11:31, ja hat er gesagt. Und er auch. Herzlichen Glückwunsch Dominic und Stefan zur Lebenspartnerschaft und alles Gute!
Etwa 400 Menschen demonstrierten am 4. August 2009 in Berlin gegen Homophobe und für Solidarität mit den Opfern des Anschlags auf einen schwul-lesbischen Jugend-Treffpunkt in Tel Aviv.
Bei einem Anschlag auf einen Treffpunkt schwuler und lesbischer Jugendlicher in Tel Aviv (Tel Aviv Gay and Lesbian Association (AGUDA)) sind am Samstag Abend (01.08.2009) zwei Menschen ermordet und 15 verletzt worden. Die Polizei sucht weiterhin nach den Tätern, derzeit ist eine Nachrichtensperre verhängt.
Am Dienstag, 4. August demonstrierten etwa 400 Menschen in Berlin gegen die Gewalt und die als Ursache des Angriffs vermutete Homophobie.

Gloria Viagra, Berliner Drag-Queen mit dem Motto ‚Nur Revolution macht schön‘ und Organisator der Demonstration, informierte vorab:
„Mit Entsetzen,Trauer und Wut haben wir von dem Anschlag auf das lesbisch-schwule-transgender (LGTQ)-Zentrum in Tel Aviv erfahren.
Dort hat ein maskierter Mann am Samstag Abend die dortige Jugendgruppe überfallen und wahllos mit einem Maschinengewehr auf die Teenager geschossen. Eine 17jährige und ein 24jähriger starben, 15 weitere wurden z.T. schwer verletzt.
Der Mann konnte unerkannt entkommen. Er versuchte noch in eine weitere Schwulenbar einzudringen, wurde aber vom dortigen Sicherheitspersonal abgewehrt.
Auch wenn noch nicht klar ist, aus welchem Kreis der Mörder kommt, ist eines klar: Dieser Anschlag ist ein ganz gezielt Hassverbrechen. Ein Verbrechen gegen die LGT-Szene.
Im Gegensatz zum religiösen Jerusalem ist Tel Aviv als sehr offen-liberale und homofreundliche Metropole bekannt, umso größer die Betroffenheit dort.
Aber es kommt nicht von ungefähr: So wird unter der neuen konservativen Regierung allgemein ein Klima gegen Minderheiten geschürt, so gegen Homosexuelle und Flüchtlinge. Die ultra-religöse Schass-Partei hetzt seit Jahren aufs Übelste gegen Homosexuelle, ihr religiöser Führer rief 2005 anlässlich des CSDs in Jerusalem sogar zum Mord auf; ohne Konsequenzen.
Unser ganzes Mitgefühl gilt den Betroffenen und Angehörigen, unsere Solidarität der LGTQ-Szene in Israel !!!!“
In Tel Aviv selbst war es bereits direkt nach dem Anschlag zu einer spontanen Demonstration gekommen. Kundgebungen und Gedenkveranstaltungen fanden inzwischen u.a. in Rostock, Köln und London statt, für kommenden Mittwoch ist eine Gedenkveranstaltung in Wien geplant. Für Samstag ist eine Gedenkveranstaltung in Paris sowie Groß-Demonstration in Tel Aviv anberaumt.
Der israelische Sozialminister kündigte inzwischen ein Eil-Komitee an, um nach dem Attentat den Bedürfnissen der schwul-lesbischen Community in Israel gerecht zu werden.








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Text 11. April 2017 von ondamaris auf 2mecs
Am 4. August 2003 starb Dr. Hans Peter Hauschild an den Folgen von Aids.
Am 3. August 2003 starb Dr. Hans-Peter Hauschild in Berlin. Hauschild, am 2.9.1954 geboren, war u.a. Geschäftsführer der Frankfurter Aids-Hilfe und Mitglied im Bundesvorstand der Deutschen Aids-Hilfe.
Hans-Peter Hauschild ist in Berlin auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof beigesetzt.


Hans Peter Hauschild gilt u.a. als “Mit-Erfinder” des Konzepts der strukturellen Prävention, das bis heute tragender Gedanke der Aids-Prävention in Deutschland ist (siehe Leitbild der Deutschen AIDS-Hilfe).
Die Deutsche Aids-Hilfe hat am 15. Juli 2011 den Hans-Peter-Hauschild-Preis für besondere Verdienste um die strukturelle Prävention ausgelobt.
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Text 18.02.2016 von ondamaris auf 2mecs

Das ehemalige “Traumschiff” MS Astoria wurde 1981 gebaut. Unter dem Namen Saga Pearl II fuhr es von 15. März 2010 bis Frühjahr 2019. Am 11. April 2019 wurde das Schiff außer Dienst gestellt und 2020 zu einer privaten Yacht umgebaut.

1983/84 war die Astoria als “Traumschiff” Star der damaligen ZDF-Erfolgs-Serie. Die Astoria war bis 2008 in Voll-Charter des (damals) Bremer Reiseveranstalters Transocean Tours.
Der Kopf des “Schwebenden”
Eine der Plastiken, die mich seit Jahren bewegt, ist der “Schwebende Engel” (auch: Güstrower Ehrenmal) von Ernst Barlach.
Unterwegs (genauer; auf dem Rückweg von Niederrhein), zeigt sich uns völlig unerwartet das Gesicht des “Schwebenden”:





Der Kopf des “Schwebenden Engel” (auch bekannt als Güstrower Ehrenmal), ausgestellt im Museum Abteiberg in Mönchengladbach.
Das Gesicht trägt die Züge der Bildhauerin Käthe Kollwitz – keine Absicht, aber auch kein Zufall, wie Barlach erklärte:
“In den Engel ist mir das Gesicht vom Käthe Kollwitz hineingekommen, ohne dass ich es mir vorgenommen hatte. Hätte ich sowas gewollt, wäre es mir wahrscheinlich missglückt.”
Ein CSD mit mehr Teilnehmern, als die gastgebende Stadt Einwohner hat? In Frankreich, im bretonischen Gourin ist dies möglich … heute, am 1. August.
Zehn-, gar Hunderttausende Teilnehmer auf CSDs? Die Veranstalter der CSDs in Deutschland scheinen manchmal an einem Wettbewerb beteiligt, wer die höchsten Teilnehmer- und Zuschauerzahlen aufzuweisen habe. Dieses Jahr Köln? Oder doch wieder Berlin? Ein Wettbewerb der nackten Zahlen, bei dem die Inhalte manchmal ein wenig in Vergessenheit zu geraten scheinen. Und bei dem die kleinen CSDs in der ‘Provinz’, da wenig spektakulär, niedrigere Teilnehmerzahlen, gern übersehen werden.
CSD in der Provinz, das hat auch das einst so zentralistische und gern nach Paris blickende Frankreich seit einigen Jahren zu bieten. Mit einer Besonderheit ganz eigener Art:
Im bretonischen Örtchen Gourin findet am 1. August ein CSD statt, dessen Teilnehmerzahl bei weitem die Einwohnerzahl des Ortes übersteigt.
Gourin ist ein kleiner Ort im Department Morbihan, auf dem flachen Land, nahe den Küstenorten Quimper und Lorient, etwas südlich der Hafenstadt Brest. 4.000 Einwohner, ein beschauliches Örtchen ohne größere Attraktionen.
Ein Örtchen – mit einem jährlichen CSD. Tausende Schwule und Lesben ziehen jährlich Anfang August (2009 am 1. August) durch die Straßen des Dorfes – mehr als das Dorf Einwohner hat. Bereits 2008 nahmen über 5.000 Personen am Festy Gay teil – für die heutige Parade 2009 werden 10.000 Teilnehmer erwartet.
Veranstalter des Festy Gay (Fest Ty Gay, Ty bretonisch: Haus) ist Bernard Raynal, ein lokaler Gastronom, der Besitzer der bei Schwulen aus der ganzen Region beliebten Disco “Starman Club“. Und die Homo-Parade von Gourin ist von breiter Unterstützung im Dorf getragen:die Internetseite des Ortes gourin.com kündigt stolz das FestyGay 2009 an, die Vereinigung der örtlichen Händler beteiligt sich, die Stadtverwaltung unterstützt – zum Wohl der Kommune, aber auch weil er die Idee gut finde, wie de Bürgermeister betont.
weitere Informationen:
tetu 31.07.2009: La «folle» Bretagne se retrouve pour un jour à Gourin
e-ilico 02.08.2009: Bretagne : plusieurs milliers de personnes à la gay pride de Gourin (+ vidéo)
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Anti-CSD-Aktivisten: Stop Gay-Pride
Beim Pariser CSD 2009 kam es zu einer Gegen-Demonstration von “Stop Gay Pride” – Aktivisten. Tagelang stand ein homophobes Video über ihre Aktion auf mehreren Videoportalen online.
Paris, 27. Juni 2009. Hunderttausende Schwule, Lesben, Bisexuelle und Transgender feierten den CSD in Paris als “Marche des Fiertés” unter dem Motto “Stolz auf unseren Kampf – wann bekommen wir wirkliche Gleichberechtigung?”. Die Demonstration war von Liza Minelli in Begleitung des Pariser Bürgermeisters Bertrand Delanoë eröffnet worden.
Doch zum Pariser CSD versammeln sich nicht nur stolze und feier-launige Schwule und Lesben – auch zahlreiche Gegen-Demonstranten, Homo-Gegner machen ihrem Hass lautstark Luft. Einige der Gegendemonstranten sollen zu einer nationalistischen und antizionistischen Gruppierung gehören.
Die Gegendemonstranten berufen sich auf “moralische Werte” und fordern ein Verbot der CSD-Demonstration. Sie würden von nun an ausdauernd gegen “homosexuelle Propaganda” und “öffentliche schwule Affronts” kämpfen – und ihre Aktionen gegen die schwule Welt vervielfachen.
Während der Aktion wird Homosexualität in einem undifferenzierten Zusammenhang mit Nekrophilie, Zoophilie und Pädophilie genannt. Forderungen wie ‘Tod den Schwulen’ (“mort aux pédés”) sind zu hören.
Die Hass-Aktion der militanten Homo-Gegner wurde im Video festgehalten. Dieses Video, in dem zu Gewalt gegen Schwule und Lesben aufgefordert wird, stand tagelang auf mehreren Video-Portalen im Internet online. Erst nach einem Bericht sowie Recherchen und Nachfragen der französischen Schwulenzeitschrift Tetu nahmen zwei Portale das Video vom Netz.
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weitere Informationen:
GayPride.fr: Marche des Fiertés Paris 2009
Tetu 27.06.2009: Marche des fiertés: des centaines de milliers de LGBT revendiquent l’égalité
Tetu 13.07.2009: Cette vidéo homophobe qui reste en ligne
LePost 15.07.2009: Une vidéo homophobe reste une semaine en ligne… Pourquoi?
Tetu 17.07.2009: Vidéo homophobe: les réponses de YouTube et Dailymotion
Strandkörbe, ein Partyzelt, Longe-Möbel – der Frankfurter Engel einen Gedenkort für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen erfuhr in Frankfurt am Main eine beschämende “Um-Nutzung”.
Frankfurt hat sein Jahren ein beeindruckendes Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen. Seit 1994 erinnert auf dem unbenannten Platz Schäfergasse / Alte Gasse in der Frankfurter Innenstadt ein bronzener Engel an die Verfolgung Homosexueller im Nationalsozialismus. Der von der Künstlerin Rosemarie Trockel gestaltete Engel war in Deutschland das erste vollplastische Mahnmal des Gedenkens an das Schicksal von Schwulen und Lesben in der Nazizeit.
CSD Frankfurt, am vergangenen Wochenende. Tausende Schwule und Lesben sind auf den Straßen, feiern. Zahlreiche Gastronomen beteiligen sich, auch mit Ständen. Eine besondere Idee hatte die Schwulen-Bar ‘Lucky’s’.
Das ‘Lucky’s’ liegt direkt an dem Platz, auf dem das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen steht, der ‘Frankfurter Engel’. Der Wirt des ‘Lucky’s’ hat selbst mit Spenden zum Denkmal beigetragen, pflegt bisher den Platz. Jetzt ist CSD, man möchte feiern und Geld verdienen, Umsatz machen. Was tun?
Nichts einfacher als das – ein großes blau-gelb-rotes Party-Zelt wird auf den Platz gebaut, gesponsert von einem großen Brause-Hersteller. Strandkörbe dazu, Lounge-Möbel, gesponsert von einer Zigaretten-Marke.
In dem Zelt, mitten in der Party-Atmosphäre, verschämt mit einem Strauß Rosen “geschmückt”, der ‘Frankfurter Engel’, das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen.
Vielen Gästen schien die Party zu gefallen – anderen weniger. “Geschmacklos”, so lautete eines der leiseren Urteile, andere “dafür haben wir nicht gekämpft”.
Deutlicher wird einer der Initiatoren des Denkmals, der Buchhändler und Soziologe Dieter Schiefelbein, in der FR: “Es ist dreist und schamlos, diesen Platz für ein Reklame-Event zu nutzen.”
Der Wirt des ‘Lucky’s’ betont, er habe für das Party-Zelt eine erweiterte Genehmigung des CSD-Organisators gehabt, mit Einwilligung der Stadt.
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Kann mann achtloser, respektloser mit dem Gedenken an diejenigen Homosexuellen umgehen, die im Nationalsozialismus verfolgt wurden?
Und mit unserer eigenen Geschichte?
Dieser Wirt hat ein beschämendes Kapitel in der Geschichte der CSDs geschrieben – und auf bestürzende Weise deutlich gemacht, wie weit CSDs inzwischen vom Inhalt zum reinen Kommerz-Anlass verkommen sind.
Das Motto des Frankfurter CSDs lautete bezeichnenderweise “Schon angekommen?“ …
Anmerkung: Zwar trägt der Platzt, auf dem der ‘Frankfurter Engel’ steht, heute den Namen “Klaus Mann Platz”. Diese Benennung erfolgte allerdings nach Aufstellung des Denkmals, und eine Hausnummer Klaus Mann Platz gibt es nicht.
weitere Informationen:
Frankfurter Engel
FR 20.07.2009: Radikaler Kommerz
samstagisteingutertag 20.07.2009: “Kommerzieller Anschlag” – Partyzelt für Frankfurts Homo-Mahnmal
FR 20.07.2009: Streit ums Homo-Denkmal – Wirt bedauert Zelt-Aufbau
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Der us-amerikanische Künstler, Aids–Aktivist und ‚Visual Aids‚ – Mitglied Hunter Reynolds (1959 – 2022) verlieh in seinem alter ego ‘Patina du Prey’ und ihren Kleidern und Performances seit Anfang der 1990er den Gefühlen und Verlusten der Menschen mit HIV und Aids Ausdruck.

Bekannt wurde Hunter Reynolds, der früh Mitglied von ACT UP wurde und 1989 Art Positive mit gründete, u.a. mit seiner Kunstfigur ‘Patina du Prey’ und seinen Performances (u.a. Memorial Dress).
In seinem alter ego ‘Patina du Prey’ und ihren Kleidern und Performances verlieh Reynolds, der selbst seit 1984 Jahren von seiner HIV-Infektion wusste, seit Anfang der 1990er den Gefühlen und Verlusten der Menschen mit HIV und Aids Ausdruck.
„Patina was born on october 21, 1989. I was documenting the feminization of my male face—putting on makeup and taking pictures, which I had never done before. I wanted to address negative feelings that many male queers have against trans and gender-fluid people.“
Hunter Reynolds in einem Interview 2019
Sein ‘Memorial Dress’ (1993) z.B. besteht aus schwarzer Seide – bedruckt in Gold mit den Namen von 25.000 an den Folgen von Aids Verstorbenen. Besucher können in einem Gästebuch Namen ergänzen, die sie auf dem Kleid gedruckt haben möchten.
„In 1993, I moved to Berlin for a residency at the Künstlerhaus Bethanien, leaving everything. I didn’t know if I would be alive in two years or not. Those years were some of the worst of the epidemic. Thousands of people died just before the AIDS cocktail came out. As part of my first European performance I wanted to do a reading of names of people who had died due to complications with AIDS. I went to Washington, DC, to see the largest display of the NAMES quilt, got the catalogue, and did the first performance on one of my hospital bed pieces. That led to ‚Memorial Dress.‘ Frank Wagner curated the first major European art exhibition about AIDS, and he and I decided to produce a dress with all the names from my reading. I transcribed 26,000 names, printed them out, and pasted each one to create a silk screen.“
Hunter trägt dieses Kleid, dreht sich – einer Spieluhr nicht unähnlich – langsam auf einer Scheibe.
“Eine Travestie der Trauer, Symbol des grenzenlosen Leids angesichts der von diesem grauenhaften Gesundheits-Desaster vernichteten Menschen”, beschrieb Frank Wagner (NGBK) 1993 die erste ‘Memorial Dress’ – Performance in der NGBK Berlin.
Trauer, Verlust, Angst, Hoffnung – ‘Patina du Prey’ verlieh ihnen Ausdruck, Gestalt. Die, wie Hunter es sagte, Huldigung einer Fummmeltrine an die an Aids Verstorbenen.
Reynolds, am 30. Juli 1959 in Rochester geboren, lebte in den 1990er Jahren lange Zeit in Berlin (u.a. Künstlerhaus Bethanien, als Stipendiat der Aids-Stiftung). In dieser Zeit hatte er zahlreiche Ausstellungen und Performances, u.a. in Berlin (NGBK), Köln, Hamburg, Polen, Niederlande.
Ende der 90er kehrte Reynolds zurück nach New York, wo er weiter als Künstler arbeitete.
Am 12. Juni 2022 starb Hunter Reynolds in New York.
Hunter Reynolds 2009 zurück in Berlin
Der Künstler und Aids-Aktivist Hunter Reynolds war nach langer Zeit 2009 für kurze Zeit wieder zurück in Berlin – und mit einem Werk in einer Gruppenausstellung zusehen.
Für einige Tage kehrte Reynolds 2009 nach Berlin zurück, um hier seinen 50. Geburtstag zu feiern. Ein Werk von ihm war seinerzeit in einer Ausstellung in der Galerie Rupert Goldsworthy zu sehen.
“Hunter Reynolds, alias Patina du Prey, sets his full stakes on this performative act of differentiation. He is happy to be different from the rest; to lie diagonally in the riverbed of the Mainstream; to feel a sense of belonging with the Others: the Queens, the Fags, the Perverse.”
Frank Wagner über Hunter Reynolds, 1993
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„Viruses follow me around, like dark shadows trailing my footsteps on the path of life. Covid-19, HIV AIDs, Syphilis, Hep-C, HIV Strokes, Viral Fungal Infections on my brain. Illness and death have been so much a part of my life and art that I cannot separate them.“
Hunter Reynolds
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weitere Informationen:
oral history – Interview mit Hunter Reynolds
Hunter Reynolds – Memorial Dress 1993 – 2007 (Video)
Galerie Rupert Goldsworthy
Creative Time: Patina du Preys Memorial Dress
Visual Aids / TheBody: Patina du Prey’s Memorial Dress
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Einige Gedanken über Freundschaft
Freundschaft ist ein Thema, das mich schon seit Jugendjahren bewegt. Interesse für Jungs, Männer – und Freundschaft, das hing irgendwie schon immer zusammen …
“Soweit ich zurückdenken kann, hieß für mich Lust auf Typen haben immer schon Lust auf Beziehungen mit Typen haben” (Michel Foucault 1981 in einem Interview).
Ich war nie ein großer Party-Mensch, fühlte mich nie besonders wohl auf großen Veranstaltungen. Viel lieber ist mir ein Zusammensein im kleinen Kreis, ein Essen, ein Gespräch, einige Stunden Plaudern auf dem Sofa mit einem guten Freund.
Dem Freund und sich selbst gegenseitig Frei-Raum geben für Entwicklung und Wachstum – das halte ich für eine der schönsten Dimensionen von Freundschaft.
Im Folgenden einige lose Gedanken und Zitate rund um ‘Freundschaft’, die mir in den letzten Tagen über den Weg liefen (bzw. zwischen die Lesefinger gerieten), mehr auch als Gedankenskizzen für mich:
Uns selbst geben, Rollen ablegen
“Die Obertöne verklingen, und übrig bleiben Gespräche, die in ihrer Armut den Mangel an Gemeinschaft nicht verbergen können. Aber warum, warum? Wir greifen nach dem anderen. Umsonst – weil wir nie wagten, uns selbst zu geben.” (Dag Hammarskjöld)
Derselbe: “Das Kostüm für deine Rolle, die Maske, die du mit soviel Sorgfalt angelegt hast, um zu deinem Vorteil aufzutreten, war die Mauer zwischen dir und der Sympathie, die du suchtest. Eine Sympathie, die du an dem Tag gewonnen hast, da du nackt dort standest.”
Die Rolle, die ich spiele, das Bild, dem ich gerecht zu werden versuche, der Eindruck, den ich vermitteln will von mir – sie verhindern wie eine Mauer, dass wir offen sind, uns selbst geben, uns einander begegnen. Die Rollen ablegen, einander ‘nackt’, offen ehrlich, als ich selbst gegenübertreten – wagen, uns selbst und dem anderen zu begegnen, das ist einer der Schlüssel.
Neue Freiheit
“In meinem Gespräch mit Jacques verlor ich plötzlich meine Furcht vor dem Leben, alles war mir möglich. … In seiner Gegenwart kroch ich aus meinem Kokon hervor …” (Peter Weiss).
“Was ist denn angenehmer als jemanden zu haben, mit dem du alles wie mit dir selbst zu reden wagst?” (Cicero)
Freundschaft ist meiner Entwicklung, meiner Mensch-Werdung förderlich. Freundschaft gibt mir Kraft und Freiraum, mich zu entwickeln, und die Sicherheit, die es mir erlaubt, in dieser Entwicklung auch mich zu riskieren, auch Irrtümer begehen zu können.
“Jede neue bedeutende Bekanntschaft zerlegt uns und setzt uns neu zusammen. Ist sie von der größten Bedeutung, so machen wir eine Regeneration durch.” (Hugo von Hofmannsthal)
Wahrheit und liebevolle Kritik
“Das ist keine Freundschaft, wenn der eine die Wahrheit nicht hören will, der andere zur Lüge bereit ist” (Cicero).
“Mut zum offenen Widerspruch, aber mit Fühlern dafür, wieviel Aufrichtigkeit der andere gerade noch verkraften kann, und also Geduld” (Max Frisch). Dazu auch “dass der eine den anderen gelegentlich im Unrecht sehen kann, aber deswegen nicht richterlich wird” (Max Frisch).
Ende der Freundschaft?
Foucault spricht von Zuneigung, Zärtlichkeit, Treue, Freundschaft, Kameradschaft und Partnerschaft als “Werten, denen eine schon leicht angeschlagene Gesellschaft keinen Platz mehr zugestehen kann, ohne zu fürchten, dass daraus Bindungen entstehen und Kraftlinien sich unerwartet miteinander verknüpfen.”
Noch deutlicher “Die Industrialisierung der Welt, der totalitäre Staat und der egoistische Materialismus haben heute der Freundschaft ein Ende gemacht; die erstere, indem sie das Tempo der menschlichen Verbindungsmöglichkeiten soweit beschleunigt hat, dass jeder Mann ersetzbar ist, der zweite, indem er solche Ansprüche an das Individuum stellt, dass Kameradschaft zwischen Arbeitern und Kollegen nur für die Zeit ihrer Zusammenarbeit bestehen kann, und der letzte, indem er alles das gewichtig hervorhebt, was in Menschen von Grund auf selbstsüchtig und hässlich ist, so dass wir unsere Freunde unfreundlich behandeln und ihre Vertrautheit übelnehmen, weil etwas in uns vom Wurm zerfressen wird. Wir haben auf Kosten der Treue Mitleid entwickelt.” (Palinurus, i.e. Cyril Connolly)
Freundschaft, Begehren, Beziehung
Ein Thema das mich immer wieder viel beschäftigt … gibt es eine schwule Lebensweise, oder kann ich sie für mich entwickeln?
“Offenbar müssen wir nicht so sehr daran arbeiten, unser Begehren zu befreien, als daran, selbst endlich genussfähiger zu werden. Man muss von den beiden stereotypen Klischees der rein sexuellen Begegnung einerseits und der Identitätsverschmelzung in der Liebe andererseits wegkommen.” (Michel Foucault)
“Vielleicht sollte man eher fragen: ‘Was für Beziehungen können über die Homosexualität aufgebaut, entworfen, erweitert und von Fall zu Fall verschieden gestaltet werden?’” (Michel Foucault)
Beglückend
Zu guter Letzt ein nachdenklich stimmendes Zitat: “Irgendwann einmal habe ich gesagt, ich verstünde mich besser auf Freundschaft als auf Liebe. Liebe beruht auf kurzfristigen Spasmen. Enttäuschen uns diese Spasmen, schwindet die Liebe dahin. Es geschieht nur sehr selten, dass sie die Probe überdauert und zur Freundschaft wird. … Freundschaft ist ein friedlicher Spasmus. Ohne Besitzgier. Das Glück eines Freundes beglückt uns. Es verdoppelt uns. Es entzieht uns nichts.” (Jean Cocteau)
Lesetipps:
Cicero: Lealius – Über die Freundschaft. Übersetzt von Robert Feger. Philipp Reclam Jun. Stuttgart 1995
Foucault, Michel: Von der Freundschaft als Lebensweise – Michel Foucault im Gespräch. Übersetzt von Marianne Karbe und Walter Seitter. Merve Verlag Berlin o.J.
Hammarskjöld, Dag: Zeichen am Weg. Übersetzt von Anton Graf Knyphausen. Droemer Knaur München/Zürich 1965
Michel Foucault: «De l’amitié comme mode de vie» (entretien au «Gai Pied», 1981)
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