Delmod Abriss 2018 – einstige Modeikone

Zuletzt aktualisiert am 30. März 2024 von Ulrich Würdemann

Einst war Delmod, war die Modeindustrie bedeutend in Delmenhorst. Der Leuchtturm: Delmod. Bis nach über 60 Jahren die Insolvenzen folgte – und 2018 der Delmod Abriss. 2023 ist auf dem ehemaligen Delmod Gelände die Ersterschließung abgeschlossen – 2024 soll die Vermarktung beginnen.

Delmenhorst lebte einst von den drei Industrien rund um Jute, Kork und Linoleum. Nach deren Niedergang war die aufblühende Textilindustrie ein großer Stolz. Neben Delmod waren lange Zeit z.B. auch Lamod, Sommer und Jefra bekannte Namen. In Zeiten des Wirtschaftswunders nach dem Zweiten Weltkrieg war die Modeindustrie sogar größter Arbeitgeber in Delmenhorst.

kurze Delmod-Geschichte

Die Geschichte von Delmod begann – in Berlin. 1946 gründete hier Willi Bürgel (1912 – 1989) das Unternehmen Hanse-Bekleidung. Aus alten Militärdecken ließ er Kinderbekleidung herstellen, später dann auch Damen-Konfektion. Bald wurde das Unternehmen umfirmiert in Delmod. Was nicht etwa für Delmenhorst-Mode stand (wie gelegentlich vermutet wird). Sondern für „die elegante Mode„.

Der spätere Umzug des Unternehmens Delmod von Berlin nach Delmenhorst (und die namentliche Kongruenz) waren eher Zufall, so die Gründer-Familie später in Interviews.

In den 1960er Jahren etablierte sich Delmod als bedeutende Marke, spezialisiert auf Damen-Oberbekleidung für die Frau ab 50.

1992 erwarb Delmod das benachbarte Gelände der ehemaligen, 1991 geschlossenen ‚amerikanischen Schule‘ (Delmenhorst Elementary School (auf der ich die ersten Wochen meiner Schulzeit verbrachte). Ursprünglich 1952 für die britische Rheinarmee errichtet, wurde das Gebäude ab 1964 für Kinder der dort stationierten US-Soldaten als Schulgebäude genutzt.

Zu großer Aufmerksamkeit ’schaffte‘ es Delmod noch einmal 1998. Mitarbeiterinnen der Tochter Belmod in Geseke traten für Ihre Arbeitsplätze in den Hungerstreik. Sie wollten den drohenden Konkurs verhindern.

2007 übernahm der Finanzinvestor CFC Industriebeteiligungen 84,4% (Rest: Geschäftsführer Michael Starke) von Delmod von der Familie Bürgel. Bereits damals galt das Unternehmen als Sanierungsfall. Es hatte noch 200 Mitarbeiter_innen. Die Produktion selbst war längst nach Osteuropa ausgelagert worden.

2009 hieß es dann endgültig Delmod ist insolvent. Am 22. Juli 2009 stellte die Delmod International GmbH & Co KG beim Amtsgericht Delmenhorst den Insolvenzantrag.

2011 tauchte Delmod wieder im Textilhandel auf – als Marke, übernommen 2010 vom Versandhändler Klingel (das selbst im Mai 2023 Insolvenz anmeldete).

Delmod – verwaistes Werksgelände, Verfall und Delmod Abriss

Nach der Insolvenz am 27.7.2009 verwaiste das Werksgelände in Delmenhorst am Wiekhorner Heuweg bald. Das Areal wurde durch den Leerstand langsam zum ‚Problemgebiet‘.

2016 schließlich zeigte die Stadt Delmenhorst Interesse, das Gelände von immerhin 27.600 m² zu erwerben. Es sollte für eine Wohnbebauung genutzt werden.

Schließlich gab die Wirtschaftsförderung ein Gebot über angeblich 790.000 € ab. Im November 2016 erwarb die Stadt Delmenhorst das Gelände. Im Januar 2018 wurde nach einer Ausschreibung der Abbruch-Auftrag vergeben. Etwa 50 Baugrundstücke für Einfamilienhäuser sowie mehrgeschossige Bauten sollen hier entstehen.

Neubebauung ehemaliges Delmod Gelände in Delmenhorst

Gemäß Bebauungsplan Nr. 363 „Südlich Delmodstraße“ sollen auf dem ehemaligen Delmod Gelände dreigeschossige Mehrfamilienhäuser sowie Reihen- und Einfamilienhäuser, teilweise barrierefrei, errichtet werden. Insgesamt sollen ca. 180 Wohneinheiten entstehen.

Delmod Abriss 2018 – Chronik in Fotos

Gegen den Bebauungsplan regt sich 2019 Protest seitens der Anwohner. Insbesondere an der Delmodstrasse vorgesehene Mehrfamilienhäuser (3 Vollgeschosse, Staffelgeschoss) geraten in die Kritik.

Das ehemalige Delmod Verwaltungsgebäude (Querriegel im Bildhintergrund), an der Brauenkamper Strasse 97 gelegen, soll von der Stadtverwaltung genutzt werden.