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Kulturelles

Dagmar Manzel „Die sieben Todsünden“ – Komische Oper Berlin

Die Komische Oper Berlin bietet derzeit eine sehenswerte Inszenierung der „Sieben Todsünden“ von Brecht / Weill mit Dagmar Manzel . Meine Eindrücke der Aufführung vom gestrigen Abend.

Die Komische Oper schreibt zu den „Sieben Todsünden“

„Vor ihrer Flucht in die USA schrieben Kurt Weill und Bertolt Brecht im Exil ein letztes gemeinsames Werk: Die sieben Todsünden, uraufgeführt 1933 in Paris. Es schildert die Odyssee zweier Schwestern, die beide Anna heißen und eigentlich zwei Seelen eines Wesens sind, die eine »schön, die andere praktisch«. Anna wird von ihrer Familie in die großen Städte geschickt, um Karriere als Tänzerin zu machen und damit Geld zu verdienen für den Bau eines neuen Häuschens »in Louisiana, wo die Wasser des Mississippi unterm Monde fließen«. Sieben Stationen muss Anna durchwandern und ihre Haut zu Markte tragen. Dabei deutet Brecht die klassischen Todsünden wie Faulheit, Stolz, Unzucht oder Neid zu Tugenden um. Allerdings können sich in ungerechten Verhältnissen nur reiche Menschen so etwas wie Stolz leisten – Anna muss ihre Blöße zeigen, wenn die Leute dafür bezahlen. Weill kontrastiert seinen unnachahmlich verführerischen Songstil mit dem parodistisch gesetzten Männerquartett (!) der Familie.“

Dagmar Manzel in: Die sieben Todsünden
Die sieben Todsünden

Anna eins und Anna zwei, beide Rollen sind in der Inszenierung unter Regie des zukünftigen Intendanten der Komischen Oper, Barrie Kosky, mit Dagmar Manzel besetzt, die damit die einzige (sichtbare) Darstellerin des mit einigen weiteren Weill-Chansons umrahmten Abends ist.

Dagmar Manzel hat schon mehrfach an der Komischen Oper gespielt, mit Barrie Kosky hat sie u.a. bereits ‚Kiss Me, Kate‚  gemacht.

Wer sich jetzt entscheidet, Dagmar Manzel in den „sieben Todsünden“ in der Komischen Oper Berlin sehen zu wollen: sorry – alle sechs derzeit bis Juli 2012 im Spielplan stehenden Vorstellungen sind ausverkauft. Aber – im Mai soll es Zusatz-Vorstellungen geben

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Ja, und wie war’s? Wie war’s – das frage ich mich auch, hinterher, auch jetzt mit einigem Abstand.

Es war sehr eindrucksvoll, und doch auch zwiespältig.

Eine beeindruckende Dagmar Manzel, mit einer Bühnenpräsenz, die unter die Haut geht. Und mit Fragezeichen.

Eine Inszenierung, die durch Zurückhaltung besticht – eigentlich nur Vorhang und Bühne, ein Verfolger als einzige Beleuchtung, das Orchester nicht im Graben, sondern im Rückraum der Bühne platziert, die vier Stimmen des ‚Familien-Quartetts‘ unsichtbar aus den Proszeniumslogen. Eine wohltuende Kargheit, die Stück und Musik viel Raum lässt – und Dagmar Manzel. Der Kommentar der FAZ trifft es an diesem Punkt meines Erachtens gut: „Inszeniert ist das wie ein Auftritt von Juliette Gréco“.

Eine Musik, nun ja – kann man sich in Musik zu hause fühlen? Ich habe dieses Gefühl fast immer bei Musik von Kurt Weill. Und hier wurden Weills Stücke (sowohl die Chansons am Klavier, als auch die ‚Todsünden‘ vom Orchester) auf wunderbare Weise interpretiert – nicht weich, unterhaltsam (in der oft zu hörenden Manier von Kur-Orchestern), sondern vergleichsweise hart gespielter Jazz (noch ein wenig schroffer vielleicht?). Insgesamt ein beeindruckender Einstand für die estnische Dirigentin Kristiina Koska, die ab der kommenden Spielzeit Kapellmeisterin an der Komischen Oper sein wird.

Und gesungen?
Nun – es waren, bedenkt man die Inszenierung, die Reaktionen des Publikums, den lang anhaltenden Applaus, beinahe ‚Manzel-Festspiele‘

Allein, bei aller Bühnenpräsenz, Frau Manzels Gesang gefiel mir nicht so gut wie dem größten Teil des Publikums. Gut, bei den ’sieben Todsünden‘ habe ich Lotte Lenya im Ohr, oder die unvergleichliche Gisela May. Vielleicht lag’s daran – es wollte sich kein richtiges ‚Gefühl‘ einstellen. Charakter, Tiefe fehlten. Ist Dagmar Manzel eine Brecht-/Weill-Sängerin? Mir scheint nein.

Diese ’sieben Todsünden‘ klangen nicht ‚brechtisch‘. Diese ’sieben Todsünden‘ klangen … hübsch, oft fast … gefällig. Gelegentlich nicht kräftig, manchmal zu weich. Oft vermisse ich das Gebrochene, das Raue in der Stimme. Zu selten war da eine Ahnung einer ‚Mutter Courage‘, zu viel eine Diseuse. So bleibt mir der Eindruck, Manzel singt ‚Anna‘, aber sie ‚ist‘ nicht Anna.

Eine zweite Frage an die Aufführung bleibt, sie wird leider nicht beantwortet: Hochmut, Geiz, Wollust, Zorn, Völlerei, Neid und Faulheit – was haben sie uns heute zu sagen?
Die ’sieben Todsünden‘ – ein Stück, das gerade heute viel an Aktualität zu bieten hätte. Hübsch gesungen, Wiedergabe des Gestrigen plus ‚Manzel-Hommage‘ – das ist hübsch, gute Unterhaltung, aber reicht das?

Ein gelungener Abend – der mehr hätte sein können.

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Politisches

Ernst Barlach über Kunst und Elend

Ernst Barlach über Kunst und Elend:

Frage an Ernst Barlach:

„Muss man denn immer in seiner Kunst auf das unermessliche Elend hinweisen?“

Antwort Ernst Barlach:

„Gewiss, wenn man das ‚Müssen‘ fühlt.“

Barlach kurz darauf weiter:

„Vorübergehen an dem Grausen, das um Hilfe ruft, und dann irgendwas belanglos Niedliches machen, ist schäbig.“

(Ernst Barlach, Brief an Adolf Scheer, 26.2.1930)

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Barlach in ratzeburg: Ratzeburg Dom / Ernst Barlach 'Der Bettler' (Abguss)
Ratzeburg Dom: Ernst Barlach ‚Der Bettler‘ (Abguss)

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Ernst Barlach wurde am 2. Januar 1870 in Wedel geboren. Am 24. Oktober 1938 starb er in einer Rostocker Klinik. Ernst Barlach wurde in Ratzeburg beigesetzt.

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Zeichnungen & Grafiken

Selbstbildnis 1982 (Frank)

Frank (Selbstbildnis; Copyart, 1981)
Frank (Selbstbildnis; Copyart, 1981)
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Hamburg

Der Tag danach …

Alstervergnügen 2012: Der Tag danach … Die Alster hat (nach vollen Tagen auf dem Eis) wieder ihre Ruhe …

Alstereisvergnügen 2012 - der Tag danach ...
Alstereisvergnügen 2012 - der Tag danach ...
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Hamburg

Alstereisvergnügen 2012 – Tag 2

Tag 2 des Alstereisvergnügens 2012: Voll war’s, sehr voll wurde es …

Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Alstereisvergnügen 2012 Tag 2
Massenalstereisvergnügen
Massenalstereisvergnügen

… und das Foto mit den ‚Piraten auf dem Eis‘ nach der Demo gegen ACTA is leider nix geworden 🙁 …

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Erinnerungen Homosexualitäten

Schwusel – 1982/ 83

Seit 1981 gab es in Hamburg eine Gruppe für junge Lesben und Schwule: SCHWUSEL. Ich erinnere mich an schöne Zeiten bei Schwusel in den Jahren 1982 und 1983 – die Gruppe war eine Zeit lang einer der Mittelpunkte meines schwulen Lebens damals – von politischem Engagement bis zu Gruppentreffen, privaten Feiern und schönen Freundschaften.

Im schwulen Stadtführer Hamburg ahoi! (1. Auflage, 1981) stellt Schwusel sich u.a. folgendermaßen vor:

„Wir, Schüler, Studenten und Azubis im Alter bis ca. Mitte 20, haben uns seit Mitte 1980 zusammengefunden. Als junge Homoexuelle haben wir uns bewußt von den bestehenden Gruppen abgesetzt und als eigene Gruppe gegründet, weil wir meinen, daß unsere Situation sich von der ‚erwachsener‘ Schwuler und Lesben noch unterscheidet.“

Schwusel Aufkleber ca. 1981
Schwusel Aufkleber ca. 1981 (Dank an A.R.!)

Schwusel hatte auch eine eigene (kleine) Zeitung „SCHWUSEL – unabhängige Zeitung der schwul-lesbischen Jugend Hamburgs“ . In der erste Ausgabe 1983 wurde die Gruppe so vorgestellt:

„SCHWUSEL – aus SCHWU von SCHWUl und SEL von LESbisch – ist eine Selbsthilfegruppe schwuler und lesbischer Jugendlicher im Alter bis ca. 25 Jahre, die es seit Mai 1981 gibt. … SCHWUSEL hat im Januar 1983 ca. 50 Mitglieder. Einige von uns arbeiten im Forum Hamburger Lesben und Schwule mit.“

Koordiniert wurde Schwusel von einem ‚Kollektiv‘ (in dem ich zeitweise Mitglied war). Die Gruppe traf sich im JuZ St. Georg (Stiftstr.), später dann in den Räumen in der ersten Etage über dem ‚Tuc Tuc‘ in der Oelkersallee 5, wie auch das Titelbild der „SCHWUSEL-Zeitung Nr. 2/83“ zeigt:

Schwusel trifft sich über'm Tuc Tuc (Schwusel Nachrichten 2/1983, Grafik Martin D.)
Schwusel trifft sich über’m Tuc Tuc (Schwusel Nachrichten 2/1983, Grafik Martin D.)

Schwusel bestand vor allem auch aus zahlreichen Unter-Gruppen. So vermeldet die Schwusel-Zeitung 2/83 neben dem Kollektiv eine Coming-Out-Gruppe, eine Kennenlern-Gruppe, eine Provinz-Gruppe, die Freizeitgruppe, hinzu kam später z.B. eine Schul-Gruppe, eine Lesbengruppe, verschiedene Geprächskreise. Schwusel unterhielt zudem ein zwei Stunden pro Woche erreichbares „Schwusel Telefon“ – und war somit eine der ersten regelmäßig für junge Lesben und Schwule erreichbaren Anlaufstellen.

Eines der am leidenschaftlichsten innerhalb von Schwusel diskutierten Themen war übrigens … die Altersgrenze (ja, diese Debatte gab es ‚damals‘ auch schon …). Eigentlich war Schwusel ja für Menschen bis 25 Jahre gedacht. Je mehr sich einige Mitglieder jedoch dieser Grenze näherten, desto mehr kamen einige ins Nachdenken … und Debattieren, um die Altersgrenze.

SCHWUSEL und das Magnus-Hirschfeld-Zentrum MHC

Schwusel plante, sich auch aktiv am (damals noch in Planung befindlichen) MHC Magnus-Hirschfeld-Centrum zu beteiligen. Vertreter/innen der Gruppe nahmen an entsprechenden Gesprächen teil (hier lernte ich erstmals Hans-Georg Stümke kennen, damals einer der sehr aktiven Menschen in der UHA)  – die Mitarbeit von Schwusel im MHC scheiterte letztlich, in meiner Erinnerung vor allem daran, dass die UHA von ihrer dominierenden und allein-entscheidenden Position nicht abweichen wollte.

Die Beschäftigung mit und Auseinandersetzungen um das Magnus-Hirschfeld-Zentrum und die UHA kosteten Schwusel viel Energie – sehr zum Leidwesen einiger Mitglieder, die der Ansicht waren, diese Energien seien besser für die Gruppe eingesetzt.

Die Schwusel-Zeitung Nr. 4 vermeldet schließlich (in einem Beitrag von ‚Intervention‘ angesichts des Auszugs des Beratungs-Vereins ‚Intervention‘ aus dem MHC):

„Wieder geht eine Illusion kaputt. Zwar gibt es weiter ein schwull-lesbisches Zentrum in Hamburg, und der UHA wird es sicher auch gelingen, in Kürze das Beratungs-Angebot des MHC zu gewährleisten. Aber der Traum, in diesem Zentrum auch die verschiedenen Strömungen der Szene zu einigen, ist wohl endgültig dahin. Eher haben sich die Gräben noch weiter vertieft, hat sich die UHA noch weiter isoliert.
Und viele engagierte Menschen haben im Laufe der 1 ½ Jahre Auseinandersetzungen viel Kraft verschleudert und Mut verloren. Von der verschwendeten Kraft an unserer gemeinsamen Sache selbst mal ganz zu schweigen.“

Willi Klinker, damals UHA, zog im gleichen Heft Bilanz:

„Der Sinn und Zweck des MHC ist es, sozusagen ein Forum für alle denkbaren schwulen, lesbischen und sexualpolitischen Aktivitäten zu sein. …
Klar gibt es Unterschiede in der Arbeitsweise zwischen der UHA und anderen Gruppen; dazu gehören auch Mentalitäts- und Stilunterschiede. Die UHA hat in ihrer Arbeit das Hauptaugenmerk auf dem „G.H.“, wie Bea T[…] vor kurzem ironisch formulierte – auf dem gewöhnlichen Homosexuellen.“

Vielleicht waren wir, waren einge Hamburger Lesben und Schwule, damals einfach „nicht gewöhnlich genug“ …

Das MHC, die UHA und die anderen Hamburger Lesben- und Schwulengruppen – es war eine leidige Geschichte, aber auch eine, die Erfahrungen lehrte.
Froh war ich einige Jahre später, dass es in Köln gelang, das dortige neu entstehende Schwulen- und Lesbenzentrum SchULZ um einen Trägerverein (‚Emanzipation e.V.) herum entstehen zu lassen, in dem nahezu alle damals in Köln aktiven Schwulen- und Lesbengruppen und -strömugen vertreten waren.

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Hamburg

Alstereisvergnügen 2012

Wie schon das Alstervergnügen 2010, so gibt es 2012 ein Alstereisvergnügen 2012 auf dem Eis (nur der Aussenalster!):

Alstereisvergnügen 2012
Alstereisvergnügen 10.2.2012
Alstereisvergnügen im Gegenlicht 10.2.2012
Alstereisvergnügen im Gegenlicht 10.2.2012

Ab Freitag, 10.2.2012, 12:00 Uhr gibt’s offiziell (und erstmals seit 1997) wieder ein (Aussen-) Alstereisvergnügen mit genehmigten Verkaufsständen am Ufer der Aussenalster in Hamburg.

Vorgänger des Alstereisvergnügen 2012 – 1997 und 2009

Zuletzt gab es im Januar 1997 genehmigte Verkaufsstände im Rahmen eines wochenendlichen Alstereisvergnügens, damals noch auf der zugefrorenen Alster. Eine Million Menschen sollen damals auf dem Eis gewesen sein.

Im Winter 2009/10 gab es erstmals Verkaufsstände am Alsterufer, mit zehntausenden Besuchern.

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Bordeaux Frankreich HIV/Aids

XY-Sex in Aquitanien

„Alles was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten“, Woody Allens Film aus dem Jahr 1972 könnte fast Pate gestanden haben für die zweite Auflage von „X.Y. Sex“.

Die Aquitanien-Gruppe der französische Aidshilfe-Organisation Aides (ansässig in Bordeaux) veranstaltet die ‚X.Y. Sex – La semaine des sexualités‘ vom 10. bis 18. Februar 2012. Im Mittelpunkt: alles über Sex und sexuelle Gesundheit, mit einem breiten Programm von einer Demonstration von SM-Praktiken über Diskussionsveranstaltungen bis zu einem kiss-in am Valentinstag.

X.Y. Sex - La semaine des sexualités (Scrennshot, Ausschnitt)
X.Y. Sex – La semaine des sexualités (Scrennshot, Ausschnitt)

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ondamaris Texte zu HIV & Aids Politisches

Carsten S. – Chance auf Neuanfang oder: ein ehemaliger Rechtsextremer in der Aidshilfe

Düsseldorf Januar 2012: Spezialkräfte der GSG-9 verhaften einen Aidshilfe-Mitarbeiter unter dem Verdacht, die rechtsextreme Terror-Gruppe ‘NSU’ unterstützt zu haben. Wie kommt ein (ehemaliger) Rechtsextremer zur Aids-Hilfe?

Die Aids-Hilfe Düsseldorf hat sich in Reaktion auf die Verhaftung in einer Presseerklärung „von der rechten Szene und ihrem Gedankengut“ distanziert. Bei vielen Mitgliedern, Klienten und Angestellten hat die Verhaftung vermutlich Bestürzung ausgelöst, Fragen aufgeworfen. Die Aids-Hilfe Düsseldorf steht derzeit zudem unter erheblichem medialem Druck. Partner in Politik ebenso wie Unterstützer und Geldgeber haben Erwartungen, fordern vermutlich klare Worte. Insofern ist die Distanzierung der Aids-Hilfe Düsseldorf verständlich, vermutlich auch richtig, vielleicht sogar hinreichend.

Dies ist sie jedoch nicht für den Dachverband, die Deutsche Aids-Hilfe (die sich bisher außer in Form einer Übernahme der Düsseldorfer Presseerklärung nicht zu dem Vorgang geäußert hat).

„Recht auf Selbstbestimmung, Teilhabe und Solidarität“ und „verantwortungsvoll und solidarisch mit den Bedrohten und Betroffenen umgehen“ – Werte wie diese stehen im Mittelpunkt es Grundverständnisses von Aidshilfe, so formuliert im Leitbild der Deutschen Aids-Hilfe. „Deshalb setzen wir in unserer Arbeit auf das verantwortliche Handeln vernunftbegabter, einsichts- und lernfähiger, freier und gleichberechtigter Menschen“.

Politischer Extremismus egal welcher Richtung (insbesondere, aber nicht nur in seiner gewaltbereiten Form) ebenso wie religiöser Fundamentalismus (egal welcher Glaubensrichtung) bedrohen und gefährden diese Werte, diese Basis der Arbeit von Aidshilfe. Schon aus diesem Grund muss Aidshilfe in ihrem Reden und Handeln immer auch ihre Werte reflektieren und sich aktiv für sie einsetzen.

Sich von Extremismus und Fundamentalismus zu distanzieren, aktiv gegen sie und für Freiheit und Solidarität einzusetzen sollte also zum Wesen des Handelns von Aidshilfe gehören.

Ein Distanzieren von Extremismus und Fundamentalismus – wie es jetzt die Aids-Hilfe Düsseldorf gemacht hat – ist somit nicht nur verständlich. Es sollte für jede Aidshilfe selbstverständlich sein.

Distanzierung darf jedoch nicht alles sein. Aktive Schritte des Engagements gegen Extremismus sind erforderlich. Dieses Engagement darf nicht nur Lippenbekenntnis sein, es muss reales Handeln beinhalten.

Hierzu gehört dann auch, Aussteigern aus dem Extremismus, aktuell: der rechten Szene, eine reale Chance zu geben, eine Chance auf Neubeginn, auf einen persönlichen, menschlichen wie auch beruflichen Neuanfang.

Chance auf Neuanfang für Aussteiger, dies ist gesellschaftlich wie politisch wichtig im Engagement gegen Extremismus und Fundamentalismus. Und hier ist selbstverständlich auch Aidshilfe gefordert. Chancen geben, dies beinhaltet auch: Risiken eingehen. Risiko und der Umgang mit Chancen und Risiken – Themenfelder, die für Aidshilfe nichts Unbekanntes sind.

Dass die Aids-Hilfe Düsseldorf mit Carsten S. einem Aussteiger aus der rechten Szene diese Chance auf Neuanfang gegeben hat, ist also nur konsequent. Und es ist zu begrüßen.

Die Deutsche Aids-Hilfe ist gefordert, nicht nur das Selbstverständliche zu sagen, die Distanzierung von Extremismus und Gewalt. Sondern auch das Unbequemere:

Es ist wichtig, Aussteigern eine Chance auf Neuanfang zu geben.
Die Aids-Hilfe Düsseldorf hat, indem sie Carsten S. diese Chance auf Neuanfang gab, eine mutigen, einen richtigen Schritt gemacht.
Einen Schritt im Sinn der Werte von Aidshilfe. Ein Schritt, den der Dachverband begrüßen und unterstützen sollte.

Wie heisst es im Leitbild der Deutschen Aids-Hilfe?
„Deshalb setzen wir in unserer Arbeit auf das verantwortliche Handeln vernunftbegabter, einsichts- und lernfähiger, freier und gleichberechtigter Menschen“.

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Carsten S. hat im NSU-Prozeß gestanden und umfassend ausgesagt. Er wurde vom Oberlandesgericht München am 11. Juli 2018 zu einer Jugenstrafe von drei Jahren verurteilt.

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Text 21. April 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Deutschland

klirrende Kälte, schönste Sonne – in St. Peter Ording

Franks Mutter hält sich zur Reha in St. Peter Ording auf (künstliches Kniegelenk) – der ‚Krankenbesuch‘ bescherte uns schöne sonnige Winter-Momente. Einige Impressionen (pour nos amis francais: version francais en bas):

SPO01 SPO02 SPO03 SPO04

Pfahlhaus am Strand von St. Peter Ording, Februar 2012
Pfahlhaus am Strand von St.Peter Ording, Februar 2012

SPO06 SPO07 SPO08

Frank in St. PeterOrding, Februar 2012
Frank in St.Peter Ording, Februar 2012

SPO10

La mère de Frank a reçu une articulation artificielle du genou et est à la rehabilitation à St.Peter Ording.
C’est un station balnéaire pas loin de Hambourg, ici un petit plan:

St. Peter Ording / Lage zu Hamburg (© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA)
St. Peter Ording / Lage zu Hamburg (© OpenStreetMap und Mitwirkende, CC-BY-SA)