Kategorien
Kulturelles Oldenburg

Lindenhofsgarten Oldenburg Nadorst (1900 – 2023)

Zuletzt aktualisiert am 26. Februar 2024 von Ulrich Würdemann

Tanzdiele, Lazarett, Kino, Billardhalle. Der Lindenhofsgarten Oldenburg Nadorst hat eine bewegte über hundertjährige Geschichte. Und musste 2023 ebenso wie die bereits abgerissene Jahnhalle einem Neubau weichen.

Geschichte des Lindenhofsgarten Oldenburg

An der Nadorster Straße in Oldenburg (früher Friesische Heerstraße) eröffnete um 1900 der Lindenhof. Schon bald wurde er eines der beliebtesten Ausflugsziele der Oldenburger.

der Lindenhof (später Lindenhofsgarten) auf einer Postkarte aus dem Jahr 1903

Ende des ersten Weltkriegs diente der Lindenhof (damaliger Wirt war Georg Strudthoff) als Reservelazarett. Nach dem 1. Weltkrieg wurde er in den 1920er Jahren zum Hotel und Restaurant Lindenhof (unter dem Wirt Hermann Fischer). Später wird im Garten des Lindenhofs ein Anbau errichtet – zunächst für die Tanzdiele.

der frühere Schriftzug Lindenhof, noch vor der Umbenennung in Lindenhofsgarten (sichtbar geworden bei den Abrissarbeiten, Februar 2023)

Ab dem 26. September 1936 ist der Lindenhof mit einer Obus-Linie ab Pferdemarkt erreichbar. Alle Obus-Linien wurden allerdings zwischen 1955 und 1957 zugunsten des autogerechten Umbaus der Stadt stillgelegt.

Lindenhofsgarten Oldenburg
Lindenhofsgarten Oldenburg im Februar 2021

Lindenhof Lichtspiele und Capitol Kino

Am 29. August 1952 eröffnen im ehemaligen Tanzsaal des Lindenhofs die ‚Lindenhof Lichtspiele‚ mit der Operetten-Verfilmung ‚Die Försterchristl‚. Betrieben wurde das Kino bis 1962 von August Peter und Alfred Osterhaus. Beide waren auch Betreiber der Oldenburger Lichtspiele und Schauburg Lichtspiele. 700 (!) Zuschauer fanden in den Lindenhof Lichtspielen Platz.

Tanzdiele, Kino, und jetzt Billard-Halle und Café - LindenhofsgartenOldenburg Nadorst
Tanzdiele, Kino, und jetzt Billard-Halle und Café – der einstige Lindenhof Oldenburg Nadorst, Eingangsbereich des ehemailgen Kinos

1956 wurden die Lindenhof Lichtspiele für Cinemascope umgerüstet (breitere Leinwand). Betreiber war inzwischen die Erbengemeinschaft August Peter. Sie hielten das Kino bis Ende 1962 und übergaben es dann an die Capitol GmbH (Heinrich Hahnenkamp).

ehemailger Kinosaal Lindenhofsgarten Oldenburg
Lindenhof Oldenburg Nadorst – der ehemalige Kinosaal, rechts die Treppe zum Vorführrraum

1969 übernahm Carl Born das Kino. Er war inzwischen größter Kino-Unternehmer in Oldenburg (allerdings nicht mit dem Wallkino Oldenburg). Born benannt es um in ‚Capitol im Lindenhof‚. Zuvor nahm er einen leichtem Umbau vor, Reduzierung auf 511 statt 700 Plätze mit mehr Beinfreiheit. Hintergrund: das vorige Capitol Kino in der Heiliggeiststrasse wurde 1969 geschlossen und abgerissen (für den Neubau Hertie).

Wandbild am ehemaligen Kinosaal

Mitte 1978 folgte das ‚Aus‚ für das Capitol im Lindenhof KinoKarl Born, inzwischen 76 Jahre alt, ging in Ruhestand.

Eine Tanzschule nutzte nun den Saal. Später folgten ein Café und (bis Ende August 2022) Richters Dart und Billard Center.

Im Februar 2021 wurde bekannt, das das Lindenhofsgarten-Areal im Ehnernviertel samt angrenzender vom VfL Oldenburg genutzter Jahnhalle (s.u.) abgerissen werden soll. Stattdessen soll ein Neubau-Komplex für Wohn- und Geschäftsräume (3 Häuser mit insgesamt 68 Wohnungen und einem Geschäft) errichtet werden (30% preisgebundene Wohnungen).

Blick auf Jahnhalle (rückseitig) und Lindenhofsgarten (Bildmitte Hintergrund), im Vordergrund das Areal das zukünftig Park werden soll (Foto Herbst 2021)

Der Abriss war ursprünglich für Sommer 2021 geplant, begann nach Verzögerungen aber erst Anfang 2023.

Beginn der Abrissarbeiten Ende Januar 2023
Abriss Lindenhofsgarten, Situation im Februar 2023 (Foto: privat)
Lindenhofsgarten, Situation Abriss am 21. Februar 2023
das Areal des (bis auf das ursprüngliche Lindenhof - Gaststätten- Gebäude) aberissenen Lindenhofsgarten in Oldenburg
das Areal des (bis auf das ursprüngliche Lindenhof – Gaststätten- Gebäude) abgerissenen Lindenhofsgarten in Oldenburg
Lindenhofsgarten – Areal im November 2023 (nach Fassadensanierung Altbau)

Der Lindenhofsgarten ist als Bebaungsplan Nr. 67 Teil des Sanierungsgebiets Untere Nadorster Strasse (Planungsstand online).

Jahnhalle Oldenburg (Mai 1914 – Januar 2022)

Am 10. Mai 1914 – kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs – fand auf dem Nachbargrundstück die Grundsteinlegung der Jahnhalle statt. Die Einweihung dieser Turnhalle des damaligen TV Jahn Oldenburg erfolgte am 18. April 1920.

Jahnhalle Oldenburg Türschild
Jahnhalle Oldenburg

Der TV Jahn war einer der Vorläufer des VfL Oldenburg von 1894 (Chronik). Er wurde am 21. September 1894 gegründet – in eben der Gaststätte Lindenhof.

Jahnhalle Oldenburg
Jahnhalle Oldenburg

In den 1940er Jahren wurde die Jahnhalle zeitweilig bis zur Befreiung 1945 als Kriegsgefangenenlager für französische Kriegsgefangene genutzt [Katharina Hoffmann, Dissertation 1999].

Die Jahnhalle stand unter Denkmalschutz. Eine Sanierung lohne sich wirtschaftlich jedoch nicht, so die Behörden. Der Verein erhielt eine Abriss-Genehmigung und war bereit, die Halle nebst angegliederter Freifläche zu verkaufen.

Abriss ehemalige Jahn halle Oldenburg
Abriss der ehemaligen Jahn-Halle Oldenburg (Foto: privat)

Der Abriss erfolgte trotz breiter Kritik. Immer mehr historische Bausubstanz gehe in Oldenburg verloren, kritisierte selbst ‚Haus und Grund‘.

Der Abriss der Jahnhalle begann am 10. Januar 2022.

die abgerissene ehemalige Jahnhalle Oldenburg am 19. Januar 2022
die abgerissene ehemalige Jahnhalle Oldenburg am 19. Januar 2022

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert