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Köln

CSD Charta Köln: CSD prüde? – “Provokateure sollen an den Pranger”

CSD Charta Köln: Neuer Weg eines Miteinanders oder prüde Provinz-Posse? In Köln sollten 2009 verbindliche Regeln vorgeben, wie man sich beim CSD verhalten darf.

Der ‘Kölner Lesben- und Schwulen-Tag’ (KLuST), 1991 gegründet, ist u.a. Veranstalter des Kölner CSDs. Am 19. Januar 2009 verabschiedete die Mitgliederversammlung des Vereins “nach langem und sorgfältigem Diskussionsprozess” eine “Kölner CSD Charta“.

Man wolle die “Integrations- und Strahlkraft der [Kölner] CSD-Parade nicht in Gefahr bringen lassen”, so die Begründung für das, was laut Charta “Regeln” für den CSD sind, deren “Beachtung von allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern an der CSD-Parade verbindlich” erwartet wird.

Nach Ausführungen zum ‚Wertfundament‘ des CSD Köln (§2) und zu „verbotenem Verhalten“ (§3) heißt es in Paragraph 4 zum ‚äußeren Erscheinungsbild‘ der CSD-Teilnehmer/innen z.B.:

„Beim äußeren Erscheinungsbild und beim Verhalten während der CSD-Parade sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Taktgefühl beweisen und Rücksicht nehmen auf die anderen Teilnehmenden der Parade und auf die Menschen am Straßenrand. Die Toleranz, welche die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der CSD-Parade für sich einfordern, soll nicht durch maßlose Provokation überstrapaziert werden.“

In der Kölner Lokalpresse stößt die “Kölner CSD Charta” bereits auf Begeisterung:

Zudem soll härter gegen – ohnehin strafbare Tatbestände – wie Entblößen oder sexuelle Handlungen in der Öffentlichkeit vorgegangen werden. Andere Teilnehmer und Zuschauer werden aufgefordert, derart provozierendes Verhalten nicht nur zu beobachten, sondern ihr Missfallen laut kund zu tun und die Polizei zu alarmieren”,

berichtet der Kölner Stadtanzeiger.

Die neue Charta solle dem besseren Verhältnis von Lesben und Schwulen einerseits und Heteros andererseits dienen, betont KLuST-Vorstand Markus Danuser:

Aber Danuser ist sicher, dass dies für das Verhältnis zwischen Schwulen, Lesben und Heterosexuellen heilsam und überfällig war. Nun habe man eine gemeinsame Basis.

Der KLuST selbst bezeichnet die Charta auf seiner Site als Ausdruck von Taktgefühl:

Bei der Parade zeigen wir selbstbewusst Lebensfreude und Vielfalt. Dazu gehört für mache [sic] auch ein gewisses Maß an Freizügigkeit. Für uns gehört dazu, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Taktgefühl beweisen.

Wie das aussehen soll, weiß der Kölner Stadtanzeiger:

Eines ist klar: Peitschenhiebe und Menschen an Hundeleinen gehören nicht in den Christopher Street Day. … Das sollte eigentlich jeder im Elternhaus gelernt haben: Sich öffentlich zu entblößen und andere zu erniedrigen oder zu beleidigen gehört sich nicht. Vor allem und erst recht nicht, wenn man für die eigene Gleichberechtigung kämpft. … In der Sado-Maso-Abteilung des Zuges sind überdies längst nicht mehr nur Homosexuelle zu sehen.

Darüber, wie z.B. Betreiber von CSD-Party-Wagen oder so mancher Fetisch-Gruppe auf das Verbot von zu viel Fleisch oder Party-Drogen reagieren wollen, ist nichts bekannt. Auch wie das Taktgefühl der Teilnehmer zukünftig konkret kontrolliert werden soll, wird vermutlich noch zu erarbeiten sein.

Allerdings sollte bei Nicht-Akzeptieren-Wollen der Charta durch Parade-Teilnehmer/innen „in geeigneten Fällen die Öffentlichkeit informiert“ werden, so die CSD Charta in Paragraph 7 …

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2010 heißt es von Seiten des KLuST, die Unterzeichnung der – weiterhin bestehenden – CSD Charta durch Paradeteilneher/innen sei „freiwillig“ und „keine Voraussetzung für eine Teilnahme an der Parade“.

Noch 2013 – anläßlich der Debatten um den Versuch einer als rechtsextrem geltenden Gruppierung am CSD teilzunehmen beruft sich der KLuST Köln auf die CSD Charta aus dem Jahr 2009 …

2014 dann ist die CSD Charta still und leise von den Internetseiten des Cologne Pride bzw. KLuST verschwunden …

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siehe auch
CSD : Respekt mit einander, oder Charta und Pranger-Drohungen? – “wie Gäste verhalten”
CSD Köln 2008 – „just another event“
“The big news here is Gay Power” – Edmund White 1969 über Stonewall

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weitere Informationen:
Kölner CSD-Charta als pdf (leider seit Ende Mai 2014 nicht mehr an originaler Stelle online, aber hier (Cologne Pride) als pdf – auch nicht mehr seit 4.6.14) aber noch zitiert hier
CSD Cologne jetzt Cologne Pride
Kölner Stadtanzeiger 10.02.2009: Provokateure sollen an den Pranger
Kölner Stadtanzeiger 10.02.2009: Demo oder Karneval?
queer.de 11.02.2009: Benimmregeln beim CSD Köln
Steven Milverton 11.02.2009: Der Kölner CSD als Fronleichnamsprozession
samstagisteingutertag 11.02.2009: Kölner CSD mit Zucht und Ordnung
queer.de 12.02.2009: Homo-Gurke für den KLuST
chriskoeln 12.02.2009: CSD Köln soll ‘sauber’ werden
samstagisteingutertag 12.02.2009: Trainingslager für Kölns Schwule
gaywest 13.02.2009: Linksruck beim Cologne Pride?
DerTagesspiegel 13.02.2009: Alles Provokation – Kölner CSD wird reglementiert
queer.de 16.02.2009: CSD-Charta: Berlin gegen ‘Sittenpolizei’
Kölner Stadtanzeiger 17.02.2009: ‘Die Paradiesvögel nicht verleugnen’
NRhZ online : Volkswartbund reloaded – Schwule Anstandswauwaus
Steven Milverton 17.05.2009: Kölner CSD: Von der “suspendierten” Charta zur CDU-Wahlkampfshow

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Potsdam Ausstellung Homosexuellerverfolgung in der NS-Zeit

Im Potsdamer Landtag erinnert eine Ausstellung noch bis Mitte März an die Verfolgung Homosexueller während der NS-Zeit.

Der Brandenburger Landtag erinnert mit der Ausstellung “Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit” an die Situation Homosexueller zwischen 1933 und 1945.

Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)
Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)

Auf insgesamt 38 Tafeln wird die Bandbreite der Verfolgung Homosexueller und der Homosexualität Verdächtigter in der Zeit des Nationalsozialismus skizziert, werden Schicksale Verfolgter exemplarisch vorgestellt, Täter (wie Josef Meisinger) benannt.

Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)
Ausstellung Homosexuellen-Verfolgung 1933-45 (Potsdam 2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel über Meisinger, Fehling)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel über Meisinger, Fehling)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Täter aus der Justiz)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Täter aus der Justiz)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Denkmal)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009; Tafel Denkmal)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)
Potsdam Ausstellung Homosexuellenverfolgung 1933-45 (2009)

Lediglich die Tafel zum Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen hätte gerne aktualisiert werden können – sie zeigt noch die Planungen des Denkmals, das inzwischen am 27. Mai 2008 eingeweiht wurde.

Die Ausstellung wurde konzipiert vom ‘Kulturring in Berlin e.V.’ bzw. dessen 2001 gegründete ‘Projektgruppe Rosa Winkel‘. Sie wurde bereits 2006 im Deutschen Bundestag und in der Akademie der Künste gezeigt. Eine Dokumentation über die 2006er Ausstellungen liegt in der Ausstellung im Potsdamer Landtag aus.

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“Ausgrenzung aus der Volksgemeinschaft – Homosexuellen-Verfolgung in der NS-Zeit”
Landtag Brandenburg
14473 Potsdam, Am Havelblick 8
3. Februar bis 12. März 2009
montags bis freitags 8:00 bis 16:00 Uhr

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Text 05.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten

Oscar Wilde Bookshop: 2009 Aus nach 41 Jahren für ältesten schwulen Buchladen der Welt

Der Buchladen “ Oscar Wilde Bookshop ” schloss am 29. März 2009 für immer seine Pforten – nach 41 Jahren . Eben nur das Ende eines weiteren Buchladens? Oder Zeichen des schleichenden Sterbens schwul-lesbischer Strukturen?

Der “ Oscar Wilde Bookshop ”, eine ‘Institution’ nicht nur im Greenwich Village, schloss am 29. März 2009 endgültig.

Oscar Wilde Bookshop

Der Oscar Wilde Bookshop war 1967 in New York von Craig Rodwell (1940 – 1993, s.u.) gegründet worden. Zunächst befand sich die Buchhandlung auf der Mercer Street, und trug den Namen ‚Oscar Wilde Memorial Bookshop‘, ab 1973 zog sie um auf die Christopher Street.

Schnell wurde der Oscar Wilde Bookshop nach den Stonewall Aufständen (siehe dazu „The big news here is gay power“ – Edmund White 1969 über Stonewall) zu einem der Zentren der Diskussionen und Aktionen von Schwulen und Lesben in New York.

Oscar Wilde Bookshop, Christopher Street Ecke Gay Street, 2007
Oscar Wilde Bookshop, Christopher Street Ecke Gay Street, 2007 (Foto GK tramrunner229, Lizenz cc by-sa 3.0)

Oscar Wilde memorial bookstore at the T-junction of Gay Street and Christopher Street.GK tramrunner229 assumedCC BY-SA 3.0

Ein Buchladen, der sich selbst (wohl nicht ganz unbegründet) als “the world’s oldest gay and lesbian bookshop” bezeichnete. An der legendären Christopher Street gelegen, war dieser bereits 1967 gegründete schwule Buchladen lange Zeit der einzige, später (in Zeiten wachsender schwuler Strukturen) oftmals der ambitionierteste Buchladen mit einem Sortiment, das auch über Hochglanzprodukte und ‘easy reading’ hinaus ging. Die erste schwul-lesbische Parade New Yorks entstand aus diesem Buchladen heraus (s.u.).

Nach 41 Jahren war am 29. März 2009 Schluß. Man habe nicht die ökonomischen Ressourcen, der derzeitigen Finanzkrise die Stirn zu bieten, ließen die Eigentümerinnen zur Schließung des ältesten schwulen Buchladens der Welt verlauten.

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Craig Rodwell

Craig Rodwell wurde am 31. Oktober 1940 in Chicago geboren. 1958 zog er nach New York, engagierte sich ab 1964 in der ‚Mattachine Society‚ (der ersten Homosexuellen-Organisation der USA).

1962 lernte er Harvey Milk kennen (mit dem er eine Affäre hatte); Milk wurde später einer der ersten offen schwulen Politiker der USA. Milks Kamera-Geschäft in San Francisco, das – ebenso wie der Oscar Wilde-Bookshop – ebenso ein schwul-lesbischer Community-Treffpunkt war, soll inspiriert sein von Milks und Rodwells Begegnung sowie Rodwells Buchladen.

Im November 1969 war es Rodwell, der in Reaktion auf die Stonewall Riots (an denen er selbst teilgenommen hatte) die erste Demonstration von Lesben und Schwulen vorschlug, damals genannt ‚Christopher Street Liberation Day‘. Dieser ‚erste CSD‚ wurde in Rodwells Appartment geplant und organisiert.

„We propose that a demonstration be held annually on the last Saturday in June in New York City to commemorate the 1969 spontaneous demonstrations on Christopher Street and this demonstration be called CHRISTOPHER STREET LIBERATION DAY. No dress or age regulations shall be made for this demonstration.“

Rodwell gilt auch als derjenige, der schon 1971 den Begriff ‚Heterosexismus‘ erstmals prägte:

„After a few years of this kind of ‚liberated‘ existence such people become oblivious and completely unseeing of straight predjudice and – to coin a phrase – the ‚hetero-sexism‘ surrounding them virtually 24 hours a day.“
(Craig Rodwell, The Tarnished Golden Rule. in: QQ Queens Quarterly Magazine Januar/Februar 1971)

Drei Monate vor seinem Tod verkaufte Rodwell den Oscar Wilde Bookshop im März 1993 an Bill Offenbaker. In der Folgezeit wechselte die Buchhandlung 2003 und 2006 erneut den Besitzer/ die Besitzerin.

Craig Rodwell starb am 18. Juni 1993 im Alter von 52 Jahren in New York an den Folgen von Magenkrebs.

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Der älteste schwule Buchladen der Welt macht dicht.

Eine Meldung, na und?
Eine Schließung, nichts Ungewöhnliches?

Die Luft scheint enger zu werden für ambitionierte Projekte schwuler und lesbischer Emanzipation. In Deutschland haben bereits viele der ursprünglich im Umfeld von Schwulenbewegungen entstandenen schwulen Buchläden schließen müssen. Mit Rosa Winkel ist ein Verlag geschlossen worden, der einst im Zentrum der Schwulenbewegung stand, ohne dessen engagiertes Verlagsprogramm viele Diskussionen anders, ärmer verlaufen wären. Ähnlich Anfang 2015 – der schwule Buchladen Männerschwarm in Hamburg schliesst nach 34 Jahren.

Die schleichende Welle an Schließungen von Projekten, die versuchen mehr als ‘nur’ Kommerz zu bieten – ist sie ‘normales’ Zeichen der Zeit?

Oder sind es -aus Sicht der Communities- kurzsichtige Schritte, die wir später möglicherweise bedauern, bereuen?

Erinnert sei nur daran, dass im Aids-Bereich einst zahlreiche HIV-Pflegeprojekte sich um Aids-Kranke kümmerten – weil andere es nicht oder zu untragbaren Bedingungen machten. Die meisten dieser Projekte existieren inzwischen nicht mehr.
Nur wenige Jahre nach dem Sterben dieser Spezial-Pflegedienste ergibt sich angesichts der steigenden Zahl an Menschen, die mit HIV/Aids ein größeres Lebensalter erleben, angesichts steigender Zahlen von emanzipierten, offen lebenden schwulen Männern und lesbischen Frauen mit Krebs oder anderen lebensbedrohlichen Erkrankungen, die sich nicht ‘klassischen’ Pflegediensten anvertrauen mögen, angesichts steigender Zahlen von Demenz bei HIV-Positiven das Gefühl – eigentlich müssten wir hier ‘eigene’ Projekte haben.
Mancher erinnert sich … früher, vor einigen Jahren, da hatten wir mal …
Und so manches Mal hört man den Gedanken “wir hätten die schwulen / Aids-Pflegedienste nicht so einfach den Bach runter gehen lassen dürfen, jetzt fehlen sie uns” …

Es ist zu hoffen, dass das Sterben  von Projekten (von Buchläden bis Schwulen- und Lesbenzentren), die mehr sein wollen als ‘nur’ gewinnorientierte kommerzielle Unternehmen, dass das zunehmende Ausdünnen von schwulen und lesbischen Infrastrukturen uns nicht irgendwann ‘auf die Füße fällt’, und wir eines Abends denken “hätten wir doch” …

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Dr. Ute Canaris Video die Entscheidung deutsche Aids Politik (2008)

Entscheidung deutsche Aids Politik – wie war das damals? “Am Anfang war das nicht entschieden!” Es hätte auch so kommen können, dass Peter Gauweiler die Linie der deutschen Aids-Politik bestimmt, betont Ute Canaris (BzgA-Cheffin bis 1985).

Heute, im Nachhinein betrachtet, mit dem Blickwinkel einer im wesentlichen erfolgreichen Aids-Politik der letzten 20Jahre, erscheint es beinahe selbstverständlich, dass von HIV hauptsächlich betroffene Gruppen in Information und Prävention einbezogen werden, dass der Staat nicht auf Repression und Verfolgung setzt, sondern auf Information und Aufklärung.

Doch es hätte auch ganz anders kommen könne, wie Dr. Ute Canaris, bis 1985 Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA), während des Seminars “25 Jahre Deutsche Aids-Hilfe” am 13.12.2008 im Waldschlößchen berichtet.

Über die Auseinandersetzung zwischen new public health und der ‘Gauweiler-Linie’ erzählt Canaris:

“Viele Menschen hatten damals Angst, und sie hatten zu Recht Angst. Am Anfang war das nicht entschieden. Es stand eine Zeit lang spitz auf Knopf.”

(Video, 1:01 Min, leider schlechter Ton)

Prof. Rolf Rosenbrock ergänzt, wie hilfreich und notwendig es war, gerade die homophoben Positionen (sei es nun Peter Gauweiler oder Norbert Geis) nicht nur (schwer angreifbar) implizit, sondern endlich auch explizit geäußert, im politischen Entscheidungsprozeß verwendbar zu haben, um ein breites Bündnis zu errreichen:

( Video, 1:33 Min, leider schlechter Ton)

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Dr. Ute Canaris (geb. 1945) war Kultur- und Schuldezernentin der Stadt Bochum. Bis 1995 war sie Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) und prägte damit in einem entscheidenden Zeitraum maßgeblich mit die Entwicklung der Aids-Politik in Deutschland.

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Text 31.01.2016 von ondamaris auf 2mecs, ergänzt um Erläuterungen

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Nachdenkliches

märchenhaft glücklich

“Und nun fehlte nichts mehr zu ihrem Glück, solange sie lebten.” (Gebrüder Grimm / Der goldene Vogel)

Lebenskunst oder Märchen – wie finden wir unser Glück, wie schaffen wir es ein Leben zu führen, das wir als glücklich, bereichernd, gelungen empfinden?

Lebenskunst, für diesen Begriff gibt es vermutlich unzählige Definitionen, vielfältigste Ansätze zu erklären, wie denn das eigene Leben gelingen möge. Und doch, es lassen sich vielleicht zwei verschiedene Grundhaltungen im vielschichtigen Koordinatensystem der Lebenskunst definieren:

Zum einen die Idee, zu einer Lebenskunst gehöre ein genussreiches und sorgenfreies Leben. Gutes Essen und Trinken, guter (und häufiger) Sex, tolle Urlaube, ein gesichertes finanzielles Auskommen. ‘Geld, Gold, ein sorgenfreies Leben’, unter diesem Werber-Spruch lässt sich diese Grundhaltung vielleicht subsumieren.

Eine andere Vorstellung von Lebenskunst kapriziert sich eher auf den Gedanken ein bewusstes Leben zu führen. Bewusstes Leben, das heißt in diesem Modell, nicht nur die ’schönen Seiten’ des Lebens zu genießen, sondern sich bewusst zu sein, dass auch Trauer, Schmerz, Misserfolg zum Leben gehören, Teile eines gelungenen Lebens sein können.

Kann die erste Vorstellung von Lebenskunst vielleicht als das hedonistische Konzept bezeichnet werden, erinnert das zweite eher an die klassische Philosophie.

Das hedonistische Konzept, weil das erste Modell sich sehr darauf konzentriert, dem Leben die positiven Seiten abzugewinnen (hêdonê griech.  Lust). Und die negativen, schmerzhaften, unangenehmen zu meiden, zu verdrängen, und sei es mit allerlei Pulvern und Pillen. Eine beliebte, weit verbreitete Vorstellung auch der Moderne, sei es als egoistischer Hedonismus des Einzelnen oder als hedonistischer Utilitarismus als Gruppe. Eine Idee von Lebensführung, die z.B. in den 1990er Jahren recht populär war, Stichworte wie ‘Generation Golf’ mögen hier Assoziationen wecken.

Die eher klassisch-philosophische Vorstellung von Lebenskunst, sein Leben bewusst zu führen, mit all seinen guten und schlechten Seiten, mit Freund und Leid. Ein schon in der Antike entworfenes Modell, das die guten Seiten des Lebens als ebenso zwingend notwendige Bestandteile des gelungenen Lebens empfindet wie die schlechten. Rückschläge letztlich vielleicht auch als Chance sehen können. Ein eher unpopuläres Modell, das dem Betrachter vermutlich weit weniger amüsant erscheint als das erste, hedonistische Modell.

Welches der vielen Konzepte der Lebenskunst, oder nur dieser beiden das richtige ist?
Eine müßige Frage.
Die Frage, welche Lebenskunst die richtige sei, kennt vermutlich keine ‘einzig wahre’, richtige Antwort, zumindest nicht in der Zeit der Moderne, des Individualismus. Fragen, Ideen, Anregungen mögen helfen, Orientierung an Wegmarken des eigenen Lebenswegs zu haben – finden müssen wir ihn jeweils selbst, den Lebensweg, die Idee eines gelungenen Lebens, unser persönliches Konzept der Lebenskunst.

Welchen Weg ich gehe?
Nun, sicher einen in Schlangenlinien, in Sinus-Form, einer Form der Linie, die mir mit ihrem Auf und Ab, der Hoffnung auf einen steigenden Gradienten dem Leben sehr angemessen scheint.
Das hedonistische Konzept der Lebenskunst ist mir persönlich eher fremd und ein wenig suspekt, wie der aufmerksame Leser vielleicht bereits in früheren Posts zum Thema Lebensführung bemerkt haben mag. Hinge ich allein der Vorstellung an, die positiven Seiten des Lebens zu maximieren, zu viele Momente, Erlebnisse, Geschehnisse meines bisherigen Lebens müsste ich tilgen, vergessen, verdrängen. Und vieles an Nützlichem, Wertvollen, ja manchmal geradezu Sinnvollem, das erst aus tiefen schmerzlichen Krisen entstand, hätte ich mit dem hedonistischen Konzept vielleicht nicht wahrgenommen, nicht zugelassen.
Schmerz, Leid, auch Tod gehören ebenso wie die vielen positiven Seiten auch zum Leben. Lust und Leid. Sie sind für mich ein wesentlicher Bestandteil dessen, was ich als ‘Leben’ empfinde. Konfrontation und Auseinandersetzung mit ihnen bereichern mein Leben. Sie sind elementare Bestandteile bei dem Versuch, im eigenen Leben einen Sinn zu sehen, das eigene Leben als gelungen zu empfinden, zu bejahen. Sein Lebensziel abzustecken – und dafür auch gerade zu stehen.

‘Geld, Gold, ein sorgenfreies Leben’ helfen mir da nicht weiter, scheinen mir wie ein Holzweg in’s Moor. Die schönen, lustvollen, spaßigen Seiten in vollen Zügen zu genießen, und die schmerzhaften, leidvollen, traurigen nicht zu verdrängen sondern zuzulassen, wahrzunehmen, auch sie zu leben, vielleicht aus ihnen zu lernen – das ist Teil meines Versuchs, mein Leben als sinnvoll zu empfinden.

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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frankreich: Minister: ja, ich bin schwul – coming out Roger Karoutchi

Roger Karoutchi, Staatssekretär im Ministerrang für die Beziehungen zum Parlament, bestätigte am Freitag seine Homosexualität. Er sei glücklich, es gebe nichts zu verbergen.

Roger Karoutchi, 1951 in Casablanca geboren, ist Mitglied der UMP (früher des RPR) und seit 18. Mai 2007 Staatssekretär im Ministerrang für die Beziehungen zum Parlament (Secrétaire d’État chargé des Relations avec le Parlement).

Karoutchi betont „J’ai un compagnon et je suis heureux avec lui. Comme je suis heureux, je ne vois pas pourquoi il faudrait que je cache mon homosexualité“ (‚Ich habe einen Partner, und ich bin glücklich mit ihm. Ich bin glücklich, und ich wüsste nicht, warum ich meine Homosexualität verbergen sollte.‘).

Roger Karoutchi 2007 (Foto: Eric de Coussac, Lizenz cc-by-sa 3.0)
Roger Karoutchi 2007 (Foto: Eric de Coussac, Lizenz cc-by-sa 3.0)

Roger Karoutchi, French ministerEric de CoussacCC BY-SA 3.0

Die Grundhaltung von Präsident Sarkozy habe ihm die Entscheidung, offen mit seiner Homosexualität umzugehen, leicht gemacht. Dieser lade seinen Partner zu privaten wie auch offiziellen Empfängen in gleicher Weise ein wie die Angehörigen anderer Minister.

Sarkozy habe ihn einmal in den Ferien eingeladen. Dabei habe er ihn gebeten auch seinen Partner mitzubringen, und auf sein (Karoutchis) Erstaunen habe Sarkozy bemerkt „Je te connais depuis trente ans. Je sais tout de toi, on n’en parle jamais. Ça suffit!“ (Ich kenne dich nun seit 30 jahren. Ich weiss alles von dir, auch wenn wir niemals darüber sprechen. Das reicht.“)

Das Interview für das Magazin ‚L’Optimum‘, in dem Karoutchi erstmals öffentlich über seine Homosexualität spricht, strahlt der französische Sender TF1 am 24. Januar erstmals aus.
Im Februar veröffentlicht Karoutchi ein Buch („Mes quatre vérités“), in dem er Medienberichten zufolge detaillierter über seine Homosexualität und seine Partnerschaft sprechen wird.

Nach dem Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë (öffentliches Coming Out 1998) ist Roger Karoutchi der zweite französische Spitzenpolitiker (und erstes Regierungsmitglied), der offen schwul ist.

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et – merci a un ami francais 🙂

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Text am 17.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Rolf Rosenbrock Video wie strukturelle Prävention entstand

Wie strukturelle Prävention entstand? Während des Seminars “25 Jahre Deutsche Aids-Hilfe” im Waldschlößchen 2008 berichtete Prof. Dr. Rolf Rosenbrock am 13. Dezember 2008 aus den Anfängen der deutschen Aids-Politik, über die Auseinandersetzungen zwischen ‘old’ und ‘new public health‘, über Debatten und Konzepte zwischen struktureller Prävention, Aids-Enquete-Kommission und Peter Gauweiler.

Rosenbrocks Buch “Aids kann schneller besiegt werden”, erschienen am 5. November 1986, prägte die HIV-Aids-Prävention in Deutschland, es zeichnete die Grundlinien dessen, was kurz darauf offizielle Aids-Politik in der BRD wurde.

Wie kam es dazu, dass sich statt der ‘old public health’, statt Gauweiler und Co., statt Zwangsmaßnahmen und staatlicher Gängelung ein neues Konzept durchsetzen konnte? Welche Rolle hatte dabei Peter Gauweiler, und welche Rosenbrocks wegweisende Publikation?

Prof. Dr. Rolf Rosenbrock im Gespräch mit Prof. Dr. Martin Dannecker (Video 9:42 Min)

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Strukturelle Prävention betrachtet das Verhalten des Einzelnen ebenso wie die Verhältnisse, in denen die jeweiligen Menschen leben (Strukturen). Das Vermögen des Einzelnen zu Minderung von Risiken beizutragen steht in Beziehung zu seinem sozialen Umfeld, zu Gesellschaft und Politik.

Geprägt wurde der Begriff Strukturelle Prävention von Hans Peter Hauschild (1954 – 2003) im Ergebnis der Auseinandersetzungen um die HIV-Prävention in Deutschland Ende der 1980er Jahre.

Im Oktober 1995 erklärte die deutsche Aids-Hilfe auf ihrer Mitgliederversammlung der Konzept Strukturelle Prävention zu ihrer Arbeitsgrundlage.

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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Patientenverfügung Erfahrungen

Der Bundestag debattiert derzeit mehrere Entwürfe für eine gesetzliche Regelung zur Patientenverfügung. Ein schwieriges Thema, wie schon intensive Debatten im Vorfeld gezeigt haben.
Einige persönliche Gedanken.

Viele Menschen befürchten, im Falle eigener Handlungsunfähigkeit könnte ihrem Willen nicht entsprochen werden. Sie seien dann vielleicht von Apparaten abhängig,  womöglich unter Umständen, die ihnen unwürdig erscheinen.

Gedanken, die nur zu verständlich sind. Gedanken, bei denen man schnell zustimmt, ja, da muss eine Patientenverfügung her.

Ich habe selbst mehrfach solche Situationen erlebt, mit Freunden, Angehörigen und persönlich.
Ich habe selbst erlebt, dass Ärzte sich über den Willen des Patienten oder auch von Angehörigen zunächst hinweg setzen. Und sicher in den meisten Fällen nicht aus Ignoranz oder gar Boshaftigkeit, sondern aus Interessenkonflikten oder weil sie Entscheidungsfaktoren anders bewerten. Und ich habe Situationen erlebt, die mir die Grenzen von Patientenverfügungen aufgezeigt haben.

Ein erstes Beispiel.
Ich habe selbst miterlebt (bei engsten Angehörigen), wie Ärzte Schmerztherapie mit Opiaten bei Krebs im Endstadium verweigerten mit der Begründung, die mache doch abhängig. Und als das dann durchgesetzt war, den Patienten dermaßen mit Opiatpflastern zuklebten, dass er völlig ruhiggestellt war, leer ins Nirgendwo starrte, nichts mehr wahrnahm. Nur eigenmächtiges Eingreifen trotz heftigsten Protests des Pflegepersonals („also, das ist ja … also … ich hol jetzt den Chef!“) gab ihm wieder das Bewusstsein zurück, nur gezieltes Entfernen und Halbieren der Pflaster schuf eine von ihm als akzeptabel empfundene Situation, die der Chefarzt unter Protest mit „nach massiver Intervention und auf einzige Verantwortung eines Angehörigen“ in der Akte vermerkte.

Eine Patientenverfügung hatte mein Angehöriger vorher (trotz meiner Bitten angesichts der absehbaren Situation) nicht gemacht. Ob sie in dieser Situation geholfen hätte? Klarheit hätte sie zumindest gebracht.

Eine andere Situation.
Ich habe schon frühzeitig eine Patientenverfügung für mich selbst gemacht. Und darin auch Dinge geregelt wie die Frage von Schmerztherapie oder lebenserhaltenden Maschinen – ’selbstverständlich‘ war ich dagegen, im Fall des Falles auf Maschinen angewiesen zu sein, nur um noch einige Stunden oder Tage länger dahin zu vegetieren …

Wenige Jahre später war ich in der Situation, dass der Arzt sagte, nun seien wirklich alle Möglichkeiten ausgeschöpft, er sei ratlos, könne nichts mehr tun. Eine Aussage, die weder meinen Mann noch mich sehr erstaunte oder schockierte, zu offensichtlich waren längst die Realitäten.
Und doch – hätte es in dieser Situation auch nur den absurdesten Rettungsanker gegeben, ich hätte nach ihm gegriffen. Ich wollte leben, unter allen Umständen, und sei es nur für einen Tag, eine Stunde, einen Moment länger. Ich hätte jede Maschine akzeptiert.

Es kam anders, gottseidank.
Und neben vielem anderen war bald klar, diese Patientenverfügung, die ich vor einigen Jahren wohlüberlegt, nach vielen Stunden des Nachdenkens und von Gesprächen niedergeschrieben hatte, kam in die Tonne. Sie wurde meinem Willen in dieser Situation nicht gerecht. Die Extremsituation „es geht jetzt dem Ende entgegen“, sie erwies sich für mich als nicht vorstellbar, nicht planbar – auch nicht für eine Patientenverfügung. Ich hatte mich in mir selbst getäuscht.

Und ich befürchte, dass vorgefertigte, ankreuzbare oder sonstwie als Muster fertig konfektionierte Vorlagen von Patientenverfügungen (wie sie auch derzeit wieder überall kursieren) mich zu einer Patientenverfügung verleitet hätten, die noch weiter von meinem Willen in der konkreten Situation entfernt gewesen wären.

Ich habe viel erfahren, viel gelernt über mich in jenen Tagen.

Ich erzähle diese persönlichen Erlebnisse (trotz meines Versuches, meine persönlichen Seiten weitgehend aus ondamaris heraus zu halten), um zu zeigen, dass Patientenverfügungen eine sinnvolle Sache sein können – und dass es leicht ist, eine Patientenverfügung zu erstellen, aber schwer, eine Patientenverfügung zu verfassen, die tatsächlich dem eigenen Willen gerecht wird.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich derartige Grenzsituationen ‚vorweg-fühlen‘ und dann schriftlich so regeln kann, dass sie meinen Willen in der zukünftigen Situation abbilden.

Ich habe meine Patientenverfügung längst geändert, ‚entschärft‘.
Und ich habe versucht Strukturen aufzubauen, bei denen ich für den Fall, dass ich nicht selbst für mich entscheiden kann, die zu treffenden Entscheidungen in die Hände von Menschen lege, denen ich vertraue – und die bereit sind, diese Verantwortung anzunehmen.

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Der Deutsche Bundestag debattiert derzeit drei unterschiedliche Entwürfe zur gesetzlichen Regelung einer Patientenverfügung, den ‚Zöller-Faust-Entwurf‘ (Drucksache 16/11493, pdf), den ‚Bosbach-Entwurf‘ (Drucksache 16/11360, pdf) und den ‚Strünker-Entwurf‘ (Drucksache 16/8442, pdf).

Der Bundestag hat den Entwurf Stünker bereits am 26. Juni 2008 in erster Lesung beraten. Am heutigen 21. Januar 2009 wurden die beiden Entwürfe Zöller-Faust und Bosbach in erster Lesung beraten. Die weitere Beratung findet jetzt anschließend in den Ausschüssen statt.

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Text 22. März 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Frankreich: Kampagne gegen Homophobie an Hochschulen

In Frankreich startet 2009 eine neue Kampagne gegen Homophobiean Hochschulen .

Die französische Bildungs- und Forschungsministerin Valérie Pécresse stellte am Montag in Paris offiziell eine neue Kampagne vor, mit der an französischen Hochschulen und Universitäten Homophobie thematisiert werden soll. Erstmals widmen sich damit staatliche Stellen in Frankreich im Universitätsbereich dem Thema Homophobie.

Die neue Kampagne, die sowohl Homophobie gegen Schwule wie auch gegen Lesben thematisiert, wurde vom Ministerium innerhalb eines Jahres gemeinsam mit LGBT-Gruppen in Frankreich entwickelt.

 Frankreich: Kampagne gegen Homophobie an Hochschulen ((c) Ministre de l’Enseignement supérieur et de la Recherche)
Frankreich: Kampagne gegen Homophobie an Hochschulen ((c) Ministre de l’Enseignement supérieur et de la Recherche)

 Frankreich: Kampagne gegen Homophobie an Hochschulen ((c) Ministre de l’Enseignement supérieur et de la Recherche)
Frankreich: Kampagne gegen Homophobie an Hochschulen ((c) Ministre de l’Enseignement supérieur et de la Recherche)

Das Plakat mit dem jungen Mann sagt:

Voici un garçon qui aime les garçons. Mais ce garçon qui aime les garçons n’aime pas les garçons qui n’aiment pas les garçons qui aiment les garçons. Cette phrase est compliquée, mais moins que sa vie d’étudiant homosexuel”.
[übersetzt etwa: „Sehen Sie hier einen jungen Mann, der Männer mag. Aber dieser junge Mann der Männer mag mag diejenigen jungen Männer nicht, die nicht junge Männer mögen, die junge Männer mögen. Dieser Satz ist kompliziert, aber weniger kompliziert als sein Leben als schwuler Student.“ Text des Plakats mit der jungen Frau analog.]

Insgesamt sollen 40.000 Plakate während der Kampagne an Universitäten und Hochschulen eingesetzt werden. Weitere 20.000 Plakate will das Ministerium Studenten-Organisationen zur Verfügung stellen, die sich gegen Homophobie einsetzen wollen.

weitere Informationen:
Ministre de l’Enseignement supérieur et de la Recherche (Frankreich) 16.06.2009: Une campagne de lutte contre l’homophobie dans les universités

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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Kulturelles

Barbie schockiert – Ken schwul!

Barbie ist schockiert. Kurz vor ihrem 50. Geburtstag musste sie erfahren, das Ken schwul ist … was wird nur an ihrem 60. ?

Barbie feiert Geburtstag. Am 9. März 2019 wurde die Ikone von Mädchen-Klischees 60 Jahre alt. Doch vorher musste Barbie noch mit einer anderen Nachricht klarkommen …

Ken war schwul ?

Denn jetzt.de, die ‘junge Webseite der Süddeutschen Zeitung’, vermittelte uns im Jahr 2009 Bedeutendes: Ken war schwul. Und Ken starb an Aids.

Ken? Welcher Ken?
Kennen Sie Barbie?
Nein, Barbie nicht, aber Ken …
… jawohl, Ken war schwul …
… sagt zumindest jetzt.de unter dem schönen Titel ‘Trivialwissen der Woche’:

Die Puppen Barbie und Ken wurden nach den Kindern von Ruth und Elliott Handler benannt, den Gründern von Barbie-Hersteller „Mattel“. Sohn Ken fühlte sich dadurch sein Leben lang gedemütigt. Offiziell war er zwar verheiratet und hatte drei Kinder, doch nachdem er 1994 an AIDS starb, wurde seine Homosexualität bekannt.

Ob die Barbie-Puppe das zu ihrem Geburtstag am 9. März hören möchte?

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Die Geschichte von Ken

Ken ist 30,5 cm groß und aus Vinyl. Die Puppe Ken wurde am 11. März 1961 eingeführt und angeblich benannt nach nach Ruth und Elliots Sohn Kenneth.

Kenneth Handler wurde am 22. März 1944 geboren. Er starb am 11. Juni 1994. Offizielle Quellen nennen als Ursache einen Gehirn-Tumor.

Das 2009 veröffentlichte Buch ‚Toy Monster: The Big, Bad World of Mattel‚ von Jerry Oppenheimer jedoch bezeichnet Kenneth Handler als schwul. Er „grew up embarrassed and humiliated by having an anatomically incorrect boy doll named after him with no hint of genitalia„. Kenneth sei an den Folgen von Aids verstorben.

Ken schwul? und mit Cockring ?

Im Juli 1993 stieß eine Sonderausgabe, der Earring Magic Ken, auf besondere Begeisterung gerade auch bei Schwulen. Ein Ken, gepierced, gegeltes Haar, lila Plastik-Weste, und um den Hals ein Kettchen, daran etwas das aussah wie … ein Cockring aus Chrom.

@colonial_maureen blessed me with this gay Ken doll #barbie #ken #earringmagicken

Ein Beitrag geteilt von Chateau Cat (@chateau_cat) am

Ken mit Cockring? (wo er doch gar kein Genital hat …)

Trotz kommerziellen Erfolgs stellte Hersteller Mattel die Produktion dieser Version von Ken schon bald wieder ein und zog noch vorhandene Exemplare aus dem Handel zurück.

Mattels Kommunikations- und Marketing-Managerin Lisa McKendall kommentierte damals trocken, die neue Ken-Version beruhe auf einer Marketing-Befragung. Und Ken habe nichts, absolut gar nichts mit Homosexualität zu tun …

„We’re not in the business of putting cock rings into the hands of little girls.“

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Ken schwul, Tim schwul …was kommt bloß als nächstes?

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‘Hausarbeit mit Käse: so wird die Woche ab dem 12. Januar‘
jetzt.de / SZ online vom 11.01.2009

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Ken schwul – mit diesem Thema setzten sich auch Künstler auseinander, so 2009 Christian Bauer oder 2012 Dina Goldstein.