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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Solidargemeinschaft statt ‚Schuld und Malus‘

Resolution des 123. Bundesweiten Positiventreffens:

Solidargemeinschaft statt „Schuld und Malus“

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 123. Bundesweiten Positiventreffens haben sich mit den Veränderungen des SGB V durch das geplante Pflegeweiterentwicklungsgesetz beschäftigt.

Der Absatz 2 des § 294a, SGB V soll folgende Fassung erhalten:

„(2) Liegen Anhaltspunkte dafür vor, dass Versicherte sich eine Krankheit … durch eine medizinisch nicht indizierte ästhetische Operation, eine Tätowierung oder ein Piercing zugezogen haben (§ 52), sind die an der vertragsärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte … verpflichtet, den Krankenkassen die erforderlichen Daten mitzuteilen.“

Das bedeutet für uns, dass Versicherte die Risiken, wie ästhetische Operationen oder das Anbringen von Piercings und Tätowierungen eingehen, die eventuell daraus entstehenden Kosten selbst zu tragen haben, da sie „schuldhaft“ diese Risiken freiwillig eingegangen sind. Hierzu sollen Ärztinnen und Ärzte Patientendaten an die Krankenkassen weitergeben müssen.

Wir meinen, dass eine Situation, in der Ärztinnen und Ärzte gezwungen sind, sensible Daten ihrer Patientinnen und Patienten an Krankenkassen weiterzugeben, einer Verletzung der ärztlichen Schweigepflicht gleichkommt. Wir befürchten dadurch Verschlechterungen im vertrauensvollen Verhältnis von Patientinnen und Patienten zu ihren Behandlerinnen und Behandlern.
Ein vertrauensvolles Verhältnis ist jedoch gerade für chronisch Kranke von erheblicher Bedeutung.
Zudem ist fraglich, ob durch die hier zur Diskussion stehenden Fälle Folgekosten nach ästhetischen Operationen, Piercings oder Tätowierungen tatsächlich Kosten in nennenswerter Höhe eingespart werden können.

Geht es nicht vielmehr darum, das Schuldprinzip einzuführen? Der Einstieg in ein begrenztes „Schuldprinzip“ hat nur eine Türöffnerfunktion, um das bewährte Solidarprinzip „Einer trage des Anderen Last“ gänzlich auszuhöhlen.
Das Solidarprinzip erachten wir aber als einen Grundwert unserer Gesellschaft. Es zu gefährden heißt, den gesellschaftlichen Konsens der Republik zu gefährden und bedeutet die faktische Abschaffung des gleichen Rechts aller Bürgerinnen und Bürger auf Gesundheit.
Eine mögliche Ausweitung über die aufgezählten Risiken hinaus, die bereits debattiert wird (Stichworte: Ski- und allgemein Sportunfälle, Folgen des Rauchens und von Alkoholkonsum) machen über kurz oder lang jede und jeden zum „Schuldigen“. Mehr und mehr werden so die Kosten gesundheitlicher Risiken privatisiert.

Wir fordern daher die Mitglieder des Deutschen Bundestages auf, das Solidarprinzip in der Sozialversicherung beizubehalten und von der geplanten Änderung des SGB V abzusehen.

Um Kosten durch die Folgen der erwähnen Risiken zu minimieren, böte sich die Fixierung von Qualitätsstandards für ästhetische Operationen und das Anbringen von Piercings und Tätowierungen an.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer des 123. Bundesweiten Positiventreffens

Waldschlösschen, 16. November 2007

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Vergewaltigt in Dubai (akt.4)

Ein 15jähriger Schüler droht in einem bizarren Streit zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Frankreich vom Vergewaltigungs-Opfer zum Angeklagten wegen homosexueller Handlungen zu werden.

Alex, ein 15jähriger Franzose, verbrachte im Juli 2007 zusammen mit seinen Eltern eine Urlaub in Dubai. Nach Aussagen des Schülers wurde er am 14. Juli (dem französischen Nationalfeiertag) auf dem abendlichen Rückweg zu seinen Eltern von drei Männern vergewaltigt. Zwischen in Bau befindlichen Villen hätten die drei Männer ihn mit einem Messer bedroht, seine Hosen gewaltsam herunter gezogen und ihn vergewaltigt.

Ein Arzt bestätigte anschließend, dass am und im Körper des Jungen fremdes Spermas gefunden wurde – das der drei Beklagten, wie später mittels DNA-Analysen festgestellt wurde. Allerdings behauptet der Arzt, ein Ägypter, keine Spuren einer gewaltsamen Penetration gefunden zu haben. Es habe ‚wohl vielfältige vorherige Benutzung‘ der Analregion gegeben [… bei einem 15jährigen …].

Doch erstaunlicherweise wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten lange Zeit nicht gegen die drei Männer ermittelt, die die Vergewaltigung begangen haben sollen. Dem Jungen, seinen Eltern sowie französischen Diplomaten wurde stattdessen nahegelegt, nicht auf Strafverfolgung zu bestehen. Vielmehr werden nun dem 15-jährigen Jungen ‚homosexuelle Praktiken‘ vorgeworfen.

Doch nicht nur das. Die Behörden vor Ort hielten es mehrere Wochen lang auch nicht für erforderlich, dem Jungen oder seinen Eltern mitzuteilen, dass bei einem der drei Männer bereits vor 4 Jahren während eines Gefängnis-Aufenthalts eine HIV-Infektion diagnostiziert wurde. Zunächst war der Mutter des Jungen von VAE-Behörden mitgeteilt worden, die drei Beklagten seien ‚krankheitsfrei‘. Erst Anfang September wurde ihr gegenüber deutlich gemacht, dass einer der Beklagten HIV-infiziert sei.
Bisher wurde bei dem Jungen kein HIV diagnostiziert. Aufgrund der langen möglichen Inkubationszeit wird er jedoch erst in einigen Wochen endgültige Klarheit in Sachen HIV haben.

Der Junge ist inzwischen in die Schweiz geflüchtet. Er habe befürchten müssen, in den Vereinigten Arabischen Emiraten auch noch unter dem Vorwurf homosexueller Handlungen festgenommen zu werden, gab er zur Begründung an.
Er und seine Eltern wandten sich anschließend an die Presse in der Hoffnung, aufgrund öffentlichen Drucks doch noch eine Strafverfolgung der Männer erreichen zu können.

90% der Einwohner Dubais sind nicht Bürger der Vereinigten Arabischen Emirate.
Vergewaltigung von Männern ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten kein Straftatbestand, wohl aber ‚erzwungene Homosexualität‘. Ausländer, denen homosexuelle Aktivitäten vorgeworfen werden, werden des Landes verwiesen. Ausländer, bei denen HIV festgestellt wird, müssen das Land innerhalb von 24 Stunden verlassen.

Der Fall des 15jährigen Jungen hat zu diplomatischen Spannungen zwischen Frankreich und den arabischen Emiraten geführt.
Die Behörden in Dubai haben die Ermittlungen gegen die drei Beklagten inzwischen neu aufgenommen. Zwei erwachsene inzwischen festgenommene Beklagte sollen am 7. November vor Gericht stehen, der dritte noch minderjährgige Beklagte am 6. November vor einem Jugendgericht.

Die Mutter des Jungen, eine Journalistin mit guten Kontakten zur französischen Regierung, fordert auf www.boycottdubai.com inzwischen zum Boykott des vermeintlichen Paradieses am persischen Golf auf.

Weitere Informationen:
Liberation: Vergewaltigung eines 15jährigen in Dubai
Tetu: Prozess am 7. November und diplomatische Verwicklungen
Die Jüdische: Vergewaltigter 15jähriger Franzose wird zum Täter gemacht
New York Times: In Rape Case, a French Youth Takes On Dubai
International Herald Tribune NYT:

Update 08.11.: Einem Schweizer Bericht zufolge scheint der Junge Schweizer zu sein. Die Mutter hat einen Prozess in Frankreich sowie der Schweiz angestrengt. Derweil wird der Prozess in Dubai fortgesetzt.
Update 15.11.: ein Interview mit dem 15Jährigen über seine Erfahrungen hier auf rue89.com
Update 16.11.: NZZ über eine Vergewaltigung und ihre Folgen
Update 28.11.: im Prozess gegen die zwei erwachsenen Tatverdächtigen wird das Urteil für den 12. Dezember 2007 erwartet
Update 29.11.: Mutter aus dem Gerichtssaal geworfen
Nachtrag 12.12.: zwei der Männer in Dubai zu je 15 Jahren Haft verurteilt (der dritte, noch nicht volljährige Täter muss sich vor dem Jugendgericht verantworten)
Nachtrag 21.01.2008: der französisch-schweizerische Jugendliche hat sich bei dem Vorfall nicht mit HIV infiziert, berichtet die Basler Zeitung
Nachtrag 18.02.2008: Am 3. Februar wurde die Verurteilung der beiden Männer zu 15 Jahren Haft in der Berufung bestätigt. Der dritte Angeklagte wartet auf die Verhandlung seines falls vor dem Jugendgericht.

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Rosa Winkel zu versteigern

Nein, nicht der einst bedeutende Verlag Rosa Winkel zahlreicher schwulenpolitisch und emanzipatorisch bedeutender Werke steht zur Versteigerung an.

Es geht ein wenig bizarrer: wie pinknews meldet, stehen im britischen Shropshire zwei originale Rosa Winkel zur Versteigerung an. Rosa Winkel, die in den KZs der Nazis dazu dienten, männliche homosexuelle (oder der Homosexualität verdächtige) KZ-Insassen als solche zu kennzeichnen.

Die Schätzungen variieren, wie viele homosexuelle Männer von den Nazis gezwungen wurden, den Rosa Winkel zu tragen, wie viele von ihnen in KZs ermordet wurden. Als gesichert kann wohl gelten, dass über 10.000 Schwule von den Nazis ermordet wurden.

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Opfer-Gruppen wurden schwule Opfer der Terrorherrschaft der Nazis nach 1945 lange Zeit nicht entschädigt, im Gegenteil die Diskriminierung wurde insbesondere in der Adenauer-Zeit in veränderter Form fortgesetzt.

In der schwulen Emanzipations-Bewegung der 1970er Jahre wurde der Rosa Winkel zu einem international, besonders auch in Deutschland breit genutzten schwulenpolitischen Symbol. Heute ist der Rosa Winkel als Ausdruck schwulenpolitischen Engagements weitgehend verdrängt, wurde von der Regenbogen-Flagge abgelöst.

Dass Symbole des Nazi-Terrors, der Vernichtung schwuler Männer wie ’normale‘ Objekte zur Versteigerung kommen – bei mir löst es Gefühle der Beklommenheit aus.

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Schwule verdienen weniger

Gern wird ja von interessierter Seite immer wieder das Märchen vom konsumfreudigen Homo erzählt. Der schwule Mann an sich habe ja Geld wie Heu, sei ja so konsumfreudig, so ökonomisch gut gestellt, ein Trendsetter noch dazu usw usw.

Und dann das: US-Studie stellt fest: Schwule verdienen weniger als Hetero-Männer, 23% weniger!
Zusammen lebende gleichgeschlechtliche Paare hätten ein um 23% niedrigeres Einkommen als verheiratete Männer, und um 9% niedriger als Männer, die mit einer Frau zusammen leben. Die Studie der University of New Hampshire habe Arbeits- und Gehaltsinformationen von mehr als 91.000 hetero- und homosexuellen Paaren untersucht. Es gebe starke Hinweise auf Diskriminierung schwuler Mitarbeiter.
Der Bericht verweist zudem auf eine britische Studie, der zufolge schwule Männer 6% weniger verdienen als heterosexuelle Männer.

Und nun? Muss das Märchen vom konsumfreudigen Homo umgeschrieben werden?

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

HIV Präventionsvereinbarung – schwierige Realität in Deutschland, Vorbild Frankreich?

HIV Präventionsvereinbarung ? – Wirte der schwulen Szene sollten an der Gesundheit ihrer Gäste interessiert sein, denkt man.

An Orten, an denen kommerzielle Betreiber Sex- Kontakte ermöglichen, sollten unentgeltlich Kondome und Gleitgel zur Verfügung stehen, denkt man auch.

Selbstverpflichtung – HIV Präventionsvereinbarung

Genau dies versucht 2007 u.a. die Selbstverpflichtung Berliner Wirte, wie sie die Initiative safety4freeumzusetzen bemüht ist. Zum Inhalt dieser Selbstverpflichtung gehört u.a. an erster Stelle „Kondome, Gleitmittel und ggf. Latexhandschuhe in angemessener Menge kostenlos anzugeben“.

Allein – die Wirklichkeit sieht (nicht nur in Berlin) teilweise immer noch trübe aus.

Da wird der interessierte Kunde in einer Berliner Sauna bei der Frage, ob er denn ein Kondom haben könne, erstaunt angeschaut und dann auf einen Automaten verweisen.
In einem anderen Betrieb wird (immerhin) auf Nachfrage die Verfügbarkeit von Cruisingpacks verwiesen, die käuflich erworben werden könnten.
Andere Gaststätten mit dunklen Räumen antworten auf die Frage nach Kondomen hingegen immer noch mit „du bist hier in Berlin“ oder „die musste dir schon selbst mitbringen“.

Es gibt auch in Berlin (in zunehmender Zahl) vorbildliche Betriebe, die Kondome und Gleitgel gratis anbieten – aber es gibt auch noch eine Reihe von Gastronomen, die hier krassen Nachholbedarf haben.

HIV Präventionsvereinbarung in Frankreich

Ganz anders in Frankreich: Selbst in der Provinz- Großstadt Bordeaux findet sich schon an der Eingangstür zur Sauna der Hinweis, man habe die HIV Präventionsvereinbarung (bzw. deren französisches Pendant ‚charte de responsabilité‚) unterzeichnet:

HIV Prävention in schwulen Saunen in Frankreich
HIV Prävention in schwulen Saunen in Frankreich – „charte de responsabilité“

Der aufmerksame Betrachter erkennt zudem, dass dies eine gewisse Tradition hat, der Betrieb immerhin schon mindestens seit 2003 „dabei“ ist. Im Umkleidebereich findet sich dann auch der Text der vom Betrieb unterzeichneten Vereinbarung:

HIV Präventionsvereinbarung in Frankreich
HIV Präventionsvereinbarung in Frankreich

Geschichte der HIV Präventionsvereinbarung in Frankreich

Die französische Präventions- Vereinbarung ist ein landesweites (nicht lokales) Unterfangen, das von einem breiten Bündnis von ACT UP über die Aids-Hilfe (Aides) bis zur Vereinigung schwul-lesbischer Unternehmen (damals SNEG) getragen wird. Die Wirte-Vereinigung sorgt zudem dafür, dass den beteiligten Gastronomen Kondome und Gleitgel zu attraktiven Großabnehmer-Konditionen zur Verfügung stehen.

Am 30. November 1955 vereinbarten das Syndicat des entreoprises gaies (SNEG), die französische Aidshilfe-Organisation Aides und die Aids-Aktionsgruppe ACT UP, dass in Betrieben die sich an schwule Gäste wenden, die ‚charte de responsabilité‘ umgesetzt wird. Die Unterzeichner verpflichten sich darin zur Umsetzung von Präventionsmaßnahmen.

Die Umsetzung gestaltet sich zu Beginn schwierig, nicht gerade alle Betriebe beteiligen sich an der Umsetzung. So kommt es eineinhalb Jahre später, am 8. März 1997, zu einer gemeinsamen Aktion von Aides und ACT UP gegen einen kommerziellen Betrieb für Schwule. Das Unternehmen hatte sich geweigert, die HIV Präventionsvereinbarung umzusetzen, und die (kostenlose) Bereitstellung von Kondomen veweigert.

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs, zuletzt aktualisiert 13. April 2017

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Köln ondamaris Texte zu HIV & Aids

Lichtspiele – das Richter Fenster Kölner Dom

Das Richter Fenster – Köln hat eine neue Touristen-Attraktion.

Kölner Dom
Kölner Dom

Nein, nicht den Dom.
Der steht schon etwas länger.
Aber darin befindet sich seit einigen Wochen …

Richter Fenster Kölner Dom
Richter Fenster Kölner Dom

… das neue ‘Richter-Fenster’.

Das Fenster des Künstlers Gerhard Richter wurde am 25. August 2007 im Kölner Dom geweiht – und hat sich seitdem zu einem Touristen-Magneten entwickelt. An Wochenenden stehen schon einmal Hunderte von Interessierten und schauen angespannt nach oben …

Richter Fenster Kölner Dom
Richter Fenster Kölner Dom

Ist dies nun ein besonders starker Ausdruck aktueller Gegenwarts-Kunst im religiösen Raum? Oder wenig mehr als kirchliches Pixelrauschen?

Ein gutes eigens Urteil lässt sich wohl nur selbst vor Ort bilden, und in einer begleitenden Ausstellung “Gerhard Richter – Zufall” im Kölner Museum Ludwig, die verschiedene Entwürfe zeigt und über Hintergründe des realisierten Fensters berichtet.

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homo Heiler – Wer heilt wen?

Homo Heiler ? Eigentlich dachte ich, die Sache sei mit der lange herbei gestrittenen Änderung des ICD (Streichung des Krankheitsbegriffs Homosexualität) ausgestanden.
Nicht aber in Österreich, wie es scheint.

Wie “dieStandard.at” berichtet, wollen im österreichischen Graz Psychiater und Religionsvertreter auf einem dreitägigen Kongress im Oktober u.a. diskutieren, wie man Homosexualität “heilen” kann.
Und laut Queer sind auch deutsche ‘Ex-Gays’ unter den Homo Heiler Teilnehmern.

Dass tatsächlich auch ein “Teufelsaustreiber” offiziell eingeladen ist, wirft wohl die Frage auf, wer denn da therapiebedürftig sein könnte …
Oh Österreich!

Worum geht’s?
Viele Jahrzehnte lang wurde Homosexualität von fast allen Medizinsystemen als Krankheit betrachtet (was, immerhin, früher schon einen Fortschritt darstellte gegenüber der Betrachtung als zu verfolgende Straftat).

Diese Betrachtung der Homosexualität als Krankheit spiegelte sich lange Zeit auch in einem Klassifizierungs-System, mit dem weltweit Krankheiten unterteilt werden, der “International Statistical Classification of Diseases and Related Health problems” (ICD) der Welt-Gesundheits-Organisation WHO.

Seit 1968 wurde (mit ICD-8) Homosexualität in dieser Klassifikation immerhin als “umstrittenes Krankheitsbild” bezeichnet. Endgültig gestrichen wurde Homosexualität aus dem ICD jedoch erst 1992 mit der Verabschiedung des (heute noch gültigen) ICD-10.
Doch immer noch gib es Mediziner und Psychoanalytiker, die Homosexualität als Störung ansehen…

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Homo-Denkmal im Bau

Homo-Denkmal im Bau : Erst wurde viel diskutiert, über das ‚Homo-Denkmal‘ und insbesondere den Entwurf des Künstler-Duos Dragset/Elmgreen.

Dann stand lange nicht mehr als ein Bauschild am zukünftigen Platz des Denkmals, am östlichen Ende des Tiergartens.

Doch nun wird gebaut, das Denkmal nimmt langsam Gestalt an:

Homo-Denkmal im Bau 2007
Homo-Denkmal im Bau 2007

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Text 24. Febaur 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Bist du gesund ?

‚ Bist du gesund ‚ – ‚Und dann?‘ ‚Lassen wir die Kondome weg …‘ Viele (nicht nur schwule) Menschen suchen sich möglichst Sexpartner mit gleichem HIV-Status, um Risiken zu vermindern. Eine wirksame Strategie? Oder eher eine gefährliche, die Risiken erhöhen kann?

‚Bist du gesund?‘
‚Bist du sauber?‘
‚Gesundheit gewünscht und geboten‘
Solche Formulierungen hört man oft, wenn es darum geht, (nicht nur Sex-) Partner zu suchen, oder liest sie in Profilen auf diversen Portalen.

Manchmal muss ich dann schmunzeln.
Mir juckt es in den Fingern.
Einfach mal sagen ‚Ja, ich hab heut morgen geduscht, klar!‘.
Oder ‚Klar, meine Erkältung ist schon seit Tagen wieder weg.‘

Nein, keine Angst, das sind nur Gedankenspiele. Natürlich ist mir klar, dass hinter diesen Formulierungen ein notdürftig verdecktes Schutz-Interesse steht. Aber leider manchmal auch seltsame Vorstellungen über das HIV-Infektionsrisiko. Hofft der Fragende, mit dieser Frage oder Ankündigung etwaige Risiken von sich fern zu halten? Sozusagen verbales Sagrotan?

Selbst viele Dating-Sites wie auch die blauen Seiten bieten ja eine Auswahl, in der man Angaben zu seinem HIV-Status machen kann (z.B. ‚Vorlieben beim Safer Sex‘: Immer, Nie, nach Absprache, keine Angabe). Und erleichtern so die Suche nach Partnern mit einem ‚passenden‘ Serostatus. Nach einem Weg, einen Kompromiss zwischen Sicherheit und Kondomfreiheit zu finden. Tatsächlich?

Klar, für Positive ist die Frage nach HIV ganz praktisch. Viele Positive suchen sich als Partner möglichst Menschen, die ebenfalls positiv sind. Wer schon positiv ist, den kann man (zumindest wenn man ein etwaiges Risiko einer Superinfektion vernachlässigen will) nicht nochmal mit HIV infizieren. Man spart meist sich die ständige Rederei über HIV und Aids, Infektionsrisiken, und die Kondome oftmals (das Risiko anderer sexuell übertragbarer Infektionen vernachlässigend) gleich auch.
Eine Strategie des Risiko-Managements, die für viele HIV-Positive funktioniert und eine Balance ermöglicht.

Aber funktioniert diese Strategie auch für HIV-Negative? Sich nur HIV-Negative zu suchen, um mit denen dann Sex ohne Kondom haben zu können?

Ich überlege, ob es nicht eigentlich ein wenig naiv ist für einen HIV-negativen Mann, jemanden nach seinem Serostatus zu fragen.

Zunächst einmal, erwartet er von jemandem, den er kaum kennt, eine ehrliche Antwort auf die Frage ‚Bist du positiv‘?
Würde er selbst sie geben? Dass jeder Partner die Wahrheit in Bezug auf seinen HIV-Status sagt, ist zumindest eine mutige Annahme.
Und wenn der potenzielle Partner dann ehrlich ist und sagt er sei HIV-positiv, was dann? Lehnt man ihn dann (höflich, na klar …) als Partner ab? Und erwartet dennoch, dass der beim nächsten mal weiterhin ehrlich antwortet?

Aber selbst, wenn der Partner auch ehrlich sagt, er sei HIV-negativ – was heißt das? Maximal, dass er bis einige Wochen vor seinem letzten HIV-Antikörper-Test nicht HIV-infiziert war.
Und die Zeit danach? Wenn er/sie sich in den letzten Wochen oder Monaten infiziert hat, nach dem letzten Test? Gerade in den ersten Monaten der Infektion, der akuten Phase, ist die Infektiosität am höchsten …

Für HIV-Negative kann die Strategie, sich ebenfalls nur HIV-negative Sex-Partner zu suchen (Serosorting), zu einem gefährlichen Vabanque-Spiel vorgegaukelter falscher Sicherheit werden.
Erst recht, wenn man/frau nicht den Mut aufbringt, offen zu fragen, sondern schwiemelig fragt „bist du gesund?“ Und dann mit der Antwort auf eine ungewisse Frage Annahmen macht, Konsequenzen zieht in Sachen safer sex.

Klar, es ist gut, wenn HIV-Negative auch HIV-negativ bleiben, sich nicht mit HIV infizieren wollen. Aber die Strategie, die manche dazu benutzen, dürften wenig zielführend sein. Falsche Annahmen und Irrtümer produzieren, die sich als riskant erweisen könnten.

Und was dann?
Davon ausgehen, dass jeder potentielle Partner HIV-infiziert sein könnte – und sich entsprechend schützen.
Eine manchmal ungeliebte, unbequeme, aber schützende Alternative. Eine Alternative, die zumindest wirksamer sein dürfte als verbales Sagrotan …

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Text 22. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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HIV/Aids ondamaris Texte zu HIV & Aids

Transmissionsrisiko unter HAART: ‚vernachlässigbar klein‘

Wie hoch ist das HIV-Übertragungsrisiko eines Positiven, der erfolgreich (Viruslast unter der Nachweisgrenze) antiretroviral therapiert wird?

Das Posting zu Infektionsrisiken sowie eine diesbezügliche Aussage in der Resolution des 120. Positiventreffens haben zu einigen Nachfragen geführt.

Deswegen hier ein interessantes Statement eines Schweizer Experten: Prof. Pietro Vernazza, Leiter des Fachbereichs Infektiologie am Kantonsspital St. Gallen, wird in der Ausgabe Juli/August 2007 von ‚Projekt Information‘ (Editorial) mit folgender Aussage zitiert:

„Eine Frage, die uns immer wieder beschäftigt, ist das Transmissionsrisiko unter HAART. Die Schweizer Fachkommission Klinik und Therapie HIV/Aids hat soeben ein Papier verabschiedet, in welchem das Risiko einer Transmission unter einer vollständig suppressiven HAART untersucht wird. Als vernachlässigbar kleines Risiko bezeichnen die Experten das Transmissionsrisiko beim ungeschützten Sexualkontakt mit einer Person mit vollständig suppressiver Therapie. Dies unter der Voraussetzung, dass bei beiden Partnern eine Geschlechtskrankheit ausgeschlossen werden kann. Diese Beurteilung basiert auf einer Fülle von epidemiologischen Daten und wird durch biologische Daten zur HIV-Konzentration in Genitalsekreten unterstützt.“

Der selbe Prof. Vernazza ergänzt konkreter hier (unter „Luxus oder Notwendigkeit?“):

„Das Risiko einer Übertragung unter einer vollständig suppressiven HAART ist unmessbar klein, es dürfte in der Grössenordnung von 1:100’000 bis 1: 1’000’000 oder noch kleiner liegen.“

Der selbe spricht schon 2006 auch hier von einem Übertragungsrisiko unter erfolgreicher HAART, das „vernachlässigt werden kann„.

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zu dieser bemerkenswert weit vor der Veröffentlichung des EKAF-Statements gelegenen Äußerung zur späteren Viruslast-Methode vergleiche auch
30. Januar 2008: EKAF Statement : keine Infektiosität bei erfolgreicher HIV-Therapie ohne andere STDs
15. März 2008: EKAF Statement – mehr Mut, weniger Aufregung
16. März 2008: EKAF Statement: Neue Wege sehen – neue Wege gehen!