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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Herr Pofalla bei der LSU 2009

CDU-Generalsekretär 2009 Ronald Pofalla bei der LSU. Viele warme Worte – und nichts in der -homopolitischen- Substanz.

Ronald Pofalla, Generalsekretär der CDU, war der erfreut begrüßte ‘Stargast’ des ‘Jahresempfangs und Sommerfestes’ der LSU Lesben und Schwule in der Union am 18. Juni 2009 in der Sächsischen Vertretung in Berlin.

Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / Begrüßung durch den LSU Bundesvorsitzenden Reinhard Thole

Pofalla überbrachte den etwa 200 Gästen Grüße von Bundeskanzlerin Merkel, verbunden mit dem “Dank für das Engagement”. Merkel sei “froh, dass Sie zur Familie gehören”. Die Union brauche die LSU; mit seinem Besuch wolle er auch deutlich machen, dass die LSU selbstverständlich auf allen Ebenen der Partei sichtbar und engagiert sein solle.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla bei der LSU
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla bei der LSU

Nach diesen kurzen Worten zur LSU berichtet Pofalla umfangreich zu den Beratungen über das kommende Wahlprogramm der CDU. Homopolitische Themen oder gar Vorhaben kamen nicht mehr zur Sprache, ebenso nichts zu Aidspolitik.

Noch 2007 hatte Pofalla deutlich gemacht

“Eine Gleichstellung mit der Ehe zwischen Mann und Frau als Kern der Familie lehnen wir aber ebenso ab wie ein Adoptionsrecht für Homosexuelle.”

Änderungen in dieser Haltung ließ Pofalla beim Jahresempfang der LSU nicht erkennen.

Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / CDU-Generalsekretär Ronald Pofalla & LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Reinhard Thole, LSU-Bundesvorsitzender, zeigte sich stolz auf bisher erreichte Erfolge – die CDU, sie bewege sich doch. Er verwies auf das Erbschaftssteuer-Gesetz oder das AGG. Thole forderte in seiner Rede die rechtliche Gleichstellung von Lebenspartnerschaften mit der Ehe.

Jahresempfang 2009 der LSU / LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole
Jahresempfang 2009 der LSU / LSU-Bundesvorsitzender Reinhard Thole

Zum Thema HIV/Aids forderte Thole eine “verstärkte Aids-Prävention” sowie “wirksame Hilfen für Betroffene”. Er betonte, Männer die Sex mit Männern haben seien immer noch die von HIV am stärksten betroffene Gruppe. Der Prävention käme auch zukünftig weiterhin eine Schlüsselrolle zu. Zudem sei es wichtig, “Jugendliche zu verantwortlicher Sexualität zu erziehen”. Er forderte einen Runden Tisch zur Gesundheits-Prävention, den das Bundesministerium für Gesundheit koordinieren solle.

Schon kurz vor dem LSU-Sommerfest hatte Angela Merkel mit Lesben und Schwulen in der CDU gesprochen. Das Kölner DomRadio berichtet von einem Besuch Merkels im Kardinal-Höffner-Kreis der Unionsfraktion in der Parlamentarischen Gesellschaft. Dort habe Merkel

berichtet von ihrem Gespräch mit den Lesben und Schwulen in der CDU, ‘hammerhart’: “Unglaublich nette Menschen”, denen sie dann habe erklären können, dass sie nicht gleichgeschlechtlich heiraten dürften”.

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So, wie die Schwusos begeistert sind vom SPD-Parteiprogramm, zeigte sich wie zu erwarten auch die LSU begeistert von CDU-Generalsekretär Pofalla und seinen Ausblicken auf das Wahlprogramm. Brave Parteigänger halt.

Dass Pofalla allerdings selbst auf dem Jahresempfang der “Lesben und Schwulen in der Union” (der, nebenbei, kaum weibliche Besucher aufwies) nach unverbindlichen warmen Worten so überhaupt kein Wort mehr fand zu homo- oder aidspolitischen Sachverhalten, war nach seinen früheren Aussagen zwar wenig überraschend, dennoch auffällig und ein deutliches Signal. Warme Worte und politische Realitäten sind halt (wie auch bei Steven Milverton nachzulesen) zweierlei – und bei CDU/CSU besonders weit von einander entfernt. Schwule und Lesben haben von dieser Partei scheinbar auch weiterhin nicht viel zu erwarten.

weitere Informationen:
Rede Ronald Pofallas auf dem Jahresempfang 2009 der LSU
gayweb news 09.03.2007: Pofalla: Keine weiteren Rechte für Verpartnerte
LSU-Pressemitteilung 27.5.2009: LSU fordert Runden Tisch HIV- und AIDS-Prävention
DomRadio 18.06.2009: „Viele suchen nach Halt“ – Angela Merkel betont vor Unionsabgeordneten ihr Christsein
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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Dustin Lance Black: keine Entschuldigung – das Recht auf Sex ohne Kondom

Ein Promi hat Sex ohne Kondom. ‚Bareback‘, ‚Entschuldigung‘, gellt es durch die Medien. Und – wo ist das Problem?

„Dustin Lance Black entschuldigt sich für durchgesickerte Fotos mit ungeschütztem schwulem Sex“, titelt PinkNews, und ggg.at legt reißerisch nach „Dustin Lance Black: Bareback-Bilder aufgetaucht“.

Dustin Lance Black, der Autor des Drehbuchs zu dem Film „Milk, hatte also Sex mit einem anderen Mann. Sex, bei dem dieser in ihn eindrang, ohne Kondom. Drei Jahre alte Bilder, von einem ex-Lover an die Öffentlichkeit gezerrt, sollen dies zeigen.

Na und?

So weit sind wir also schon, dass man sich für Sex ohne Kondom rechtfertigen, entschuldigen muss?

Lance Black mag ein Problem haben. Aber das Problem lautet nicht „Sex ohne Kondom“.
Blacks Problem lautet vielleicht „Glaubwürdigkeit“ oder „warum hab ich Sex ohne Kondom, wenn ich gleichzeitig Safe Sex predige“ (in den USA wird „safe sex“ propagiert, nicht „safer Sex“ wie in Deutschland)

Das Problem von Herrn Black heißt nicht „Sex ohne Kondom“.

Wissen ggg.at, pinknews und co, welchen Serostatus Herr Black hat? Und ob er vielleicht -egal ob HIV-positiv oder HIV-negativ- einen Partner mit gleichem Serostauts hat(te)? Oder eine Partner, der HIV-positiv ist und die EKAF-Bedingungen erfüllt, also sexuell nicht infektiös ist?
Oder geht es mal wieder nur um Spektakel, um billige „Bareback-Schlagzeilen“?

Und – was geht das Sexleben von Herrn Black eigentlich die Boulevard-Presse an, egal ob homo oder hetero?

Niemand muss sich dafür entschuldigen, einvernehmlich Sex ohne Kondom zu haben. Erst recht nicht öffentlich. Egal, ob Nobody oder Promi. Niemand.

siehe auch:
PinkNews 15.06.2009: Milk screenwriter Dustin Lance Black apologises for leaked unprotected gay sex photos
ggg.at 15.06.2009: Dustin Lance Black: Bareback-Bilder aufgetaucht
Steven Milverton: Dustin Lance Black – Er hätte sich nicht entschuldigen müssen
LifeLube 15.06.2009: Milk screenwriter Dustin Lance Black apologises for ???
DAH Blog 17.06.2009: Blanker Hohn
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Berlin

ehemaliger Spreepark – Vergnügen im Gestrüpp

Der Spreepark bzw. Kulturpark Plänterwald war von 1969 bis 2001 der einzige Vergnügzungspark Berlins. Seit Insolvenz 2001 liegt er brach, verfiel. Wurde zu einem der zahlreichen lost places in Berlin. Bis 2026 soll das Gelände, betrieben von einem landeseigenen Betrieb, als Ausflugsziel unter dem Motto ‚Kunst, Kultur, Natur‘ wieder zugänglich werden.

Spreepark Plänterwald 1969 – 2001

Der für 160 Millionen Mark der DDR erbaute Vergnügungs-Park wurde am 4. Oktober 1969 eröffnet. Bis 1989 war er bekannt als Kulturpark Plänterwald des VEB Kulturpark Berlin. Mit jährlich 1,5 Millionen Besuchern wurde der einzige Vergnügungspark der DDR bald zum Erfolg. Noch zum 40jährigen Jubiläum der DDR am 7. Oktober 1989 erhielt der Kulturpark Plänterwald nach 20 Jahren ein neues Riesenrad – mit 40 Gondeln (statt zuvor 36), gebaut vom Hersteller Vekoma.

1991 wurde der Vergnügungspark privatisiert. Nach der Insolvenz Ende 2001 wurde der Spreepark geschlossen. Letzter Öffnungs-Tag des Spreeparks war der 4. November 2001. Der letzte Betreiber kündigte den Pachtvertrag und floh ins Ausland.

2013 brach die Senatsverwaltung für Finanzen eine Zwangsversteigerugn zunächst ab. 2014 kaufte das Land Berlin die Erbbaupacht für 2 Millionen Euro zurück. Der Weg war frei für eine neue Zukunft des Spreeparks.

eine neue Zukunft für den ehemaligen Spreepark

Das Riesenrad steht noch immer – geplant zur Zeit als ‚technisches Denkmal‘. Doch die landeseigene Grün Berlin GmbH plant, das Gelände des ehemaligen Spreeparks wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen, einen Spreepark 2.0 .

Wenn auch nicht als Vergnügungspark oder Rummelplatz, sondern als ‚Ort der Überraschungen‘, als Kunst- und Kulturpark, und eventuell doch mit wieder in Betrieb gehendem Riesenrad …

Seit 21. Oktober 2018 bietet ein Container- Pavillon (am Südrand des Parks, nahe Dammweg) immerhin Informationen zu den weiteren Planungen. Geöffnet jeweils sonntags bis Ende November 2018 und dann wieder ab März 2019.

ehemaliger Spreepark – Fotos 2009

Fernab der Stadt,
weit draußen,
tief im Wald,
verborgen hinter Bäumen,
hinter Sträuchern und Gestrüpp,
verbirgt sich …

Spree-Park
Spree-Park
Spre-Park
Spreepark
Spree-Park
Sprepark

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Frank & Ulli im Spreepark Berlin 2001
Frank & Ulli im Spreepark Berlin 13.10.2001 (auf der ab 1995 gebauten Wildwasser-Bahn ‚Grand Canyon‘)

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Feurige Hitler-Jungen in Schöneberg?

Oh – in Berlin-Schöneberg trommelt immer noch unbehelligt die Hitler-Jugend ? Und die feschen Hitler-Madels vom Bund deutscher Mädel bereiten sich auf ihre Mutterrolle vor? Oder was stellt dies hier dar?

Feurige Hitler-Jungen in Schöneberg?
Feurige Hitler-Jungen in Schöneberg?

Die „gebundenen Ganztags-Schule“ Teltow-Grundschule in Berlin-Schöneberg Feurigstrasse (früher „10. Grundschule“), heute mit Montessori-orientierten Klassen, bietet Schülerinnen und Schülern wie auch Besuchern diesen Anblick über ihrem Eingangs-Portal.

Das Motto der „Teltow-Grundschule“ lautet laut eigener Internetseite:

„Wir begegnen uns mit Achtung und Wertschätzung. Wir sind höflich, hilfsbereit und kameradschaftlich. Wir benehmen uns täglich so, dass alle sich wohlfühlen und gern in die Schule kommen.“

Ob der Relief-„Schmuck“ Teil dieses Ideals ist?

Diese Reliefs befinden sich an einer Schule. Einem Ort, der zur Bildung (der Jugend) beitragen soll. Erstaunliche Koinzidenz.

Selbst falls diese Reliefs nicht aus dunkelsten Zeiten stammen sollten, sondern aus Zeiten von spätem Wandervogel, sie erstaunen. Und wecken mit all ihrer Symbolik (vom Wimpel über Hemd bis zu Lederriemen für den Halstuch-Knoten) Assoziationen, die der Erklärung und Einordnung bedürfen.

Wohlgemerkt, es geht nicht um ‚Bildersturm‘. Es geht nicht darum etwa zu fordern, diese Reliefs zu entfernen.
Aber es geht sehr wohl um die Frage, warum diese Reliefs heutzutage immer noch unkommentiert dort hängen, ohne Erläuterung, ohne historische Einordnung. Nur darum. Aber darum ganz sicher.

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Text 26. März 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Nachdenkliches

Koordinaten der Liebe

Warum schreibst du nicht mal wieder über Beziehung, Liebe, Partnerschaft?
Solcherlei Mails erreichen mich gelegentlich, so auch neulich.
Nun, mir fehlt im Augenblick die Zeit – Texte darüber brauchen Muße, Ruhe, Klarheit im Kopf – und Zeit zum Entstehen.
Zum Ausgleich heute zumindest ein Zitat …

“Wenn wir jemanden lieben, nehmen wir sie oder ihn allzu oft nicht als die Person an, die er oder sie wirklich ist. Wir akzeptieren sie oder ihn insofern, als die Person in die Koordinaten unserer Phantasie passt. Wir miss-identifizieren bzw. identifizieren sie oder ihn falsch. Das ist auch der Grund dafür, dass aus Liebe schnell Gewalt werden kann, wenn wir herausfinden, dass wir uns getäuscht haben. Es gibt nichts Gefährlicheres, nichts Tödlicheres für die geliebte Person, als nicht für das geliebt zu werden, was er oder sie ist, sondern dafür, in das Ideal zu passen. In diesem Fall ist Liebe immer demütigend.”

Slavoj Zizek; zitiert nach Programmheft “Der Vetter aus Dingsda”, Komische Oper Berlin
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23. Mai Tag des Grundgesetz

Am 23. Mai 1949 wurde in Bonn das Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland unterzeichnet und verkündet.

An erster Stelle steht immer der Mensch – so heißt es z.B. im Grundgesetz in den erste drei Artikeln

Die Würde des Menschen ist unantastbar. (Art.1 (1,1))

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit … (Art. 2 (1,1))

Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich. (Art. 3(1.1))

Der Deutsche Bundestag erklärt zum Grundgesetz

Das Grundgesetz (GG) ist die Verfassung der Bundesrepublik Deutschland. Es wurde vom Parlamentarischen Rat, dessen Mitglieder von den Landesparlamenten gewählt worden waren, am 8. Mai 1949 beschlossen und von den Alliierten genehmigt. Es setzt sich aus einer Präambel, den Grundrechten und einem organisatorischen Teil zusammen. Im Grundgesetz sind die wesentlichen staatlichen System- und Werteentscheidungen festgelegt. Es steht im Rang über allen anderen deutschen Rechtsnormen.

Ein Grundgesetz ist nur so gut, wie es gelebt wird, eine Demokratie nur so stark, wie ihre Bürger sie leben, sie und ihre Rechte verteidigen.
2009 hatte der ehemalige Verfassungsrichter Winfried Hassemer (1940 – 2014) einen „Trend zu mehr Sicherheit auf Kosten der Freiheit“ beklagt.

Der Lesben- und Schwulenverband Deutschland (LSVD) forderte anlässlich des 60jährigen Grundgesetz-Jubiläums 2009 im Rahmen seiner „Kampagne 3“ : „Unsere Verfassung muss endlich auch Lesben, Schwulen, Transgendern und intersexuellen Menschen gleiche Rechte garantiere.
Mit diesem Ziel solle Artikel 3 Absatz 3 des Grundgesetzes (Diskriminierungsverbot) um das Merkmal „sexuelle Identität“ ergänzt werden. Eine Forderung, die auch 2024 noch besteht …

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Das Grundgesetz gibt’s zum Online-Lesen und Download hier.
Zudem kann der Text des Grundgesetzes beim Deutschen Bundestag (im Bundestag-Bestellsystem) online bestellt werden (max. 5 Exemplare).
Bei der Bundeszentrale für politische Bildung können Exemplare des Grundgesetzes ebenfalls online bestellt werden.

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Frankreich Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Fussball Frankreich: Rote Karte gegen Homophobie!

Homophobie – auch im französischen Fußball ein verbreitetes Problem. Ein neues Video fordert in Frankreich “Rote Karte gegen Homophobie!”

Homophobe Zwischenfälle, seien sie verbaler oder physischer Natur, sind auch im französischen Fußball traurige Realität. Hiergegen vorzugehen, Homophobie nicht weiter zu banalisieren, zu verharmlosen ist das Anliegen des neuen Spots “Un carton rouge contre l’homophobie” (Rote Karte gegen Homophobie). Ein Spot, dessen Sinn sich auch ohne französische Sprachkenntnisse erschließen dürfte:


Un carton rouge contre l’homophobie von mairiedeparis

Realisiert wurde der Spot auf Initiative von Paris foot gay, “Le club qui défend le droit à la différence” (Der Club, der das Recht auf Unterschiedlichkeit verteidigt). Finanziert wurde der Spot von der französischen Profi-Fußball-Liga Ligue de football professionnel (LFP) und dem Pariser schwulen Fußball-Club.

Ein Hinweis zum besseren Verständnis: “pédé” als Bezeichnung für “schwul” oder “Schwuler” ist in Frankreich ein i.d.R. äußerst abfällig gemeintes derbes Schimpfwort (und nicht wie “schwul” in Deutschland eine von Schwulen selbst positiv umgemünzte Bezeichnung).

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Bayerischer Maßnahmen-Katalog Aids 1987

Bayerischer Maßnahmen-Katalog  zur Verhütung und Bekämpfung der Immunschwächekrankheit AIDS wurde am 19. Mai 1987 bekannt gemacht mit einer Veröffentlichung im Amtsblatt.

Auf dieses traurige Jubiläum weist Steven Milverton in einem sehr lesenswerten Beitrag hin: „Der Angst-Staat“.

Bayerischer Maßnahmen-Katalog – ein skuriler Punkt der Zeit- und Aids-Geschichte? Eine Erinnerung an aufgeregte Tage, an Gauweiler und Gauweilereien, aber letztlich doch Vergangenheit?
Bei weitem nicht, wie Steven Milverton betont:

Es könnte sich als fataler Irrtum herausstellen, anzunehmen mit dem besseren Wissen über HIV und AIDS wäre das Gauweiler’sche Bekämpfungsinstrumentarium aus den Köpfen verschwunden. Es gibt immer noch Ewiggestrige in durchaus verantwortungsvollen Positionen, die HIVpositive Menschen per se als Kriminelle hinstellen und entsprechend behandeln wollen.

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Kriminalisierung ist kein probates Mittel der Aids-Bekämpfung, HIV ist ein Virus, kein Verbrechen – diese Erkenntnis ist nicht neu, dennoch nicht bei jedermann angekommen. Zu oft immer noch werden HIV-Positive als vogelfrei betrachtet, stigmatisiert, diskriminiert, ausgegrenzt. Wohin das und ähnliche Gauweilerein führen kann – in den „Angststaat“, wie Steven Milverton seinen sehr lesenswerten Beitrag titelt.

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siehe auch
DAH-Blog 24.02.2012: Pogrome statt Kondome
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Politisches

Hedwig Dohm 20.9.1831 – 1.6.1919

Die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Hedwig Dohm wurde am 20. September 1831 in Berlin geboren, wo sie 1919 auch starb. Seit 2007 erinnert ein Gedenkstein wieder an sie.

H. Dohm war eine der ersten feministischen Theoretikerinnen und u.a. Vorkämpferin für das Frauen-Wahlrecht, das Recht auf Abtreibung und die Öffnung der Universitäten für Frauen.

„Weil die Frauen Kinder gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben. Ich behaupte: weil die Männer keine Kinder gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben und ich finde die eine Behauptung mindestens ebenso tiefsinnig wie die andere.“

Hedwig Dohm: Das Stimmrecht der Frauen, 1876, S. 124

FemBio bezeichnet Dohm als “eine der klügsten und witzigsten Frauenrechtlerinnen der letzten 100 Jahre” und erläutert

Sie forderte gleiche Bildung und Ausbildung für beide Geschlechter und kämpfte für Frauenstudium und Frauenstimmrecht. Hausarbeit und Kindererziehung könnten von Institutionen übernommen werden, um auch der Frau die Möglichkeit zu geben, ihrem Beruf nachzugehen.

Dohm wurde am 20. September 1831 in Berlin geboren (geb. Schlesinger). 1853 heiratete sie Ernst Dohm, den Chefredakteur der satirischen Zeitschrift Kladderadatsch, mit dem sie zwischen 1854 und 1860 fünf Kinder hatte.

Anfang der 1870er Jahre verfasste Dohm mehrere feministische Bücher, in denen sie “die völlige rechtliche, soziale und ökonomische Gleichberechtigung von Frauen und Männern forderte” (Wikipedia), darunter 1874 ‘Die wissenschaftliche Emancipation der Frauen’.

Hedwig Dohm um 1870
Hedwig Dohm um 1870

1918 erlebt Dohm noch, dass Frauen endlich das Wahlrecht erhalten.

H. Dohm starb am 1. Juni 1919 in Berlin. Ihr Grab befindet sich auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.

Hedwig Dohms Enkelin Katja (die Tochter von Hedwig Dohms Tochter Katja Pringsheim) heiratete 1905 einen Schriftsteller – den jungen Thomas Mann.

Mit ihrem Kampf um die Emanzipation der Frauen eckte Dohm zu Lebzeiten in der Männerwelt ständig an – und geriet mehr oder weniger in Vergessenheit (selbst an ihrem Wirkort Berlin erinnert nur eine Schule an sie, die ihren Namen führt).

Seit Juni 2007 erinnert auf dem Alten Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg auf Veranlassung des Journalistinnenbundes wieder ein Gedenkstein an Hedwig Dohm.

Zudem erinnert eine Straße in Berlin an Dohm (s.u.).

In Erinnerung an sie ehrt der Journalistinnenbund seit 1991 “eine Kollegin für ihre herausragende journalistische (Lebens-)Leistung und ihr frauenpolitisches Engagement” mit der Hedwig-Dohm-Urkunde.

„Die Männer meinen, die Eigenschaften, die sie den Frauen absprechen, haben sie selber.“

Hedwig Dohm, Der Frauen Natur und Recht, 1876

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Gedenkstein für H. Dohm

Hedwig Dohm Gedenkstein
Dohm Gedenkstein
Hedwig Dohm Gedenkstein, Rückseite
H. Dohm Gedenkstein, Rückseite

“Glaube nicht, es muß so sein, weil es so ist und immer so war. Unmöglichkeiten sind Ausflüchte steriler Gehirne. Schaffe Möglichkeiten.”

Hedwig Dohm

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Weitere Informationen:
Gundula Thors: ‘Ihrer Zeit weit voraus – die Publizistin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm’
lesenswert u.a.: H. Dohm: ‘Die wissenschaftliche Emancipation der Frauen’, Berlin, Wedekind & Schwieger 1874, online im Projekt Gutenberg

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Hedwig Dohm Ehrengrab

Am 24. März 2019, rechtzeitig vor ihrem 100. Todestag, wurde das Hedwig Dohm Grab als Ehrengrab eingeweiht. Grußworte sprachen Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, MdB Renate Künast und Rebecca Beerheide (Vorsitzende des Journalistinnen-Bundes).

Ehrengrab H. Dohm, 1. April 2019

Hedwig-Dohm-Strasse

Seit 2007 wird an Dohm auch durch die Benennung einer Straße am Bahnhof Südkreuz erinnert. Der vordere Teil der früheren Naumannstraße (vor dem Bahnhof Südkreuz) wurde am 22. September 2007 in Hedwig-Dohm-Strasse umbenannt

Hedwig-Dohm-Strasse in Berlin
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Homophobie tötet

“ Homophobie tötet ” – eine neue Kampagne thematisiert in Frankreich landesweit Homophobie und ihre Folgen.

Am 17. Mai 2009 ist zum 5. Mal der Internationale Tag gegen Homophobie (International Day Against Homophobia IDAHO). Aus diesem Anlass stellte eine in Südfrankreich ansässige Gruppe (Collectif Contre l’Homophobie CCH, Montpellier) ihre erste Kampagne gegen Homophobie vor.

Die neue Kampagne soll in Frankreich landesweit gezeigt werden, sowohl in Großstädten als auch in der Provinz.

l'homophobie tue - Homophobie tötet (c) CCH
l’homophobie tue – Homophobie tötet (c) CCH

Homophobie tötet – französische Kampagne wird 2010 fortgesetzt

“Homophobie tötet” – eine französische Kampagne gegen Homophobie wird fortgesetzt, zum Jahresbeginn 2010 in Bordeaux.

Am 17. Mai 2009 stellte eine in Südfrankreich ansässige Gruppe (Collectif Contre l’Homophobie CCH, Montpellier) ihre erste Kampagne gegen Homophobie vor.

Die Kampagne wurde seit Frühjahr 2009 unter anderem in Montpellier, Nantes, St. Nazaire und den Départements Hérault und Somme gezeigt.

Nun hat sich auch die Stadt Bordeaux angeschlossen – 80 großformatige Plakate der Aktion sind an Straßenbahn-Haltestellen im Großraum Bordeaux (CUB Communauté urbaine de Bordeaux) zu sehen. Parallel fand zum Auftakt eine Konferenz zum Thema ‘Diskriminierungen in Bordeaux’ statt.

“Homophobie tötet” ist nicht die einzige Kampagne gegen Homophobie in Frankreich. Im Sommer 2009 war von der französischen Bildungs- und Forschungsministerin Valérie Pécresse eine landesweite Kampagne gegen Homophobie an Hochschulen mit 60.000 Plakaten gestartet worden.

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weitere Informationen:
Centre Collectif contre l’Homophobie CCH
International Day Against Homophobia internat. Site
Tetu 07.01.2010: Bordeaux s’affiche à son tour contre l’homophobie

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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs