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Deutschland

Souvenirs aus Brandenburg

Brandenburg Souvenir : Vor der Motorradtour am gestrigen sonnigen Morgen stand das Basteln …

Der gutaussehende gelbe Engel hatte wohl doch recht – die Batterie war hinüber. Also morgens neuen Batterie eingebaut, und dann los in’s Grüne.

Beelitz Spargelfeld
Beelitz Spargelfeld

Vorbei an Spargelfeldern und durch’s schöne Beelitz.

Russenjäger
Russenjäger
Russenjäger
Russenjäger

Plötzlich glotzen mich unvermittelt in der Gegend rumstehende russische Kampfjets an (und nein, kein Museum weit und breit, keine Hinweisschilder) …

Schwedenfeuer
Schwedenfeuer

Rapsfeld

In der Landschaft herum stehender Schilder mit seltsamen Botschaften geben Rätsel auf …
(Schwedenfeuer sind auf besondere Weise geschnittene Baumstämme, die prima Fackeln abgeben) …

… der Raps ist noch nicht ganz in Blüte, lässt aber bereits Vorfreude auf baldige Fahrten durch gelbe Blüten- und Geruchsmeere ahnen …

Rast in Wittenberg
Rast in Wittenberg

Ausgiebigere Pause dann in der Lutherstadt Wittenberg

Banana Split in Wittenberg
Banana Split in Wittenberg

… wo sich drängende Fragen stellen …
… wie: warum heißt das ‘Banana Split’ so, obwohl es nicht aus Split kommt?
Und warum wird es so gerne serviert in Gefäßen, die penetrant nach billigem Souvenir aus Venedig aussehen?

Kloster Zinna
Kloster Zinna
Kloster Zinna - Pranger
Kloster Zinna – Pranger

Zurück quer durch Brandenburger Dörfer und Flecken, teils recht hübsch anzusehen, teils ‘blühende Landschaften’ trister Industriebrachen.

Kurze Pause am Kloster Zinna, an dem niemand am Pranger steht …

Zum Abschluss, zurück in Berlin, bekommt die Karre noch ne frische ASU und HU spendiert …

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Hamburg

Diese alte Zimtzicke

“Diese alte Zimtzicke …”, schimpfte meine Mutter früher gelegentlich über eine unserer Nachbarinnen … Was mach dieses Tier eigentlich zum Schimpfwort ?

Aber dass sie diese hier meinte, kann ich mich nicht erinnern …

diese Zimtzicke – Fotos

Zimtziege Zimtzicke
Zimtziege Zimtzicke

Zimtzicke

Dass dieses Schimpfwort (wie so manches) einen realen Hintergrund hat, kann man u.a. in Hamburg lernen:

Die Zimtziege

Die ‘Thüringer Waldziege’ ist Ende des 19. Jahrhunderts entstanden aus einer Kreuzung der Thüringer Landziege mit der aus der Schweiz eingeführten Toggenburger Ziege. Die Neu-Züchtung hieß eigentlich ‘Thüringer Toggenburger Ziege’; dieser Name wurde jedoch in der NS-Zeit als ‘undeutsch’ verboten, so dass sie nun zu dem Namen ‘Thüringer Waldziege’ kam.
Wegen ihres zimtfarbenen Fells wird sie allerdings im ‘Volksmund’ auch Zimtziege genannt.

Die Zimtziege ist eine bedrohte Nutztier-Rasse – der Bestand von einst 57.000 Tieren (1936) soll jetzt nur noch 500 Exemplare (2002) betragen.

die Zimtziege und die Zimtzicke

Schwierigkeiten mache, womöglich schon bei Kleinigkeiten, also ‚Zicken‘ – hierin liegt einer der Ursprünge der Zimtzicke als Schimpfwort. Ziegen können störrische Tiere ein …

Und was die Zimtziege angeht: Es gibt noch eine weitere Erklärung, zumindest für das Schimpfwort: ‘zimtig sein’ soll früher umgangssprachlich bedeutet haben ‘Schwierigkeiten machen’, ‘Umstände bereiten’. Die ‘Zimtzicke’ macht also ‘besondere Zicken’ …

Dabei ist nicht bekannt, ob es auch männliche Varianten der Zimtzicken gibt.

Wenig erforscht ist vermutlich auch das emanzipatorische Potential der Zimtziege. Wird sie vielleicht mit diesem abfälligen Wort Zimtzicke belegt, gearde weil sie sich anders als erwartet nicht dem erwarteten Rollen-Klischee der braven Frau beugt, sondern unbequem ist und eigene Wege geht?

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Text zuletzt aktualisiert 26. Februar 2018

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Berlin

Heinzelmännchen schraubt

Während die einen samstags mit Heinzelmann flatrate-saugen oder sich um ihr Parkplatz-Gedächtnis sorgen, wollen andere sonntags die Karre aus dem Winterschlaf wecken … und müssen stattdessen fleißige Heinzelmännchen rufen.

Der Winterschlaf hat der Batterie wohl arg zugesetzt, zumindest wirkte die Karre mittags etwas sehr kraftlos. Nun wäre es ja zu einfach, Batterie und Sicherungen leicht zugänglich einzubauen, nein, es geht doch auch kompliziert. Der gelbe Engel, der nach mobilem Zuruf binnen Minuten vor Ort war [und auch noch nett, und wie 😉 ], weckte den Motor nach intensivem Zureden dann doch zu brummendem Wohlgefühl …

… so dass außer dem nachösterlichen Sonntags-Avus-Stau einer Tour zu den Schönheiten Berlins und Brandenburgs nichts mehr im Weg stand …

die Karre rastet in Ludwigsfelde
die Karre rastet in Ludwigsfelde
die Karre rastet vor dem Gasometer
die Karre rastet vor dem Gasometer
die Karre rastet am Flughafen Tempelhof
die Karre rastet am Flughafen Tempelhof
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Hamburg

Oster-Eis

Oster-Eis – nein, kein verlorener Genitiv …

Oster - Eis 01
Oster – Eis 01
Oster - Eis 02
Oster – Eis 02

… eher Jahreszeit-bedingte Variationen eines Aggregat-Zustands …

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Köln Kulinarisches

Frohe Ostern mit Eichel-Kakao

Frohe Ostern …

Eichel-Kakao
Eichel-Kakao

… mit Eichel-Kakao …

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Berlin Homosexualitäten

6. Mai 1933 Zerstörung Institut für Sexualwissenschaft

Am 6. Mai 1933 wurde das Institut für Sexualwissenschaft geplündert und zerstört.

Am 15. Mai 1897 gründete der Mediziner Dr. Magnus Hirschfeld gemeinsam mit dem Juristen Eduard Oberg, dem Verleger Max Spohr und dem Schriftsteller Franz Josef von Bülow das Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK).

Am 6. Juli 1919 eröffnete Dr. Magnus Hirschfeld (1868 – 1935) in Berlin das ‘ Institut für Sexualwissenschaft ’. Ein Institut, in dem auch Kurt Hiller sich intensiv engagierte und u.a. Arthur Kronfeld, Karl Giese oder Richard Linsert arbeiteten.

Das Institut war die erste Einrichtung für Sexualforschung weltweit und lange Zeit das einzige seiner Art. Es war zugleich wissenschaftliche Forschungsstätte, Beratungs- und Behandlungseinrichtung, Fortbildungsstätte und Archiv. Eng mit dem Institut verbunden war das bereits 1897 von Hirschfeld und anderen gegründete ‘Wissenschaftlich-humanitäre Komitee’ (WhK). Aus ihm sowie aus dem Institut für Sexualwissenschaft heraus entstanden viele politische Aktionen (wie zur Abschaffung des §175).

Das Institut befand sich in einer dreistöckigen Villa im Berliner Bezirk Tiergarten. Auch Hirschfelds Privatwohnung befand sich in dem Gebäude.

Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft
Stele zur Erinnerung an das 1933 zerstörte Institut für Sexualwissenschaft

Am 6. Mai 1933 wurde das Institut für Sexualwissenschaft geplündert und zerstört. Die Bibliothek des Instituts wurde zusammen zehntausenden Werken anderer Autoren bei der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Opernplatz vernichtet. Am 14.6.1933 wurde es auf Anordnung von Polizeipräsident von Levetzow offiziell geschlossen.

Als Erinnerung an das Institut für Sexualwissenschaft wurde am 75. Gründungstag des Instituts, am 6. Juli 1994 eine (heute kaum noch wahrgenommene) Gedenksäule (nach Entwurf von Georg Seibert) in der Nähe des ehemaligen Standorts des Instituts am Bettina-von-Arnim-Ufer eingeweiht, das ‘ Denkmal für das Institut für Sexualwissenschaft ’.

75 Jahre nach der Zerstörung von Hirschfelds ‘Institut für Sexual- wissenschaften’ durch die Nazis wurde das seinem Institut gegenüber liegende Ufer der Spree am 6. Mai 2008 in ‘Magnus- Hirschfeld-Ufer‘ benannt.

Am 7. September 2017 wird auf einem Stück des Magnus-Hirschfeld-Ufers das Magnus-Hirschfeld-Denkmal – sechs Calla-Lilien in Regenbogenfarben.

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Berlin

Nomi in Berlin

In Berlin widmete sich 2008 eine Gruppen-Ausstellung dem Künstler Klaus Nomi. Anlaß war sein 25. Todestag.

Bereits zum 25. Mal jährte sich 2008 der Todestag von Klaus Nomi. Nomi starb am 6. August 1983 in New York. Er war einer der ersten bekannteren Aids-Toten (siehe Aids-Zeiten 1980 – 1986).

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Klaus Nomi, geboren am 24. Januar 1944 als Klaus Sperber in Immenstadt, Bayern, war Countertenor.

Mit futuristischen Performances und schwarz-weißem Makeup und Kostümen, vor allem aber mit seiner beeindruckenden Stimme und eigenwilligen Interpretationen und Eigenkompositionen machte Klaus Nomi auf sich aufmerksam.

Zum Zeitpunkt seines Todes mit 39 Jahren begann seine Popularität gerade erst zu steigen. In Deutschland ist Nomi nie besonders bekannt geworden, immer ein ‘Insider’ geblieben – ganz im Gegensatz z.B. zu New York und Paris.

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‘Do you Nomi?’
Gruppen-Ausstellung in der Galerie Strychnin
Vernissage am 22.02.2008, 19:00 Uhr
Ausstellung bis Sonntag, 9. März

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Köln

Peter Zumthor – Kolumba, Diözesan-Museum Köln 2007

Köln hat seit dem 15. September 2007 eine neue Attraktion, und endlich einmal wieder eine architektonische: ‘ Kolumba ’, das ‘neue Diözesan-Museum’ von Peter Zumthor.

Gegen 166 Wettbewerber setzte sich der Schweizer Peter Zumthor mit seinem Entwurf durch. 1996 erfolgte die Ausschreibung für den Neubau des Diözesan-Museums des Erzbistums Köln, im September 2007 konnte der Neubau als ‘Kunstmuseum des Erzbistums Köln’ eröffnet werden (mit dem bekannten ‘entartet-Eklat‘ von Kardinal Meisner).

St. Kolumba war einst eine der bedeutendsten mittelalterlichen Kirchen der Kölner Innenstadt. Fast nichts dieser Kirche überstand den Zweiten Weltkrieg – kaum mehr als eine Marien-Figur eines Chor- Pfeilers. Neben den Trümmern dieser mittelalterlichen Kirche beschirmt die in das Museum integrierte Grabungshalle Zumthors auch die Ergebnisse einiger Grabungen, die Befunde von Vorgänger-Bauten ergaben. Akustisch begleitet wird das ganze von einer beeindruckenden (und wohl so manchem Betrachter nicht bewusst werdenden) Klang-Installation von Bill Fontana. Direkt benachbart schließt sich leider seit dem Museumsbau gut versteckt die Kapelle ‘Maria in den Trümmern’ nach einem Entwurf von Gottfried Böhm (1949/50, erweitert 1957) an.

Eine langgezogene Treppe erklimmend, erreicht man die erste Etage, in der die Ausstellungsräume des Museums beginnen.

Das Gebäude beeindruckt mich – von innen. Von außen hingegen empfinde ich das Gebäude als drückend, schwer, sowohl was die wunderbare Kapelle angeht (die jetzt beinahe erdrückt wirkt), als auch in seiner Beziehung zum ‘Disch-Haus’, einer der wenigen architektonischen ‘Perlen’ der Innenstadt (dem jetzt ein zu großer Baukörper gegenüber steht).

Die Innen-Architektur hingegen wirkt voller Perspektiven, Emotionen, Inszenierungen – durch ihre Klarheit, Einfachheit, Schlichtheit.
Die hohe Qualität der Innen-Architektur – von der Gestaltung über die handwerkliche Qualität bis zu den Materialien – beeindrucken. Doch hält die Aufmerksamkeit, die die Ausstellungsstücke wecken, diesem hohen Niveau der Architektur immer stand?

Oft beschleicht mich der Eindruck, ein großer Teil der Besucher gehe zwar aufmerksam, geradezu andächtig durch das Diözesan-Museum. Doch die Wahrnehmung, Bewunderung scheint eher auf das Museum selbst als auf den Inhalt gerichtet. ((Befördert wird dieser Effekt evtl. dadurch, dass die Objekte selbst keinerlei Erläuterungen haben, sondern jeglicher Hinweis nur in einem kleinen Begleitheft zu finden ist, das jeder Besucher am Eintritt ausgehändigt bekommt.))
Was eigentlich im Vordergrund stehen sollte -die Ausstellungsstücke- rückt oftmals eher in den Hintergrund. Die ‘Hülle’ wird zum Exponat, der Ausstellungsraum selbst wird zum eigentlichen Ereignis (ein Effekt, wie ich ihn etwas ähnlich beim Gehry-Bau des Guggenheim-Museums Bilbao empfunden habe).

Kolumba – Kunstmuseum des Erzbistums Köln
Kolumbastr. 4, 50667 Köln
tägl. außer Dienstag 12:00 bis 17:00 Uhr

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Peter Zumthor: Kolumba, Neues Diözesan-Museum Köln – Fotos Februar 2008

Kolumba, Eingang
Kolumba, Eingang
Kolumba
Kolumba
Kolumba
Kolumba
Kolumba, Treppe
Kolumba, Treppe
Kolumba
Kolumba

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Kolumba Diözesan Museum 2016 – Fasadenschäden nach nur 9 Jahren

Nach nur neun Jahren werden erhebliche Mängel an der Fassade von Kolumba festgestellt. Die Aussenwände des Museums, aus einem speziellen damals eigens für Kolumba entwickelten Backstein hergestellt, nehmen so verlautet bei Regen mehr Feuchtigkeit auf, als sie bei Trockenheit wieder abgeben.

Die West-Fassade ist seit Ende 2016 eingerüstet (Fotos Juni 2017):

Kolumba Diözesan Museum Köln - die eingerüstete Westdfassade im juni 2017
Kolumba Diözesan Museum Köln – die eingerüstete Westdfassade im juni 2017
Kolumba Diözesan Museum Köln - die eingerüstete Westdfassade im juni 2017
Kolumba Diözesan Museum Köln – die eingerüstete Westdfassade im Juni 2017

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Köln

Gerlingstadt 2008, 2011, 2017 – Kölns ‘Reichskanzlei’ wird bewohnbar

Gerlingstadt 2008 – 2011 – 2017. Fotos einer Verwandlung vom Versicherungs-Sitz zum ‚Gerling Quartier ‚.

Die Reichskanzlei stand einst in Berlin. Aber – Köln möchte ja auch gerne eine bedeutende Stadt sein. Und so hat Köln heute immer noch seine ‘kleine Reichskanzlei’. Bald wohl mit italienischem Flair.

Was in Berlin längst zerstört und (gottseidank) nicht mehr sichtbar ist, in Köln kann man mit viel Phantasie Anklänge daran noch erahnen.
Dabei geht es nicht um ein Gebäude eines längst untergegangenen Reiches. Aber der Volksmund (wer hat den eigentlich?) nennt die Gebäude, um die es geht, angesichts ihrer Speer’schen Proportionen nicht ganz unverständlich ‘kleine Reichskanzlei’.

Bereits 1920 erwarb Roland Gerling das Areal der späteren ‘Gerling-Stadt’. Nach Kriegszerstörungen wurde ab 1949 mit der Neubebauung des Gebiets begonnen. Roland Gerlings Sohn Hans, seit 1935 Chef des Unternehmens, nahm persönlich weitgehenden Einfluss auf die Gestaltung, die unter Beteiligung und teilweiser künstlerischer Leitung durch Arno Breker (sowie weitere bereits in der NS-Zeit namhaft tätige Architekten) erfolgte. Ab 1949 bis 1953 entstand ein Hochaus (Architekten Helmut Hentrich und Hans Heuser).

Besonders ‘markant’ geriet der so genannte ‘Ehrenhof’ – gestaltet u.a. vom umstrittenen Bildhauer und Architekten Arno Breker (der, laut NS-Propaganda, “bedeutendste deutsche Bildhauer der Gegenwart”, der auch die ‘Neue Reichskanzlei’ in Berlin u.a. mit den monumentalen Großplastiken ‘Partei’ und ‘Wehrmacht’ bereichert hatte).

Immerhin, auch Gebäude mit einer gewissen Leichtigkeit finden sich bei Gerlings. Am ‘Klapperhof’ befindet sich ein wunderbarer Rundbau von 1966 (nach Plänen der Architekten Sobotka/Müller) – er steht leider im Gegensatz zum Rest der ‘Gerling-Stadt’ nicht unter Denkmalschutz.

Nun zeichnen sich jedoch gravierende Änderungen ab – das Volk zieht in die ‘kleine Reichskanzlei’. Nun, nicht so ganz, denn es wird kaum “das Volk” sein, vermutlich eher eine wohlhabende Oberschicht.

Denn – die ‘Gerling-Stadt’ wird weitgehend zu einem Wohnquartier umgestaltet.
Der Gerling-Konzern wurde 2005 von einem Wettbewerber (Talanx) übernommen. Ende 2006 wurde die ehemalige Konzernzentrale an einen Projektentwickler verkauft. Die Büros werden noch bis Ende des Jahres 2008 genutzt, danach beginnt die Umgestaltung (Architekten: Kister Scheithauer Gross, Köln). “140 hochwertige Wohnungen” seinen geplant, heißt es. Dazu Büros und ein Luxushotel.

Ein großer Teil des Gerling-Komplexes steht unter Denkmalschutz. Mit den Gebäuden solle “behutsam umgegangen werden”, lobt Kölns Planungs-Dezernent die Umgestaltung. Viele Gebäude werden aufgestockt (um mehr vermarktbare Nutzfläche zu erhalten), ein neu zu bauendes ‘Torhaus’ soll den Gereonshof in Richtung Ringe abschließen. Der Gereonshof selbst soll im Stil einer italienischen Piazza umgestaltet werden.

Bei Kölns fragwürdiger Weise, mit architektonischem Erbe umzugehen (siehe z.B. die ‘Vergewaltigung’ der alten Messehallen durch einen entstellenden Umbau) bleibt viel Skepsis, was aus diesem Quartier zukünftig wird.
Zu wünschen wäre u.a., dass die Geschichte dieses Viertels deutlicher vor Ort thematisiert und hinterfragt wird. Es steht jedoch zu bezweifeln, ob dies angesichts einer ‘italienischen Piazza’ vor Breker-Panorama von den Projektentwicklern gewünscht ist …

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Gerlingstadt – Zustand im Jahr 2008

Gerling-Tor
Gerling-Tor
Gerlingstadt
Gerlingstadt
Gerling-Stadt
Gerlingstadt Breker-Plastik
Breker-Plastik
Gerlingstadt Breker-Plastik
Breker-Plastik
Gerlingstadt Breker-Plastik
Breker-Plastik
Gerlingstadt Breker-Plastik
Gerlingstadt Breker-Plastik
Gerlingstadt Brunnen
Gerlingstadt Brunnen
Gerling-Hochhaus
Gerling-Hochhaus
Gerlingstadt Rückseite
Gerlingstadt Rückseite
Gerlingstadt Rückseite
Gerlingstadt Rückseite
Gerlingstadt Rundbau
Gerlingstadt Rundbau

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2011 – Gerlingstadt mitten im Umbau

Gerlingstadt Köln Herbst 2011
Gerlingstadt Köln Herbst 2011
Gerlingstadt Köln Herbst 2011
Gerlingstadt Köln Herbst 2011
Gerlingstadt Köln Herbst 2011
Gerlingstadt Köln Herbst 2011

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2017 – Gerlingstadt

Einige Gebäude sind inzwischen bezogen, zaghaft zieht städtisches Leben ein. Wo einst eine Straße durch das Quartier führte, soll ein Platz entstehen.

Ob der Eindruck einer ‚Reichskanzlei‘ nun weniger geworden ist?

Gerlingstadt 2017
Gerlingstadt 2017
Gerlingstadt 2017
Gerlingstadt / Hochhaus 2017
Gerlinghochhaus 2017
Gerlingstadt / Torbau & Hochhaus 2017
Torbau & Hochhaus 2017
Gerlingstadt / noch Baustelle: Rundbau 2017
noch Baustelle: Rundbau 2017
Gerlingstadt 2017
Gerlingstadt 2017

Im inzwischen denkmalgeschützten ‚Rundbau‘ soll 2018 ein Hotel eröffnen.

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Berlin

Bürokraten? Täter? – Reichsbahn Holocaust

Reichsbahn Holocaust – noch heute ein schwieriges Thema? Nach zahlreichen Wirren und erst auf ministeriellen Druck hin wurde am heutigen Mittwoch 23.1.2008 in Berlin die Ausstellung “Sonderzüge in den Tod – Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn” in Anwesenheit von Beate Klarsfeld und Verkehrsminister Tiefensee eröffnet.

Beate Klarsfeld am 23.1.2008 bei der Eröffnung der Ausstellung “Sonderzüge in den Tod – Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn” Reichsbahn Holocaust
Beate Klarsfeld am 23.1.2008 bei der Eröffnung der Ausstellung “Sonderzüge in den Tod – Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn”

Die Reichsbahn beförderte Zehntausende Menschen in der NS-Zeit in den sicheren Tod. Ihre Rolle bei der Deportation sowie das Schicksal deportierter jüdischer Kinder stehen im Mittelpunkt der zweiteiligen Ausstellung.

Die “Sonderzüge in den Tod” fuhren nicht nur mit Hilfe anonym wirkender Organisation wie ‘die Reichsbahn’ oder ‘das Verkehrsministerium’. Da waren Menschen beteiligt, die handelten – nicht nur ‘ganz oben’ die bekannten ‘Eichmanns’, sondern auf allen Ebenen. Waren sie Bürokraten? Waren sie Täter?

Gedenkbücher
Gedenkbücher

Eine Ausstellung auch mit viel Bezug zu Berlin – weswegen dem Ausstellungsort Berlin besondere Bedeutung zukommt. Etwa ein Drittel aller aus Deutschland stammenden in den KZs der Nazis ermordeten Personen jüdischen Glaubens stammte allein aus Berlin. Die Zahlen der in Berlin lebenden Menschen jüdischen Glaubens sprechen für sich:
1925: 172.672
Mai 1939: 82.788
1.10.1941 : 72.972
Ende des 2. Weltkriegs ca. 2.500
Gleichzeitig war Berlin auch einer der bedeutendsten Abfahr-Bahnhöfe der Züge in die Vernichtung – Transporte starteten von Berlin-Wannsee (wo heute die Gedenkstätte ‘Gleis 17‘ daran erinnert), aber auch vom Anhalter Bahnhof sowie (gern vergessen) vom Güterbahnhof Moabit.

Verkehrsminister Tiefensee am 23.1.2008 bei der Eröffnung der Ausstellung “Sonderzüge in den Tod – Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn”
Verkehrsminister Tiefensee am 23.1.2008 bei der Eröffnung der Ausstellung “Sonderzüge in den Tod – Die Deportationen mit der Deutschen Reichsbahn”

Eine Ausstellung, die schon lange geplant war. Eine Ausstellung über die Rolle der Reichsbahn im Holocaust. Eine Ausstellung, die Bahnchef Mehdorn massiv ablehnte (offiziell aus ‘Sicherheitsgründen’), und die erst auf Druck von Verkehrsminister Tiefensee doch noch in Bahnhöfen und in Berlin im Bahnhof ‘Potsdamer Platz’ stattfinden kann – in der ‘Schamecke‘, die SpON titelt.

Neben der ministeriellen Anordnung ermöglichte dabei erst ein Kompromiss zwischen Bahn und Beate und Serge Klarsfeld die Ausstellung. Sie besteht nun aus einem DB-Teil aus Beständen aus dem Bahn-Museum Nürnberg sowie einer ‘Klarsfeld-Ausstellung’ zum Schicksal jüdischer Kinder, die auf von den Klarsfelds bereits in Frankreich organisierten Ausstellungen basiert. Die beiden Teile der Ausstellung sind auch optisch fein voneinander getrennt -die DB-Tafeln auf schwarzem Grund, die Klarsfeld-Tafeln auf hellgrau.

Nur ein Teil der DB-Tafeln der Ausstellung thematisiert direkt die Rolle der Deutschen Reichsbahn – viele auch allgemein das Thema KZs und Vernichtungslager.

Reichsbahn Holocaust Ausstellungstafel
Ausstellungstafel
Reichsbahn Holocaust Ausstellungstafel
Ausstellungstafel
Reichsbahn Holocaust Ausstellungstafel
Ausstellungstafel
Ausstellungstafel
Ausstellungstafel

Bei den Tafeln zur Beteiligung der Reichsbahn fällt auf, dass zwar von Gleichschaltung, Anpassung, Erlassen, Zusammenarbeit gesprochen wird – das Wort ‘Täter’ hingegen kommt im Sprachgebrauch nicht vor.
Ähnliches gilt für die Rolle des Verkehrsministeriums und seiner Mitarbeiter.

Da wurde geplant, berechnet, befördert, abgerechnet – Bürokraten? Täter?
Und – was haben all die beteiligten Menschen nach 1945 gemacht, was wurde aus ihnen?
Wie Herr Ganzenmüller, Staatssekretär im Verkehrsministerium und Stellvertretender Generaldirektor der Reichsbahn, der an der Koordination der Transporte Zehntausender nach Treblinka maßgeblich beteiligt war und 1996 starb. Was machte er nach 1945? War er weiter im Ministerium? Oder bei der Bahn? Kategorisch schweigt die Ausstellung über das Schicksal beteiligter Personen nach 1945.
Ganzenmüller arbeitete nach 1945 u.a. als Planungsingenieur für Hoesch; ein 1973 doch noch begonnener Prozess wurde schon 1973 vorläufig, 1977 endgültig eingestellt wegen Verhandlungsunfähigkeit)

Die Ausstellung “Sonderzüge in den Tod” ist noch bis zum 11.Februar in Berlin (Zwischengeschoss Bahnhof Potsdamer Platz) zu sehen. Weitere Stationen sollen u.a. Münster und Schwerin sein.

An die eine Million Kinder, die während der NS-Zeit deportiert wurden, erinnert auch der “zug der erinnerung”, der aus dem Klarsfeld-Projekt hervorgegangen ist. Er wird im April nach Berlin kommen … allen Widrigkeiten seitens der Bahn zum Trotz.

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