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CSD Köln 2008 – „just another event“

Der ‘Cologne Pride 2008‘ vom 21.6. bis 6.7.2008 fand seinen Abschluss in der großen CSD-Parade am Sonntag, 6. Juli. Das Motto: “Null Toleranz”. ‘

Der CSD 2008 in Köln – nur ein weiterer Event der lokalen Spaß- und Kommerz-Gesellschaft?

 

 

CSD Köln in der Eventstadt Köln
CSD Köln in der Eventstadt Köln

 

 

Der CSD Köln – ‘just another event’ …

Seltsame Gefühle vermittelt dieser CSD, insgesamt bleibt ein sehr befremdlicher Eindruck.

– Eine Parade, der irgendwie das Herz verloren gegangen ist. Da fahren immer mehr Wagen von Parteien, Großunternehmen (von Autokonzernen bis Möbelhäusern nebst Küchenfront und Inneneinrichtung) an einem vorbei, dazu Internetapotheken … so wird die Parade immer mehr zu einer einzigen Werbefläche.

– Eine Parade zudem, seltsam sinnentleert, die ihren Zweck erst zu suchen scheint. Nur geringfügig ‘um-dekorierte’ Karnevals-Wagen verstärken nicht nur bei so manchem heterosexuellen Parade-Besucher den Eindruck, hier ziehe doch ein netter spaßiger Sommer-Karneval vorbei. Kamelle, Strüsscher [‚Bonbons, Blumensträuße‘ – für die Auswärtigen], nur im Sommer halt …

– Ein schwullesbisches Straßenfest, bei dem ein Großteil der Stände schwule Handtaschen, lesbische Portemonnaies und homoerotische Bratwurst verkauft. Hingen rechts und links Tannen-Girlanden, könnte es auch der Weihnachtsmarkt sein.
Die Aufzählung der Seltsamheiten und Peinlichkeiten (das Bühnenprogramm mit seinen Schlager-Highlights erwähnen wir lieber nicht…) ließe sich fortsetzen …

“Belanglose Routine“, meint TheGayDissenter, und “mit Stolz hatte die Parade relativ wenig zu tun” bemerkt Clamix. Gay Dating Tricks fragt irritiert “Was ist nur aus dem CSD geworden?”
Und mich erinnert das Ganze zunehmend an die “homosexuelle Folklore” und ihre Gefahren …

Dazu dann dieses Motto. ”
Null Toleranz!” scheint mir ein eigenwilliges Motto für einen CSD.
Die Veranstalter selbst sagen dazu auf ihrer Site: “„Null Toleranz!” ist für eine Veranstaltung, die seit vielen Jahren für gesellschaftliche Toleranz und Akzeptanz gegenüber Schwulen, Lesben und Transgender kämpft, sicherlich ein ungewöhnliches und hartes Motto. Wir haben das Thema des diesjährigen CSD Köln / ColognePride jedoch ganz bewusst provozierend und kämpferisch gewählt, weil wir das Gefühl haben, dass in einigen Teilen der Gesellschaft auch nicht gerade zimperlich mit unserer Minderheit umgegangen wird. Das Motto „Null Toleranz!”, verbunden mit der offensiven Stopp-Hand in einem auffallenden Logo, drückt aus, dass wir nicht länger dulden wollen, dass unsere Rechte verletzt und unsere Würde von Teilen der Gesellschaft mit Füßen getreten werden.”

Nun ja, eine auf den ersten Blick vernünftig klingende Begründung für das Motto.
Dennoch – die “Nulltoleranzstrategie“, Namensgeber im Hintergrund, scheint mir ein zweifelhaftes, nicht unbedingt anstrebenswertes gesellschaftliches Modell. Malaysia oder Singapur sind zumindest für mich nicht gerade Traum-Modelle vom Zusammenleben.

Dieser CSD scheint sich weit von dem entfernt zu haben, was einst mit Stonewall-Aufständen und politischen Demonstrationen der 1980er Jahre begonnen hat. Sinnentleerte Spaßparade der Event-Beliebigkeit – kann das tatsächlich Ziel einer schwullesbischen Demonstration sein?

Der CSD 2008 in Köln – nur ein weiterer Event der lokalen Spaß- und Kommerz-Gesellschaft?

Und dass gerade Schwule und Lesben eine ‘Law and Order’ – Strategie als ihr freiwilliges Motto wählen … irgendwie liegt mir da ibne Kreuzberg ja doch näher …

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Berlin Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

transgenialer CSD 2008 Berlin – Ibne Kreuzberg

Transgenialer CSD 2008 Berlin-Neukölln / Kreuzberg, Samstag 28. Juni 2008

Impressionen unter dem Motto “es gibt noch CSDs mit Inhalt” …

transgenialer CSD Berlin 2008 - Ibne Kreuzberg
transgenialer CSD Berlin 2008 – Ibne Kreuzberg

transgenialer CSD Berlin - Ibne Kreuzberg
transgenialer CSD Berlin – Ibne Kreuzberg

stay queer and rebel
stay queer and rebel

Du Bist Nicht Allein
Du Bist Nicht Allein

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Berlin

Kiss Me, Kate

“Wenn sich im Theater Rolle und Privates vermischen, kommt es meist zu Komplikationen”, weiß der Programmzettel. Cole Porters 1948 uraufgeführtes Musical ‘Kiss Me, Kate’ lebt von genau diesen Komplikationen. “Vom promisken Ensemble über Spiel- und Trunksucht bis hin zur Verwicklung in Ganovengeschäfte ist alles dabei.”

Nun haben auch wir es geschafft, gestern Abend gab’s ‘Kiss Me, Kate’ in der Komischen Oper …

Zu “Kiss Me, Kate” an der Komischen Oper Berlin ist ja fast alles bereits gesagt, in vielen begeisterten Presseberichten und z.B. bei Antiteilchen (”Glitter Glamour famose Show“).

Mein Resumé: du magst Musical? Du magst Cole Porter? – Kiss Me, Kate ist beinahe ein Muss … Entertainment at it’s best … :-)

(und – dazu ein äußerst lesenswertes Programmheft … u.a. mit einem interessante Essay von Susan Sontag über ‘Camp’)

Eines allerdings sei nachgetragen:
Die Komische Oper hat ja seit Zeiten Walter Felsensteins die Tradition, alles auf deutsch zu singen (ich erinnere mich bisher nur an eine Ausnahme). Diese Tradition ist auch sehr angenehm, dient für mich sehr der Verständlichkeit. Allerdings – bei Cole Porter hab ich dann doch ein kräftiges “Too darn hot …” vermisst, “verdammt heiß” ist halt etwas anderes … auch wenn die Nummer szenisch einer der Höhepunkte ist …

Kiss Me, Kate
Musical in zwei Akten von Cole Poter
Komische Oper Berlin
nächste Vorstellungen: 20./25.6., 2./10./11./26.7., 24./25,10., 8./24./25.11., 6./7./10./11./31.12.2008, 3./4./23.1.20092./3.2.2009

PS.
Cole Porter hat weit mehr wunderbare Songs geschrieben, als in diesem einen Musical Platz finden. Wer Cole Porter – Songs mag, bekommt einige geboten an dem Abend “It’s cool, Porter! Across the Broadway – Night & Day”. Am Montag, 23. Juni 2008 in der Komischen Oper Berlin (Foyer-Konzert).

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Berlin

Schwerbelastungskörper (1941)

Der aufmerksame Beobachter kann in Berlin zwischen dem Bahnhof Südkreuz (früher: Papestraße) und der Kolonnenbrücke ein seltsames Objekt entdecken, den Schwerbelastungskörper .

Der erstaunliche Beton-Klotz, mehr als haushoch, doch fensterlos, ist ein stiller Zeuge eines besonderen Größenwahns: der ‘ Schwerbelastungskörper ’ von Berlin-Tempelhof.

Einst plante Albert Speer im Auftrag Hitlers den Umbau Berlins zur ‘Reichshaupstadt Germania‘. Teil dieses gigantomanischen Plans war eine 120 Meter breite ‘Nord-Süd-Achse’, die Berlin vom Wedding bis Tempelhof durchziehen sollte. Südlicher Abschlusspunkt dieser Achse sollte ein riesiger Triumphbogen sein (etwa in Höhe der heutigen Kolonnenbrücke): 170m Breite, 140m Höhe – fast dreimal so groß wie der Arc de Triomphe in Paris.

Doch leider – Berlin ist auf Sand gebaut, genauer auf Mergel (Ton-Sand-Kalk-Schichten). Und ob der Berliner Boden eine dermaßen große Baumasse tragen könnte, war unklar.
Speers Lösung: die Bodenbelastung, die der Boden trage konnte, musste in einem Versuch gemessen werden. Hierzu wurde 1941 von ‘Dyckerhoff & Widmann’ und u.a. unter Einsatz französischer Kriegsgefangener für 400.000 Reichsmark aus Beton der ‘ Schwerbelastungskörper ’ gebaut – als technischer Versuchsbau, um die Belastbarkeit des Baugrunds vor Ort zu prüfen.

12.360 Tonnen Beton, 14 m über und 18m unter der Erde, 21m Durchmesser – der Versuch zur Analyse der Bodenbelastung hat beeindruckende Dimensionen.

Die Bauarbeiten am Triumphbogen wurden nie begonnen. Die Ergebnisse der Tests mit dem Schwerbelastungskörper konnten erstmals nach dem Krieg 1948 ausgewertet und veröffentlicht werden – der Boden hatte sich innerhalb von zweieinhalb Jahren um 19,3 cm gesenkt. Die Messungen wurden bis 1977 fortgesetzt (durch die Deutsche Gesellschaft für Bodenmechanik DeGeBo, die seit den 1920er Jahren an den Versuchen beteiligt war und heute als Institut der TU Berlin angegliedert ist).

Seit 1995 ist der Schwerbelastungskörper offiziell Denkmal. 2007 bis 2009 wurde der Schwerbelastungskörper saniert, das umliegende Areal neu gestaltet (Gesamtkosten knapp 1 Mio. €). Ein Informations-Pavillon wurde gebaut, auf dem Körper eine Ausssichtsplatform errichtet. Am Tag des Denkmals 2009 (12. September 2009) wurde der Informationsort (Ecke General-Pape-Str. und Loewenhardtdamm) eröffnet.

Detail-Infos zum Schwerbelastungskörper auch in einem Info-Blatt des Vereins Berliner Unterwelten (pdf).

Schwerbelastungskörper – Fotos 2008

Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Schwerbelastungskörper
Sockel des Schwerbelastungskörpers
Sockel des Schwerbelastungskörpers
Sanierung des Schwerbelastungskörpers 2007 - 2009, Baustellenschild
Sanierung des Schwerbelastungskörpers 2007 – 2009, Baustellenschild

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Informationsort Schwerbelastungskörper

Schwerbelastungskörper Öffnungszeiten
Schwerbelastungskörper Öffnungszeiten
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Berlin

Werbung CSD – CSD vom Weg abgekommen …

Werbung CSD – der CSD verkommt immer mehr zum Spaß-Event und Vehikel für Werbung – nicht nur in Köln, auch in Berlin. Manchmal geht das daneben … wie derzeit am Kurfürstendamm.

“Hier bloggt der Chef noch selbst …” heißt es auf der Blog-Seite des ‘Berlin Plaza Hotels’. ” Dieser Weblog öffnet einen Blick hinter die Kulissen des täglichen Geschehens im und rund um das Hotel”, verkündet das Impressum.

Eine spannende Idee – ein Blog aus dem Hotel. Nun, nicht ganz so innovativ, aber immerhin. Und eigentlich , ja eigentlich dient er ja auch der Werbung. Wie der heutige Beitrag zeigt. Dort findet der geneigte Leser den “Plaza Tipp” – ‘Christopher Street Day’. Erfährt -wie es das Klischee will- vom “jährlichen bunten, schrillen und schrägen Straßenumzug”, immerhin auch von dessen eigentlicher Idee, dem Eintreten “für die zentralen politischen Forderungen gegen Diskriminierung von Lesben und Schwulen”.

Nach einer kurzen Beschreibung des CSD Berlin folgt sozusagen ‘in eigener Sache’ der Hinweis, der die Aufgabe des ‘Artikels’ zeigt … schnöde Werbung. Dort heißt es “Parade vom Kurfürstendamm (Berlin Plaza Hotel) zur Siegessäule”.

Wie schade, dass der bloggende Hotel-Chef noch nicht mitbekommen hat, dass der CSD Berlin dieses Jahr eine neue Route nimmt:

“Der Demonstrationszug startet dieses Jahr im östlichen Teil der Stadt und schlängelt sich durch Berlins Innenstadt. Vorbei am Kronprinzessinnenpalais, der Humboldt Universität (HU), Bebelplatz, Komische Oper, Holocaust Mahnmal, Potsdamer Platz, Bülow Str., Nollendorf Platz, An der Urania hoch zur Siegessäule.”

Am Berlin Plaza Hotel werden die Hotel-Gäste wohl vergeblich stehen und warten, dass schrille Paradiesvögel zu ihrer Unterhaltung vorbeiflattern und komische lustige Dinge machen …
Oder ist das Motto “spielt doch keine Rolle“?

So ist das halt manchmal mit Insidertipps und Werbung ….

Nachtrag 2.6.: “der neue werbefreie Tipp” heißt es jetzt im Hotelblog ;-) )

PS.:
wenn Sie einen Tipp wollen -ist auch kein Insider-: viel mehr mit politischen Forderungen, mit Diskriminierung von Lesben und Schwulen und Transgender hat ein anderer CSD zu tun, der ‘transgeniale CSD’. Am 28. Juni 2008 um 14:00 Uhr ab Herrmannplatz unter dem Motto “Des Wahnsinns fette Beute” …

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Berlin

Arbeitsessen

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Berlin

Familiengeschichten rastende Anal-Olfen

Café Anal, Möbel Olfe, Raststätte Gnadenbrot – Berliner Heimstätten der ganz eigenen Art. Ein ‘Lebens-Kochbuch’ mit Rezepten aus Schmelztopf und Tresenbuch …

Frühmorgens flattert letztens eine tief des Nachts losgeflogene Brieftaube vorbei, lässt einige blau-türkise Logo-Farbsprengsel fallen, dabei einige Zeilen … sie hat lange gebraucht, die kleine Brieftaube, für den kurzen Weg um einige Straßenecken und Häusermeere … und ruft mit ihrem Lockruf Erinnerungen wach …

Da wird etwas beworben, das große “Raststätten-Möbel-Olfe-(und ein bisschen Cafe Anal)-Lebens-Kochbuch” …

Anal, Olfe und Raste – Kosenamen für Etablissements, die vielleicht dem nicht-Berliner und nicht-schwulen Leser weniger sagen.

Die ‘Raststätte Gnadenbrot’ liegt zwar an so mancher Autobahn, aber eine Raststätte klassischen Typs sollte der Besucher nicht erwarten …
… in der ‘Möbel Olfe’ werden Möbel heute nur noch äußerst selten gehandelt …
… und im ‘Café Anal’ ist leider schon lange Schicht, anal und banal nichts mehr los …

Die drei Etablissements sind auf verschlungenen Wegen der Zeit mit einander verschwippschwagerschwiegerwandt …
Fragen wir die kleine Brieftaube:

“Da ist dieses kleine Restaurant, nein, nicht am Ende des Universums, sondern mitten drin, mitten im Universum, an einer vierspurigen, vielbefahrenen Straße und Kreuzung im Berliner Bezirk Schöneberg. Dieser Schmelztopf heißt Raststätte Gnadenbrot, manchmal kurz Raste genannt, manchmal einfach auch nur Brot.
Die Raste ist Aufenthaltsort einiger Großstadtnomaden, die auf der Suche nach Nahrung, Getränk und Wärme durch die Strassen und U-Bahnen irrten, bis sie hier ein Zuhause fanden.”

Aber die Zuflucht bietende Raste ist gar nicht so allein, sie hat eine Mutter,

“Das Gnadenbrot hat eine Mutter, eine ziemlich wilde Mama , die am Kotti lebt. Der Kotti ist das Zentrum vom Berliner Bezirk Kreuzberg. Am Kotti steht das NKZ das “Neue Kreuzberger Zentrum”, eine Bausünde aus den 70igern. In einer Abteilung dieser Bausünde ist die “Möbel Olfe”, eine Trinkhalle, in der Beton noch ist was man daraus macht.”

Und wie es sich für eine gute Familie gehört, gibt’s auch noch ne alte Oma …

… eine “Oma, die schon lange nicht mehr unter den Lebenden weilt, aber in Geschichten und Anekdoten immer wieder auftaucht, das “Café Anal”, Friede seiner Asche.”

Anal, Olfe, Raste.
Mit der Olfe (dem ‘ewigen Geheimtipp‘, welch Irrtum) bin ich nie ‘richtig warm geworden’. Das mag an ihrer Lage liegen (schon die Raste liegt ja eher am Dorfausgang, aber die Olfe weit jenseits des heimischen Angers), an Größe und Höhe, Beton und und …

Die Raste hingegen ist eines der Etablissements, die -wenn er denn verliehen werden würde- Anwärter auf den Preis des persönlich bevorzugten Wohnzimmers wäre …
So mancher harte Tag könnte hier seinen sanften Ausklang finden, so manches Schäferstündchen seine Wiese Terrasse, so mancher launische Abend findet ohne Karneval statt … auch wenn die ein oder andere Nacht zu furchtbaren Sehstörungen führen kann.

An das Café Anal gibt es schöne, bizarre Erinnerungen, aber auch schmerzhafte.
Das Café Anal eröffnete im Februar 1990 in der Muskauer 15. Es war

“ein Nonprofit-Kollektiv mit Polit-Anspruch. Vorfinanziert mit linken Krediten, verstanden sie sich als Antwort radikaler Tunten auf zwangsautonome Hegemonie. Juristisch als Gesellschaft Bürgerlichen Rechts geführt, bestand die Gründungsgruppe aus ca. 10 Leuten. Man einigte sich auf einen Einheitslohn von 12,50 DM die Stunde und im wöchentlichen Plenum ging es um Fragen von “Wie koche ich Milchkaffee” bis zur Endlosdiskussion um das Für und Wieder einer Duldung heterosexueller Handlungen im Café.”

(etuxx)

Im Anal war trotz Kulturbeitrag ab und an der “Tresenspülausguß verstopft” und das “Herrentoilettenlicht macht auch ganz komische Sachen”(so so …, wenn’s das Anal-Tresenbuch nicht gäbe …). Tja, das Anal war unfreiwillig Trendsetter, in vielerlei Hinsicht, nur die Arschtapete konnte sich über die Jahre nicht recht durchsetzen …

“Gebenefizt wurde was das Zeug hält und Montagnacht hatten Schwanzträger keine Chance auf Einlaß; einem Umstand, der weitreichende Folgen haben sollte. Das Café Anal war in der ersten Hälfte der 90iger das Kiez-Wohnzimmer für alle Abweichler vom schwulen Mainstream und gleichzeitig das niedrigschwellige Angebot für linke Heten mit Coming-Out Hemmungen. Stilbildend auch das Interieur: Nachwende-Tuntenbarock vom Feinsten, Springbrunnen, Plüschvorhänge, Plastik-Trash aus den umliegenden, türkischen In- und Exportläden. Das Highlight der Anfangsjahre war die legendäre Arschtapete, die später einer der zahlreichen, gruppendynamischen Renovierungen zum Opfer fiel.” (etuxx)

Hier schaute der “Prinz in Hölleland” vorbei und Irmgard Knef machte ihre ersten Gehversuche … zahlreiche antischwule Gewalt-Angriffe richteten sich gegen diesen Freiraum, und auch Polizisten verprügelten Gäste im Café Anal.

Irgendwann war seine Zeit abgelaufen … doch er wird immer wieder vermisst der Freiraum Café Anal, landete noch 2004 auf Platz 4 der Kategorie ‘am meisten vermisst’ der Siegessäule.
Immerhin, es gibt ja nun die Raste …

Und – das “Raststätten – Möbel – Olfen – und ein bisschen Cafe Anal – Lebens – Kochbuch”, das wäre doch ein schönes Geschenk zum dreieinhalbten Advent.

Leider gibt es dieses Kochbuch noch nicht, die Brieftaube schaut ratlos durch’s Fenster …
Damit’s was wird … mit dran schreiben, hier

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Deutschland

Souvenirs aus Brandenburg

Brandenburg Souvenir : Vor der Motorradtour am gestrigen sonnigen Morgen stand das Basteln …

Der gutaussehende gelbe Engel hatte wohl doch recht – die Batterie war hinüber. Also morgens neuen Batterie eingebaut, und dann los in’s Grüne.

Beelitz Spargelfeld
Beelitz Spargelfeld

Vorbei an Spargelfeldern und durch’s schöne Beelitz.

Russenjäger
Russenjäger

Russenjäger
Russenjäger

Plötzlich glotzen mich unvermittelt in der Gegend rumstehende russische Kampfjets an (und nein, kein Museum weit und breit, keine Hinweisschilder) …

Schwedenfeuer
Schwedenfeuer

Rapsfeld

In der Landschaft herum stehender Schilder mit seltsamen Botschaften geben Rätsel auf …
(Schwedenfeuer sind auf besondere Weise geschnittene Baumstämme, die prima Fackeln abgeben) …

… der Raps ist noch nicht ganz in Blüte, lässt aber bereits Vorfreude auf baldige Fahrten durch gelbe Blüten- und Geruchsmeere ahnen …

Rast in Wittenberg
Rast in Wittenberg

Ausgiebigere Pause dann in der Lutherstadt Wittenberg

Banana Split in Wittenberg
Banana Split in Wittenberg

… wo sich drängende Fragen stellen …
… wie: warum heißt das ‘Banana Split’ so, obwohl es nicht aus Split kommt?
Und warum wird es so gerne serviert in Gefäßen, die penetrant nach billigem Souvenir aus Venedig aussehen?

Kloster Zinna
Kloster Zinna

Kloster Zinna - Pranger
Kloster Zinna – Pranger

Zurück quer durch Brandenburger Dörfer und Flecken, teils recht hübsch anzusehen, teils ‘blühende Landschaften’ trister Industriebrachen.

Kurze Pause am Kloster Zinna, an dem niemand am Pranger steht …

Zum Abschluss, zurück in Berlin, bekommt die Karre noch ne frische ASU und HU spendiert …

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Hamburg

Diese alte Zimtzicke

“Diese alte Zimtzicke …”, schimpfte meine Mutter früher gelegentlich über eine unserer Nachbarinnen … Was mach dieses Tier eigentlich zum Schimpfwort ?

Aber dass sie diese hier meinte, kann ich mich nicht erinnern …

diese Zimtzicke – Fotos

Zimtziege Zimtzicke
Zimtziege Zimtzicke

Zimtzicke

Dass dieses Schimpfwort (wie so manches) einen realen Hintergrund hat, kann man u.a. in Hamburg lernen:

Die Zimtziege

Die ‘Thüringer Waldziege’ ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden aus einer Kreuzung der Thüringer Landziege mit der aus der Schweiz eingeführten Toggenburger Ziege. Die Neu-Züchtung hieß eigentlich ‘Thüringer Toggenburger Ziege’; dieser Name wurde jedoch in der NS-Zeit als ‘undeutsch’ verboten, so dass sie nun zu dem Namen ‘Thüringer Waldziege’ kam.
Wegen ihres zimtfarbenen Fells wird sie allerdings im ‘Volksmund’ auch Zimtziege genannt.

Die Zimtziege ist eine bedrohte Nutztier-Rasse – der Bestand von einst 57.000 Tieren (1936) soll jetzt nur noch 500 Exemplare (2002) betragen.

die Zimtziege und die Zimtzicke

Schwierigkeiten mache, womöglich schon bei Kleinigkeiten, also ‚Zicken‘ – hierin liegt einer der Ursprünge der Zimtzicke als Schimpfwort. Ziegen können störrische Tiere ein …

Und was die Zimtziege angeht: Es gibt noch eine weitere Erklärung, zumindest für das Schimpfwort: ‘zimtig sein’ soll früher umgangssprachlich bedeutet haben ‘Schwierigkeiten machen’, ‘Umstände bereiten’. Die ‘Zimtzicke’ macht also ‘besondere Zicken’ …

Dabei ist nicht bekannt, ob es auch männliche Varianten der Zimtzicken gibt.

Wenig erforscht ist vermutlich auch das emanzipatorische Potential der Zimtziege. Wird sie vielleicht mit diesem abfälligen Wort Zimtzicke belegt, gearde weil sie sich anders als erwartet nicht dem erwarteten Rollen-Klischee der braven Frau beugt, sondern unbequem ist und eigene Wege geht?

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Text zuletzt aktualisiert 26. Februar 2018

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Berlin

Heinzelmännchen schraubt

Während die einen samstags mit Heinzelmann flatrate-saugen oder sich um ihr Parkplatz-Gedächtnis sorgen, wollen andere sonntags die Karre aus dem Winterschlaf wecken … und müssen stattdessen fleißige Heinzelmännchen rufen.

Der Winterschlaf hat der Batterie wohl arg zugesetzt, zumindest wirkte die Karre mittags etwas sehr kraftlos. Nun wäre es ja zu einfach, Batterie und Sicherungen leicht zugänglich einzubauen, nein, es geht doch auch kompliziert. Der gelbe Engel, der nach mobilem Zuruf binnen Minuten vor Ort war [und auch noch nett, und wie 😉 ], weckte den Motor nach intensivem Zureden dann doch zu brummendem Wohlgefühl …

… so dass außer dem nachösterlichen Sonntags-Avus-Stau einer Tour zu den Schönheiten Berlins und Brandenburgs nichts mehr im Weg stand …

die Karre rastet in Ludwigsfelde
die Karre rastet in Ludwigsfelde

die Karre rastet vor dem Gasometer
die Karre rastet vor dem Gasometer

die Karre rastet am Flughafen Tempelhof
die Karre rastet am Flughafen Tempelhof