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Antisemitismus in queeren und feministischen Bewegungen (Merle Stöver)

Zuletzt aktualisiert am 1. November 2024 von Ulrich Würdemann

Antisemitismus in queeren und feministischen Bewegungen
Vortrag Merle Stöver
29. Oktober 2024, 19:30 bis 21:00 Uhr
Alhambra, Oldenburg
eine Veranstaltung der DIG Oldenburg

„Die Kämpfe für queere Emanzipation stellen eine gesellschaftliche Notwendigkeit dar. Doch ausgerechnet diese Orte – Bündnisse, Demonstrationen, Räume – werden in den vergangenen Jahren zunehmend zu Schauplätzen antisemitischer Verschwörung und antizionistischer Vernichtungsdrohung. Insbesondere seit dem terroristischen Angriff der Hamas am 7. Oktober 2023, dem größten Massaker an Jüd*innen seit der Shoa, zeigte sich, wem queere und feministische Solidarität gilt und wer davon ausgeschlossen ist. Weltweit formierte sich eine antisemitische Allianz, die die Gräueltaten der Hamas entweder leugnete oder rechtfertigte. Viele dieser Positionen werden nicht nur in queeren Bewegungen geäußert, sondern zu emanzipatorischen Anliegen verklärt. Der Vortrag richtet den Blick auf Antisemitismus in queeren Bewegungen, seine Erscheinungsformen und Argumentationen.“

Deutsch-Israelische Gesellschaft Oldenburg

Merle Stöver betont, wenn „queere Solidarität für alle, nur für Jüdinnen und Juden nicht gilt, dann haben diese Grundsätze nichts mit Emanzipation zu tun“. Sie fordert Auseinandersetzung mit Antisemitismus auch in den eigenen Reihen und „Antisemitismus als Ideologie anzuerkennen, die in sich antimodern ist und nach Vernichtung strebt … und jeden Islamismus als Angriff auf das gute Leben für alle zu begreifen und ihn zu bekämpfen.“ (Rede Berlin 29. Juni 2024).

„Ich möchte auf eine Pride gehen, um für Gleichheit zu kämpfen, um Anerkennung zu fordern, um unsere queeren Geschwister überall auf der Welt in ihren Kämpfen zu unterstützen, um queere Jugendliche wissen zu lassen: ihr seid nicht allein. Ich möchte auf eine Pride gehen, um an die Kämpfe zu erinnern, die vor uns ausgefochten wurden, um daran zu erinnern, dass nichts von alledem selbstverständlich ist, sondern dass wir auf den Schultern von Gigant*innen stehen.
Ich bin davon überzeugt, dass es genau diese Solidarität ist, die uns trägt – damals im Angesicht der Aids-Krise, im Angesicht von Kriminalisierung, im Angesicht von queerfeindlicher Gewalt und insbesondere im Angesicht der derzeitigen rechten Angriffe auf Transfrauen. Diese Bewegung baut auf Solidarität.
Und dann kam der 7. Oktober.
Der Graben, der schon seit Jahren spürbar war und etliche Male feministische und queere Bewegungen und Communities gespalten hat, ist seit fast neun Monaten unwiderruflich und unüberbrückbar. …
Und ja, ihr hört richtig: Die Rufe nach einem vermeintlichen Kontext und die Glorifizierung von Islamisten kamen ausgerechnet aus den Reihen feministischer und queerer Bewegungen, die ohne jedes Zögern bereit waren, ihre jüdischen Geschwister über Bord zu werfen.“

Merle Stöver, Rede zum EastPride 2024 am 29. Juni 2024

Bereits im Jahr 2019 hatte sie an der Universität Oldenburg den Vortrag ‚Antisemitismus im Feminismus‘ gehalten.

Die Journalistin Merle Stöver (geb. 1994) forscht zu Antiziganismus und Antisemitismus. Ströver ist Doktorandin an der Universität Bielefeld (Institut für interdisiplinäre Konflikt- und Gewaltforschung) zum Thema Tötungsdelikte an wohnungslosen Menschen in Deutschland seit 1990. Sie studierte in Berlin Soziale Arbeit und interdisziplinäre Antisemitismusforschung.

2018 veröffentlichte sie gemeinsam mit Koschka Linkerhand und Sabrina Zachanassian im Querverlag ‚Feministisch streiten – Texte zu Vernunft und Leidenschaft unter Frauen‘.

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

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