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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Polizei MySpace?

MySpace plant, eine private Polizei gegen Sexualstraftäter einzuführen. Mit eigenen Datenbanken, ‚automatischer Pädophilenerkennung‘ und vorbeugender Fahndung.

Erst vor Kurzem habe ich ja geschrieben, warum ich plane mein MySpace-Profil wieder abzuschalten. Heute hat MySpace (via SpON) noch einen Grund nachgeliefert: MySpace hat sehr kurzfristig vor, Rasterfahndung in privater Hand aufzubauen.

MySpace hat Angst um seinen Ruf. In der US-Presse war es anscheinend zu mehreren Berichten gekommen, dass Pädophile versucht haben, MySpace als Forum für Kontaktanbahnungen zu benutzen.

Nichts fürchtet ein Forum wie MySpace, das gerade erst für viele Hunderte Millionen Dollar an Herrn Murdoch verkauft wurde, mehr als schlechten Ruf. Das schadet dem Image, und erst recht dem Börsenkurs (der Mutter Murdoch namens NewsCorp). Zudem lässt es die Nutzerzahlen erodieren, was wiederum weiterer Schaden ist.

Als Reaktion darauf hat MySpace nun vor, einen Site-interne Polizei einzurichten.
Die soll innerhalb von 30 Tagen eine Datenbank aller 550.000 wegen Sexualstraftaten verurteilten US-Amerikaner aufbauen. Für diese hauseigene Datenbank will MySpace erstmalig die (bisher getrennten) Daten aller Bundesstaaten zu einer integrierten Sexualstraftäter-Datenbank zusammenführen.
Alle Einträge in dieser neuen Datenbank sollen dann regelmäßig mit den MySpace-Profilen abglichen werden. Zudem soll die Datenbank als ‚vorbeugende‘ Identifizierungshilfe dienen.

Früher (zu Herolds Zeiten) nannte man das Rasterfahndung. Das war damals schon ziemlich eklig und vor allem umstritten, aber immerhin noch in staatlicher Hand, (vermeintlich) staatlich legitimiert und einer gewissen Kontrollmöglichkeit unterworfen.

Nun aber – Rasterfahndung elektronisch, und das ganze in privater Hand?
Erstmalig werden alle Daten in einer Datenbank zusammengeführt – und dann privat?
Irgendwelche MySpace-Mitarbeiter dürfen sich anmaßen Schnüffel-Privatstaat zu spielen?
Und das auch noch ‚vorbeugend‘, ohne konkreten ‚Tatverdacht‘? Wo bleibt die Unschuldsvermutung?
MySpace als privaten Schnüffel-Polizei?

Aber MySpace (bzw. wohl der ehrenwerte Herr Murdoch) treibt’s noch weiter.
Da könnten die Sexualstraftäter ja auf die Idee kommen, sich mit falschen Angaben anzumelden (oh, das werden wohl nicht nur die machen, wenn ich da an Gayromeo denke …). Also macht er in Washington Lobbyarbeit für ein Gesetz, das Sexualstraftäter zwingen soll, ihre Emailadresse zentral registrieren zu lassen und keine anonymen Emailadressen zu benutzen.
MySpace wird nebenbei (auch) zu einem Werkzeug Murdoch’scher konservativer Politik.

Es geht hier nicht darum, Sexualstraftaten zu verharmlosen. Aber es geht darum, wer macht Ermittlungen, Strafverfolgung (der Staat oder Private?). Es geht um Freiheitsrechte. Und um Polizei-Instrumente in privater Hand.

Jetzt noch mehr: MySpace ist nicht mehr my space …

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Text 26. Januar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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ondamaris Texte zu HIV & Aids

Warum ich Myspace verlasse

Seit Ende August 2006 bin ich mit einem Profil (und zeitweise Blog) auch auf Myspace. Nun werde ich mein Myspace-Profil wieder löschen – aus mehreren Gründen.

Nach hundert Tagen auf Myspace ziehe ich eine insgesamt eher negative Bilanz. Aus persönlichen Erfahrungen, zu denen eher politische Gründe hinzu kommen.

Auf der positiven Seite: ich habe eine meiner Lieblings-Gruppen der 90er Jahre [Bel Canto, damals von der Rigo empfohlen :-)] wiedergefunden. Einen netten Franzosen (elektronisch) kennen gelernt, einige andere Bekannte auf Myspace wiedergetroffen. Eine nette auch persönliche Bekanntschaft, die sich leider unter seltsamen Umständen bald darauf wieder verflüchtigt. Einige nette neue Musikmacher kennen gelernt.

Auf der negativen Seite: immer mehr bekomme ich im Laufe der 100 Tage das Gefühl, für viele besteht Myspace nur aus einem Wettbewerb, möglichst viele Verlinkungen als so genannte „Freunde“ zu haben. Täglich mehrere Anfragen von den teilweise abstrusesten Profilen, die „mein Freund“ werden wollen [sorry, aber was ich mit einer Gruppe evangelikaler Hetero-Väter in Michigan gemeinsam habe, erschließt sich mir nun wirklich gar nicht, und ich möchte es auch nicht ausprobieren]. Dazu massenweise ebensolche ‚Freund‘-Anfragen von irgendwelchen Bands und Liedermachern. Darunter ist dann ab und an auch eine interessante Entdeckung (wie Tommy Finke), aber letztlich empfinde ich die massenhaften Band-Anfragen bald nur noch als Werbe-Müll.

Im Resume der persönlichen Erfahrungen: für mich steht der Zeitaufwand, den Myspace erfordern würde, in keinem Verhältnis zum möglichen Nutzen. Noch unproduktiver und zeitraubender als Gayromeo ;-).

Dazu kommt, aber das ist eher ein Neben-Grund, dass Myspace mich nicht gerade in liebenswerte Gesellschaft bringt: Myspace ist zentraler Baustein in der Internetstrategie des konservativen Medien-Zaren Rupert Murdoch (der Myspace für einige hundert Millionen Dollar übernommen hat). Der Murdoch, der mit Hetz- und Propagandasendern der Rechten prächtig Geld verdient (schon mal Fox News gesehen? Oder die ‚New York Post‘ gelesen?). Und in dessen Reich ich nicht unbedingt gratis-Inhalte-Lieferant (oder Konsumenten- und Marketing-Futter) sein möchte. [Nicht, dass Google, Hoster meines Blogs, nun gerade unkritisch zu sehen wäre. Aber das ist eine andere Geschichte…]

Im Ergebnis nach hundert Tagen: Myspace war ein interessantes Experiment, bei dem ich einiges über die Welten und Funktionsweisen einer der Facetten des Web 2.0 kennen gelernt habe.
Beinahe gleichzeitig habe ich damals auch das Bloggen begonnen. Und auf das werde ich mich zukünftig konzentrieren … adieu Myspace, und auf ein weiteres auf meinem Blog Ondamaris.

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Text 25. Januar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten Oldenburg

Blaue Seiten Gayromeo: Bizarres aus der schwulen Welt

Blaue Seiten : Gayromeo – das ist wie ein schwuler Mikrokosmos, eine Welt für sich. Eine Welt, in die so mancher Homo auch gerne gleich stundenlang abtaucht, und sie hoffentlich nicht mit der Realität verwechselt.

Für Heteros vorweg: Gayromeo / PlanetRomeo, auch ‚ Blaue Seiten ‚, das ist so etwas wie eine Kennenlern-Plattform für Schwule im Internet. Man legt ein Profil über sich an, in dem man in Text und Bildern über sich erzählt (oder phantasiert), Wünsche und Vorlieben angibt. Und sich dann munter auf die Pirsch nach passenden Partnern für was auch immer macht, oder wartet bis man gefunden wird.

Waren wir früher gegen Rosa Listen, Rasterfahndung und maschinenlesbare Personalausweise oder organisierten Volkszählungsboykotte, so liefern wir die schwulen Datensammlungen heute gleich selbst und freiwillig. Und mit allen nur denkbaren Angaben aus den intimsten Lebensbereichen des schwulen (und bisexuellen) Mannes – ‚blaue Seiten ‚.

Blau-Pigmente (Foto: User:A,Ocram, Lizenz cc-by-sa 3.0)
Blau-Pigmente (Foto: User:A,Ocram, Lizenz cc-by-sa 3.0)

Blau- PigmenteUser:A,OcramCC BY-SA 3.0

blaue Seiten – das ’schwule Einwohnermeldeamt‘

Das geht so weit, das inzwischen kaum einer meiner Bekannten nicht auch ein Profil bei Gayromeo (bzw. inzwischen Planetromeo) hat. Und man beim Kennenlernen nicht mehr die Adresse oder Telefonnummer austauscht, sondern nur noch den Namen des Gayromeo-Profils. Weswegen viele Gay romeo auch schlicht „ blaue Seiten “ oder „das schwule Branchenbuch“ nennen, oder ‚das schwule Einwohnermeldeamt‘. Denn hier findet „schwul“ beinahe jeden und alles, fast nichts und niemanden, das und den es hier nicht über kurz oder lang zu entdecken gibt.

Bei diesen Entdeckungsreisen kann man dann allerdings auch auf so manches Spezielle, oft Bizarre stoßen…

Blaue Seiten Entdeckungsreise

Dass Mann mit den Angaben zu eigenen Daten (von Alter bis Gewicht) etwas großzügig umgeht, ist inzwischen schon so selbstverständlich, dass es bei der Suche einkalkuliert wird. „Ach, wenn der 34 schreibt, ist er garantiert 37, immer drei zuzählen“. Neusprech ist Trumpf. „Athletisch“ kann dann die Umschreibung für „dürr“ sein, und die Angabe „Bär“ auf jemanden hindeuten, dessen Bauchumfang Sie sich bisher nicht vorstellen konnten. Dass sich selbst mancher Vierzigjährige noch als „Boy“ bezeichnet, kennen wir ja schon von der Welt der Kontaktanzeigen.

Aber dass jeder dritte Mann inzwischen bei der Größe seines Genitals „XL“ angibt, erstaunt schon. Auch wenn es im Gegensatz zu Konfektionsgrößen für Genitalien noch keine europäische Norm gibt, fällt es nicht irgendwann spätestens beim Sex doch auf, dass nicht alles XXXL ist, was in der Hose ist?

Man kann sich auf Gayromio auch in Fotos darstellen, eine gern und viel genutzte Möglichkeit. Auch wenn vielen dann doch der Mut fehlt, sich auch mit dem Gesicht erkennbar zu machen. Andere reduzieren ihre Selbstdarstellung in Fotos von vornherein auf das anscheinend Wesentliche, auf Vorder- und Rückansichten zwischen Bauchnabel und Oberschenkel, ganz so als hätten sie sonst nichts zu bieten, oder suchten nur diese Körperregionen.
Wie gut, dass es einige Profile weiter auch ganz andere Bilder zu bestaunen gibt, die eher in die Kategorie „mein Haus, mein Auto, meine Rolex“ zu fallen scheinen. Immerhin, damit hat man ja doch irgendwie gerechnet. Andere hingegen stellen hier ganze bezaubernde Fotoalben online, in denen längst auf dem Sperrmüll geglaubte Schrankwände zu sehen sind. Bei genauerem Hinsehen sind manchmal sogar Sammeltassen, Häkelbilder oder die zehn unbenutzten Bände eines Lexikons zu entdecken. Charmante, ehrliche, liebenswerte Einblicke in deutsche Wohnlandschaften.

blaue Kerl-Träume

Etwas bizarrer wird es dann schon, wenn es um die Wortwahl für die eigene sexuelle Präferenz und die des gesuchten Partners geht. Da suchen „Stuten“ nach „Hengsten“, als seien wir auf dem Oldenburger Pferdemarkt, andere suchen ein „Bückstück“ oder Ähnliches – gerade als ginge es um irgendwelche Objekte, nicht um menschliche Wesen. Weitere sprachliche Blüten und Exzesse dieser Rubrik erspare ich uns …
Die Sprache von Sex und Lust … Na ja, man mag manchmal den Eindruck haben, hier geht es dann eher um Arbeit, um Erbringung körperlicher Leistung, als darum, sich und dem anderen Lust zu bereiten. „Faire l’amour“ klingt irgendwie anders …

Gerne finden sich auch immer wieder deutliche Hinweise, wer denn unerwünscht sei bei den Suchbemühungen des Profilbesitzers, à la „Tunten, Alte und Dicke zwecklos“ (wobei die Reihenfolge des Unerwünschten austauschbar ist). Oder schlicht „kein BBB“, wobei das BBB kein Hinweis auf eine Kreditwürdigkeit ist. Sondern ganz einfach bedeutet, dass eben jeder, der in die Kategorie „Brille Bart Bauch“ fällt, bitte von jeglicher Kontaktaufnahme absehen möge. Wobei ‚BBB‘ ein wenig dem Zeitgeist zum Opfer geworden ist – seit Bart Mode ist, ist ‚kein BBB‚ seltener zu sehen.

Andere hingegen möchten am liebsten selbst gar nicht als schwul durchgehen, betonen ihre „Hetero-Optik“ oder ihr „Hetero-Gehabe“.

Kerl sucht Kerl”, signalisiert ein Profil, dessen Besitzer mein Profil wohl über’n Tag angeklickt hat. “Tunten bleibt mir vom Hals”, lese ich gleich als eines der ersten Hinweise in seinem Profiltext. Es folgen detaillierte Hinweise, was er denn so sucht. Der Herr des Begehrens möchte doch bitte gehen wie ein Mann, aussehen wie ein Mann, riechen wie ein Mann, usw usw.

Tunten zwecklos” oder Ähnliches liest man immer wieder (nicht nur) in Gayromeo-Profilen. Und mir kommt das Würgen. Vor lauter Männlichkeits-Ritualen, “Hetero-Optik”, “Straight Acting” und Ähnlichem kommt Homo anscheinend zunehmend weniger zum Nachdenken. Wie war das mit „schwulem Stolz“ und Selbstbewusstsein? Oder sind wir schon so normalisiert, dass wir am liebsten hetero wären?

Club-Leben auf den blauen Seiten

Sicherlich reizvoll für Soziologie-Studenten wäre ein Blick in die Welt der Clubs, in denen man sich elektronisch engagieren kann. Neben allerlei mehr oder weniger vorstellbaren sexuellen Präferenzen existiert hier ein ganzer Kosmos ungeahnter Möglichkeiten, gemeinsam schwul zu sein, von Angeln über Bowling und Dampflok-Fans, schwule Kochclubs und Malgruppen bis zu Zierfisch-Züchtern. Braucht man das alles in schwul? Was passiert da anderes als in ‘normalen’ Zierfisch-Clubs? Fragen über Fragen, nie gestellt und unbeantwortet …

Blaue Seiten Gayromeo – seit der Gründung im Oktober 2002 in Berlin ein Kosmos des schwulen Lebens, unterhaltsam und amüsant, manchmal eine blaue Fata morgana, voller Skurilitäten, und doch das pralle Leben…

blaue Seiten – oder Fata morgana Gayromeo ?

So ab und an findet man dann doch die ein oder andere echte Perle, wie neulich im Profil eines Bekannten: „Natürlichkeit macht schöner als jede Kosmetik„. Was sich als seltene Ausnahme erweist – Natürlichkeit wird auf dem Portal virtueller Sehnsuchts-Jäger wohl eher selten gefragt sein …

Viel mehr frage ich mich langsam, ist das Gayromeo von heute wirklich so viel mehr als der Kino-Besuch der 50er Jahre?
Mehr als leicht gemachte Realitäts-Flucht? ‚Ferien auf dem Immenhof‚ für den modernen virtuellen Homo?
Nicht doch ganz banal das reale Leben eingetauscht gegen Pseudo-Leben?
Pseudo-Leben, dessen Glücks- und Liebesversprechen sich nur allzu leicht als Fata Morgana erweisen?
Authentizität oder Versuche selbiger zumindest scheinen eher selten und wenig gefragt zu sein …

Statt dessen wird ein Körperkult propagiert, der sich derzeit immer noch gern als ’straight acting‘ oder ‚Hetero-Optik‘ präsentiert, oder in seiner jüngsten Variante als ‚Berlin gay‘ einen international stereotypisierten weiteren Clone entstehen lässt.

Suche nach flüchtiger Intensität – oder nach intensiver Flüchtigkeit?
Ist die ‚blaue Fleischtheke‘ manchmal tatsächlich nicht mehr als eine ‚blaue Fata Morgana‘?

blaue Seiten und die ‚Hemmschwelle‘

Im Oktober 2008 schreibt sogar Spiegel Online über die blauen Seiten. Ganz amüsant und für den unkundigen Leser aufschlussreich.

Ich ärgere mich über pauschale und vermutlich unüberlegte Sätze wie dass das Sex-Angebot (über die blauen Seiten) “die Hemmschwelle gegenüber den gefährlichen Praktiken” senkt, es sind ja auch 30% Positive online (so suggeriert der Zusammenhang). Woher hat der Autor diese Weisheit?

Der Passus “Viele kranke frustrierte und alleinstehende Menschen” bleibt (für Spiegel Online wohl zurecht) an der Oberfläche. Umgangsformen und Ton auf Gayromeo haben sich (bei einigen Usern) in letzter Zeit arg verschärft. Pampigkeit ist da fast schon noch höflich. Mancher ‘Dialog’, einige der Profile haben da schon mal einen Ton, eine Sprache, dass ich mich frage, tobt sich da zu wenig ausgelastete oder fehlgeleitete Männlichkeit aus, oder ist das jetzt schon ‘Profil-Neurose’? Doch dazu in einem späteren Posting mehr …

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PS hier der Link zur alten Startseite von GayRomeo – Planetromeo classic