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Atomstrom in Frankreich – Chronologie eines Nicht- Ausstiegs

Zuletzt aktualisiert am 30. März 2024 von Ulrich Würdemann

Atomstrom in Frankreich – Frankreich ist Weltmeister in der Nutzung der Atomenergie. Kernenergie ist Staatsraison. Atomenergie bleibt auch langfristig das Rückgrat der Energieversorgung des Landes. Inzwischen ist der Bau neuer AKW geplant.

‚Weltmeister‘ in der Nutzung von Atomenergie ist ein Nachbar Deutschlands – Frankreich, das Land in dem der (Atom-) Strom auch nach Three-Miles-Island und Fukushima noch „sorglos aus der Steckdose kommt“.

Weltweit sind Mitte 2023 noch 407 Atomkraftwerke zur Energieversorgung aktiv eingesetzt (2002 Höchststand 438). In Frankreich sind 2023 56 AKW in Betrieb, eines weiterhin im Bau. Das neueste AKW Frankreichs ging 1999 in Betrieb, das Durchschnittsalter der Reaktoiren betrug 2023 38,6 Jahre. Nach den USA mit 93 AKW ist Frankreich 2023 das Land mit den zweitmeisten Atomkraftwerken in Betrieb.

Frankreich deckte 2019 seinen Strom-Bedarf noch zu 72 Prozent aus Atomstrom, und zu 69% im Jahr 2021 – unter den großen Ländern weltweit die höchste Quote. 58 Atomkraftwerke sind derzeit in Frankreich in Betrieb, dazu die  ‚Wiederaufbereitungs- Anlage‘ (Usine de Retraitement de La Hague) in La Hague. Ein Teil des erzeugten Atomstroms wird exportiert (sofern nicht, wie Ende 2022, eine große Zahl Reaktoren aufgrudn Wartung und technischer Störungen abgeschaltet ist), u.a. auch nach Deutschland.

Die Entscheidung, die Energieversorgung des Landes möglichst stark auf Atomkraft zu stützen, wurde nach der Ölkrise 1973 getroffen. Frankreich sicherte sich Uranvorkommen weltweit (besonders im Niger) – und baute zahlreiche Reaktoren. Zudem wurde Frankreich wesentlicher Exporteur von Atom-Technologie.

Anders als in Deutschland hat in Frankreich ein Großteil der Bevölkerung bisher recht wenig Befürchtungen in Sachen Atomkraft. Präsident Sarkozy kündigte 2008 an, ein neuer Atomreaktor (Typ EPR) werde gebaut, gehe 2017 in Betrieb – und (nahezu) niemand regte sich auf, demonstrierte, protestierte. Selbst die Katastrophe von Tschernobyl konnte die Atom-Begeisterung in Frankreich nicht in Frage stellen.

Entsprechend sorglos wird in Frankreich bis heute auch vielfach gern mit Energie umgegangen. So finden sich in vielen (auch neu errichteten) Wohnungen (wie hier in Lacanau) sich für kalte Tage (wenn überhaupt) nur Elektro-Heizungen:

Bisher heizen eta 35% (!) aller Haushalte in Frankreich mit elektrischem Strom (in Deutschland ca. 5%). Bei Absinken der Temperatur im Winter um ein Grad ist allein für den dadurch steigenden Strombedarf die Leistung von zweieinhalb Atomreaktoren erforderlich (‚Elektrosensibilität‚).

1. Gründe für die Atomstrom-Begeisterung in Frankreich

Dass Frankreich so stark auf Atomstrom – und damit auch auf Energie-Autarkie – setzt, hat Gründe.

1.1 Autarkie militärisch

Zweimal, im ersten wie auch im zweiten Weltkrieg, war Frankreich nicht ausreichend gewappnet gegen Aggression von außen, gegen deutsche Truppen. Zu Beginn des ersten Weltkriegs waren die Streitkräfte in Frankreich weit weniger modernisiert als die deutschen Gegner, die zudem sehr auf technologischen Fortschritt gesetzt hatten. Im zweiten Weltkrieg glaubte sich Frankreich (insbesondere durch die ‚Maginot-Linie‘) auf einen deutschen Angriff gut vorbereitet – konnte sich letztlich jedoch einer deutschen Invasion und schmachvollen Besetzung mit Teilung Frankreichs durch eine Demarkationslinie zunächst nicht erwehren.

Ausreichend vorbereitet, genügend gewappnet sein, die eigene Unabhängigkeit sicherstellen und verteidigen können – dies war deshalb spätestens nach 1945 zentraler Gedanken der französischen Politik. Die eigene nukleare Bewaffnung, die ‚Force de frappe‚, war und ist Konsens in nahezu der gesamten französischen Gesellschaft, von de Gaulle bis zu den Kommunisten.

Die Atompolitik Frankreichs, auch der Bau und Betrieb von Atomkraftwerken und Kapazitäten zur Wiederaufbereitung, ist auch im Kontext nuklearer Bewaffnung zu sehen.

1.2 Autarkie energiepolitisch

Und während und nach der ersten ‚Öl-Krise‘, einem Höhepunkt der Proteste gegen Atomkraftwerke in Deutschland, setzte Frankreich auf Autarkie auch in der Energie-Politik. Statt Abhängigkeit von importierter Kohle, Öl oder Gas entstanden 58 Atomkraftwerke und ein Engagement im Uran-Bergbau.

„In Frankreich haben wir kein Erdöl, aber wir haben Ideen.“

Slogan zur Zeit von Staatspräsident Valery Giscard d’Estaing, 1976

Atomstrom war damit immer auch Instrument des Strebens nach einer weitestmöglichen Autarkie Frankreichs – ein Gedanke dessen Bedeutung nach Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine 2022 (und dem Erleben von Abhängigkeit in der Gasversorgung) auch in Deutschland neu bewertet wird.

Die massive Nutzung der Atomkraft zur Energiegewinnung, sie ist Konsens in weiten Teilen der französischen Gesellschaft. Alternativen werden nur selten und mit wenig Feedback ernsthaft diskutiert.

Der Ministerpräsident Frankreichs, Edouard Philippe, war zuvor Lobbyist, und zwar des Atomkraftwerk-Baukonzerns Areva (inzwischen Orano). Nukleokraten, wie atomfreundliche Beamte in Frankreich auch genannt werden, sind in der französischen Politik und Verwaltung breit vertreten. Und auch heute noch sind 225.000 Arbeitnehmer direkt in der Atomwirtschaft beschäftigt.

1.3 Atomenergie als Energie des starken Zentralstaats ?

Einen weiteren Gedanken bringt Daniel Cohn-Bendit als Hintergrund der starken Stellung der Atomkraft in Frankreich:

„Le nucléaire est une énergie centralisante qui suppose d’être maîtrisée par un Etat central fort“

Demgegenüber sei die Situation in Deutschland anders:

„L’Allemagne est très attachée au fédéralisme, le nucléaire y est considéré comme une énergie qui échappe au contrôle des citoyens, qui les dépossède.“

1.4 die Sache mit dem Strompreis

Ein Hintergrund er Atomstrom- Begeisterung vieler Franzosen ist auch der niedrige Preis, den Verbraucher für Strom in Frankreich zahlen.

Laut Statstik-Behören EuroStat lag der Durchschnittspreis für Privatverbraucher im ersten Halbjahr 2023 beui 23,7 cent/kWh (Deutschland; 41,3 cent, EU-Mittelwert 28,9 cent).

Nur – die Strompreise für Verbraucher sind in Frankreich gedeckelt – und in der Folge stark subventioniert. Der französische Staat – seit Sommer 2023 wieder alleiniger Inhaber des Stromversorgers EDF – zahlt so über den Preisdeckel etwa 37% der Stromrechnung, Verbraucher nur 63%.

Auch nach der 2023 beschlossenen Reform des europäischen Strommarkst bleibt diese Subvention der Verbraucherstrompreise in Frankreich zulässig.

2. Widerstand gegen Atomkraft in Frankreich

Entsprechend war auch der Widerstand gegen die Nutzung der Atomkraft in Frankreich meist anders, weniger groß, geräuschloser als in Deutschland.

Non au nucléaire“, dieser Aufkleber, die lachende Sonne, Ikone des Protests gegen Atomkraft, sie ist in Frankreich wesentlich seltener zu sehen als in Deutschland, sowohl in den 1970er und 1980er Jahren als auch heute.

Der Widerstand gegen die Erhöhung des Renten-Eintritts-Alters brachte und bringt auch 2023 Millionen Franzosen auf die Straße – nicht aber etwa Widerstand gegen die Nutzung der Atomkraft.

Trotz Problemen in der atomaren Wiederaufbereitungsanlange in La Hague, trotz eines Risses im Atomkraftwerk Tricastin.Selbst nach der Reaktor-Katastrophe von Tschernobyl – französische Freunde verstanden kaum, warum wir in Deutschland diesen oder jenen Tee mieden, Pilze nicht en vogue waren oder Wildschwein nur selten auf der Speisekarte stand. Warum die Aufregung? Typisch deutsch, dachten sie (auch wenn sie es nur selten äußerten).

Gelegentlich allerdings flammt(e) auch in Frankreich der Protest gegen Atomkraft laut vernehmbar auf. Einmal sogar sehr laut, sehr vernehmbar – und zudem mit Erfolg: in Plogoff (Bretonisch: Plougoñ) im Finistère in der Bretagne (einer Gemeinde nahe der Pointe du Raz mit knapp 1.400 Einwohnern) konnten jahrelange Proteste schließlich erreichen, dass die Pläne zum Bau eines Atomkraftwerks (4 Druckwasserreaktoren à je 1.300 MW Leistung, Planungsbeginn 1978) 1981 völlig ad acta gelegt wurden.

3. Seit 2012 – das Versprechen der Reduzierung des Atomkraft-Anteils

Trotz weitgehender Ruhe in Sachen ‚Kritik an der Nutzung der Atomkraft‘, nicht erst seit Fukushima ist auch in Frankreich einiges in Bewegung geraten in Sachen Atomkraft. Zwar sind Protestaktionen und Demonstrationen selbst gegen Uralt-Meiler wie Fessenheim immer noch (im Vergleich zu Aktionen in Deutschland) eher kleine Veranstaltungen, zudem – gerade in Fessenheim – mit hoher Beteiligung deutscher Atomkraft-Gegner.

Seit der Präsidentschaft von Francois Holland wurde eine Reduzierung des Anteils der Atomenergie angestrebt – und  nicht umgesetzt.

3.1 schon 2011 – Hollandes Versprechen

Die französischen Sozialisten, traditionell eher sehr atomfreundlich, überlegten den Ausstieg, zumindest ein klein wenig.

Schon im Wahlkampf für die Präsidentschaftswahl 2012 war die Reduzierung des Anteils der Atomkraft eines der 60 Wahlversprechen von Francois Hollande. Getroffen wurde dieses Versprechen im November 2011 bei einer Einigung mit Umweltschutzgruppen in Hinsicht auf die anstehende Präsidentschaftswahl.

In ihrem über 100 Seiten umfassenden Manifest „Der Wandel“, dem programmatischen Kern-Papier der Sozialistischen Partei (PS) für die 2012 anstehenden Präsidentschafts-Wahlen, sprechen sie sich für eine Verringerung des bisher sehr hohen Anteils der Atomenergie an der Energieversorgung Frankreichs aus, zugunsten einer stärkeren Förderung ‚alternativer Energien‘.

Ich glaube, man muss aus der Nutzung der Atomenergie aussteigen“, äußerte Martin Aubry, Tochter von Jacques Delors und damals Vorsitzende der französischen Sozialisten (PS), Ende März 2011. Allerdings mit dem Nachsatz „ … in den kommenden 25 bis 30 Jahren.

3.2 2015 – erster Beschluss einer Reduzierung

2015 kam tatsächlich Bewegung in die französische Energiepolitik: Das Energieübergangsgesetz (loi de transition énergétique LTCEV; 17. August 2015) sah eine Reduzierung des Anteils des Atomstroms von 75% auf 50% vor.

3.3 2017: kein Ausstieg – Kehrtwende unter Macron

Unter der Präsidentschaft von Emmanuel Macron strebte Umweltminister Hulot zunächst erneut eine Reduzierung an, sowie die Abschaltung zahlreicher Reaktoren. Beide Vorhaben wurden jedoch im November 2017 auf unbestimmte Zeit verschoben:

Während der Präsidentschaft von Emmanuel Macron (2017 bis 2022) stehen zwei wichtige Etappen an: die Verlängerung der Laufzeiten bestehender (und inzwischen längst abgeschriebener und hoch rentabler) Reaktoren (in Diskussion: auf fünfzig oder sechzig Jahre), und die Entscheidung, ob ein Neubau-Programm für Atomkraftwerke ab 2025 aufgelegt werden soll, um bestehende Reaktoren zu ersetzen.

Umweltminister Hulot kündigte schließlich im Juli 2017 erneut an, den Atomstrom-Anteil in Frankreich von 75 auf 50% zu senken. „Um dieses Ziel zu erreichen, werden wir eine gewisse Anzahl an Reaktotren stillegen.“ Auf Nachfrage konkretisiert er, „das können vielleicht bis zu 17 Reaktoren sein.

Anfang November 2017 dann die Kehrtwende. Die französische Regierung beschloß, den teilweisen Aussteig aus der Atomenergie zu verschieben, auf ein unbestimmtes Datum in der Zukunft. Umweltminister Hulot verkündete nun, eine Reduzierung des Anteils des Atomstrioms von 75% auf 50% sei „unrealistisch„.

Hintergrund der Entscheidung für Atomstrom: Haupt-Ziel der französischen Umweltpolitik ist die Reduzierung klimaschädlicher Gase. In Deutschland ist der Ausstoss von Kohlendioxid 15mal so hoch wie in Frankreich, und Frankreich strebt eine weitere Reduzierung an – auch mit einer Beibehaltung des hohen Atomstrom-Anteils.

3.4 Auch 2018 – überwiegend Atomstrom in Frankreich

Nahezu drei Viertel der Stromproduktion in Frankreich stammen weiterhin aus Atomkraftwerken.

Im Jahr 2018 produzierte Frankreich 72% seines Stroms mit AKW. 12% stammten aus Wasserkraft, 7% aus Gas und Kohle, Windenergie hatte einen Anteil von 5%, Sonnenenergie sowie Bio-Energie jeweils 2%.

Insgesamt bewegen sich etwa 30 Stromanbieter in Frankreich auf dem Markt. Platzhirsch mit nahezu 80% Marktanteil (versorgte Haushalte) ist aber weiterhin EDF. Die beiden bedeutendsten Wettbewerber sind Engie (früher GDF-Suez) und Total Direct Energie.

3.5 2019: Atomstrom in Frankreich: Reduzierung? – verschoben

Im November 2018 bemerkt Präsident Macron in einer Rede zur ökologischen Wende, das Ziel einer Reduzierung des Atomstrom-Anteils auf 50% bis zum Jahr 2025 sei „unerreichbar“.

2019 verschiebt er die Reduzierung auf „den Horizont 2035“.

Damit wird das Ziel 50% Atomstrom, zunächst weiter angestrebt – für das Jahr 2035. 14 Reaktoren sollen bis dahin stillgelegt werden, allerdings erst ab 2029. Laufzeit-Verlängerungen heutiger Reaktoren werden dazu unumgänglich.

3.6 endlich 2020: Stillegung AKW Fessenheim

Aus deutscher Sicht dabei besonders interessant: das AKW Fessenheim mit seinen zwei Druckwasser-Reaktoren. Es wird 2020 endgültig abgeschaltet.

Die Abschaltung von Fessenheim im Jahr 2020 ist dabei jedoch nicht Ausdruck einer generellen, erst recht nicht einer breit getragenen Energiewende. Ganz im Gegenteil, der Energiekonzern EDF plant sechs neue Atomkraftwerke im Land. Eine konkrete Entscheidung hat Staatspräsident Macron auf die Zeit nach der nächsten Präsidentschaftswahl verschoben.

Atomkraft bleibt weiterhin Kernbestandteil des Energieriesen. Jean-Bernard Lévy, Chef des Energiekonzerns EDF betont gelassen

„Wir müssen die Bedingungen für ein Wiederaufleben der französischen Nuklearwirtschaft schaffen.“

3.7 2021 – statt Stilllegung Laufzeitverlängerung auf 80 Jahre ?

Im Februar 2021 wurde bekannt, dass die französische Atomaufsicht ANS plant, die Laufzeit für die ältesten Atomkraftwerke Frankreichs von 40 auf 50 Jahre zu verlängern. Reparaturmaßnahmen wurden zur Auflage gemacht.
Die Stillegung des AKW Fessenheim bliebt allerdings unangetastet.

Ende Januar 2023 berichten Medien, dass die zuständige Aufasichtsbehörde (Autorité de sûreté nucléaire) bis Ende 2026 entscheide, ob entsprechend Vorschlägen der EDF eine Laufzeitverlängerung von 60 auf bis zu 80 Jahre erfolgen könne.

3.8 2022 – neue AKW in Frankreich

Frankreich plant einen Ausbau der Atomkraft, die im Land weiterhin zentraler Bestandteil der Energieversorgung bleiben soll.

Sechs neue AKW sollen in Frankreich geplant werden, auf dem Gelände bestehender Atomkraftwerke (je 2 in Penly (geplante Inbetriebnahme ab 2035), Gravelines (2038) und Bugey (2042)).

Zudem engagiert sich Frankreich seit 2019 mit dem Projekt NuWard für den Bau kleiner ‚Mini-AKWs‘ (SMR).

Frankreichs Umweltministerin Elisabeth Borne kündigte Anfang Januar 2020 vor dem Parlament an, frühestens Ende 2022 werden über den etwaigen Bau neuer Atomkraftwerke entschieden. Bis dahin soll der neue Druckwasserreaktor EPR Flamanville in Betrieb gehen.

Am 7. Januar 2024 kündigte Energieministerin Pannier-Runacher an, statt der bisher bekannten sechs neuen AKW wolle Frankreich 14 neue Atomkraftwerke bauen.

3.9 2023: Verabschiedung von der Reduzierung des Atomstrom-Anteils?

Am 24. Januar 2023 nahm der Senat in einer (feierlichen) Abstimmung in erster Lesung das Gesetz zur Beschleunigung des Baus neuer Atomkraftwerke in Frankreich an.

Hier findet sich nicht mehr das Ziel, den Anteil des Atomstroms auf 50% zu reduzieren. Vielmehr spricht der Text nun davon, „den Anteil der Kernkraft an der Stromerzeugung bis 2050 bei über 50 Prozent zu halten“.

3.10. Wassernot und Klimakrise – Problem der AKW

Die französischen AKW sind für über 30 Prozent des Waserverbrauchs in Frankreich verantwortlich.

Frankreich leidet seit Jahren unter andauernden Trockenperioden und Wassernot. Im Sommer 2022 trockneten Flußläufe aus oder hatten Niedrigst-Pegelstände. Laut EDF kam es bei fünf AKW zu Produktionseinschränkungen aufgrund der hohen Temperaturen (Kühlwasser / zu hohe Wassertemperatur im Fluss).
Im Winter 2022/23 gab es seit langem wieder eine Winterdürre.

Wasser ist nicht nur bedeutendes Kühlmittel der Kernkraftwerke. Mit Wasserkraft wird auch ein bedeutender Teil des Stroms (etwa 10 Prozent) erzeugt.

Der Klimawandel und die steigende Wassernot treffen die Stromversorgung in Frankreich gleich doppelt.

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

14 Antworten auf „Atomstrom in Frankreich – Chronologie eines Nicht- Ausstiegs“

@ Manfred:

comment comprendre ce qui se passe au japon ces jours?
des incidents qui etaient „inconcevable“, „impossible“ il y a seulement quelques jours, aujourd’hui se passent matina apres matin …

salut de berlin, email suivant …

Bonjour, mon ami,
Es ist nicht Japan und die erschreckenden Ereignisse dort, die mich in Deinem blog hier beschäftigen, DU bist es:

wenn man „Ondamaris“ wie ich seit Jahren nun verfolgt, mehr oder weniger begleited, ist dort die Gründlichkeit, die Sorge das Richtige klar weiterzugeben, wohltuend, denn dies ist leider bei längst nicht allem an der Tagesordnung. (Jemand hat gestern sogar gewagt einen Zusammenhang zwischen „Erdbeben und Schwulsein“ zu sehen = 08/15 Philosophie!) Ich kenne kaum etwas Unannehgenehmeres, Abstossenderes als das Tagesgeschehen und hier das damit parrallel laufende Elend anderer Menschen – und das in Japan muss in diesen Tagen endlos gross sein – für ihre eigenen, uninteresssanten ‚Geistesblitze‘ zu nutzen. Verachtenswert!

Zurück zu Dir:
in „2mecs“ vergiss doch bitte nicht, was Du in Ondamaris so glücklich praktizierst: Gründlichkeit, die auch den Mut hat, auf Ursprünge, Entwicklungen zurück zu greifen, wenn nötig, mit Erklärungen zu unterstreichen. Du könntest jetzt, und mit Recht, vorbringen, dass für gewisse Themen in der blog-Welt der Platz dazu fehlt. Ich gebe Dir Recht und würde in einem solchen Fall vorziehen, sie nicht aufzugreifen. Andere Medien mit dem notwendigen Raum dazu, tuen es ausgiebig.
Das „à peu près“ passt nicht auf Deine Weste!

Je t’embrasse, nonobstant.
Manfred

cher manfred,
es geht mir in diesem persönlichen post in meinem privaten blog ja nicht darum, die situation in frankreich genauer zu analysieren. sondern meinen (überwiegend in deutschland lebenden) bekannten kurz zu zeigen, dass frankreich noch weit mehr als deutschland auf atomkraft setzt, und vor allem meinem erstaunen ausdruck zu verleihen, dass die debatten in diesem punkt in beiden staaten so völlig anders verlaufen.
wenn ich den umgang mit energie-fragen in frankreich sehe (nur elektro-heizungen selbst in regionen, in denen es im winter wirklich kalt wird), dann staune ich …

Mein Lieber,
Zu den folgenden Punkten werde ich nichts erläutern, weil es sonst Seiten füllen könnte:
a) der Unterschied zwischen Frankreich und Deutschland in Bezug auf Atomkraft: ein kardinaler Punkt, der in den ersten Nachkriegsjahren wurzelt;
b) Frankreich ist nicht Deutschland (wie Italien nicht Spanien ist, usw usw …..), was die Debatten und die Haltung zur Atomernergie betrifft. Ich kenne dies Thema recht gut, denn eine Reportage darüber war vor Jahren mein Einstieg im Bayerischen Fernsehen.
c) was die Elektroheizungen in Lacanau betrifft: könnte es nicht damit zu begründen sein, dass diese Wohnungen wohl kaum in den Wintermonaten benutzt werden? Und wenn, dann nur wenige Tage? Denn ich kenne keinen Neubau in Frankreich, der nicht automatisch Zentralheizung hat.
Porte toi bien!!

@ Manfred:
bien, dann nur kurz ein Punkt: die Wohnung von Freunden in Bordeaux hat – ausschließlich Elektroheizung. Die von bekannten in der Bretagne … ebenso. Gleiches bei Bekannten selbst in Lille. Das mag nicht repräsentativ sein, erstaunt mich aber doch …

[…] Das Atomkraftwerk AKW Fessenheim mit seinen zwei Druckwasser-Reaktoren befindet sich auf der französischen Seite des Rheins, nur 20 km von Freiburg entfernt. Der Ort befindet sich im seismisch aktiven Oberrhein-Graben. Das EdF Kernkraftwerk Fessenheim produzierte noch 2019 annähernd 90% des Stromverbrauchs des Elsaß. Dieses Atomkraftwerk steht wie kein zweites AKW dafür wie sehr Frankreich bei seiner Energieversorgung auf Atomkraft setzt. […]

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