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HIV/Aids

Kannibalisiert PrEP Kondome ?

In welchem Verhältnis stehen die Verwendung von Kondomen und die Prä-Expositions-Prophylaxe PrEP? Geht es, wie einige in den Diskussionen um PrEP postulieren, um eine „Ergänzung des Präventions-Werkzeugkastens“? Oder eher um ein „Ende der Kondom-Ära“, wie andere plakativ fordern? Kannibalisiert PrEP Kondome ?

Die Prä-Expositions-Prophylaxe PrEP, ein experimenteller und in Europa derzeit nicht zugelassener Weg der HIV-Prävention,  führt zu teils intensiven Diskussionen (siehe auch „Pillen und die Angst vor HIV„).

Ist PrEP eher etwas nur für bestimmte Gruppen, wie ‚Menschen die beim Sex keine oder nicht immer Kondome verwenden‘? Oder führt PrEP dazu, dass schwule Männer zukünftig mehr als heute auf die Verwendung von Kondomen verzichten?

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HIV/Aids

Spätdiagnose HIV vermeiden – Testangebote verbessern

Spätdiagnose HIV – erst bei oder kurz vor einer Aids-Diagnose von der eigenen HIV-Infektion erfahren, von diesem leidvollen Schicksal sind jedes Jahr annähernd 900 Menschen in Deutschland betroffen. Bisherige Testangebote reichen offensichtlich nicht aus – können HIV-Selbsttests (sog. HIV-Heimtest) zur Lösung beitragen, die Gefahr vermeidbarer Aids-Erkankungen senken?

Die Anzahl der Fälle von Spätdiagnose HIV erst bei oder kurz vor einer AIDS-Diagnose ist unverändert auf hohem Niveau. Das Robert-Koch-Institut (RKI) berichtete Ende Juni 2014 über die Situation zu HIV und Aids in Deutschland im Jahr 2013.

Spätdiagnose HIV unverändert hoch – was läuft schief?

1.162 Menschen erkrankten 2013 in Deutschland an Aids (216 Frauen, 946 Männer; 43% = 505 bei MSM,  229 = 19,7% keine Angabe zum Infektionsrisiko).

Ein bestürzend hoher Anteil von ihnen wußte bis kurz vor der Aids-Erkrankung nichts von der eigenen HIV-Infektion:

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HIV/Aids

Blutspender HIV und Hepatitis C 2008 – 2012

Bei 114 Blutspendern wurde im Jahr 2012 eine HIV-Infektion festgestellt, davon 32 bei Neu-Spendern (6,4 HIV-Infektionen pro 100.000 Blutspenden) und 82 bei Mehrfach-Spendern (3,3 pro 100.000). Die Zahlen liegen seit Jahren auf annähernd gleichem niedrigen Niveau.

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Frankreich HIV/Aids

Frankreich ermöglicht Druckraum – Einführung, erste Erfahrungen

Frankreich schaffte 2015 die rechtliche Grundlage für Druckräume (Drogenkonsumräume). Am 7. April 2015 stimmte die Nationalversammlung in erster Lesung für ein entsprechendes Gesetz. Der erste Druckraum wurde in Paris am 10. Oktober 2016 eröffnet, ein weiterer im November 1016 in Strasbourg. Im Februar 2017 gaben die Betreiber erste Erfahrungen bekannt.

Paris und Strasbourg sind die beiden ersten Städte, in denen in Frankreich im Rahmen eines Pilotversuchs 2016 Druckräume eröffnet werden.

Die gesetzlichen Voraussetzungen für Druckräume wurden 2015 nach langen Debatten geschaffen. Nach mehr als vier Stunden erregter Debatten stimmte die Assemblée national, die französische Nationalversammlung, am Abend des 7. April 2015 für die Ermöglichung experimenteller Drogenkonsumräume.

Im Vorfeld hatte es monatelang Auseinandersetzungen um die ‚Schießbuden‘ (salle de shoot, Druckraum, ‚Fixerstube‘) gegeben. Insbesondere Politiker der konservativen ‚Les Républicain`‘ (früher UMP) wandten sich teilweise dagegen. Nun stimmte die Mehrheit aus Abgeordneten der PS mit Unterstützung weiterer linker Gruppen (50 gegen 24 Stimmen) dafür, Druckräume für einen Zeitraum von sechs Jahren experimentell zu ermöglichen. Ein entsprechender Passus ist in Artikel 9 des geplanten ‚Gesetzes zur Modernisierung des Gesundheitssystems‘ (loi de modernisation du système de santé) enthalten.

Marisol Touraine, Gesundheitsministerin Frankreichs, hatte bereits am 19. Juni 2014 die Grundzüge des zukünftigen ‚Gesetzes über die öffentliche Gesundheit‘ (loi de santé publique) vorgestellt. Einer der Schwerpunkte neben Reformen  bei der Abrechnung von Arztbesuchen und der Verbesserung der Zugangsmöglichkeiten zum Gesundheitssystem ist die Prävention.

Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier)
Marisol Touraine, Ministerin für Gesundheit und Soziales in Frankreich, im Juli 2007 (Foto: Ludovic Lepeltier, cc by-sa 2.5)

Marisol Touraine Juillet 2007 – Marisoltouraine.png: Ludovic Lepeltier derivative work: M0tty CC BY-SA 2.5

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HIV/Aids

Pillen und die Angst vor HIV – PrEP und Stigma

PrEP – Pillen, die vor einer Infektion mit HIV schützen sollen. Viel ist darüber diskutiert worden, was für und gegen diese Strategie spricht. Ein Argument ist meines Erachtens bisher wenig bedacht worden: die potentiellen Wechselwirkungen zwischen PrEP und Stigma .

english summary at end of text

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Pillen und die Angst vor HIV – Gedanken zur PrEP – Debatte

Pillen, die vorbeugend vor einer Infektion mit HIV schützen – was lange wie ein schöner Traum klang, scheint längst Wirklichkeit zu werden. In den USA ist eine ‚Pille zum Schutz vor HIV‘ bereits (unter bestimmten Bedingungen) zugelassen, und auch in Europa beginnt zunehmend die Diskussion darüber, ob die so genannte PrEP (Prä-Expositions-Prophylaxe, Schutz vor einem möglichen Kontakt mit einem Erreger) eine sinnvolle Möglichkeit sein könnte.

Pillen zum Schutz vor einer HIV-Infektion – wenn das schon möglich ist, funktioniert, dann kann man diese Möglichkeit doch niemandem vorenthalten, oder? Also muss ich doch eigentlich auch die für die Einführung der PrEP sein, auch bei uns, oder?

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HIV/Aids

Nationaler Aids-Beirat: Zugang zu HIV-Therapie

Der Nationale Aids-Beirat fordert Zugang zu HIV-Therapie für alle Menschen, die sich in Deutschland aufhalten, für die Zeit ihres Aufenthalts und unabhängig vom Aufenthaltsstatus. Er benennt dazu in seinem Votum Nr. 46 konkrete Maßnahmen.

Jeder Mensch, der sich in Deutschland aufhält, soll für die Zeit des Aufenthalts Zugang zu HIV-Therapie entsprechend den geltenden Leitlinien haben. Dies betont der Nationale Aids-Beirat in seinem Votum  Nr. 46 vom 19. März 2014, veröffentlicht am 6., online seit 10. Juni 2014.

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HIV/Aids

Selbsterhaltungstrieb – die ewige Aidshilfe ?

Die französische Aidshilfe Aides ist in der Krise. Hätte man sie schon längst schliessen müssen, um “ die ewige Aidshilfe “ zu vermeiden? Dies fragt der Soziologe und Mitgründer von Aides, Daniel Defert.

In Frankreich „wackelt ein Denkmal des Kampfes gegen Aids“, schreibt die Tageszeitung ‚Liberation‘ – die Aidshilfe Aides ist in der Krise. Und eine weitere weitere Organisation steht kurz vor dem Aus – ACT UP Paris befindet sich seit Ende März 2014 in Insolvenz.

ewige Aidshilfe ? - Aides Logo
ewige Aidshilfe ? – Aides Logo

Ein Drama?


Oder – normale Entwicklung in einer sich verändernden Situation?
Aids ist keine düstere Bedrohung mehr.
Braucht es da noch jede Aids-Organisation?
Snd einige Organisationen inzwischen auch vom Selbsterhaltungstrieb gesteuert?
Suchen, wenn der alte Zweck schwindet (oder aus den Augen verloren wurde), sich ’neue Zwecke‘ – vor allem um das eigene Überleben zu sichern?

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Frankreich HIV/Aids

HIV in Frankreich 2003 – 2012

HIV in Frankreich 2003 – 2012 : 6.200 HIV-Infektionen werden in Frankreich jedes Jahr neu diagnostiziert. Dies teilte das für Epidemiologie in Frankreich zuständige ‚Institut de veille sanitaire‘ (INVS) kurz vor der jährlichen Benefiz-Aktion ‚Sidaction‘ mit und veröffentlichte zugleich einen 10-Jahres-Vergleich HIV in Frankreich 2003 – 2012 .

Insgesamt sei die HIV-Epidemie in Frankreich stabil, vermerkt das INVS (2016 aufgegangen in Santé public France) – außer bei Schwulen:

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HIV/Aids Homosexualitäten

Michael Pollak (1948 Wien – 1992 Paris)

Michael Pollak, französischer Soziologe, wurde 1948 in Wien geboren. Er wurde bekannt vor allem durch die erste (und regelmäßige) Befragung schwuler Männer zu HIV und Aids ab 1985. Pollak starb 1992 an den Folgen von Aids.

Résumé voir ci-dessous en français. English summary see below.

Der französische Soziologe und Germanist Michael Pollak wurde am 26. Juli 1948 in Wien geboren. Nach dem Soziologie-Studium in Linz verfasste er 1975 seine Diplomarbeit unter Leitung von Pierre Bourdieu (1930 – 2002), einem der bedeutendsten Soziologen Frankreichs. Pollak hatte Bourdieu bei einem ersten Aufenthalt in Paris 1971 kennen gelernt.

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HIV/Aids Persönliches

Wie es (doch) weiter ging … – ‚zweimal Rita und zurück‘ Teil 5

1995 / 96 erkrankte ich schwer, war mehrere Male im Krankenhaus. In der Mini-Serie „zweimal Rita und zurück“ erzähle ich aus dieser Zeit. Die PcP hatte ich überstanden, die nächste Lungenentzündung folgte wenige Wochen später. Bescherte mir zusätzlich eine lebensbedrohliche Antibiotika-Allergie, Absturz in tiefste Aussichtslosigkeit. Aber das vermeintliche Ende fand nicht statt – Teil 5: „Wie es (doch) weiterging …
(Übersicht über alle Teile der Mini-Serie siehe Ende des Textes):

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Auch wenn es im Mai 1996 nach Ende aussah – es ging doch weiter.
Ganz kurz erzählt: Aus dem Klösterchen entlassen, wechselte ich meinen Arzt. Ein neues Medikament, ein Proteasehemmer der ‚besser‘ sein sollte als derjenige, den ich erfolglos ‚versucht‘ hatte, war in klinischen Studien, und wurde nach ersten guten Ergebnissen ungewohnt schnell am 13. März 1996 in den USA zugelassen. Die Zulassung in Europa erfolgte zwar erst sieben Monate später, am 4. Oktober 1996 (pdf) – über Import konnte ich das neue Medikament allerdings schon jetzt bekommen und startete im Juni 1996 einen weiteren Therapie-Versuch. Mit neuen bürokratischen Hürden, meine Krankenversicherung weigerte sich zunächst, die Kosten zu übernehmen (was gemeinsam mit Tex Weber (1993 einer der Gründer von ‚Projekt Information‘, 1998 verstorben), der exakt das gleiche Problem hatte, geklärt werden konnte).