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Nachdenkliches

Heimat

Was ist eigentlich deine Heimat?
Diese Frage wird ja gelegentlich gestellt, oder ‘heimatliche Gefühle’ für einen Ort, eine Region bekundet.

Nun, was ist meine Heimat?
Häufig ist ja zunächst ganz banal gemeint “wo kommst du her”.
Eigentlich aber geht es ja um die Frage wo fühle ich mich heimatlich, zuhause.

Nun, den Ort meiner Geburt und Jugendjahre, jene trostlose Kleinstadt-Tristesse, die für sich einst mit ‘Industriestadt im Grünen‘ warb, diesen Ort empfinde ich schon lange nicht mehr als meine ‘Heimat’ (habe ich es je?), eher als fremdes Universum. Heimat, das ist für mich sicherlich nicht mein Geburtsort.

Manchmal frage ich mich, ob ‘Heimat’ überhaupt für mich ein Ort ist? Oder ist Heimat für mich eher ein Gefühl? Ein Gefühl des Wohlbefindens, des sich-zuhause-Fühlens?

Eine erste Näherung an dieses Gefühl würde dann spontan lauten, Heimat ist wo mein Mann und ich zusammen sind. Er ist ein solch tief reichender Faktor des Wohlbefindens für mich, dass dieser Gedanke für mich offensichtlich scheint, dieser Zusammenhang zwischen Heimat und Partner. Vielleicht, nein sicherlich im Idealfall noch ergänzt um die Anwesenheit einiger uns jeweils oder gemeinsam wichtiger Freunde. Ja, das könnte eine Idee von Heimat sein (als Metapher habe ich das ja ansatzweise im ‘Wohnturm‘ angedeutet).

ohne Titel – heimat, Naneci Yurdagül, 2020 (Ausstellung ‚Horizonte‘, Germanisches Nationalmusem Nürnberg, August 2023)

Und doch – ist das alleiniger Faktor für Heimat?
Ganz offensichtlich für mich nicht, lehrt mich meine Erfahrung.

Ich kann mich lebhaft an einige kürzere und längere Auslands-Aufenthalte erinnern, die mir auf verschiedene Weise klar gemacht haben, dass zu Heimat mehr als ‘nur’ Menschen gehören – dass es überhaupt etwas wie Heimat gibt. Selbst mit dem Mann und guten Freunden zusammen würde ich wohl auf längere Sicht in z.B. in China oder Malaysia kein Gefühl von Heimat bekommen.

Eher vielleicht, so meine Erfahrung, ein Vermissen der selbigen. So mancher Auslandsaufenthalt erwies sich als den eigenen Horizont erweiterndes Erlebnis, machte mir in einigen Fällen jedoch auch bald klar, dass schon zu meinem Wohlbefinden auch andere Rahmenbedingungen gehören. Kultureller Kontext, Wertesystem – Stichworte, die mir in den Sinn kommen.

Partner und Freunde sowie kultureller Kontext, zwei mögliche Faktoren des Gefühls ‘Heimat’.
Kultureller Kontext, das ist letztlich assoziiert mit Raum, mit Region. Womit sich indirekt letztlich doch wieder die Frage des Ortes stellt. Vielleicht muss es nur nicht ein einziger Ort sein.

Berlin, Hamburg, Köln, mit allen drei Orten verbinde ich unterschiedlich heimatliche Gefühle.
Ich freue mich bei jeder Abwesenheit wieder sehr auf Berlin, auf die Stadt, darauf einige mir sehr wichtige Menschen im Alltag um mich haben zu können, gemeinsam essen oder in’s Kino zu gehen, spazieren, plaudern, sich spontan treffen und Zeit gemeinsam verbringen. Und doch – der Mann fehlt, denn der lebt in Köln.
So bleibt Berlin derzeit eine Art ‘Heimat ohne Mittelpunkt’. Köln, eine Stadt, zu der per se ich heimatliche Gefühle im Sinne eines Wohlfühlens in der Stadt so gar nicht habe, wohl aber: sie ist der Mittelpunkt der Welt, wenn er und ich dort zusammen sind.
Für diese ‘gespaltene Heimat’ sind in der Beziehung längst lebbare und pragmatische Wege gefunden. Als schwieriger erweist sich der Kontakt zu Freunden abseits von Berlin. Freundschaft will gepflegt, gelebt werden, erst recht wenn sie vielleicht gerade am Entstehen ist – nicht leicht über 300 oder 600 km Distanz. Ob Tobias oder Uwe, oft bleibt eine Sehnsucht, sich mit nicht-Berliner Freunden einfach, unkompliziert sehen zu können, dann wenn einem der Sinn danach ist, mit Zeit – nicht wann und wie es Kalender und Termine zulassen.
Berlin, Köln und Hamburg in einer Stadt – das wäre für mich nicht nur in dieser Hinsicht persönlich eine feine Lösung … und könnte vielleicht ‘Heimat’ sein.

Heimat – was ist das? In einigen Näherungen gehören sicher Mann und Freunde, kultureller Kontext und, ja, Orte dazu. Allerdings, Heimat ist für mich bisher nichts Statisches. Heimat ist für mich ein Gefühl, das sich noch immer in den vergangenen Jahren geändert, weiter entwickelt hat.

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homosexualität ist eine Krankheit

‚Homosexualität ist eine Krankheit‘.

Keine Angst, ondamaris hat nicht die Seite gewechselt.

Homosexualität ist eine Krankheit - und die Erde ist eine Scheibe (c) Bündnis Freiheit für Vielfalt
Homosexualität ist eine Krankheit – und die Erde ist eine Scheibe (c) Bündnis Freiheit für Vielfalt

„Homosexualität ist eine Krankheit, und die Erde ist eine Scheibe“ – mit diesem plakativen Motto wendet sich das Bündnis rund um die Organisatoren „Freiheit für Vielfalt“ gegen das umstrittene ‚Christival‘, das heute in Bremen beginnt.

Die Augen dürfen nicht verschlossen werden, wenn u.a. homophobe und abtreibungsfeindliche sowie andere menschenrechtsfeindliche Ansichten öffentlich unter tausenden Jugendlichen verbreitet werden“, betonen die Organisatoren. “ Wir setzen uns dafür ein, dass Bremen weiterhin eine Stadt der Vielfalt sein kann, in der jede(r) das Recht darauf hat, seine/ ihre Freiheiten zu schützen und zu leben.

Das ‚Festival‘ war aufgrund inzwischen abgesagter Workshops u.a. zur ‚Heilung von Homosexualität‘ in die Kritik geraten.
Es findet nicht nur unter der Schirmherrschaft von Bundesfamilienministerin von der Leyen statt, ihr Ministerium hat das ‚Christival‘ auch großzügig finanziell gefördert.

In Bremen stößt das ‚Christival‘ inzwischen auf immer mehr Protest. Das Bündnis „Freiheit für Vielfalt“ umfasst inzwischen die folgenden Gruppen:
– Arbeitskreis Lesben- und Schwulenpolitik Bremen
– BEFAH (Bundesverband der Eltern, Freude und Angehörigen von Homosexuellen)
– BEFAH Elterngruppe Bremen im Rat & Tat Zentrum
– Belladonna Kultur-, Kommunikations- und Bildungszentrum für Frauen e.V.
– Bündnis ’90/ Die Grünen Bremen
– Café Bi-It für bisexuelle Menschen und ihre FreundInnen
– Da capo al dente Schwul-lesbischer Chor
– Frauen in Schwarz Bremen
– Grüne Jugend Bremen
– HuK (Homosexuelle und Kirche) Bremen
– MeRSI (Menschenrechte und sexuelle Identität) Gruppe von amnesty international
– Mondaysisters offene Lesbengruppe
– Rat & Tat Zentrum für Schwule und Lesben e.V.
– Respekt SchwuLesBische Jugendgruppe
– Schwule Väter, Ehemänner und Freunde Gruppe
– Stand.Up
– Kultur- und Kommunikationsverein für Schwule und Lesben in Bremen e.V.

Zudem hat sich ‚antisexistischer Protest‘ auch in dem Bündnis „No Christival“ versammelt, das ebenfalls Aktionen plant

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Text 27. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Deutschland

Souvenirs aus Brandenburg

Brandenburg Souvenir : Vor der Motorradtour am gestrigen sonnigen Morgen stand das Basteln …

Der gutaussehende gelbe Engel hatte wohl doch recht – die Batterie war hinüber. Also morgens neuen Batterie eingebaut, und dann los in’s Grüne.

Beelitz Spargelfeld
Beelitz Spargelfeld

Vorbei an Spargelfeldern und durch’s schöne Beelitz.

Russenjäger
Russenjäger

Russenjäger
Russenjäger

Plötzlich glotzen mich unvermittelt in der Gegend rumstehende russische Kampfjets an (und nein, kein Museum weit und breit, keine Hinweisschilder) …

Schwedenfeuer
Schwedenfeuer

Rapsfeld

In der Landschaft herum stehender Schilder mit seltsamen Botschaften geben Rätsel auf …
(Schwedenfeuer sind auf besondere Weise geschnittene Baumstämme, die prima Fackeln abgeben) …

… der Raps ist noch nicht ganz in Blüte, lässt aber bereits Vorfreude auf baldige Fahrten durch gelbe Blüten- und Geruchsmeere ahnen …

Rast in Wittenberg
Rast in Wittenberg

Ausgiebigere Pause dann in der Lutherstadt Wittenberg

Banana Split in Wittenberg
Banana Split in Wittenberg

… wo sich drängende Fragen stellen …
… wie: warum heißt das ‘Banana Split’ so, obwohl es nicht aus Split kommt?
Und warum wird es so gerne serviert in Gefäßen, die penetrant nach billigem Souvenir aus Venedig aussehen?

Kloster Zinna
Kloster Zinna

Kloster Zinna - Pranger
Kloster Zinna – Pranger

Zurück quer durch Brandenburger Dörfer und Flecken, teils recht hübsch anzusehen, teils ‘blühende Landschaften’ trister Industriebrachen.

Kurze Pause am Kloster Zinna, an dem niemand am Pranger steht …

Zum Abschluss, zurück in Berlin, bekommt die Karre noch ne frische ASU und HU spendiert …

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Frankreich

Nizza April 2008

16.- 19.4. 2008 – Nizza

Ein tiefes Brummen weckt uns morgens, ein letztes Mal. Ein Flimmern durchzieht das Schiff, bald ein starkes Vibrieren – das vertraute Gefühl der Reaktionen des Schiffs, Resonanzspiel zwischen Kaimauer und Bugstrahl.

Anlegen in Nizza. Frühstück an Deck, mit Blick auf den Park ‘Colline du Chateau’.

Unsere Kreuzfahrt geht hier zuende.
Es wird wohl unsere letzte Fahrt mit der ‘Astoria‘ gewesen sein. Nicht etwa, weil Schiff oder Kreuzfahrt uns nicht gefallen hätten, ganz im Gegenteil. Aber Transocean lässt den Chartervertrag per April 2009 auslaufen. Wie zu hören ist, plant Phoenix das Schiff unter neuem Namen und nach Umbau in ein Wellness-Suiten-Schiff weiter zu betrieben, als Ersatz für die ‘Maxim Gorki‘, die dort außer Dienst gehen soll. Eine Nachfolgerin für die ‘Astoria‘ wird noch gesucht …

Nur kurze Zeit später, zu Fuß zum Hotel, die Koffer abgestellt, sitzen wir an der Promenade des Anglais unten auf dem Kiesstrand, ein erster Milchkaffee und Tee, Blick auf das unglaublich blaue, jedem Klischee gerecht werdende Meer. Zeitung lesen, Ruhe, Sonne. Elf Uhr, ums Kap herum wird die Astoria sichtbar, die in Leerfahrt pünktlich den Hafen von Nizza gen Bremerhaven verlässt.

MS-Astoria beim Auslaufen aus dem Hafen von Nizza am 16. April 2008
MS-Astoria beim Auslaufen aus dem Hafen von Nizza am 16. April 2008

Nizza. Schillernder Ort der französischen Mittelmeer-Küste, früher italienisch, erst seit 1860/61 zu Frankreich gehörend. Ausgerechnet Garibaldis Heimat mussten die Italiener abgeben als Preis dafür, dass Napoleon III. ihnen bei der Vertreibung der Österreicher aus Norditalien half. Schon damals war Nizza Ziel von Touristen, zuerst den Engländern, bald aber auch schon russischer Adel – dem heutzutage der russische Geldadel folgt.

Nizza – entspannen, drei Tage Ruhe, Nichtstun. Il dolce far niente. Keine Kirchen, keine Besichtigungen, keine Hochkultur. Eher Alltagskultur – Cafés, Joggen, Spazierengehen, Lesen, Sauna.

Meeresfrüchte in Nizza :-)
Meeresfrüchte in Nizza 🙂

Und Essen, gutes Essen. Eine Saunabekanntschaft empfiehlt uns – wir wollen dem Touristen-Trubel entfliehen – ein Restaurant, ‘typisch nicoiser Küche, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis’. Und tatsächlich, wir werden zunächst etwas kühl begrüßt, kommen da schon wieder Touristen?, dann hervorragend bewirtet und bedient. Ein außerordentlich leckere Menu, vollkommen befriedigt (ja ja, Sex des Alters 😉 ) gehen wir ins Hotel. Haben für den letzten Abend wieder hier reserviert – und für den zweiten Abend vom Patron einen Tipp für ein reines Meeresfrüchte-Restaurant erhalten, der sich ebenfalls als Volltreffer erweist.

Morgens joggen auf der (bis zu 10m breiten) Promenade des Anglais. Sonne, blaues Meer, Entspannung. Schade, der ‘Demi-Marathon de Nice’ findet am Sonntag statt, wir fliegen schon Samstag.

Es muss mit dem Blau zusammen hängen, überlegen wir, mit dem fast immer guten Wetter, dem Meer – oder womit sonst? Die Menschen sind in der überwiegenden Mehrzahl auffällig freundlich und zuvorkommend, ob in der Patisserie, im Zeitungsladen, mittags im Café um die Ecke oder abends im Restaurant. Eine Freundlichkeit, die umso mehr auffällt im Vergleich zur oft muffeligen Stimmung in heimatlichen Gefilden.

Und das Meer ist blau, so blau …

Nizza von oben 19.4.2008
Nizza von oben 19.4.2008

Stationen der Reise im Überblick

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Homosexualitäten Paris

Jean-Daniel Cadinot 10.2.1944 – 23.4.2008

Jean-Daniel Cadinot war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Produzenten schwuler Pornos. Er prägte einen eigenen Stil, den ‚french touch‘. Cadinot wurde am 10. Februar 1944 in Paris geboren und starb dort am 23. April 2008.

Er setzte schwule Träume in Szene, als Regisseur und Produzent: Jean-Daniel Cadinot (JDC) mit seinem Unternehmen ‚French Art‚.

Jean-Daniel Cadinot wurde am 10. Februar 1944 im Viertel Batignoles in Paris am Fuß des Montmartre geboren. Beide Eltern arbeiteten als Herrenschneider. Er nahm dies später gelegentlich zum Anlass zu frotzeln

Während meine Eltern Männer einkleideten, wurde ich dafür bekannt sie auszuziehen.

Jean-Daniel Cadinot studierte zunächst Anfang der 1960er Jahre an der Ecole des Arts et Métiers sowie der Ecole national de la Photographie. Seine Karriere als Photograph begann im Alter von 19 Jahren. Zunächst arbeitete er freiberuflich für das US-Magazin ‚After dark‘. Später war er auch für deutschsprachige Schwulenmagazine wie ‚Him‘ und ‚Du & Ich‘ sowie in Frankreich für den ‚Gai Pied‚ tätig.

Bald wurde er für seine Nackt-Portraits bekannt (u.a. des Autors Yves Navarre sowie der Sänger Patrick Juvet und Pascal Auriat). Photos von Cadinot wurden in der ersten Ausgabe des französischen Schwulenmagazins Gai Pied abgedruckt. Auch in vielen Homo-Magazinen in Deutschland finden sich in den 1970er Jahren seine Photos.

1978, nachdem er 17 Photo-Bände mit einer Gesamtauflage von über 170.000 Exemplaren veröfentlicht hatte, wechselte Jean-Daniel Cadinot vom Photographieren zum Film

„Das Foto erwies sich bald als zu begrenzt. Ich kam schnell an seine Grenzen, ich wollte Handlung und Bewegung. Ich wollte weiter gehen, wollte unsere Geschichten als schwule Männer erzählen. Video machte mir genau das möglich.“

Er begann mit der Realisierung von Filmen, mit dem 30minütigen 16mm-Film ‘tendres adolescents’ (1978). Zugleich betrieb er eines der ersten Pornofilm-Studios in Frankreich, das ebenfalls 1978 gegründete Studio ‘French Art’.

Möglich geworden war dieser Wechsel zum Pornofilm juristisch erst kurz zuvor. 1975 wurde unter Präsident Valéry Giscard d’Estaing der Pornofilm legalisiert und eine neue Kategorie X eingeführt.

Seine Filme waren bei vielen homosexuellen Konsumenten insbesondere auch deswegen beliebt: im Gegensatz zu vielen vergleichbaren Filmen US-amerikanischer Produktion arbeiteten sie mit Phantasien und Vorstellungsvermögen und wiesen auch ein gewisses Maß an Dialogen auf. Er und seine Filme hatten den besonderen ‚french touch‘.

Der mit zahlreichen Preisen (u.a. 1989 GayVN Award) ausgezeichnete Cadinot legte Wert auf Inszenierungen, eine gewisse Handlung und Kostüme. Einige seiner Pornos wiesen komplette Handlungsstränge auf. Dabei versuchte er immer wieder, schwule Phantasien zu bedienen – Karneval in Venedig, Internatsaufenthalte oder Reisen ins Magreb waren einige seiner ‘Geschichten’. Sein 48. und letzter Film erscheint erst nach seinem Tod im Verlauf Jahres 2008 unter dem Titel ‘Subversion’.

Cadinnot realisierte unter dem Pseudonymen ‚ Tony Darcq ‚ und ‚ Tony Dark ‘ (Namen mal mit ein wenig Phantasie rückwärts lesen …) auch ‘härtere’ Filme.

Im Stillen engagierte er sich auch gelegentlich – so habe er, berichtet Jean le Bitoux, in den 1990ern den ‚Gay Pride de Paris‘ finanziell unterstützt.

Die französische Tageszeitung Liberation bezeichnete ihn 2005 als „un de nos plus grands cinéaste“ (‚einen unserer größten Filmschaffenden‘, Übers. UW)..

Jean-Daniel Cadinot wurde 64 Jahre alt. Er starb am 23. April 2008 in Salouël (Dep. Somme), nach Angaben seiner offiziellen Website an den Folgen eines Herzstillstands. Er ist auf dem Cimetière de Montmartre beigesetzt (Grabstelle in der offiziellen Friedhofs-Broschüre nicht erwähnt).

Nach Cadinots Tod wurde sein Unternehmen French Art fortgeführt von François Orenn. Orenn hatte bereits Filmmusik für ihn geschrieben, und seit 2002 bereits das Unternehmen geleitet. 2013 wurden die Marke Cadinot sowie die exklusiven Vertriebsrechte an allen Filmen gemeinsam erworben von StudioPresse und PinkTv. Die Website cadinot.fr wird seitdem von StudioPress (u.a. auch Citebeur)  betrieben.

Ein filmisches Denkmal gesetzt bekam er 2005 mit dem  Dokumentarfilm „Le Mystère Cadinot“ von Olivier Ciappa.

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Jean-Daniel Cadinot verabschiedete sich selbst in seinem Blog mit den Worten

“wenn ihr dies lest, habe ich die Kamera aus den Händen gelegt, die Lichter gelöscht, die Vorhänge herunter gezogen …”

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Jean-Daniel Cadinot Grab

Grab von Jean Daniel Cadinot auf dem Cimetière de Montmartre in Paris (Foto: Janericloebe)
Grab von Jean-Daniel Cadinot auf dem Cimetière de Montmartre in Paris (Foto: Janericloebe, publicdomain)

Grabsteinrückseite von Jean Daniel Cadinot auf dem Friedhof Cimetière de Montmartre in Paris – JanericloebePublic Domain

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Italien

Florenz

15.4.2008 – Florenz

Es war gutes Wetter, als wir morgens an Deck frühstückten. Livorno. Sonne, leichter Wind, ein wenig kühl. Aber es war ja noch Morgen. Auf in den Bus gen Florenz …
Schon nach wenigen Kilometern, Pisa im Blick, zeigen sich dicke Wolken in den Bergen.

Nach knapp eineinhalb Stunden kommen wir in Florenz an, eine freundliche alte Dame begrüßt uns, die Stadtführerin. Führt uns zunächst Richtung Palazzo Medici-Riccardi. Den wir auch noch trocken zu sehen bekommen. Allerdings, der Himmel verdüstert sich. Und nur kurze Zeit später schüttet es in Strömen. Sturzbäche ergießen sich auf die Massen von Touristen, die sich plötzlich alle ratlos vor der Kathedrale tummeln, alle irritiert Unterschlupf suchend.

Genervte Touristen geraten sich untereinander und mit der Touri-Führerin in die Haare, erste “wir wollen wieder zum Bus”-Rufe werden laut. Der Regen wird nicht besser, eher heftiger. Der Himmel immer dunkler, ein einziger grauer Brei, keine Besserung in Sicht. Auch nicht bei der Stimmung der werten Mitreisenden – irgendwann setzen wir uns ab, bevor der Nerv auf uns übergreift. Schauen uns, ausgestattet mit schnell gekauftem Schirm und Regenjacke, die Stadt auf eigen Faust an – wie gut, dass der Mann Florenz kennt.

Sind später wieder am vereinbarten Treffpunkt, genervte Mitreisende schauen uns entgeistert an, ja, wir haben uns tatsächlich die Stadt angeschaut, das kann man auch im Regen.

Im Bus allerdings müssen wir uns erstmal trockene Sweatshirts anziehen, die wir vorsichtshalber im Rucksack hatten …

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Homosexualitäten

Wichsen ohne Kant

Selbstbefriedigung ist ja immer wieder ein ergiebiges Thema. Erst jüngst lernten wir “ wichsen ist gesund “. Nun, dann ein wenig Sonntagslektüre zum Thema …

Warum steht Onanie vulgo Wichsen eigentlich in der Neuzeit in so schlechtem Ruf?

“Ausgerechnet die Aufklärung war es, die Masturbation zum gesellschaftlichen Übel erklärte …”

Und wie war das früher?

“Galen, bis zur frühen Neuzeit die wichtigste medizinische Autorität, begrüßte jede Abfuhr überschüssiger Körpersäfte.”

Und wie halten’s die Deutschen?

“In keinem Land wurde der Selbstbefriedigung so systematisch auf den Leib gerückt.”

Selbst Kant (ja, einige fragen sich ja sogar ‘wie schwul war Kant‘) soll ja …

“Für Kant war Selbstbefriedigung schlimmer als Suizid. Anders als beim Selbstmord, bei dem das Individuum aus freien Stücken in echter Verzweiflung handelt, ist der Onanist ein willenloses Objekt seiner Begierde.”

Alle Zitate von dem Kulturwissenschaftler Prof. Thomas Laqueur im Interview mit der ‘Zeit’ unter dem schönen Titel “Teufelszeug”. Prof. Laqueur ist Autor des Buchs ‘Solitary Sex: A Cultural History of Masturbation‘.

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Italien

Neapel und Pompeji

14.4.2008 – Neapel und Pompeji

Nach dem beeindruckenden Messina und der Fahrt durch den Stretto werden wir morgens wach in Neapel.
Zeitig bringt der Bus uns vorbei am Vesuv nach Pompeji, der viel besuchten und viel beschriebenen antiken Stadt.
So viel besucht und viel photographiert, dass einige Bilder wohl als Eindruck reichen.

Nach den interessanten Stunden in Pompeji machen wir uns auf zurück in die Stadt. Zu Fuß vom Hafen quer durch die Stadt zum Archäologischen Museum. Lärm Krach Hektik beherrschen die Strassen. Besonders aggressiv die massenhaft auftretenden Scooter, jegliche Fahrtrichtung, Ampel oder (zwar vorhandene aber eh bedeutungslose) Zebrastreifen ignorierend, sich durch jegliche kleinste Lücke auch zwischen Fußgängern durchdrängelnd. Fußwege manchmal kaum erahnbar schmal, jegliche Möglichkeit am Straßenrand auf’s Engste zugeparkt. Selbst auf dem schmalsten verbleibenden Bürgersteig findet sich noch ein Plätzchen für einen ambulanten Straßenhändler und seine Decke, einen kleinen Tisch nebst Stühlen, oder zwei drei Mamas nebst Bambini beim geistesabwesenden intensiven Plausch. Jungmänner, gern Goldkettchen-behangen, führen ihre weibliche Begleitung aus, meist wie an der Leine, mit paschahaften Gesten, gelegentlich dem demonstrativen Griff in’s Gemächte. Werden wir alt? Diese Stadt ist anstrengend …

Irgendwann schaffen wir es etwas geschafft in’s Archäologische Museum von Neapel.

Sehen neben vielem anderen (erotisches ‘Geheimes Kabinett’, dazu später mehr) u.a. das bekannte Alexander-Mosaik sowie auch die beiden Athleten aus Herculaneum im Original, die u.a. schon in Berlin in der sehenswerten Herculaneum- Ausstellung (’Die letzten Stunden von Herculaneum, Pergamonmuseum, 2005) zu sehen waren.

Zurück zum Schiff gehen wir wieder zu Fuß, auf anderem Weg quer durch die Stadt. Ähnlich anstrengend und nervenaufreibend wie der Hinweg.
“Südlich von Rom beginnt Afrika”, hatten Bekannte meines Mannes des öfteren geulkt. Die Stadt hat sich heute alle Mühe gegeben, diesem Klischee gerecht zu werden.

Abends, dem frenetischen Neapel entkommen, sind wir froh, wieder an Bord zu sein, genießen die relative Ruhe des Schiffs. Pompeji war klasse, das Museum sehr interessant, aber Neapel sehr anstrengend. Nein, wir sind uns einig, für uns keine Stadt für einen erholsamen Urlaub. Das Umland gerne wieder, aber nicht diese frenetische anstrengende Stadt.

Ein Blick auf Neapel, schon von See bei der Ausfahrt des Schiffs, auf den Vesuv zeigt noch einmal die riskante Lage der Stadt.

Neapel und Pompeji – Fotos

Vesuv
Vesuv

Pompeji Lupanare
Pompeji Lupanare

Pompeji Forum
Pompeji Forum

Pompeji Forum mit Blick auf Vesuv
Pompeji Forum mit Blick auf Vesuv

Pompeji Gipsausguss
Pompeji Gipsausguss

Pompeji Casa dei fauno
Pompeji Casa dei fauno

Neapel Museum Pompeji Modell
Neapel Museum Pompeji Modell

Neapel Museum Athleten aus Herculaneum
Neapel Museum Athleten aus Herculaneum

Neapel Museum Alexandermosaik
Neapel Museum Alexandermosaik

Neapel von See
Neapel von See

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Italien

Der Ätna – Fotos

Der 3.323m hohe Ätna (oder Aetna, oder Etna, oder schöner Mongibello) nahe Messina ist der höchste und aktivste Vulkan Europas.

Wir fahren bis auf etwa 2.000mHöhe, spazieren bei tosendem Wind und Blick auf schneebedeckte Gipfel vorbei an einer Gaststätte, an der der Lavastrom des letzten Ausbruchs direkt vorbei floss, blicken den Lavaströmen ins Tal hinterher, stehen auf dem Kraterrand eines der erloschenen Crateri silvestri.

Wie schon einige Male, manche Momente in Natur vermitteln mir tiefste Gefühle …

Ätna – Fotos 2008

Ätna Talblick
Ätna Talblick

Aetna crateri silvestri
Aetna crateri silvestri

Etna Lavastrom vor Ortschaft
Etna Lavastrom vor Ortschaft

Aetna und Lift
Aetna und Lift

Lavastrom neben Lokal
Lavastrom neben Lokal

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Italien

Die Strasse von Messina

Die Strasse von Messina trennt Sizilien und Festland (Kalabrien) – eine Meerenge zwischen tyrrhenischem Meer und ionischem Meer.

Messinas “stretto”, die Straße von Messina hat eine Besonderheit zu bieten:
Die zwischen drei und acht Kilometer breite Meeresenge wurde ab 1957 von einer Hochspannungsleitung überquert. Sie diente der Stromversorgung zwischen Sizilien und Festland. Die Leitung war Teil der Fernleitung Sorgente – Rizziconi, aufgehängt an zwei 232m hohen Masten.

Aufgrund der verwendeten Materialien (zu geringe Leitfähigkeit wegen erforderlicher Festigkeit) sowie der Wetterbedingungen genügte die Leitung bald nicht mehr den Anforderungen. Sie wurde Ende der 1990er Jahre durch ein Seekabel ersetzt. Die Masten jedoch blieben ohne Funktion stehen – als “Teil des Landschaftsbildes”.

Die Straße von Messina war auch immer ein mythischer Ort.
Skylla und Charybdis trieben hier in der Meerenge ihr Unwesen, fraßen gemeinsam alles, was ihnen in den Weg kam. Sie waren gefürchtet bei den Seefahrern der Antike.

Starke Meeresströmungen transformiert in mythische Gestalten, Ungeheuer als Erklärungsversuche für Natur-Phänomene (ähnlich wie die Kyklopen als Wächter des Ätna). In der ‘Fontana dell Nettuno’ (Neptunbrunnen, 1557, von Giovanni Angelo Montorsoli) in Messina sind sie verewigt.

Die Strasse von Messina – Fotos

Messina ‘Fontana dell Nettuno’ (Neptunbrunnen)
Messina ‘Fontana dell Nettuno’ (Neptunbrunnen)

Strasse von Messina, Blick vom Dom Messina
Blick von Dom von Messina auf die Strasse von Messina

Strasse von Messina, Seite Sizilien
Strasse von Messina, Seite Sizilien

Strasse von Messina, Seite Festland
Festland-Seite der Strasse von Messina

Strasse von Messina, Blick von Deck der MS Astoria
Strasse von Messina, Blick von Deck der MS Astoria

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MS Astoria

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