Zuletzt aktualisiert am 12. September 2023 von Ulrich Würdemann
In Bremen befindet sich nahe dem Hauptsitz des Speditions-Konzerns Kühne + Nagel ein Mahnmal, das die Rolle des Unternehmens im Holocaust thematisiert, das Arisierungs-Mahnmal Bremen. Offizielle Einweihung war am 10. September 2023 (aus Anlaß des Tags des offenen Denkmals).

Kühne + Nagel, 1890 in Bremen gegründet, ist ein weltweit aktiver und bedeutender Logistik-Konzern. Während der NS-Zeit hatte das 1890 gegründete Unternehmen eine Quasi- Monopolstellung für den Transport beschlagnahmter Möbel aus ‚unbewachten jüdischen Wohnungen‘ aus ganz Europa.
Kühne + Nagel leugnete lange Zeit seine Relevanz des Transportbetriebs bei der ‚Arisierung‘. Eine unabhängige Erforschung durch Externe Gutachter lehnt das Unternehmen weiterhin ab.
Bei dieser so genannten ‚M-Aktion‚ kam dem Unternehmen direkt und über Subunternehmen eine Schlüsselrolle zu (wenn es auch nicht das einzige hierbei beteiligte Logistik-Unternehmen war).
‚Die Firma ist somit mitverantwortlich für den Tod von Leuten, sie haben damit Geld verdient.‘
Wolfgang Dreßen, Historiker und Politikwissenschaftler, 2015 (online)
In Bremen – wo lange der Hauptsitz des Unternehmens war – entstand ein Mahnmal, das an den Raub jüdischen Eigentums während der NS-Zeit und die Profite erinnert. Unterhalb der Wilhelm-Kaisen-Brücke, direkt nahe dem Firmensitz, wurde an der Kaimauer in der Treppennische ein sechs Meter tiefer Schacht gebaut. Abgedeckt ist er mit Panzerglas.
Der Betrachter bemerkt oben von der Straße aus gesehen – nur Leere. Erst unten vom Uferweg wird erahnbar, dass dort einmal mehr war. An den Wänden werden Umrisse von Möbeln erahnbar.
Das Mahnmal wurde entworfen von Evin Oettinghausen (Siegerentwurf eines Gestaltungswettbewerbs auf Initiative der taz, 2016).
„Es füllt eine Leerstelle in der deutschen Erinnerungskultur.“
Frank Bajohr, Leiter Zentrum für Holocaust-Studien, Institut für Zeitgeschichte (IfZ) München, Wochen-taz 2.-8- September 2023
Im Jahr 2015 angestoßen und mit Recherchen befördert hatte die Debatte der ehemalige Kultur-Redakteur der taz (Bremen) Henning Bleyl (inzwischen Landesgeschäftsführer Heinrich-Böll-Stiftung). Zahlreiche weitere taz-Mitarbeiter:innen waren beteilgt.
Ursprünglich sollte das Mahnmal direkt am Firmensitz entstehen. Das Unternehmen lehnte ein Kaufangebot für den erforderlichen Teil des Grundstücks jedoch ab.
Das Arisierungs-Mahnmal Bremen wurde am 10. September 2023 offiziell eingeweiht.
Eine Antwort auf „Arisierungs-Mahnmal Bremen – Kühne + Nagel und der Holocaust“
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