Zuletzt aktualisiert am 14. November 2023 von Ulrich Würdemann
Frankreich weitet seine frühere Strategie zu Autismus aus zu einer Strategie zu neurologischen Entwicklungsstörungen (troubles du neurodéveloppement, TND).
Die frühere ‚Stratégie nationale autisme et TND‘ heißt nun ‚Stratégie nationale pour les TND : autisme, dys, TDAH (trouble déficit de l’attention avec ou sans hyperactivité) et TDI (trouble du développement intellectuel)‘.
Über neurologische Entwicklungsstörungen (Autismus- Spektrum- Störungen (ASS), in Frankreich ‚troubles du spectre de l’autisme (TSA)‘) hinaus umfasst die neue Strategie auch Störungen der intellektuellen Entwicklung‘ (TID), Aufmerksamkeitsdefizit mit und ohne Hyperaktivität (ADHS) sowie multiple Dysstörungen (Legasthenie, Dyskalkulie, Dysgraphie, Dysphasie, Dyspraxie).
Staatspräsident Macron stellte die neue Strategie am 14. November 2023 bei einem Besuch im neuen ‚Maison de l’autisme‘ (Autismus-Zentrum) in Aubervilliers vor. Der Gesamtbetrag der für die Strategie zur Verfügung gestellten Mittel für den Zeitraum 2023 bis 2027 soll auf 680 Mio. Euro erhöht werden (zuvor 2018 bis 2022: 345 Mio. €).
Die neue Strategie soll insbesondere auch eine systematische Identifizierung von Entwicklungsstörungen bei Kindern von der Geburt bis zum Alter von sechs Jahren umfassen. Dies soll z.B. bei Arztbesuchen oder auch in KiTas erfolgen.
Die neue Strategie wurde in Zusammenarbeit mit Verbänden und NGOs erstellt und in einer Bürgerbefragung zur Diskussion gestellt.
Ziel sei es, betroffene Kinder frühzeitig an Koordinations- und Beratungsstellen weiterverweisen zu können. Seit 2019 wurden in ganz Frankreich insgesamt 100 sogenannte ‚plateformes de coordination et d’orientation (PCO)‘ geschaffen. Dort wurden bisher 55.000 Kinder mit Entwicklungsstörungen identifiziert und betreut.
In Frankreich sind ca. 700.000 Menschen von Autismus- Spektrum- Störungen (ASS) betroffen.
Schätzungen zufolge betreffen Autismus- Spektrum- Störungen (ASS) etwa 0,9% bis 1,5% aller Geburten in Frankreich (= ca. 7.500 Neugeborene).
Derzeit besuchen in Frankreich 45.000 Kinder mit Autismus die Regelschule. Sie sollen nun intensiver gefördert werden.
siehe auch
Legifrance: Décret n° 2023-1028 du 7 novembre 2023 instituant un délégué interministériel à la stratégie nationale pour les troubles du neuro-développement