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Berlin

Springbrunnen Bayerischer Platz Berlin Schöneberg

Springbrunnen Bayerischer Platz – ‘Wassergolf’ taufte der Mann jüngst (nun gut, es war Spätsommer) diese beschauliche Anlage …

Springbrunnen Bayerischer Platz

… wohl inspiriert von der Optik einer 50er-Minigolf-Anlage und der Verwendung als Wasserspiel …

Der öffentliche Brunnen Springbrunnen Bayerischer Platz wurde 1958 nach Entwürfen von Karl-Heinz Tümler (1893 – ?) gebaut. Tümmler konzipierte die gesamte Mittelinsel des damals (nach der Begradigung der Trasse der Grunewaldstrasse) neu gestalteten Bayerischen Platzes in Berlin Schöneberg.

Der Brunnen besteht aus vier Becken jeweils mit Mittelfontänen, die mit einem Wasserlauf verbunden sind. 2006/07 wurde die Anlage zuletzt saniert.

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Berlin

Hans Poelzig – Ausstellung

Bereits seit Mitte Oktober findet in der Akademie der Künste die Ausstellung “Hans Poelzig – Architekt Lehrer Künstler” statt.

Hans Poelzig (1869 bis 1936) war zunächst Architekt des ‘Heimatstils’ (wie bei der Erweiterung des Rathauses in Löwenberg). Bald jedoch entwarf er freier, fließender, bis hin zu expressionistischer Architektur – am beeindruckendsten in den Bauten für den expressionistischen Film “Der Golem, wie er in die Welt kam“von 1920 (Architektur-relevante Ausschnitte in der Ausstellung zu sehen).

Die Ausstellung in der Akademie der Künste in Berlin zeigt in insgesamt 12 Abteilungen die beeindruckende Vielfalt des Schaffens von Hans Poelzig anhand von Zeichnungen und Skizzen, historischen Fotos, Architekturmodellen oder Planungsunterlagen. Eine Entwicklung von frühen Anfängen des Heimatstils über Denkmal-Entwürfe und Planungen für Stadtraum-Gestaltungen (Platz der Republik) bis zu Höhepunkten wie dem großen Schauspielhaus (1920) in Berlin (später: der 1985 abgerissene Friedrichstadtpalast)

Hans Poelzig Ausstellung

oder auch dem Haus des Rundfunks (1928; Foto Seiten-Treppenhaus).
Im Vorraum der Ausstellung kann zudem in einer Video-Dokumentation betrachtet werden, welche Bauten von  Hans Poelzig bis heute überdauert haben.

Mich persönlich faszinieren das Schauspielhaus Berlin sowie das Haus des Rundfunks am meisten, während viele andere Entwürfe und Realisierungen so gar nicht ‘meine Welt’ sind. Poelzigs Architektur, die teils sehr stark Emotionen anspricht, empfinde ich oftmals als eher im Kontrast stehend zu der persönlich eher geschätzten rationalen, funktionalen Architektur.

Dennoch, es ist beeindruckend selbst anhand von Zeichnungen, Fotos, Architektur-Modellen und Filmausschnitten mit zu erleben, wie Poelzig sein ganzes Leben lang offen blieb für Neues, neue Strömungen aufnahm und in sein Schaffen integrierte ohne sich untreu zu werden.

Die Ausstellung wurde verlängert und ist in Berlin noch bis 6. 20. Januar 2008 zu sehen.

Ab 1. März 2008 (bis 18. Mai) ist die Ausstellung anschließend im Deutschen Architektur-Museum Frankfurt/ Main zu sehen.

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Aktualsierung
13.04.2013: Einen Bau von Hans Poelzig entdeckten wir im April 2013 in – Wolgast, die Sparkasse Wolgast.

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Berlin Kulturelles

Die Verurteilung des Lukullus – Komische Oper Berlin 2007

Erstmals führt die Komische Oper Brecht/Dessaus “Die Verurteilung des Lukullus” auf, einst Zentrum kulturpolitischer Debatten in der DDR.

Lukullus ist tot. Sein Leben war pompös, voller Luxus, pompös ist seine Beisetzung. Doch im Vorraum des Schattenreichs erwartet den erfolgreichen Feldherren und Politiker Lukullus nicht der sichere Weg in’s Paradies. Vielmehr muss er sich vor einem Gericht von Bauern, Lehrern, Bäckern der Bilanz seines Lebens stellen. Zehntausende mussten sterben, nur damit er Kirschen essen konnte – das Urteil kann nur lauten “Ins Nichts mit ihm!”. Soweit in Kürze die Handlung der Oper “Die Verurteilung des Lukullus”.

Lucius Licinius Lucullus war ein römischer Feldherr.

Und aufgrund seines Lebenswandels, der u.a. von üppigen Gastmählern geprägt war, wurde er zum Namensgeber ‘lukullischer Genüsse’, übertragen zum Symbol des Hedonismus.

Bertolt Brecht verfasste ab 1939 im schwedischen Exil zunächst ein Hörspiel “Das Verhör des Lukullus”. Zusammen mit dem Komponisten Paul Dessau erarbeitet er nach dem zweiten Weltkrieg verschiedene Fassungen einer Umsetzung des Hörspiels als Oper.

Diese Oper “Die Verurteilung des Lukullus”, komponiert 1949, wurde am 17. März 1951 in Berlin (Admiralspalast) erstaufgeführt (nicht öffentliche Probeaufführung, noch als ‘Das Verhör des Lukullus’).
Sie wurde nach ihrer öffentlichen Uraufführung am 12.10.1951 (unter modifiziertem Titel, nach deutlichen Text- und Musik-Eingriffen) bis 1960 nicht mehr gespielt. Die Oper war zum Gegenstand von Eingriffen der Regierungsspitze der DDR geworden, sie trage nicht zur Hebung des Bewusstseins der Werktätigen bei, sei volksfremd und zu formalistisch. “Die Verurteilung des Lukullus” geriet in den Mittelpunkt der sog. ‘Formalismusdebatte‘.
In der BRD wird die Oper drei Monate nach ihrer DDR-Uraufführung erstmals aufgeführt, allerdings in der (wohl als politisch opportuner erachteten) erste Text-Version.

Die jetzige Neu-Produktion des Lukullus ist die erste Aufführung dieser generell sehr seltenen gespielten Oper an der Komischen Oper Berlin.

Die Verurteilung des Lukullus Komische Oper Berlin 2007

Die Aufführung beginnt mit einem wahrlich beeindruckenden Auftakt, unterstützt von Chor, Kinderchor und Filmeinspieler. Doch kann die Inszenierung die hier geweckten Erwartungen im Folgenden nicht immer halten. Sie gleitet für meinen Geschmack manchmal teils in verspielte, teils in trashige optische Vordergründigkeit ab – in der allerdings immer wieder starke Szenen (wie “wer ist Rom” oder das “Fischerweib”) aufleuchten.
Die Übertitelung, im Prolog noch hilfreich, wünschte man sich teils auch während des weiteren Verlaufs – nicht immer wird verständlich gesungen.

Im Mittelpunkt der Handlung: der Zerfall, ja die Dekonstruktion dessen, was Lukullus einst zu Ruhm und Ehre zu gereichen schien, und seine Aufgeblasenheit, die Menschen, die Leben erdrückt. Das ganze eindrucksvoll unterstrichen von einer Musik, die sich nicht melodisch in die Handlung schmiegt, vielmehr Kontraste setzt, bewusst als eigenständig wirkt. Teils ungewöhnlich instrumentiert, bis hin zu dem (äußerst selten zu hörenden) Trautonium [vielen eher bekannt aus Hitchcocks ‚Die Vögel‘].

“Die Verurteilung des Lukullus” – für meinen Geschmack keine herausragende Inszenierung der Komischen Oper, aber eine sehr sehenswerte – besonders auch dank der beeindruckenden Musik und Leistungen von Chor und SängerInnen.

Anmerkung: Dieser Text basiert auf der Generalprobe vom 23.11.2007 (nicht der Premiere am 25.11.).

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“Die Verurteilung des Lukullus”, Komische Oper Berlin, weitere Aufführungen u.a. am 2., 7., 12. und 28. Dezember 2007

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Berlin

Lundi soir

Lundi soir, dans l’univers d’un restaurant de routiers …

… beäugt von zwei jungen Damen …

… war’s ein sehr schöner Abend, danke !

(Raststätte Gnadenbrot)

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Berlin

Tränenpalast November 2007

Statt Tränenpalast bald Beton-Palast?

Tränenpalast 2007
Tränenpalast 2007
Tränenpalast 2007
Tränenpalast 2007
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Köln

Empfangshalle Kölner Hauptbahnhof

Weitgehend unbemerkt (selbst von den meisten Kölnern) hat in diesem Jahr eine der ‘Perlen’ der 50er-Jahre – Architektur in Köln Jubiläum gefeiert:
Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs wurde 50 Jahre alt.

Köln Hauptbahnhof Vorhalle
Köln Hauptbahnhof Vorhalle 2007
Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs
Köln Hauptbahnhof Vorhalle

Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs – kurze Geschichte

Das alte 1894 errichtete Empfangsgebäude des Kölner Hauptbahnhofs wurde im 2. Weltkrieg entgegen weit verbreiteter Annahme kaum zerstört. Dennoch wurde es 1955 abgerissen.

1957 eröffnete am 23. September das neue Empfangsgebäude mit der beeindruckenden Dachkonstruktion (Architekten Schmitt und Schneider).

Lange Zeit war der Kölner Hauptbahnhof der bedeutendste Knotenpunkt-Bahnhof in Deutschland (bis ihm der Berliner Hauptbahnhof diese Rolle abgenommen hat).

Der Bereich unter den Gleisen wurde inzwischen längst zu einem der gesichtslosen Shopping-Center saniert. Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs aus dem Jahr 1957 hingegen strahlt immer noch ihren Charme von 50er Jahre – Großzügigkeit aus.

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Köln

Bonn – die ungeliebte Nachbarin

Köln hat ja eine ungeliebte Nachbarin.

Nein, nicht ‘die böse Stadt im Norden’…
Vielmehr die Stadt, die der Kölner jahrelang mit dem netten, leicht abfällig gemeinten Beinamen ‘Bundesdorf’ bezeichnete.

Damals war Bonn zwar Hauptstadt. Köln hingegen nicht einmal Landeshauptstadt (was der Kölner an sich wohl im Stillen immer noch ungerecht findet). Aber – Bonn war ja ‘nur’ wegen der Bundesregierung so wichtig, und eigentlich doch immer ein Dorf geblieben.

Und dieses Dorf würde Bonn auch bald wieder sein, wenn die Bundesregierung erstmal zu großen Teilen nach Berlin umgezogen sei, vermuteten damals (nicht nur) viele Kölner (und rieben sich teils wohl auch ein wenig schadenfroh die Hände).

Aber, wie sagt der Kölner auch gerne, ‘erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt’ …

Und es kam ganz anders. Statt in den Status des verschlafenen Provinzkaffs zurück zu fallen, hat sich Bonn in den letzten Jahren beträchtlich entwickelt. So erfolgreich, dass Köln sich eigentlich erstaunt die Augen reiben müsste … wenn man dort wach wäre …

Bonn, einst Bundeshautstadt, nennt sich nun ‘Bundesstadt’ (wobei die Idee, was denn das sein solle, im Nebel bleibt). Und ist seit 1996 auch ‘UNO-Stadt’, inzwischen haben 13 Organisationen der Vereinten Nationen ihren Sitz in Bonn. Die wiederum zahlreiche internationale Institute und Organisationen nach sich ziehen.
Immer noch wird in Bonn gebaut, investiert – gerade erst entsteht ein riesiges (privat finanziertes) internationales Kongresszentrum mit Plätzen für 5.000 Teilnehmer.

Nun mag man einwenden, Bonn habe auch für den Regierungs-Umzug reichlich Entschädigungsleistungen erhalten. Bonn hat tatsächlich reichlich Unterstützung vom Bund erhalten – allerdings sind diese 2004 ausgelaufen. Und wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, scheinen diese Mittel wohl recht sinnvoll in die zukünftige Entwicklung der Stadt investiert worden zu sein.

Trotz Verlust des Hauptstadt-Status, trotz Abzug vieler Ministerien, Verbände und Organisationen – Bonn hat sich positiv entwickelt. Vielleicht würde sich manch Kölner Blick auf erfolgreiche Ideen lohnen …

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Deutschland

Werther in Wetzlar

Ein Wochenende im Herbst. Man könnte ja mal wieder weg fahren … warum nicht ein Ausflug nach Wetzlar … und zu Werther in Wetzlar …

Der mit der Bahn anreisende Besucher muss eine Hürde überwinden. Verlässt er den Bahnhof (der dieses Namens eigentlich kaum würdig ist), erwarten ihn zunächst statt Touristen-Idylle eher Kleinstadt-Schrecken. Gesichtslose Shopping-Center, wie sie in jeder beliebigen ost- oder westdeutschen Kleinstadt zu finden sein mögen, gefolgt von einer Einkaufsstraße, die von immer gleichen Ketten-Geschäften langsam weiter bis zu Billig-Läden, Leerstand und ein wenig heruntergekommener 60er- und 70er-Architektur abgleitet.

Wetzlar Lahnbrücke
Wetzlar Lahnbrücke

Doch – es lohnt sich durchzuhalten. Die Lahn, immerhin, ist bald schon zu hören, dann auch zu sehen. Überquert der Besucher sie auf der alten aus dem 13. Jahrhundert stammenden Brücke, erwartet ihn eine sehenswerte Altstadt, zahlreiche kleine Plätze, steile Treppen, enge Gassen und eine Vielzahl an Fachwerk-Häusern.

Mittendrin der eigentümliche Wetzlarer Dom

Wetzlar Dom
Wetzlar Dom

ein “unfertiges”Bauwerk verschiedenster Epochen. So ist z.B. hinter der spätgotischen Fassade immer noch die romanische Basilika erkennbar.

Als besonders sehenswert erweist sich das “Reichskammergericht-Museum“.

Wetzlar Reichskammergericht
Wetzlar Reichskammergericht

Eingerichte als höchstes Zivilgericht im Jahr 1495, hatte das Reichskammergericht von 1689 bis 1806 hier seinen Sitz. Seit 1987 befindet sich das einzige rechtshistorische Museum am historischen Ort.

Das Reichskammergericht ist, nebenbei, ein Ort mit einer pikanten Geschichte: das Barock-Palais wurde erbaut von Franz von Papius, Richter an eben diesem Reichskammergericht. Herr Papius war leider nicht nur an der Rechtsprechung interessiert, sondern auch sehr an den eigenen Finanzen – er kassierte reichlich Bestechungsgelder. So reichlich, dass er vertreiben wurde … (und Goethe ihm im ‘Götz von Berlichingen’ ein literarisches ‘Denkmal’ setzte in der Figur des ‘Sapupi’).

Wetzlar Wappen Papius
Wetzlar Wappen Papius

Gegenüber dem Reichskammergericht fällt der Blick des Besuchers vielleicht auf ein weiteres, noch oppulenteres Palais (das ebenfalls nämlichem Herrn Papius gehörte…). Es beherbergt heute die Sammlung “Dr. v. Lemmers-Danforth”, eine beeindruckende Kollektion von Möbeln aus Renaissance, Barock bis Biedermeier. Das Museum ist leider ab 22.10.2007 für mehrere Jahre wegen Sanierung geschlossen.

Werther in Wetzlar

Unweit dieser beiden Palais trifft der herum streunende Besucher am Schillerplatz auf ein weiteres interessantes Haus, die Nummer 5. Hier lebte Karl Wilhelm Jerusalem (1747 – 1772).

Werther in Wetzlar Jerusalemhaus Karl Wilhelm Jerusalem Vorbild für Die Leiden des junge Werther
Wetzlar Jerusalemhaus

Karl wer?

Karl Wilhelm Jerusalem war als Sekretär eines braunschweigischen Gesandten am Reichskammergericht für Schreibarbeiten zuständig.

Der empfindsame junge Mann fühlte sich in der Atmosphäre von Stolz und Geltungssucht unwohl, zudem erfuhr er von seinem Vorgesetzten ständige Kränkungen und Zurücksetzungen. Liebeskummer kam hinzu. In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1772 nahm er sich das Leben.

Dies alles würde den jungen Herrn Jerusalem noch nicht zu einer Person machen, derer man sich noch heute erinnert. Doch – der junge Herr Goethe weilte in der Stadt.

Goethe kannte den jungen Herrn Jerusalem und war über dessen Freitod sehr erschrocken. Verwoben mit eigene Erlebnissen (und denen mit seiner geliebten Lotte), wurde der Freitod des jungen Herrn Jerusalem zum literarischen Anlass für “Die Leiden des junge Werther” – ein Roman, der Goethe beträchtlichen Erfolg und Wetzlar noch heute Touristen beschert …

Der kulturell interessierte Besucher wendet sich jetzt vielleicht noch zurück gen Dom und findet dort in der Nähe sowohl das ehemalige Wohnhaus eben jener Lotte (Charlotte Buff), sowie nebenan das beeindruckende Stadt- und Industriemuseum, in dem er einiges über die optische Industrie der Stadt erfährt, über Autoradios, Mikroskope und eben die bekannte Leica

Wetzlar Leica
Wetzlar Leica

Es mag dunkel geworden sein inzwischen, so dass auf dem Rückweg zum Hotel nicht allzu viele der architektonischen Sünden der 60er und 70er Jahre auf die inzwischen müden Augen des Besuchers einhämmern …

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Köln Kulinarisches

R-Monate sind gut …

Hmmm … wieder so ein R-Monat …

Da gibt’s in einer der Kneipen im Viertel

Leuchtturm
Leuchtturm

… besonders leckere Muscheln!

Miesmuscheln rheinisch
Miesmuscheln rheinisch

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Köln

Carl Diem – Nur ein Stadion-Weg …

Carl Diem – Die Wege der Geschichte sind seltsam, und manchmal langsam.
Auch in Köln.

Ein seit über zehn Jahren ausgetragener Streit über einen Straßennamen ist immer noch nicht entschieden.
Es geht – um einen banalen Weg an einem Stadion.
Doch, es ist nicht irgendeinen Stadion-Weg.
Dieser Weg führt zum Müngersdorfer Stadion.

Und – er hat bisher einen Namenspatron, der der Stadt (und dem Stadion), nicht nur meiner Meinung nach keine Ehre macht.

Dieser Weg heißt nämlich 2007 (immer noch) ‘Carl-Diem-Weg’ (seit dessen Tod, zuvor Stevensweg).

Carl Diem war nicht irgendwer.
Carl Diem (1882 Würzburg – 1962 Köln) war ‘maßgeblich an Planung und Durchführung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin beteiligt’ (wikipedia.de). Er publizierte in NS-Publikationen. 1947 wurde Diem Direktor der von ihm gegründeten Deutschen Sporthochschule in Köln. Er hatte dieses Amt bis zu seinem Tod 1962 inne.

Diems Rolle im Nationalsozialismus ist seit längerem stark umstritten – ein Widerstandskämpfer war er sicher nicht. Die Kölner Stadtzeitung ‘Stadtrevue’ wies (in ihrer Ausgabe Oktober 2007) besonders auf seine ‘brachiale Sparta-Rede‘ hin, mit der er noch im März 1945 Hunderte von ‘Hitler-Pimpfen’ an die Front und in den Tod geschickt haben soll.

Carl Diem – lange Geschichte einer Umbenennung eines Weges

Seit vielen Jahren versuchen mehrere Initiativen, eine Umbenennung des Weges zu erreichen. Doch insbesondere der Rektor der Sporthochschule Köln wehrt sich, massiv, immer wieder, auf immer neuen Wegen. Er will den alten Namen weiterhin erhalten wissen. So soll er Presseberichten zufolge zuletzt u.a. geklagt haben, diese Umbenennung verursache doch Kosten für neues Briefpapier.

Am 17.  August 2007 hat das Kölner Verwaltungsgericht nun entschieden, dass der Weg umbenannt werden darf.
So darf gehofft werden, dass der derzeit so unselig benannte Weg nach über zehn Jahren Bemühungen nun möglichst bald korrekt “Am Sportplatz Müngersdorf” heißt.

Die Umbenennung soll offiziell zum 1. Januar 2008 erfolgen.

Wenn nicht der Rektor der Sporthochschule wieder dazwischen kommt.
Der hat nämlich beim Oberverwaltungsgericht Münster Beschwerde eingelegt.

Nachträge:
Diem habe bereits ab 1906 „Rasseeigenschaften nordischer Völker beziehungsweise arischer Völker“ gegenüber den slawischen und mediterranen Völkern hervorgehoben, berichtet der ‚Spiegel‘ (Nr. 41/2010) aus dem ‚Handbuch des Antisemitismus‘ (Ralf Schäfer).

Auch das benachbarte Pulheim beschloss im September 2009, eine bislang nach Diem benannte Straße umzubenennen.

2010 bekam auch eine nach Diem benannte Staße in Elsdorf einen neuen Namen. 20ß15 gab es in Troisdorf (nach zwei zuvor gescheiterten versuchen) einen neuen versuch.

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Urteil des Verwaltungsgrichts Köln vom 17.08.2007

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