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Der Phallus von Dangast

Zuletzt aktualisiert am 13. Juni 2025 von Ulrich Würdemann

Der Phallus von Dangast – am Strand von Dangast am Jadebusen findet sich eine riesige Phallus-Skulptur, direkt an der Flutkante im Wechsel der Gezeiten am Strand stehend oder vom Meer (Jadebusen) umspült.

Phallus von Dangast
Der Phallus von Dangast (Foto 2021)

Die Granit-Skulptur mit einem Gewicht von 4,5 Tonnen und einer Höhe von 3,20 Metern wurde in Dangast errichtet 1984 von dem Oldenburger Bildhauer Eckart Grenzer (1943 – 2017), Beuys-Schüler und Mitbegründer der Freien Akademie Oldenburg.

Förderer der Errichtung des Kunstwerks waren Ubbo Francksen (damals Vorsitzenden des Oldenburger Kunstvereins) sowie Karl-August Tapken (1936 – 2016, seit 1977 Besitzer des ‚Kurhaus Dangast‘). Der Strand unterhalb des Kurhauses Dangast, auf dem der ‚Phallus‘ errichtet wurde (und auf dem auch das legendäre Watt ’n Schlick Fest stattfindet), ist Privatbesitz der Familie Tapken.

„Beim Bier in der „Klause“ mit herrlichem Blick auf den Jadebusen erinnert sich der Künstler, dass im Grunde seine Großmutter den Anstoß zu dem umstrittenen Werk gegeben hatte. Mit einem klapprigen Dreirad-Auto war die Familie Grenzer, als Eckart noch ein Kind war, immer wieder von Oldenburg zu Sonntagsausflügen nach Dangast gefahren, wo der kleine Eckart ganz nebenbei das Schwimmen lernte.
Seine Oma habe ihm dabei immer wieder vermittelt, dass – der griechischen Mythologie folgend – das Meer weiblich sei.
So sei bei ihm die Überzeugung entstanden, dass dann das Land männlich sein müsse.“

Carl-Friedrich Ehlers: Erregung um Kunstwerk in Dangast längst abgeklungen – SKULPTUR Vor 25 Jahren errichtete der Bildhauer Eckart Grenzer den berühmten Dangaster „Phallus“ (online)

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1993: ‚Das Ding‘ – der Phallus von Dangast macht Aids- Prävention

Am 14. August 1993 fand am und im Kurhaus Dangast eine große Aids- Präventionsveranstaltung statt, veranstaltet vom Aids- Arbeitskreis Oldenburg (Kooperation aller in Oldenburg und Umgebung mit Aids beschäftigten Organisationen, u.a. Oldenburgische Aids-Hilfe, Gesundheitsamt, Tumorzentrum Weser-Ems, Rotes Kreuz, Kreisgesundheitsämter).

Motto der Veranstaltung: ‚Was passiert mit dem Ding in Danmgast?‘

Beteiligt waren zahlreiche Künstler*innen, u.a. das Oldenburger Künstlerpaar ‚Fish & Foxy‘, Norbert Adler, Heino Otte, sowie mit Theater- und Musik- Beiträgen die Oldenburger J.E.S.-Gruppe.

Im Rahmen des Aktionstags fand um 16:00 Uhr eine ‚Kondomisierung‘ des von Eckart Grenzer gestalteten Phallus statt. Vier Männer verswuchten, den Phallus mit einem riesigen Kondom aus Fallschirm-Seide zu verhüllen.
Doch – die Seide reißt (wie es Präser im richtigen Leben selten auch tun …). „Gelungene Realsatire“, kommentiert Hans Hengelein, damals Schwulenreferent im Niedersächsischen Sozialministerium.

„Damals [1984] wollte ich ein Zeichen setzen, dass die natürliche Begegnung der Geschlechter, die mir zu diesem Zeitpunkt sehr verkrampft erschien, eigentlich einem natürlichen Ablauf entspricht. Inzwische hat sich jedoch leider herausgestellt, dass eine natürliche Begegnung der Geschlechter heute nicht mehr ohne weiteres möglich ist. So könnte die Skulptur heute ein Mahnmal dafür sein, dass ungeschützte sexuelle Beziehungen zu einer großen Gefahr von Aids-Übertragungen werden.“

Eckart Grenzer 1993 über die ‚Kondomisierung‘ des von ihm gestalteten Phallus von Dangast, in: magnus 5. Jg. Nr.1 Januar 1993

„Es war das Ereignis des Jahre, wir haben allein am Nachmittag über 3.000 Stück Rhababerkuchen verkauft.“

Horst tapken, Besitzer des Kurhaus Dangast, in DAH Aktuell November 1993

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Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

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