Technische Hochleistungen und Massenvernichtung – das Historisch-Technische Zentrum Peenemünde zeigt eindrucksvoll die Ambivalenz moderner Technik, den mit dem Leid Tausender Toter und Verletzter erkauften technischen Fortschritt, wirkt erfolgreich falscher Glorifizierung entgegen.
Peenemünde, einst einfach Name eines kleinen Örtchens am westlichen Ende der Insel Usedom, steht heute für Raketen und Raumfahrt, für Großtechnologie und Rüstungswahnsinn, für Himmel und Hölle (wie das Museum selbst schreibt).
Hier gelang 1942 der erste Start einer Flüssigbrennstoff-betriebenen Rakete ins All. In Peenemünde wurden Waffen entwickelt, die die NS-Propaganda als Wunder- oder Vergeltungswaffen bezeichnete, Waffen, die Tausenden den Tod brachten. Hier wurden die Grundlagen für die Massenproduktion von Raketenwaffen gelegt, einer Produktion, die allein in Mittelbau-Dora (einer Außenstelle des KZ Buchenwald) etwa 20.000 KZ-Häftlingen den Tod brachte.
Ein Ort, um den sich Mythen ranken.
Ein Ort mit einer schwierigen Geschichte.
Das HTZ Peenemünde sieht sich selbst als “ein Museum, das sich besonders Völkerverständigung, Toleranz und Aufklärung verpflichtet” fühlt.
2002 erhielt das Historisch-Technische Informationszentrum Peenemünde das Nagelkreuz von Coventry für seine friedensstiftende und versöhnungsfördernde Arbeit.
Fieseler Fi103 („V1“) und A4 („V2“) auf dem Außengelände des MuseumsPeenemuende – die Folgenehemaliges Kraftwerk Penemünde – Sitz des Historisch-Technischen InformationszentrumsRuine des Sauerstoff-Werks
The Ghostwriter. Strand, Sand, See – viel Weite hat dieser Strand auf Usedom zu bieten. Und eine Attraktion, seit 2009: Roman Polanskis Film “The Ghostwriter” wurde großenteils hier gedreht, im Frühjahr 2009.
Peenemünder Haaken
Frühjahr 2009. Roman Polanski dreht Ende März die Außenaufnahmen für seinen Film “The Ghostwriter”. Martha’s Vineyard, die Insel mit dem Feriendomizil des ehemaligen britischen (Film-) Premierministers Adam Lang (Pierce Brosnan), wurde nicht in den USA gedreht, sondern – vor allem auf Usedom.
Die Klappe : das ‘Café Achteck’, einst eine typische Berliner Bedürfnisanstalt, heute museal restaurierte Seltenheit.
Eine Klappe – was für Filmschaffende ein Arbeitsgerät ist, ist (oder war?) für schwule Männer Synonym für einen Ort des Cruising und des Sex: die öffentliche Toilette.
Berlin hat in Sachen Klappen eine besondere Tradition zu bieten: das “Café Achteck”, auch ‘Madai-Tempel’ genannt:
Café Achteck, restauriert, Berlin / Naumannstr.
Das ‘Café Achteck’ mit seinen typischen gusseisernen grünen Wänden geht zurück auf einen Entwurf des Berliner Stadtbaurats Carl Theodor Rospatt. Zu seinem Namen ‘Madai-Tempel’ kam es durch den damaligen Berliner Polizeipräsidenten Guido von Madai (1. Januar 1810 Halle – 24. November 1892 Bad Homburg v.d.H.) der Anfang der 1870er Jahre ihre Aufstellung veranlasste.
Café Achteck, Aufriss/Schnitt und Grundriss, aus Berlin und seine Bauten (1896)
1920 gab es in Berlin 142 Bedürfnisanstalten des Typs ‘Café Achteck’ – heute sind sie eine Rarität geworden.
Die Bedeutung der Klappe als Ort schwulen Sex’ hat in den letzten Jahrzehnten deutlich abgenommen – wohl nicht zuletzt auch aufgrund der Tatsache, dass viele Klappen geschlossen oder abgerissen und durch so genannte ‘Atom-Klos’ ersetzt wurden.
Noch in den 1980er Jahren setzten sich schwule Männer wie Ovo Maltine für die Erhaltung der Klappen ein – letztlich mit wenig Erfolg. Klappen als Ort schwulen Sex’ – heute für viele schwule Männer ein eher ein Kuriosum, eine Reminiszenz. Immerhin – einige Café Achteck wurden in Berlin erhalten und denkmalgerecht saniert, eines sogar neu aufgestellt, das Cafe Achteck in Berlin am Gendarmenmarkt.
Alstereisvergnügen 2010 – Ein nicht so häufiges Vergnügen gab’s vor einigen Tagen in Hamburg: Spaziergang auf der zugefrorenen verschneiten sonnigen Außen-Alster …
Das Tuntenhaus Berlin Bülowstrasse war das erste der drei Berliner Tuntenhäuser. Es bestand von 1981 bis 1983.
Am 12. Februar 1981 besetzten mehrere Menschen ein Hinterhaus in Berlin Schöneberg in der Bülowstrasse 55 (bald bekannt als ‚B55‘) – das erste Tuntenhaus Berlin. Im damaligen Sanierungsgebiet Bülowstrasse waren Anfang der 1980er Jahre zahlreiche Häuser besetzt worden (zeitweise 7).
Tuntenhaus Berlin Bülowstrasse (aus: Magnus Nr. 1, Mai / Juni 1982, S. 8)
“ Napoleon Seyfarth war eine Sau. Eine schwule Sau.” So beginnt der Nachruf auf Napoleon Seyfarth, der am 2. Dezember 2000 in Berlin an den Folgen von Aids starb.
Der am 31. August 1953 in Oggersheim geborene Seyfarth, der als Hans zur Welt kam und von Beruf Postbeamter war, erkor sich früh das Schwein zum Sinnbild. “Schweine sind das Symbol der Wollust”, erklärte er gerne. An seinen Lederklamotten hing meist ein kleines rosa Plüsch-Schweinchen … und als Sau machte er sich in Berlin einen Namen.
Einem größeren Publikum bekannt wurde Napoleon u.a. durch seine zwei Bücher “Schwein Oder Nicht Schwein” und “Schweine müssen nackt sein”.
Napoleon wusste seit 1988 von seiner HIV-Infektion. 1998 erkrankte er. Medikamente, antiretrovirale Therapie lehnte er ab.
Am 2. Dezember 2000 starb N. Seyfarth an den Folgen von Aids. Sein Grab, das sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin befindet, ziert der Spruch “Das Ende des Schweins ist der Anfang der Wurst.”
Plakette zur Erinnerung an Gustaf Gründgens, Düsseldorf, Geburtshaus
Am 7. Oktober 1963 starb in Manila der 1899 in Düsseldorf geborene Schauspieler, Regisseur und Intendant Gustaf Gründgens.
1933, die Nazis ergreifen die Macht in Deutschland. Ein junger Schauspieler weilt gerade im sicheren Ausland – und kehrt doch zurück. Gustaf Gründgens (geboren als Gustav), einst mit den Kommunisten sympathisierend und glühender Radikaler, arrangierte sich schnell mit den neuen ‘Machthabern’ nach 1933 – Kritiker bezeichneten ihn als “zuverlässigen künstlerischen Diener von Hitlers Herrschaft”.
Plakette zur Erinnerung an Gustaf Gründgens, Düsseldorf, Geburtshaus
Im Februar 1933 wurde er von Hermann Göring zum künstlerischen Leiter des preußischen Staatstheaters ernannt, 1934 zum Intendanten und 1935 zum Generalintendanten – ein Amt, das er bis 1945 inne hatte.
“Aus seiner Homosexualität machte er seinem obersten Dienstherren gegenüber kein Hehl, heiratete aber dennoch 1936 die Schauspielerin Marianne Hoppe. Bis zum Ende des Dritten Reichs währte diese Zweckehe”.
(NDR)
Öffentlich äußerte sich Gründgens hingegen nie zu seiner Homosexualität.
Bereits 1946 arbeitet Gründgens wieder als Schauspieler, zunächst in Berlin. 1955 bis 1963 ist der Generalintendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg.
Klaus Mann, einst in Jugendjahren mit Gründgens befreundet, portraitierte ihn in seinem 1936 im Amsterdamer Querido-Verlag erstmals erschienenen Roman “Mephisto” in der Figur des ‘Hendrik Höfgen’ als undurchsichtigen, ja gewissenlosen Opportunisten. Obwohl inzwischen auch in Deutschland erhältlich, ist der Vertrieb des Romans aufgrund der umstrittenen ‘Mephisto-Entscheidung’ offiziell in Deutschland weiterhin verboten.
Gründgens, am 22. Dezember 1899 in Düsseldorf geboren, stirbt unter ungeklärten Umständen am 7. Oktober 1963 im philippinischen Manila an einer Überdosis Schlafmittel.
Sein Grab befindet sich auf dem Hauptfriedhof Ohlsdorf in Hamburg.
Am 29. September 2002 starb in Berlin der Historiker, Publizist und Schwulen-Aktivist Hans-Georg Stümke.
Ein junger Schüler wird wieder einmal von seinen Mitschülern gehänselt. Einer jedoch springt ihm bei, des öfteren. Der gehänselte Schüler hieß Hans-Georg, der ihm helfende heißt Gerhard. Gerne erzählte Hans-Georg Stümke die Anekdote, wie der Mit-Schüler Gerhard Schröder, der spätere Bundeskanzler, ihn in seiner Jugend unterstützte.
Hans-Georg Stümke wurde am 16. September 1941 in Königsberg geboren. Er wuchs in Celle auf, machte später auf dem zweiten Bildungsweg Abitur und studierte Geschichte in Berlin. Zunächst war Hans-Georg Stümke aktiv im ‘Kommunistischen Bund’ KB, engagierte sich bald in der westdeutschen Schwulenbewegung. Als erster berichtete er, gerade aus einem Urlaub in New York zurück, in der westdeutschen Homo-Presse über eine Schlägerei – über die Aufstände im Stonewall Inn gegen Polizei-Verfolgung.
Besondere Bedeutung erlangte Stümke mit einem Buch – erstmals überhaupt dokumentierte er umfassend, wie homosexuelle Männer in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgt, unterdrückt und vernichtet wurden, schrieb über Nazi-Terror gegen Homosexuelle:
Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: “Rosa Winkel, rosa Listen: Homosexuelle und ‘gesundes Volksempfinden’ von Auschwitz bis heute” (1981)
Stümke prägte wesentlich mit die Unterscheidung zwischen vermeintlich unverbindlich agierenden ‚Spontis‘ und kontinuierlich ernsthaft aktiven ‚Kontis‘ (er sich selbst selbverstandlich zu letzteren zählend).
Bekanntheit erlangte später eine Kunstfigur Stümkes, sein ‘alter ego’ ‘Elvira Klöppelschuh’ mit ihrem Roman “Elvira auf Gran Canaria” (1994) – Stümke verbrachte seine Urlaube besonders gerne auf der Insel.
Hans-Georg Stümke starb am 29. September 2002, kurz nach seinem 61. Geburtstag, in Berlin an Krebs. “Ein Darling konnte er niemals sein“, begann Jan Feddersen seinen Nachruf auf den verstorbenen Weggefährten, und ergänzt “Hans-Georg Stümke darf als Nervensäge beschrieben werden.” Und prägte schon damals einen “-isten” (wie später den unsäglichen “Menschenrechtist”): “Stümke – das war ein, wenn es das Wort gäbe, Schwulist“.
Was haben wir damals in Köln debattiert, bitter gestritten um den Namen des Schwulen- und Lesbenzentrums- und dann mit einem Wettbewerb den Namen ‚SCHULZ‚ gefunden, der sich passenderweise auch noch aus den von der Vorbesitzerin hinterlassenen Buchstaben des 50er-Jahre Neon-Schriftzugs ‚Tanzschule Meyer‘ bilden ließ – viel zu banal, unverständlich für Hans-Georg, zudem von ihm als unpolitisch empfunden.
Mitte der 1990er Jahre wurden unsere Kontakte seltener – zu sehr war ich im Aids-Aktivismus engagiert, mit dem wohl er nur wenige (politische) Berührungspunkte empfand.
Konstanz, Majolika-Relief Johannes Grützke zur Erinnerung an Friedrich Hecker
Unterwegs in süddeutschen Landen, auf dem Weg gen Schweiz, kommt dem Reisenden unverhofft deutsche Demokratie-Geschichte in den Blick: in Konstanz wird an den deutschen Radikaldemokraten und Kämpfer der 1848-Revolution Friedrich Hecker erinnert.
In Konstanz erinnert ein von Johannes Grützke 1996/98 geschaffenes Majolika-Relief am Konstanzer Stadthaus an Hecker:
“Vom Balkon dieses Hauses proklamierte am 12. April 1848 Friedrich Hecker die erste deutsche Republik.”
Konstanz Stadthaus – Gedenken an Friedrich Hecker (Fotos)
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