der große Tisch, an dem beide abends zusammen aßen. Hinten links der Durchgang zur Waschküche, in der ein großer Waschzuber stand, dahinter eine Abstellkammer, und hinten rechts der Durchgang zu seiner Werkstatt. In der er immer zauberte, er reparierte alles, konnte alles, und ich durfte ihm oft dabei zusehen, ihn mit Fragen löchern, die er geduldig beantwortete.
Vorne, vor der Küche, ein kleiner Flur, von dem links als erstes die ‘kleine Stube’ abging. Hier saß er immer nachmittags, wenn er von der Arvbeit in der korkfabrik zurück war, in seinem Sesel, trank eine Tasse ‘guten Kaffee‘, dazu ein Stück Königskuchen, den sie ihm gebacken hatte. Ich oft auf seinem Schoß. Danach eine Zigarre, Fehlfarben. Ich meine noch heute den Geruch seiner Zigarren in der Nase zu haben. Die hölzernen Zigarrenkisten, auf die, waren sie erst leer, ich mich schon freute, zum Basteln und Aufbewahren von Schätzen. Hinter der kleinen Stube die ‘gute Stube’, meist nicht beheizt, und nur selten benutzt, eigentlich nur wenn Besuch kam, für Feiern und Essen. Und davon links, soweit ich mich erinnere mit einer Schiebetür abgetrennt, ihr Schlafzimmer.

Den Hof, mit dem Schuppen, dem Sandkasten, hinter dem Haus die Laube mit Blick auf das Hühner-Hok, dahinter der große Garten, erst Obstbäume auf Rasen, Kanichenstall, dahinter Nutzgarten, links Brenners rechts wir, und dahinter das Moor. Die Gräben, der Bach.

All das erinnere ich recht genau.  Bilder, Gerüche, Gefühle. Kann darin spazieren.

Darüber, im ausgebauten Dachstuhl, war die Wohnung, die meine Eltern bei Brenners zugeteilt bekommen hatten (damals wurden Wohnungen wegen der Wohnungsnot nach dem Krieg von der Stadt zugewiesen). Ich erinnere ich an die Treppe nach oben, grau oder beige gestrichene hölzerne Stufen. Erinnere das Plumpsklo, das außen war, klein, mit Tür zum Hof.

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mehr als ‚Onkel‘

Welche Bedeutung ‚Onkel Brenner‘ für mich hatte, wird vielleicht an einer kleinen Geschichte deutlich.

Spätnachmittags, wenn er von seiner Arbeit in der nahe gelegenen Korkfabrik zurückkam, saß er gerne in der ‚kleinen Stube‘ in seinem Sessel, trank Kaffee und aß ein Stück Topfkuchen. Danach seine Zigarre.

Und ich, ich liebte es dann auf seinem Schoß sitzen zu dürfen. Den Rauch der Zigarre schnuppern, aufgeregt erzählen was heute wieder alles im Kindergarten los war, und ihm zuhören was denn die Fabrik wieder so angestellt hat.

So versessen war ich darauf, bei Onkel Brenner zu sien, dass ich, sobald ich ihn an der Haustür klingeln hörte, aufgeregt zu unserer Wohnungstür stürmte, ‚Onkel Bemmer bim bim‘, und nach unten laufen wollte (wir wohnten im Dachgeschgoss über ihrer Wohnung).

Und irgendwann war das Gatter wohl nicht vor der Tür, und ich, ungestüm wie ich war, sdo schnell wie möglich zu Onkel Brenner, und schon polterte die Treppe herunter. Brach mir das Bein, musste kurz ins Krankenhaus. Ein Beinbruch, der eine wunderschöne Erinnerung ist.

Brenners Grab, längst eingeebnet

Traurig. Betrübt.
Wissend um die ‚Normalität‘ des Vorgangs.
Und dass sich faktisch eigentlich nichts verändert hat.
In mir haben sie ihren Platz.

Ehepaar Amandus und Frieda Brenner, Grab (vor der Einebnung) im Jahr 2007

Amandus Brenner 12.4.1903 – 1.2.1987
Frieda Brenner geb. Meyer 13.6.1910 – 24.2.1983

Längst ist ihr Grab eingeebnet. Liegezeit abgelaufen. Nichts mehr erinnert dort an sie. Nichts, wo lange das zunehmend weniger gepflegte Grab war. Nur eine grüne Rasenfläche.

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‚Onkel‘ Brenner mit Ulli, Mai 1968
Ulli in Brenners Garten, Ostern 1963
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Deutschland

Kahnfahrt mit Erich

Kahnfahrt, Spreewald, September 2003
Kahnfahrt, Spreewald, September 2003

Kahnfahrt mit Erich, Spreewald, September 2003

Ulli, Spreewaldbahnhof Burg, September 2003
Ulli, Spreewaldbahnhof Burg, September 2003

… und anschließend Rast in der Gaststätte ‚Spreewaldbahnhof Burg‘ (früherer Bahnhof Burg der Spreewaldbahn (Błośańska zeleznica))

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Erinnerungen

Niederfinow September 2003

Ausflug zum Schiffshebewerk Niederfinow, mit Erich, September 2003

Ulli, September 2003, Niederfinow
Ulli, September 2003, Niederfinow

Ulli, September 2003, Niederfinow
Ulli, September 2003, Niederfinow

Ulli, September 2003, Niederfinow
Ulli, September 2003, Niederfinow

unsere Motorräder, von oben (das vordere ist meine geliebte Varadero)
unsere Motorräder, von oben (das vordere ist meine geliebte Varadero)

… ja ja, damals gab es noch meine geliebte Varadero, die ich leider später geschrottet hab …

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Berlin Politisches

Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas

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Berlin HIV/Aids

Trauer unterm Regenbogen

“ Trauer unterm Regenbogen “ – eine Talkrunde am Freitag 2.11. und ein Kongress am Samstag 3.11.2012 widmen sich der Frage, ob und wie die Erfahrung von Tod und Trauer (insbes. bei Schwulen) in den frühen Jahren der Aids-Krise die Trauerkultur verändert haben – und was davon geblieben ist.

Die Initiatoren beschreiben den Kongress wie folgt:

„In den 1980er und 1990er Jahren konnten sich viele von HIV und AIDS Betroffene in den bis dahin gebräuchlichen Formen des Umgangs mit Sterben, Tod und Trauer nicht wiederfinden. Aus diesem Mangel entwickelten sich neue Elemente einer anderen Trauerkultur. Diese Um- und Aufbrüche haben, weit über die ursprünglich Betroffenen hinaus reichend, den gesellschaftlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer verändert. Der Kongress möchte die Veränderungen nachzeichnen und aktuelle Entwicklungen innerhalb und außerhalb der queeren Communities herausarbeiten.“

Auftakt zum Kongress ist eine Talkrunde am Freitag, 2.11.2012 im Rathaus Schöneberg.

Am Samstag, 3.11. finden acht Workshops statt, die sich u.a. beschäftigen mit Themen wie „Trauerfeier – Stimmig: Reverenz und Respekt vor dem_der Verstorbenen – Hilfe und Begleitung für Partner_innen“, „Unser Leben ist aufregend und bunt! Warum also einen trostlosen Abgang machen?“, „Sterben ist das Leben vor dem Tod“ oder „pflegende Angehörige im Kontext schwul/lesbischer Lebensvielfalt“.

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Kongress „ Trauer unterm Regenbogen –
Kongress zu Trauerkultur und queeren Communities “
Berlin, 2. & 3. November 2012
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Beispiele für Trauerkultur in Zeiten von Aids auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin Schöneberg
DAH-Blog 09.11.2012: Wie privat, wie politisch ist unsere Trauer?
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Schwule Männer mit Aids starben Ende der 1980er, Anfang der 1990er Jahre nicht wie Generationen zuvor zurückgezogen ins stille Kämmerchen, möglichst ungesehen – sondern sichtbar, offen, wahrnehmbar.
Die Todesanzeigen auch in Schwulenmagazinen waren un-übersehbar. Die Trauerfeiern waren teilweise bunt, bizarr, individuell. Individuelle Ausdrucksformen wurden gesucht, von Trauerfeier über Grabstein bis Sarggestaltung, von anonymer Beisetzung über Einzelgrab bis Gemeinschaftsgrabstätten.

Ein großer Schritt, ein Fortschritt – weg von Scham und Schweigen, hin zu Versuchen eigener schwuler und queerer Trauerkultur.

Und heute? Fast mag man den Eindruck haben, heute wird oft wieder lieber ver-schämt, ‚leise‘, ver-schwiegen gestorben und getrauert. Im Stillen, kaum wahrgenommen vom ‚Rest‘ der Gesellschaft. Sind Scham und Schweigen zurück?

Die eigenen Formen und Ausdrucksweisen queerer Trauerkultur, die einst gesucht und individuell gefunden wurden, sie sind zu wertvoll, um in Vergessenheit zu geraten. An sie zu erinnern, sie wieder in Erinnerung zu rufen ist einVerdienst. Die wichtige Frage zu stellen, was uns dies heute sagen, wie kann Trauer, auch queere Trauer heute, auch in digitalen Zeiten, aussehen, noch mehr.

Ein großer Dank an die Initiatoren, dass sie dieses Thema aufgegriffen haben.
Es bliebt zu hoffen, dass Inhalte und Ergebnisse der Talkrunde und der Workshops anschließend dokumentiert und breiter zugänglich werden.

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ondamaris Texte zu HIV & Aids Politisches

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – von der Ungleichwertigkeit zur Ungleichheit, dieses von der Universität Bielefeld (Institut für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung) entwickelte Modell könnte Anregungen geben für die weitere Auseinandersetzung mit dem Thema Stigmatisierung HIV-Positiver.

Stigmatisierung (nicht nur als) HIV-Positiver und Aids-Kranker stand im Mittelpunkt eines Fachtags der Deutschen Aids-Hilfe. Michael Müller (Universität Bielefeld) stellte dort das Modell (Syndrom) Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit (GMF; engl. group-focused enmity) vor.

Eine ‚Ideologie der Ungleichwertigkeit‚ wird dabei als Kern von Vorurteil und Stigmatisierung gesehen und ist zentral im GMF-Syndrom. Was Stigmatisierung und Diskriminierung befördert (zum Beispiel gesellschaftliche Entwicklungen wie eine zunehmende Ökonomisierung sozialer Beziehungen), haben die Bielefelder Wissenschaftler über eine  Zeitraum von zehn Jahren analysiert.

Einen kurzen Überblick über das Modell gibt ein Artikel in „Aus Politik und Zeitgeschehen“ (Bundeszentrale für politische Bildung):

„Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit widerspricht der Wertvorstellung von Gleichwertigkeit. Sie rechtfertigt Ideologien der Ungleichwertigkeit, die ihrerseits soziale Ungleichheit langfristig zementieren können.“

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Die Präsentation des Konzepts GMF Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit durch Dipl.Päd. Michael Müller in Vertretung für Prof. Zick – für mich das Highlight auf dem Fachtag „Ausgrenzung. Macht. Krankheit. HIV-bezogener Stigmatisierung entgegentreten!“, den die Deutsche Aids-Hilfe am 27. und 28. Oktober 2012 in Berlin veranstaltet hat.

Gesellschaftlichen Entwicklungen räumen die Bielefelder Forscher eine zentrale Bedeutung im Rahmen des Syndroms Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit ein. Diese Zusammenhänge zu verstehen und analysieren könnte Aidshilfe(n) wie auch HIV-positiver Selbsthilfe Grundlagen und Anregungen geben zur Auseinandersetzung mit Stigmatisierung und Serophobie.

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Eva Groß, Andreas Zick, Daniela Krause (alle: Universität Bielefeld)
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit
in: Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ 16-17/2012)
„Ungleichheit, Ungleichwertigkeit“
als Print vergriffen, Download als pdf hier

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siehe zum Thema auch
Prof. Dr. Andreas Zick, Dr. Beate Küpper, Andreas Hövermann
„Die Abwertung der anderen –
Eine europäische Zustandsbeschreibung zu Intoleranz, Vorurteilen und Diskriminierung“
Als Download bei der Friedrich-Ebert-Stiftung (pdf)

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Frankreich

plage de la Lagune – schwuler Strand zwischen Biscarosse und Düne von Pyla

Der wohl attraktivste schwule Strand in der Region Bordeaux ist der schwule Strand von Le Porge Océan. Doch die Region hat weitere schwule Strände zu bieten, die der Entdeckung wert sind. Einer von ihnen: die plage de la Lagune nahe Biscarosse und der bekannten Düne von Pyla.

Der schwule Strand liegt zwischen den (ausgeschilderten) Stränden ‚plage de la Lagune‘ und ‚plage du Petit Nice‘. Vom ‚plage du Petit Nice‘ aus ist der schwule Strand leicht zu finden (siehe Lagebeschreibung). Dort befindet sich auch eine nette Brasserie, in der wir mehrfach gut und gemütlich gegessen haben.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

“Der Arsch ist kein Grab mehr” – warning Gedanken zur post Bareback Zeit

post Bareback – Welche Auswirkungen haben HAART und die Veränderungen der Therapie der HIV-Infektion auf das Leben von Menschen mit HIV und ihre Verhaltensweisen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich ein Text der französisch- belgisch- kanadischen Positivengruppe ‘the warning’.

In Anspielung auf einen Essay (1987) des Literaturwissenschaftlers, emieritierten Professors und College de France – Lectors Leo Bersani (u.a. “Homos”, Harvard Univ. Press 1995) erläutert der Autor zu Beginn, auf die Frage nach einer queeren und provokanten Definition des Begriffes post Bareback würde er sagen, “das Rektum ist kein Grab mehr”:

“Si je devais donner une définition queer et provocatrice à post-bareback, je répondrais : « le rectum n’est plus une tombe », en forme de clin d’oeil à l’ouvrage de Leo Bersani…”

Dabei wird der Begriff ‘Bareback’ auch als Ausdruck einer Zeit, als Höhepunkt eines bestimmten Dogmas betrachtet, das auch mit Sensationslust, Panikmache und Suche nach Sündenböcklen verbunden sei – und mit dem Begriff ‘ post Bareback ’ gefragt, in wie weit Prävention den notwendigen, durch die (sowohl HIV-Therapie- als auch positiven Lebens-) Realitäten längst gegebenen Dogmenwechsel bisher überhaupt schon vollzogen hat.

post Bareback sei in dieser Hinsicht auch Ausdruck der Bejahung einer Sexualität, die sich weder zur Geisel traditioneller (moralinsaurer) Prävention noch einer public-health-Ideologie machen lassen wolle. post-Bareback postuliert vielmehr die Ablehnung jeglicher normativer Verfügung, sowohl der Norm “immer mit Kondom” , der Norm obligatorischer antiretroviraler Behandlung oder auch z.B. der Norm, seinen HIV-Status offen zu legen:

“Idéologiquement, le post-bareback correspond donc au refus de toute injonction normative : que ce soit celle du tout-préservatif, celle du traitement obligatoire ou celle de l’aveu de séropositivité.”

Vielmehr gelte es, das derzeit etablierte konzeptionelle Amalgam aus HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) zu dekonstruieren. Sowohl die Schwere als auch die mentalen, emotionalen, sexuellen und sozialen Folgen seien nicht dieselben. Dieses Konzept der Amalgamierung von HIV und STIs schaffe vielmehr eine mächtige Waffe sozialer Kontrolle durch die Kontrolle des Sexualverhaltens.

post-Bareback wolle sich auf die wahren epidemiologische Realitäten besinnen, gegen irrationale Panik. Vielmehr sei ein Umdenken erforderlich, das der sozio-sexuellen Vielfalt gerecht werde, ohne diese zu leugnen oder als “nicht-signifikante Variable” zu reduzieren.

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the warning 20.10.2012: Post-bareback : pour une prévention efficiente et sans moralisme comportemental

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Frankreich

Strandbar

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Stilleben am See

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