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Kulinarisches

Dubonnet – der besondere Aperitif

Zuletzt aktualisiert am 29. Oktober 2019 von Ulrich Würdemann

Dubonnet – in Deutschland ein wenig bekannter Aperitif, in Frankreich und besonders auch in Großbritannien hingegen sehr geschätzt. Die Queen mag ihn 7:3 mit Gin …

Nein, Dubonnet ist nicht – wie gelegentlich kolportiert – ein weiterer Vermouth. Jedenfalls nicht ganz. Der feine Unterschied: Chinarinde. Oder das Chinin darin, und der daraus resultierende bittere Geschmack.

Für Dubonnet wird Wein (genauer: Mistelle, ein in Südfrankreich verbreiteter Likörwein) mit Kräutern vergoren (ähnlich wie bei Vermouth / Wermut). Allerdings kommt eine weitere Zutat hinzu: Chinarinde. Die Zugabe von Alkohol stoppt die Fermentation.  Chinarinde sollte (mit ihren Wirkstoffen) gegen Malaria schützen. Chinarinde schmeckt stark bitter, Likörwein und Alkohol maskieren den Geschmack.

1846 ‚erfand‘ der Chemiker und Likörhersteller Joseph Dubonnet (1818 – 1871) in Paris die Rezeptur. Grund: die französische Regierung suchte mittels eines Wettbewerbs nach der besten Möglichkeit, ihren Soldaten der Fremdenlegion das Einnehmen von Chinarinde als Schutz vor Malaria ’schmackhaft‘ zu machen. Die Rinde gelber Chinarindenbäume (Cinchona) enthält Chinin (sowie Chinidin und Chinonidin), das früher als Medikament gegen Malaria und Fieber genutzt wurde.

Dubonet nannte das von ihm kreierte Getränk ‚Quinquina Dubonnet‘:

Dubonnet (Werbe-Plakat, Jules Chéret, 1895)
Dubonnet (Werbe-Plakat, Jules Chéret, 1895)

Dubonett wird angeboten in den Varianten trocken, weiß und rot. Seit 1976 wird er vom (vor allem für Pastis bekannten) Konzern Pernod-Ricard auf den Markt gebracht.

Bekannt wurde die Marke auch für den Werbespruch ‚Dubo, Dubon, Dubonnet‘, erfunden vom ukrainisch-französischen Maler und Designer Cassandre (i.e. Adolphe Jean-Marie Mouron, 24. Januar 1901 Charkiw – 17. Juni 1968 Paris; gestaltete auch das bekannte Yves Saint Laurent Logo). Eine Werbung, die noch heute an vielen Häusern in Frankreich zu sehen ist:

alte Dubonnet Werbung an einem Haus in La Teste de Buch, Gironde (Foto: Albert kok)
alte Dubonnet Werbung an einem Haus in La Teste de Buch, Gironde (Foto: Albert kok)

Eine Variante von Dubonnett ist seit Ende 2014 nicht mehr verfügbar: in Eichenfässern gereift mit 16Vol.% Alkohol – die Vermarktung wurde eingestellt. Die jetzige Variante enthält 14,8%.

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Dubonnet gilt in Großbritannien als „the upper class aperitif of choice„, nicht ohne Grund.

Das (angebliche) Rezept der Queen Elizabeth (Queen Mom): 3 Teile auf sieben Teile Gin (sie soll Gin Mare bevorzugt haben), dazu ein Spritzer Lemon – fertig! Ihre Tochter Queen Elizabeth II. hingegen bevorzugt die Mischung zwei Teile, ein Teil Gin, etwas Lemon.

Dubonnet, in sickness and in health … (Queen mom)

Auch als Mixgetränk, z.B. mit Bitter Lemon, oder pur auf Eis … oder als leckerer Cocktail ‚Dubonnet Cassis‘.

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Entdeckenswert als Aperitif aus Frankreich auch: Pastis und Kir.

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Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

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