Kategorien
HIV/Aids Homosexualitäten

It’s a sin aka The Boys – Serie über Aids in den 80ern

Zuletzt aktualisiert am 5. November 2023 von Ulrich Würdemann

Russel T. Davies, Autor von Erfolgs-Serien wie ‚queer as folk‘, der in Großbritannien 2015 gestarteten Trilogie ‚Cucumber Banana Tofu‚ oderr der dystopischen Serie ‚Years and Years‘, befasst sich in seiner Serie ‚ Its a sin ‚ (früher: ‚The Boys‘) mit schwulen Männern und der Aids-Krise in den 80er Jahren. Erstausstrahlung war Anfang 2021 – und wurde schnell zur meistgesehenen Serie auf Channel 4.

Schwule Männer in den 1980er Jahren, zu Beginn und auf dem Höhepunkt der Aids-Krise, sollen im Mittelpunkt der neuen Serie von queer as folk – Autor Russel T. Davies stehen. Die ursprünglich für 2016 geplante Serie, so berichtete Davies anlässlich eines Launch-Events seiner neuen Trilogie ‚Cucumber Banana Tofu‚ 2015,  sei zwar fiktional, aber autobiographisch inspiriert. Er sei damit auch sein bisher persönlichstes Werk, erklärt Davies, dessen Partner vor kurzem lebensbedrohlich erkrankt war. Es gebe eine Menge zu erzählen über diese Zeit.

plant mit 'The Boys' Film über Aids in den 1980ern: Russell T. Davies, Schöpfer von Queer as Folk (Foto: Tony Hassall)
plant mit ‚The Boys‘ Film über Aids in den 1980ern: Russell T. Davies, Schöpfer von Queer as Folk (Foto: Tony Hassall, cc-by 2.0)

Russell T Davies – Tony Hassall from Manchester, EnglandCC BY 2.0

Gegenüber ‚Radio Times‚ erklärte Davies, es sei auch eine Generationen-Frage, Männer um die 50 wie er würden im Rückblick realisieren, wie schockierend die Zeit damals war, vor der er weggelaufen sei:

„I think we are reaching a bit of a generational thing where men like me in their 50s are looking back and realising how shocking it all was. We all ran away from it. I ran away from it.“

Russel T. Davies

Nur die wenigsten hätten sich damals engagiert, er auch nicht. Heute schäme er sich – und arbeite deswegen an ‚The Boys‘.

“I mean that for myself. I didn’t go on marches. We didn’t quite believe it was happening. … I was young and stupid and I just carried on. And I am ashamed. And I wonder why. Which is why I want to write this. Things you want to write just rise up in you.“

‚The Boys‘ soll wie schon zuvor queer as folk und Cucumber Banana Tofu für den britischen TV-Sender Channel 4 produziert werden.

.

Selbst wenn die damalige Premierministerin Margret Thatcher von früheren Ministern für ihre Art des Umgangs mit der Aids-Krise kritisiert wurde – die politische (Nicht-)Auseinandersetzung mit Aids in den 1980er Jahren in Großbritannien solle nicht Gegenstand seiner neuen Serie sein, bemerkte Russel T. Davies im Januar 2016. [zur Thatcher-zeit vgl. auch Jeremy Dellers Kulturgeschichte des Rave]

Die (Aids-) Anzeigen aus der Thatcher-Ära, der Zeit von Hysterie und Section 28,  seien erschreckend gewesen, und was Homosexualität angeht dämonisierend – aber man erinnere sich noch heute, nach 30 Jahren an sie.

Er wolle sich in ‚The Boys‚ darauf konzentrieren Geschichten von an Aids verstorbenen Personen zu erzählen, die er kannte. Im Mittelpunkt stehen Ritchie, Roscoe und Colin. Alle drei verlassen 1981 im Alter von 18 Jahren ihr Elternhaus und gehen nach London, voller Hoffnungen auf ein freieres Leben. Bald finden sie sich mitten in der Aids-Krise wieder.

Channel 4 erwarb die Serie ‚ Its a sin ‚, die zehn Episoden in zwei Staffeln umfassen soll. Die Dreharbeiten sollten ursprünglich 2019 stattfinden.

„Year by year, episode by episode, their lives change, as the mystery of a new virus starts as a rumour, then a threat, then a terror, and then something that binds them together in the fight.“

Channel 4 Medieninformation

Inzwischen ist eine Ausstrahlung Anfang 2021 auf Channel 4 (GB) sowie HBO Max (USA) geplant. Ob die Serie auch nach Deutschland kommt, ist bisher nicht bekannt.

Ende 2020 wurde ein erster Trailer von Its a sin veröffentlicht:

Bereits kurz nach Veröffentlichung wurde die Serie mit über 6,5 Millionen Views zur meistgesehenen neuen Serie auf Channel 4.

2023 zeichnete die Deutsche Aids-Stiftung die Mini-Serie It’s a Sin mit einem (nicht dotierten) Sonderpreis aus.

.

Mitte Oktober 2023 ließ Russel T. Davies wissen, er habe daüber nachgedacht ‚It’s a sin‘ erneut aufzugreifen und ‚etwas noch düsteres‘ daraus zu machen. Im Rahmen einer Rede beim ‚Iris Prize LGBTQ+ Film Festival‘ in Cardiff sagte Davies

“I have thought about revisiting it, and I hope I do.”

.

An ‚queer as folk‘ (US-Version) habe ich auch geschätzt, wie umfangreich und vielfältig ’nebenbei‘ Gesundheitsthemen und insbesondere Leben mit HIV thematisiert wurden.

Davies Aussage, jetzt im Rückblick zu realisieren wie schockierend die Zeit in den 1980ern war, überrascht mich etwas. Ich habe die Zeit damals mit erlebt (siehe ‚Szenen meines Lebens mit HIV‚), und ich habe die Zeit auch damals schon als schockierend, desaströs, ausweglos trist erlebt. Und ich konnte nicht weglaufen …

Wenn Davies sich allerdings sein damaliges Schweigen, sein Wegsehen, seine Untätigkeit eingesteht, von seiner heutigen Scham darüber erzählt – ist dies beachtlich. Und zu wünschen, er möge damit andere anregen nachzudenken …

.

Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

Eine Antwort auf „It’s a sin aka The Boys – Serie über Aids in den 80ern“

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert