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Berlin

Lundi soir

Lundi soir, dans l’univers d’un restaurant de routiers …

… beäugt von zwei jungen Damen …

… war’s ein sehr schöner Abend, danke !

(Raststätte Gnadenbrot)

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Berlin

Tränenpalast November 2007

Statt Tränenpalast bald Beton-Palast?

Tränenpalast 2007
Tränenpalast 2007
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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Vergewaltigt in Dubai (akt.4)

Ein 15jähriger Schüler droht in einem bizarren Streit zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) und Frankreich vom Vergewaltigungs-Opfer zum Angeklagten wegen homosexueller Handlungen zu werden.

Alex, ein 15jähriger Franzose, verbrachte im Juli 2007 zusammen mit seinen Eltern eine Urlaub in Dubai. Nach Aussagen des Schülers wurde er am 14. Juli (dem französischen Nationalfeiertag) auf dem abendlichen Rückweg zu seinen Eltern von drei Männern vergewaltigt. Zwischen in Bau befindlichen Villen hätten die drei Männer ihn mit einem Messer bedroht, seine Hosen gewaltsam herunter gezogen und ihn vergewaltigt.

Ein Arzt bestätigte anschließend, dass am und im Körper des Jungen fremdes Spermas gefunden wurde – das der drei Beklagten, wie später mittels DNA-Analysen festgestellt wurde. Allerdings behauptet der Arzt, ein Ägypter, keine Spuren einer gewaltsamen Penetration gefunden zu haben. Es habe ‚wohl vielfältige vorherige Benutzung‘ der Analregion gegeben [… bei einem 15jährigen …].

Doch erstaunlicherweise wurde in den Vereinigten Arabischen Emiraten lange Zeit nicht gegen die drei Männer ermittelt, die die Vergewaltigung begangen haben sollen. Dem Jungen, seinen Eltern sowie französischen Diplomaten wurde stattdessen nahegelegt, nicht auf Strafverfolgung zu bestehen. Vielmehr werden nun dem 15-jährigen Jungen ‚homosexuelle Praktiken‘ vorgeworfen.

Doch nicht nur das. Die Behörden vor Ort hielten es mehrere Wochen lang auch nicht für erforderlich, dem Jungen oder seinen Eltern mitzuteilen, dass bei einem der drei Männer bereits vor 4 Jahren während eines Gefängnis-Aufenthalts eine HIV-Infektion diagnostiziert wurde. Zunächst war der Mutter des Jungen von VAE-Behörden mitgeteilt worden, die drei Beklagten seien ‚krankheitsfrei‘. Erst Anfang September wurde ihr gegenüber deutlich gemacht, dass einer der Beklagten HIV-infiziert sei.
Bisher wurde bei dem Jungen kein HIV diagnostiziert. Aufgrund der langen möglichen Inkubationszeit wird er jedoch erst in einigen Wochen endgültige Klarheit in Sachen HIV haben.

Der Junge ist inzwischen in die Schweiz geflüchtet. Er habe befürchten müssen, in den Vereinigten Arabischen Emiraten auch noch unter dem Vorwurf homosexueller Handlungen festgenommen zu werden, gab er zur Begründung an.
Er und seine Eltern wandten sich anschließend an die Presse in der Hoffnung, aufgrund öffentlichen Drucks doch noch eine Strafverfolgung der Männer erreichen zu können.

90% der Einwohner Dubais sind nicht Bürger der Vereinigten Arabischen Emirate.
Vergewaltigung von Männern ist in den Vereinigten Arabischen Emiraten kein Straftatbestand, wohl aber ‚erzwungene Homosexualität‘. Ausländer, denen homosexuelle Aktivitäten vorgeworfen werden, werden des Landes verwiesen. Ausländer, bei denen HIV festgestellt wird, müssen das Land innerhalb von 24 Stunden verlassen.

Der Fall des 15jährigen Jungen hat zu diplomatischen Spannungen zwischen Frankreich und den arabischen Emiraten geführt.
Die Behörden in Dubai haben die Ermittlungen gegen die drei Beklagten inzwischen neu aufgenommen. Zwei erwachsene inzwischen festgenommene Beklagte sollen am 7. November vor Gericht stehen, der dritte noch minderjährgige Beklagte am 6. November vor einem Jugendgericht.

Die Mutter des Jungen, eine Journalistin mit guten Kontakten zur französischen Regierung, fordert auf www.boycottdubai.com inzwischen zum Boykott des vermeintlichen Paradieses am persischen Golf auf.

Weitere Informationen:
Liberation: Vergewaltigung eines 15jährigen in Dubai
Tetu: Prozess am 7. November und diplomatische Verwicklungen
Die Jüdische: Vergewaltigter 15jähriger Franzose wird zum Täter gemacht
New York Times: In Rape Case, a French Youth Takes On Dubai
International Herald Tribune NYT:

Update 08.11.: Einem Schweizer Bericht zufolge scheint der Junge Schweizer zu sein. Die Mutter hat einen Prozess in Frankreich sowie der Schweiz angestrengt. Derweil wird der Prozess in Dubai fortgesetzt.
Update 15.11.: ein Interview mit dem 15Jährigen über seine Erfahrungen hier auf rue89.com
Update 16.11.: NZZ über eine Vergewaltigung und ihre Folgen
Update 28.11.: im Prozess gegen die zwei erwachsenen Tatverdächtigen wird das Urteil für den 12. Dezember 2007 erwartet
Update 29.11.: Mutter aus dem Gerichtssaal geworfen
Nachtrag 12.12.: zwei der Männer in Dubai zu je 15 Jahren Haft verurteilt (der dritte, noch nicht volljährige Täter muss sich vor dem Jugendgericht verantworten)
Nachtrag 21.01.2008: der französisch-schweizerische Jugendliche hat sich bei dem Vorfall nicht mit HIV infiziert, berichtet die Basler Zeitung
Nachtrag 18.02.2008: Am 3. Februar wurde die Verurteilung der beiden Männer zu 15 Jahren Haft in der Berufung bestätigt. Der dritte Angeklagte wartet auf die Verhandlung seines falls vor dem Jugendgericht.

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Nachdenkliches

Barlach: Der Geistkämpfer (1928)

Ernst Barlachs erste Großplastik ‚ Der Geistkämpfer ‚ aus dem Jahr 1928 steht seit 1954 vor der Nikolaikirche in Kiel.

Der Geistkämpfer, Ernst Barlach 1928 (Kiel, Nikolaikirche)

Am 16. August 1927 beauftragte der Kieler Magistrat (Stadtoberbaurat Willy Hahn, 1887-1930) Barlach mit der Plastik. Sie entstand – nach 14 Entwürfen – im Laufe des Jahres 1928 (Guss bei Noack in Berlin-Friedenau). Am 29. November 1928 wurde der Geist-Kämpfer in Kiel vor der (später im Krieg zerstörten) Heiliggeistkirche aufgestellt und wahrscheinlich am 8. Dezember 1928 heimlich enthüllt.

Der Geistkämpfer – Entfernung und Wiederaufstellung

Am 20. April 1937 wurde die Plastik auf Betreiben der ‚Reichskammer der bildenden Künste‘ entfernt. Zuvor hatte sich u.a. der Oberbürgermeister sowie der Kieler Beirat für Kultur für die Entfernung ausgesprochen.

Zunächst in der Eingangshalle des Thaulow-Museums aufbewahrt, wurde die Plastik 1939 zersägt in vier Teile nach Berlin zu Noack zurück gebracht. Barlach, 1938 gestorben und in Ratzeburg beigesetzt, erlebte dies nicht mehr. Später gelangte der Geist-Kämpfer nach Schnega (Lüneburger Heide) zu Barlachs Freund Hugo Körtzinger. Dort überstand er, in Teile zersägt und auf einem Bauernhof versteckt, die NS-Zeit.

Bereits ab 1946 machte Kiel erneut Besitzansprüche auf den Geistkämpfer geltend. Von Noack aus den vier Teilen wieder zusammengesetzt, kehrte sie 1953 nach Kiel zurück. Dort wurde die Plastik 1954 wieder aufgestellt (vor der Nikolaikirche statt vor der im Krieg zerstörten Heiliggeistkirche). Am 19. Juni 1954 fand die feierliche Enthüllung statt.

Ein Abguss steht seit 1994 – anlässlich des 5. Jahrestags des Mauerfalls – vor der Berliner Gethsemanekirche. Ein weiterer Abguss befindet seit 1959 vor dem Minneapolis Institute of Arts in Minnesota.

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… man könnte vielleicht das Werk als Gruppe der Überwindung, Selbstüberwindung ansprechen. Dieses darzustellen ist meine exakte Meinung gewesen.”

Ernst Barlach über den ‘Geistkämpfer’

(siehe auch Barlach / Der Schwebende)

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Rosa Winkel zu versteigern

Nein, nicht der einst bedeutende Verlag Rosa Winkel zahlreicher schwulenpolitisch und emanzipatorisch bedeutender Werke steht zur Versteigerung an.

Es geht ein wenig bizarrer: wie pinknews meldet, stehen im britischen Shropshire zwei originale Rosa Winkel zur Versteigerung an. Rosa Winkel, die in den KZs der Nazis dazu dienten, männliche homosexuelle (oder der Homosexualität verdächtige) KZ-Insassen als solche zu kennzeichnen.

Die Schätzungen variieren, wie viele homosexuelle Männer von den Nazis gezwungen wurden, den Rosa Winkel zu tragen, wie viele von ihnen in KZs ermordet wurden. Als gesichert kann wohl gelten, dass über 10.000 Schwule von den Nazis ermordet wurden.

Im Gegensatz zu zahlreichen anderen Opfer-Gruppen wurden schwule Opfer der Terrorherrschaft der Nazis nach 1945 lange Zeit nicht entschädigt, im Gegenteil die Diskriminierung wurde insbesondere in der Adenauer-Zeit in veränderter Form fortgesetzt.

In der schwulen Emanzipations-Bewegung der 1970er Jahre wurde der Rosa Winkel zu einem international, besonders auch in Deutschland breit genutzten schwulenpolitischen Symbol. Heute ist der Rosa Winkel als Ausdruck schwulenpolitischen Engagements weitgehend verdrängt, wurde von der Regenbogen-Flagge abgelöst.

Dass Symbole des Nazi-Terrors, der Vernichtung schwuler Männer wie ’normale‘ Objekte zur Versteigerung kommen – bei mir löst es Gefühle der Beklommenheit aus.

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Text 24. Februar 2017 von ondamaris auf 2mecs

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Homosexualitäten ondamaris Texte zu HIV & Aids

Schwule verdienen weniger

Gern wird ja von interessierter Seite immer wieder das Märchen vom konsumfreudigen Homo erzählt. Der schwule Mann an sich habe ja Geld wie Heu, sei ja so konsumfreudig, so ökonomisch gut gestellt, ein Trendsetter noch dazu usw usw.

Und dann das: US-Studie stellt fest: Schwule verdienen weniger als Hetero-Männer, 23% weniger!
Zusammen lebende gleichgeschlechtliche Paare hätten ein um 23% niedrigeres Einkommen als verheiratete Männer, und um 9% niedriger als Männer, die mit einer Frau zusammen leben. Die Studie der University of New Hampshire habe Arbeits- und Gehaltsinformationen von mehr als 91.000 hetero- und homosexuellen Paaren untersucht. Es gebe starke Hinweise auf Diskriminierung schwuler Mitarbeiter.
Der Bericht verweist zudem auf eine britische Studie, der zufolge schwule Männer 6% weniger verdienen als heterosexuelle Männer.

Und nun? Muss das Märchen vom konsumfreudigen Homo umgeschrieben werden?

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Text am 25.01.2016 von ondamaris auf 2mecs

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Köln

Empfangshalle Kölner Hauptbahnhof

Weitgehend unbemerkt (selbst von den meisten Kölnern) hat in diesem Jahr eine der ‘Perlen’ der 50er-Jahre – Architektur in Köln Jubiläum gefeiert:
Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs wurde 50 Jahre alt.

Köln Hauptbahnhof Vorhalle 2007
Köln Hauptbahnhof Vorhalle

Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs – kurze Geschichte

Das alte 1894 errichtete Empfangsgebäude des Kölner Hauptbahnhofs wurde im 2. Weltkrieg entgegen weit verbreiteter Annahme kaum zerstört. Dennoch wurde es 1955 abgerissen.

1957 eröffnete am 23. September das neue Empfangsgebäude mit der beeindruckenden Dachkonstruktion (Architekten Schmitt und Schneider).

Lange Zeit war der Kölner Hauptbahnhof der bedeutendste Knotenpunkt-Bahnhof in Deutschland (bis ihm der Berliner Hauptbahnhof diese Rolle abgenommen hat).

Der Bereich unter den Gleisen wurde inzwischen längst zu einem der gesichtslosen Shopping-Center saniert. Die Empfangshalle des Kölner Hauptbahnhofs aus dem Jahr 1957 hingegen strahlt immer noch ihren Charme von 50er Jahre – Großzügigkeit aus.

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Köln

Bonn – die ungeliebte Nachbarin

Köln hat ja eine ungeliebte Nachbarin.

Nein, nicht ‘die böse Stadt im Norden’…
Vielmehr die Stadt, die der Kölner jahrelang mit dem netten, leicht abfällig gemeinten Beinamen ‘Bundesdorf’ bezeichnete.

Damals war Bonn zwar Hauptstadt. Köln hingegen nicht einmal Landeshauptstadt (was der Kölner an sich wohl im Stillen immer noch ungerecht findet). Aber – Bonn war ja ‘nur’ wegen der Bundesregierung so wichtig, und eigentlich doch immer ein Dorf geblieben.

Und dieses Dorf würde Bonn auch bald wieder sein, wenn die Bundesregierung erstmal zu großen Teilen nach Berlin umgezogen sei, vermuteten damals (nicht nur) viele Kölner (und rieben sich teils wohl auch ein wenig schadenfroh die Hände).

Aber, wie sagt der Kölner auch gerne, ‘erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt’ …

Und es kam ganz anders. Statt in den Status des verschlafenen Provinzkaffs zurück zu fallen, hat sich Bonn in den letzten Jahren beträchtlich entwickelt. So erfolgreich, dass Köln sich eigentlich erstaunt die Augen reiben müsste … wenn man dort wach wäre …

Bonn, einst Bundeshautstadt, nennt sich nun ‘Bundesstadt’ (wobei die Idee, was denn das sein solle, im Nebel bleibt). Und ist seit 1996 auch ‘UNO-Stadt’, inzwischen haben 13 Organisationen der Vereinten Nationen ihren Sitz in Bonn. Die wiederum zahlreiche internationale Institute und Organisationen nach sich ziehen.
Immer noch wird in Bonn gebaut, investiert – gerade erst entsteht ein riesiges (privat finanziertes) internationales Kongresszentrum mit Plätzen für 5.000 Teilnehmer.

Nun mag man einwenden, Bonn habe auch für den Regierungs-Umzug reichlich Entschädigungsleistungen erhalten. Bonn hat tatsächlich reichlich Unterstützung vom Bund erhalten – allerdings sind diese 2004 ausgelaufen. Und wie die Entwicklung der letzten Jahre zeigt, scheinen diese Mittel wohl recht sinnvoll in die zukünftige Entwicklung der Stadt investiert worden zu sein.

Trotz Verlust des Hauptstadt-Status, trotz Abzug vieler Ministerien, Verbände und Organisationen – Bonn hat sich positiv entwickelt. Vielleicht würde sich manch Kölner Blick auf erfolgreiche Ideen lohnen …

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Homosexualitäten

Genital-Piercing – Alles Banane ?

Genital-PiercingPiercings des männlichen Genitals (wie z.B. ‚Prince Albert‚) erfreuen sich ja mancherseits großer Beliebtheit. Da muss natürlich auch die Werbung dezent drauf eingehen …

Alles Banane beim Piercing?

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Deutschland

Werther in Wetzlar

Ein Wochenende im Herbst. Man könnte ja mal wieder weg fahren … warum nicht ein Ausflug nach Wetzlar … und zu Werther in Wetzlar …

Der mit der Bahn anreisende Besucher muss eine Hürde überwinden. Verlässt er den Bahnhof (der dieses Namens eigentlich kaum würdig ist), erwarten ihn zunächst statt Touristen-Idylle eher Kleinstadt-Schrecken. Gesichtslose Shopping-Center, wie sie in jeder beliebigen ost- oder westdeutschen Kleinstadt zu finden sein mögen, gefolgt von einer Einkaufsstraße, die von immer gleichen Ketten-Geschäften langsam weiter bis zu Billig-Läden, Leerstand und ein wenig heruntergekommener 60er- und 70er-Architektur abgleitet.

Wetzlar Lahnbrücke

Doch – es lohnt sich durchzuhalten. Die Lahn, immerhin, ist bald schon zu hören, dann auch zu sehen. Überquert der Besucher sie auf der alten aus dem 13. Jahrhundert stammenden Brücke, erwartet ihn eine sehenswerte Altstadt, zahlreiche kleine Plätze, steile Treppen, enge Gassen und eine Vielzahl an Fachwerk-Häusern.

Mittendrin der eigentümliche Wetzlarer Dom

Wetzlar Dom

ein “unfertiges”Bauwerk verschiedenster Epochen. So ist z.B. hinter der spätgotischen Fassade immer noch die romanische Basilika erkennbar.

Als besonders sehenswert erweist sich das “Reichskammergericht-Museum“.

Wetzlar Reichskammergericht

Eingerichte als höchstes Zivilgericht im Jahr 1495, hatte das Reichskammergericht von 1689 bis 1806 hier seinen Sitz. Seit 1987 befindet sich das einzige rechtshistorische Museum am historischen Ort.

Das Reichskammergericht ist, nebenbei, ein Ort mit einer pikanten Geschichte: das Barock-Palais wurde erbaut von Franz von Papius, Richter an eben diesem Reichskammergericht. Herr Papius war leider nicht nur an der Rechtsprechung interessiert, sondern auch sehr an den eigenen Finanzen – er kassierte reichlich Bestechungsgelder. So reichlich, dass er vertreiben wurde … (und Goethe ihm im ‘Götz von Berlichingen’ ein literarisches ‘Denkmal’ setzte in der Figur des ‘Sapupi’).

Wetzlar Wappen Papius

Gegenüber dem Reichskammergericht fällt der Blick des Besuchers vielleicht auf ein weiteres, noch oppulenteres Palais (das ebenfalls nämlichem Herrn Papius gehörte…). Es beherbergt heute die Sammlung “Dr. v. Lemmers-Danforth”, eine beeindruckende Kollektion von Möbeln aus Renaissance, Barock bis Biedermeier. Das Museum ist leider ab 22.10.2007 für mehrere Jahre wegen Sanierung geschlossen.

Werther in Wetzlar

Unweit dieser beiden Palais trifft der herum streunende Besucher am Schillerplatz auf ein weiteres interessantes Haus, die Nummer 5. Hier lebte Karl Wilhelm Jerusalem (1747 – 1772).

Wetzlar Jerusalemhaus

Karl wer?

Karl Wilhelm Jerusalem war als Sekretär eines braunschweigischen Gesandten am Reichskammergericht für Schreibarbeiten zuständig.

Der empfindsame junge Mann fühlte sich in der Atmosphäre von Stolz und Geltungssucht unwohl, zudem erfuhr er von seinem Vorgesetzten ständige Kränkungen und Zurücksetzungen. Liebeskummer kam hinzu. In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 1772 nahm er sich das Leben.

Dies alles würde den jungen Herrn Jerusalem noch nicht zu einer Person machen, derer man sich noch heute erinnert. Doch – der junge Herr Goethe weilte in der Stadt.

Goethe kannte den jungen Herrn Jerusalem und war über dessen Freitod sehr erschrocken. Verwoben mit eigene Erlebnissen (und denen mit seiner geliebten Lotte), wurde der Freitod des jungen Herrn Jerusalem zum literarischen Anlass für “Die Leiden des junge Werther” – ein Roman, der Goethe beträchtlichen Erfolg und Wetzlar noch heute Touristen beschert …

Der kulturell interessierte Besucher wendet sich jetzt vielleicht noch zurück gen Dom und findet dort in der Nähe sowohl das ehemalige Wohnhaus eben jener Lotte (Charlotte Buff), sowie nebenan das beeindruckende Stadt- und Industriemuseum, in dem er einiges über die optische Industrie der Stadt erfährt, über Autoradios, Mikroskope und eben die bekannte Leica

Wetzlar Leica

Es mag dunkel geworden sein inzwischen, so dass auf dem Rückweg zum Hotel nicht allzu viele der architektonischen Sünden der 60er und 70er Jahre auf die inzwischen müden Augen des Besuchers einhämmern …