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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frohe Weihnachten

Frohe Weihnachten 2007
Frohe Weihnachten 2007

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Artikel 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Berlin Kulturelles

Gratulation, Komische Oper Berlin

Eine “hippe Adresse” in Berlin wird heute 60 – und mehrfach ausgezeichnet.

An der Ecke ‘Unter den Linden’ und ‘Behrensstraße’ stand seit 1892 ein Theaterbau. Hier spielte zunächst das ‘Theater Unter den Linden’, ab 1898 das ‘Metropol-Theater’, ein weit über die Grenzen Berlins bekanntes Revue- und Operetten-Theater.

Ende 1944 wurde der Theaterbetrieb, der seit 1934 als ‘Staatliches Operettentheater’ und Teil der NS-Organisation ‘Kraft durch Freude’ erfolgte, eingestellt – sinnigerweise nach der Premiere von ‘Wiedersehen macht Freude’.

Im März 1945 wurden große Teile des Theaters durch Bomben zerstört, insbesondere der Zuschauerraum jedoch blieb beinahe unversehrt.
Nach der Befreiung wurde bereits im Februar 1946 mit dem Wiederaufbau begonnen, bis in den Dezember 1947 dauerten die Arbeiten.

Am 23.12.1947 eröffnete die Komische Oper unter Walter Felsenstein mit der Operette “Die Fledermaus” von Johann Strauß. Felsenstein leitete die Komische Oper bis zu seinem Tod 1975.

1956/66 erfolgte eine Neugestaltung der Außenhaut des Gebäudes (Kollektiv Kunz Nierade). 1986 wurde der neobarocke Zuschauerraum des Theaters saniert und unter Denkmalschutz gestellt; 2005/06 das Foyer nach Plänen von Stefan Braunfels umgebaut.

Und im 60. Jahr ihres Bestehens wurde die Komische Oper nun von 50 unabhängigen Musikkritikern zum “Opernhaus des Jahres” gekürt, zusammen mit dem Theater Bremen. Die Komische Oper Berlin sein eine “hippe Adresse für ein frisches Publikum”, heißt es in der Begründung.
Der ehemaliger Generalmusikdirektor der Komischen Oper, Kirill Petrenko, wurde zum “Dirigent des Jahres”. Dritte Trophäe an der Behrensstraße: der Chor der Komische Oper wurde zum “Chor des Jahre” ernannt.

Viel des Lobes für die Komische Oper, herausgetreten aus den langen Schatten ihrer Geschichte, und eine Dame ganz offensichtlich in den besten Jahren.

Der Komischen Oper habe ich einige spannende, anregende und überraschende Vorstellungen zu verdanken – ob ein viel geliebtes Mahagonny, eine Maria aus Buenos Aires, die amüsanten Neujahrskonzerte oder vieles anderes. Inzwischen ist die Komische Oper eines meiner ‘kulturellen Wohnzimmer’ – ein Ort zum Wohlfühlen und Entdecken, und ein Ort, ohne den mir der Zugang zu Oper und E-Musik sicher schwerer gefallen wäre …
Herzlichen Glückwunsch, Komische Oper !

siehe auch:

Lukullus ist tot
Auf nach Mahagonny

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Frankreich

Oscar Niemeyer

Oscar Niemeyer feiert am 15. Dezember 2007 seinen 100. Geburtstag.

Der ‘Feind des rechten Winkels’, der aus Beton fast alles möglich machte. Und der eine ganze Stadt (mit) aus dem Nichts schuf – Brasilia.
Oscar Niemeyer, der am 15. Dezember 1907 geborene grand seigneur der brasilianischen Architektur. Ihm zu Ehren hat Staatspräsident Lula das Jahr 2008 zum ‘Niemeyer-Jahr’ ausgerufen.

Eines seiner nicht allzu zahlreichen Gebäude in Europa (neben der Zentrale der Kommunistischen Partei Frankreichs PCF in Paris) und dem Zeilen-Hochhaus (Hansaviertel Berlin) ist das heute ‘Espace Niemeyer’ genannte Kulturzentrum (1972) im unter Leitung von Auguste Perret wieder aufgebauten Le Havre (Fotos September 2007).

 

'Le Volcan' oder ‘Espace Niemeyer’ in Le Havre
‚Le Volcan‘ oder ‘Espace Niemeyer’ in Le Havre

Niemeyer ist ab und an vorgeworfen worden, er entwerfe Gebäude, die sehr angenehm für’s Auge seien, denen es aber an Funktionalität mangele – ‘Form vor Funktion’ sozusagen.

Auch der ‘Espace Niemeyer’ in Le Havre vermittelt heute ein wenig (nein, ein wenig mehr) den Eindruck einer tiefergelegten kleinen Stadt-Wüste … aber einer, die auf seltsam angenehme Weise harmoniert mit den Perret-Bauten, eine organische Oase in schachbrettartiger Funktionalität. Eine Oase, die noch darauf wartet, wieder entdeckt zu werden, neues Leben eingehaucht zu bekommen.

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Infektionsrisiko unter Therapie – widersprüchliche Signale (akt.)

Kann eine erfolgreiche anti-HIV-Therapie das Risiko einer HIV-Übertragung senken? Diese Frage wird insbesondere auch unter HIV-Positiven intensiv diskutiert. Von Experten kommen derzeit unterschiedliche Signale.

RKI: nichts genaues weiß man nicht
Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet sich zu diesem Thema mit einem im wesentlichen bedächtigen Ergebnis zu Wort. Im Epidemiologischen Bulletin Nr. 47 schreibt das RKI „Zum HIV-Übertragungsrisiko unter antiretroviraler Therapie“.

In dem Beitrag wird u.a. besonders auf die teils sehr schlechte Datenlage hingewiesen, so liegen z.B. kaum Daten zur HIV-Konzentration an der Darmschleimhaut (ohne / mit ART) vor.
Grundsätzliches Problem aller Überlegungen sei: für die Prävention relevante Überlegungen erfordern prospektive Studien zum Übertragungsrisiko von HIV – diese gibt es jedoch bisher nicht. Daten einer laufenden Studie bei diskordanten heterosexuellen Paaren werden für 2009/10 erwartet; eine Studie für Infektionsrisiken bei homosexuellen Übertragungssituationen existiert bisher nicht.

Surrogat-Marker (ersatzweise herangezogene Laborwerte wie die Viruslast) können dabei immer nur ein ‚Hilfskonstrukt‘ sein.
Etwaige vorhandene sexuell übertragbare Infektionen (STI) können zudem bei nicht / nicht erfolgreich antiretroviral behandelten Positiven das Übertragungsrisiko zum Teil erheblich erhöhen (Daten bei erfolgreicher HAART liegen kaum vor).
U.a. aufgrund möglicher Veränderungen des Übertragungsrisikos z.B. durch Ko-Infektionen weist das RKI auf die Möglichkeit hin, dass zwischen monogamen Partnern und Partnern mit häufig wechselnden Partnern evtl. unterschiedlich hohe Übertragungswahrscheinlichkeiten bestehen könnten.

Mit aller Vorsicht der Wissenschaft kommt das RKI zur Frage des Infektionsrisikos bei erfolgreicher Therapie zu dem Schluss, dass
– eine effektive ART (Viruslast unter der Nachweisgrenze) mit hoher Wahrscheinlichkeit die HIV-Übertragungswahrscheinlichkeit deutlich senkt;
– für Aussagen auf individueller Ebene (konkrete Situation / Konstellation zweier Menschen miteinander) hingegen weitgehend Daten fehlen; und
– die Einschätzung zahlreicher Risiko-Situationen bei eindringendem und aufnehmendem Anal- sowie Vaginalverkehr aufgrund fehlender oder nur geringer verfügbarer Daten kaum möglich ist. Das RKI trifft hierzu aus diesem Grund keine Aussagen.

Schweiz: Positive mit erfolgreicher Therapie „nicht infektiös“
Ganz anders die Beurteilung der Situation und die gezogenen Konsequenzen in der Schweiz:
Bernard Hirschel vom Service des Maladies Infectieuses Département de Médecine Interne Hôpital Cantonal (Leiter der Einheit Aids) vertritt eine sehr dezidierte Meinung. Seiner in letzter Zeit auch mehrfach öffentlich geäußerten Ansicht zufolge sind HIV-Positive mit erfolgreicher Kombitherapie (Viruslast unter der Nachweisgrenze) nicht infektiös, selbst nicht bei unsafem Sex.

Prof. Bernard Hirschel bringt seine Position in der ‚Tribune de Genève‚ auf den Punkt: „keine nachweisbare Viruslast, keine Infektion“(ähnliche Aussagen auch in 24 heures und Le Temps).
Eine Meinung, die auch die Schweizer Aids-Kommission teilt. Die ‚Eidgenössische Kommission für Aids-Fragen‘ (EKAF) formuliert „ein zusätzlicher positiver Effekt einer erfolgreichen Therapie ist auch die fast vollständige Verhinderung einer weiteren Übertragung von HIV“ ((„Visionen und Empfehlungen für die HIV/Aids-Politik der Schweiz“, siehe unter ‚weitere Informationen‘)).

Hirschel führt seine Überlegungen sogar noch weiter. Er misst einer erfolgreichen Kombitherapie einen präventiven Aspekt bei. Präservativ und Pillen, Kondom und Kombitherapie seien zwei wirksame Schutz-Möglichkeiten, jede mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen.
Auch Hirschel betont allerdings, keine Infektiosität bedeute nicht ‚kein Risiko‘. Es bleibe weiterhin z.B. das Risiko sexuell übertragbarer Infektionen, die dann ihrerseits auch das Risiko einer HIV-Übertragung erhöhen könnten.

Zwei renommierte Aids-Institutionen bzw. Experten, und zwei recht unterschiedliche Äußerungen. Was zunächst überrascht – die Datenlage kann ja doch zu diesem Thema zwischen der Schweiz und Deutschland nicht so arg unterschiedlich sein.

Prof. Hirschel kann sich zu einer sehr pointierten Aussage durchringen, die auch für Menschen mit HIV eine konkrete verständliche Botschaft ist.
Das RKI hingegen windet sich deutlich, vermeidet geradezu zu einer klaren Aussage zu kommen.
Zu hoffen ist, dass bei der Zurückhaltung des RKI keine politische Einflussnahme im Spiel ist. Bei der Haltung des RKI ist sicher zu berücksichtigen, dass das RKI vermutlich auch befürchtet, angesichts des komplizierten Sachverhalts würden Teile der Informationen ‚in der Praxis‘ verloren gehen – so dass im Extremfall der (nicht berechtigte) Eindruck eines ‚Freifahrscheins‘ entstehen könnte.

Dennoch – (nicht nur) für Menschen mit HIV bietet sich nun ein äußerst widersprüchliches, unklares Bild. Im Sinne klarer Botschaften, die auch Orientierungspunkte für eigenes Verhalten liefern, wäre es wünschenswert, wenn sich Aids-Experten deutlicher auf eine verständliche Position einigen können.
Zudem bleibt zu wünschen, dass die Erkenntnisse zur Infektiosität bei Positiven unter Therapie auch in der strafrechtlichen Praxis ankommen (und bei denen, die Strafverschärfungen fordern).
So könnte sich die/der deutsche Positive (zumindest aus der Sicht der Infektionsitäts-Debatte) derzeit beinahe wünschen, in der Schweiz zu leben …

weitere Informationen:
Transmissionsrisiko unter HAART: ‚vernachlässigbar klein‘
HIV-Status und Prävention
Das Epidemiologische Bulletin Ausgabe 47 / 2007 gibt’s als pdf hier
EKAF und Sektion Aids, BAG: „Visionen und Empfehlungen für die HIV/Aids-Politik der Schweiz“, discussion paper für das Aidsforum 2007, S. 19; als pdf online hier

Prof. Hirschel hat seine Gedanken auch in einem Interview mit dem Schweizer Positiven-Radion survivreausida erläutert. Die Sendung kann hier online gehört werden (mp3, in französischer Sprache)

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Männlich? Weiblich? Spielt keine Rolle – genderneutraler Ausweis in SF

Innovative Wege bei Ausweis-Papieren geht San Francisco. Der Stadtrat hat beschlossen, eigene städtische Ausweispapiere auszugeben, die keinen Hinweis auf das Geschlecht enthalten – der genderneutrale Ausweis.

Das San Francisco Board of Supervisors beschloss am 20. November 2007, eigene ID-Cards auszugeben. Dies ist bereits in vielen Städten der USA in Überlegung. Einer der Vorteile städtischer ID-Cards: sie können ggf. unabhängig vom legalen Status der Person ausgegeben werden (und sind damit auch Bestandteil der Debatten um illegale Immigration in die USA).

Auch in San Francisco lagen die Beweggründe für städtische ID-Cards anfangs überwiegend in aufenthaltsrechtlichen Fragen. Zudem war Anlass, dass Bemühungen um eine Reform der Einwanderungs-Gesetzgebung vorher gescheitert waren. Die Stadt wollte Einwohnern, die nicht in der Lage sind, legale staatliche Papiere zu erhalten, zumindest eine städtische Ausweis-Möglichkeit bieten.

Dann allerdings traten Transgender-Organisationen auf den Plan. Ihr Anliegen: auch die Situation transsexueller Menschen mit in Betracht zu ziehen. Eine Personenstands- Änderung ist in den USA zwar möglich, aber Zeit- und besonders Kosten-aufwändig.

Das Ergebnis der Debatten: ab 2008 wird San Francisco ein eigenes Ausweis-Papier einführen, das neben einem Foto der Person ausschließlich den Namen und das Geburtsdatum erwähnt, nicht jedoch das Geschlecht – ein genderneutraler Ausweis

Trans-Männer und Trans-Frauen, Transgender- / Transsexuellen-Aktivisten feiern die neue Karte als Erfolg; endlich sei eine genderneutrale Ausweis-Möglichkeit vorhanden.

Das Gesetz über den geschlechtsneutralen städtischen Ausweis muss noch vom Bürgermeister der Stadt, Gavin Newsom, unterzeichnet werden.

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Das California Senate Bill No. 179 (SB 179; auch Gender Recognition Act; Gesetzestext) wurde am 15. Oktober 2017 verabschiedet. Damit haben alle Bürger Kaliforniens die Möglichkeit, nicht-binäre Ausweisdokumente zu erhalten.

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Berlin

Springbrunnen Bayerischer Platz Berlin Schöneberg

Springbrunnen Bayerischer Platz – ‘Wassergolf’ taufte der Mann jüngst (nun gut, es war Spätsommer) diese beschauliche Anlage …

Springbrunnen Bayerischer Platz

… wohl inspiriert von der Optik einer 50er-Minigolf-Anlage und der Verwendung als Wasserspiel …

Der öffentliche Brunnen Springbrunnen Bayerischer Platz wurde 1958 nach Entwürfen von Karl-Heinz Tümler (1893 – ?) gebaut. Tümmler konzipierte die gesamte Mittelinsel des damals (nach der Begradigung der Trasse der Grunewaldstrasse) neu gestalteten Bayerischen Platzes in Berlin Schöneberg.

Der Brunnen besteht aus vier Becken jeweils mit Mittelfontänen, die mit einem Wasserlauf verbunden sind. 2006/07 wurde die Anlage zuletzt saniert.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Pflege deinen Schwanz

„Pflege deinen Schwanz“ – was wie ein Wellness-Angebot aus dem Rotlicht-Bezirk klingt, erweist sich bald als umfassende Informationsquelle rund um ‚Männer-Gesundheit‘. Bis zu einer Länge von 30 Zentimetern …

Neben vielen bemerkenswerten und zahlreichen bunten und schrillen Aktionen (von Friseusen gegen Aids bis Spenden-Tunten im Flugzeug) bringt der Welt-Aids-Tag immer wieder auch spannende oder interessante Kampagnen an den Tag.

Eine spannende Kampagne kommt derzeit aus Dresden. Ja, die Stadt, die teuer eine zerstörte Kirche wieder aufbaut, und dann ihrem neu gewonnenen Panorama mit einer umstrittenen Brücke wieder Probleme macht.

Die Site „Pflege deinen Schwanz“ fällt schon durch ihren offensiven Titel auf. „Wir laden Sie ein über Themen männlicher Sexualität nachzudenken“ stellt sich das gemeinsame Projekt von Aids-Hilfe Dresden und Gesundheitsamt Dresden vor.

In vier Szenen wird der User eingeladen, über sich und seine Sexualität nachzudenken. Dabei wird (in Form von Text oder MP3) zu den Themen ‚Sex &Geschäft‘, ‚Sex & nur Sex‘, ‚Sex & Leidenschaft‘ sowie ‚Sex & Neugier‘ jeweils eine Art angeleiteter Gedankenreise vorgeschlagen. Per Click kann der User dabei frei wählen,wie „sein bestes Stück“ im Text angesprochen werden soll, z.B. ob eher als ‚Gemächte‘ oder banal ‚Schwanz‘.

Neben diesen situativen Erfahrungen bietet die Site auch eine Vielzahl Informationen, gegliedert in die vier Rubriken ‚Körper & Gesundheit‘, Schwanz & Liebe‘, ‚Beziehung & Verschiedenheit‘ und ‚Sexualität & Träume‘.
Von Hormonen über Beschneidung und Romantik bis Fremdgehen wird hier in Form kurzen Artikel auf jeweils ein Thema eingegangen, dazu werden meistens weiterführende Informationen per Link angeboten (die leider teilweise auf ‚Informationsangebote‘ der Pharmaindustrie führen).

Doch auch ungewöhnliche bis bizarre Informationen bietet die Website. So soll es immerhin 5.000 Männer geben deren Penis in erigiertem Zustand eine Länge von mehr als 30cm erreicht …

Pflege deinen Schwanz“ … bei dem, was für viele Männer vermutlich „ihr wichtigstes Teil“ ist anzusetzen, könnte sich als clevere Idee der Informationsvermittlung erweisen – ‚Wellness im Schritt‘ sozusagen …

Pflege deinen Schwanz scheint eine erfrischende Form neuer Ansprache zu sein, die Informationen vermittelt, gleichzeitig aber auch (über die situative Herangehensweise) ermöglicht, das eigene Verhalten zu überdenken.
Bedauerlich jedoch , dass auch Links zur Pharmaindustrie oder pharmanahen Angeboten führen (zudem unkommentiert, ohne diesbezüglichen Hinweis) – von einem Angebot aus dem Umfeld der Aids-Hilfe darf hier mehr Problembewußtsein (über Informationsbedarf der Pharmaindustrie) und kritische Distanz erwartet werden. Auch dass einer der Autoren gleichzeitig Vorstand der ‚Gesellschaft für Mann und Gesundheit‘ ist, wäre eine Erwähnung wert gewesen.
So bleibt leider auch der bittere Bei-Geschmack der Frage, wie weit sich hier Aids-Hilfe auch für die Öffentlichkeits-Arbeit anderer Interessengruppen instrumentieren lässt.

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids Kulturelles

Jürgen Baldiga 1959 – 1993

Am 4. Dezember 1993 starb Jürgen Baldiga in Berlin an den Folgen von Aids.

Jürgen Baldiga Grab
das Grab von Jürgen Baldiga in Berlin Schöneberg

“Der schwule Berliner Fotograf Jürgen Baldiga hat erst angefangen zu fotografieren, als er bereits wußte, daß er HIV-positiv ist. Er hat daraus eine Lebens- und Überlebensstrategie gemacht, die das bloße journalistische Dokumentieren der Seuche ebenso weit hinter sich läßt wie die rein tagespolitisch kämpferische Aussage.”

Tom Kuppinger / ‘AIDS macht 90 bis 95% meines Lebens aus’

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Jürgen wurde am 27. Oktober 1959 in Essen geboren. Baldiga war Fotograf und Künstler. Er begann zu fotografieren als er bereits von seiner HIV-Infektion wusste.

Er starb am 4. Dezember 1993 in Berlin, sein Grab befindet sich in Berlin-Schöneberg auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof.

Jürgen Baldigas Nachlass befindet sich im Schwulen Museum *.

Jürgen Baldiga Grab 2018
Baldigas Grab 2018

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Ich denke gern zurück … an Jürgen … an die Kraft, die seine Photographien auch heute noch haben … und an das damals für mich seltsame Gefühl, seinen (nach einer Cocteau-Zeichnung zu Jürgens Lebzeit gestalteten und entstandenen) Grabstein längere Zeit bei Harry im Atelier zu sehen …

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Kulturelles

Winter-Zirkus Flic Flac 2007

Winter ist nun eigentlich nicht die optimale Zeit, um in den Zirkus zu gehen. Oder doch? Schon bei der nachmittäglichen Einfahrt nach Köln sehe ich rechtsrheinisch die verlockenden Masten eines riesigen Zelts. “Flic Flac ist da”, sagt der Mann trocken, wohl wissend dass er mich damit locken kann. Schon kurze zeit später sind die Karten für einen der folgenden Abende reserviert.

Uns empfängt ein gut beheiztes riesigen Zelt von über 100 Meter Länge – und darin eine vor Beginn noch von einem Vorhang verhüllte bühnenartige ‘Manege’ von circa 45 m Länge und 10 m Breite (insgesamt das größte portable Zelt in Europa).

20:30 Uhr, los geht’s.
Akrobatik, Kunst-Rad und Trampolin sind doch langweilig?
Nicht bei FlicFlac!
Gabelstapler taugen nur für Häfen und Werkshallen? Und Motorräder für Straße?
Nicht bei Flic Flac.

Über zwei Stunden lang unterhält uns eine Action-reiche, dabei phantasievoll inszenierte Show voll Feuer und Wasser auf’s prächtigste. Dazu Musik von ‘Rammstein’, Feuer, und immer wieder überraschende Momente – Zirkus, wie ich ihn liebe.

Neben zahlreichen neuen Attraktionen (ein Clown, der nun wirklich Knochen aus Gummi haben muss …) sind wieder dabei die ‘Motorrad-Kugel’ – diesmal allerdings mit sechs (!) Fahrern, sowie das ‘Hamster-Rad’ – mit Seiltanz außen herum in schwindelnder Höhe und einem Lauftempo, bei dem einem vor Schreck der Atem stockt.

Bizarre Kostüme oder normale ‘Straßen- Kleidung’, ein wenig Anarcho-Optik, ein Stückchen gaga, ein bisschen alternativer Touch – Staunen, ungläubiges Augenreiben, Flic Flac hat wieder seine ganz eigene Mischung gefunden.

Der 1989 gegründete Zirkus bietet erneut (wie schon in einigen der früher bestaunten Shows) ein Zirkus-Spektakel der ‘anderen Art’ – mir gefällt’s prächtig, wesentlich besser auf jeden Fall als ein ‘Drachenlöwe mit Ethno-Soße im Sonnentempel

Circus Flic Flac: No limits!
noch bis 16. Dezember 2007 in Köln (Gummersbacher Str. nahe Köln Arena), danach in Kassel

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Berlin

Hans Poelzig – Ausstellung

Bereits seit Mitte Oktober findet in der Akademie der Künste die Ausstellung “Hans Poelzig – Architekt Lehrer Künstler” statt.

Hans Poelzig (1869 bis 1936) war zunächst Architekt des ‘Heimatstils’ (wie bei der Erweiterung des Rathauses in Löwenberg). Bald jedoch entwarf er freier, fließender, bis hin zu expressionistischer Architektur – am beeindruckendsten in den Bauten für den expressionistischen Film “Der Golem, wie er in die Welt kam“von 1920 (Architektur-relevante Ausschnitte in der Ausstellung zu sehen).

Die Ausstellung in der Akademie der Künste in Berlin zeigt in insgesamt 12 Abteilungen die beeindruckende Vielfalt des Schaffens von Hans Poelzig anhand von Zeichnungen und Skizzen, historischen Fotos, Architekturmodellen oder Planungsunterlagen. Eine Entwicklung von frühen Anfängen des Heimatstils über Denkmal-Entwürfe und Planungen für Stadtraum-Gestaltungen (Platz der Republik) bis zu Höhepunkten wie dem großen Schauspielhaus (1920) in Berlin (später: der 1985 abgerissene Friedrichstadtpalast)

Hans Poelzig Ausstellung

oder auch dem Haus des Rundfunks (1928; Foto Seiten-Treppenhaus).
Im Vorraum der Ausstellung kann zudem in einer Video-Dokumentation betrachtet werden, welche Bauten von  Hans Poelzig bis heute überdauert haben.

Mich persönlich faszinieren das Schauspielhaus Berlin sowie das Haus des Rundfunks am meisten, während viele andere Entwürfe und Realisierungen so gar nicht ‘meine Welt’ sind. Poelzigs Architektur, die teils sehr stark Emotionen anspricht, empfinde ich oftmals als eher im Kontrast stehend zu der persönlich eher geschätzten rationalen, funktionalen Architektur.

Dennoch, es ist beeindruckend selbst anhand von Zeichnungen, Fotos, Architektur-Modellen und Filmausschnitten mit zu erleben, wie Poelzig sein ganzes Leben lang offen blieb für Neues, neue Strömungen aufnahm und in sein Schaffen integrierte ohne sich untreu zu werden.

Die Ausstellung wurde verlängert und ist in Berlin noch bis 6. 20. Januar 2008 zu sehen.

Ab 1. März 2008 (bis 18. Mai) ist die Ausstellung anschließend im Deutschen Architektur-Museum Frankfurt/ Main zu sehen.

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Aktualsierung
13.04.2013: Einen Bau von Hans Poelzig entdeckten wir im April 2013 in – Wolgast, die Sparkasse Wolgast.

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