Zuletzt aktualisiert am 5. Juni 2023 von Ulrich Würdemann
Nach der Stilllegung des AKW Fessenheim erklärt die nur 20 km von Freiburg entfernte Kommune, sie sei bereit Standort für einen Demonstrator für neuartige Mini-AKW zu werden.
Das AKW Fessenheim wurde im Juni 2020 nach 43 Jahren Betrieb endgültig stillgelegt. Es war das älteste in Betrieb befindliche AKW Frankreichs. Mit der erstmaligen Schließung eines AKW in Frankreich sank die Zahl aktiver Reaktoren von 58 auf nun 56.

Doch die kleine Gemeinde (2.000 Einwohner) will weiter auf Atomkraft setzen. Sie sei bereit, als erste Gemeinde in Frankreich Standort für einen Demonstrator für Mini-AKW (SMR, small modular reactor) zu werden, so Claude Brender, Bürgermeister von Fessenheim, Ende März 2023. Brender, Freudn der Atomenergie, engagierte sich lange gegen die Schließung des AKW Fessenheim und für weitere nukleare Projekte.
Ende Januar habe es ein Treffen gegeben mit Agnès Pannier-Runacher, französische Ministerin für die Energiewende. Dabei habe er ihr ein ‚Entwicklungsszenario‚ vorgestellt hinsichtlich des Nuward-Projekts des französischen Energiekonzerns EDF.
EDF (Staatsbesitz 100%) hatte am 30. März 2023 die Gründung einer 100%igen Tochtergesellschaft Nuward (Kunstwort aus nuclear forward) angekündigt. Ziel ist die Entwicklung eines Mini-AKW aus zwei kleinen Reaktoren mit einer Gesamtleistung von 340 MW. Die Entwicklung soll laut EDF „um einen bereits nuklearisierten Standort herum“ erfolgen. Die endgültige Festlegung auf einen Standort sei noch nicht erfolgt, die letzte Entscheidung träfen die zuständigen Behörden.
Derzeit wird von einem möglichen Baubeginn für einen Nuward SMR im Jahr 2030 und einer Bauzeit von drei Jahren ausgegangen.
Das Projekt der Entwicklung neuer Reaktor-Technologien ist mit einem Budget von über einer Milliarde Euro ausgestattet.
Bereits in seiner Rede am 11.10.2021 hatte Präsident Macron angekündigt, massiv in den Bau neuer Mini-AKW zu investieren.
Bürgermeister Brender hoft zudem, Fessenheim auch zum Standort einer Fabrik zum Rückbau von Nukelaranlagen machen zu können.
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Small modular reactors SMR (Kleine Modulare Reaktoren) stellen (k)ein neues Reaktor-Konzept dar, das allerdings auf Bemühungen aus den 1950er Jahren basiert, Atomantriebe in U-Booten zu verwenden.
Die Entwicklung von SMR wird neben Frankreich vor allem von den USA, China sowie Russland vorangetrieben (sämtlich Besitzer von Atomwaffen).
Frankreich setzt bei seinen Bemühungen um eine unabhängige Energieversorgung wieder vermehrt auf Atomenergie. Mini-AKW sollen hier eine bedeutende Rolle spielen.
Im September 2019 kündigte Frankreich das Projekt Nuward (ein Typ von SMR, Typ Druckwasserreaktor) an. Bis zum Jahr 2030 soll der Bau eines SMR- Prototypen begonnen sein. 2023 soll die Phase der Grundauslegung beginnen. Für Nuward Reaktoren bestehen bereits konkrete Export-Pläne (z.B. Polen / Respect Energy).
Das von der EDF geleitete Nuward-Konsortium besteht aus dem Commissariat à l’énergie atomique et aux énergies alternatives (CEA), Naval Group, TechnicAtome und Framatome.
Experten bezweifeln die von Befürwortern ins Feld geführten wirtschaftlichen Vorteile von Mini-Reaktoren (u.a. ‚Fließband-Produktion). Würden ansonsten Skaleneffekte (economies of scale – Kostenvorteil durch Größe oder größere Menge) betont, sei unklar warum nun kleinere Reaktoren wirtschaftlicher als große sein sollten, zumal für die gleiche Leistung statt einem großen zahlreiche kleine AKW erforderlich seien. Signifikante (vor allem auch radiologische) Risiken bestünden auch bei Reaktoren von ’nur‘ 300 MW. Sie weisen zudem (gerade auch angesichts der erforderlichen hohen Anzahl) auf potentielle zusätzliche Proliferations-Risiken hin, sowie von möglichen terroristischen Angriffen.
2 Antworten auf „neues AKW in Fessenheim? – nach Stilllegung des AKW bald Mini-AKWs ?“
[…] 2023 sieht Fessenheim sich zudem als potenziellen Standort für ein neues Mini-AKW. […]
[…] In Deutschland werden die letzten AKW abgeschaltet. Doch direkt nebenan, in Fessenheim (wo erst vor wenigen Monaten das Uralt-AKW Fessenheim als erstes französischens AKW abgeschaltet wurde) bemühen sich Regionalpolitiker, Standort für ’neuartige‘ Mini-AKW zu werden. […]