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Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung: wiederholt ge- und zerstört – und wieder da (akt.8)

Zuletzt aktualisiert am 21. November 2023 von Ulrich Würdemann

Die Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung im Rathaus Schöneberg wurde am Samstag 22.2.2014 durch den Diebstahl sämtlicher zwanzig Textafeln völlig zerstört. Kurz zuvor waren bereist einmal 5 Tafeln gestohlen worden. Die Tafeln wurden wieder hergestellt, die Ausstellung war seit Mittwoch 26.2. wieder zu sehen. Bereits am gleichen Tag allerdings wurden erneut sechs Tafeln entfernt.
Die Ausstellung ist seit 4. März und noch bis 26. März wieder zu sehen. Ab 28. März 2014 ist die Ausstellung bis zum 26. Mai im Berliner Café Ulrichs zu sehen. Die dritte Station der Ausstellung hingegen, geplant im Rathaus Tiergarten, musste abgesagt werden.

Durch den Diebstahl aller 20 Texttafeln sei die Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung „zensiert und ausgelöscht“, berichtet der Initiator und Macher der Ausstellung am Morgen des 24. Februar 2014 auf Facebook . Zu zwei Fotos mit den leeren Ausstellungs-Rahmen ohne die Texttafeln bemerkt er: „Diese Art von Zensur und Auslöschung ist unerträglich!

Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung Tafeln gestohlen (Foto: privat)
Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung Tafeln gestohlen (Foto: privat)

Die Ausstellung über Karl Heinrich Ulrichs mit Textcollagen von Gerhard Hoffmann war erst am 31. Januar 2013 durch die Tempelhof-Schöneberger Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler eröffnet worden.

Nach dem Diebstahl von 5 Ausstellungs-Tafeln erst vor wenigen Tagen ist dies bereits der zweite Angriff auf die Ausstellung. Die ersten 5 gestohlenen Tafeln wurden kurze Zeit später in einem Müllcontainer wieder aufgefunden und sollten nach Angaben der Pressestelle des Rathauses Schöneberg vor einer erneuten Hängung gereinigt werden. Am Montag 24. Februar 2014 wurde dann wie die Pressestelle bestätigt der Diebstahl der verbleibenen 15 Texttafeln festgestellt.

Bereits nach dem ersten Diebstahl war Anzeige erstattet worden. Der Staatsschutz ermittelt, da politische Hintergründe nicht ausgeschlossenw erden.

Das Rathaus Schöneberg, in dem die aus zwanzig Textatefln bestehende Ausstellung auf der Galerie im ersten Stock hing, ist auch am Wochenende von 08:00 Uhr bis 22:00 Uhr frei zugänglich. Die Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung sollte dort noch bis zum 26. März 2014 gezeigt werden.

Im Rathaus hängen statt der Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung nur noch leere Rahmen …

Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung Tafeln gestohlen (Foto: privat)

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Aktualisierung
24. Februar 2014, 11:00 Uhr: Der Diebstahl der Ausstellungs-Tafeln muss sich bereits am Samstag zwischen Mittag und dem späten Abend ereignet haben. Er wurde am späten Abend des Samstag 22. Februar vom Wachdienst bemerkt.  Die Polizei wurde erneut eingeschaltet.
Der Pressesprecher bestätigte, dass die Tafeln inzwischen wieder aufgefunden wurden in einem Müllcontainer im Bereich des Rathauses Schöneberg. Die Tafeln sind verschmutzt, es wird geprüft ob sie gereinigt und erneut gehangen werden können.
Da zudem die Ursprungs-Datein der Tafeln vorhanden sind, wird bereits an einer Wiederherstellung gearbeitet. Noch heute, spätestens morgen soll die Ausstellung möglichst wieder komplett zu sehen sein.
24. Februar 2014, 13:45 Uhr: Ob der Diebstahl der AusstellungsTafeln in Zusammenhang mit einer skurilen Monarchisten-Gruppierung steht, die gegen die Umbenennung der ehemaligen Einemstrasse in Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße agitiert, ist bisher nicht bekannt.
25.02.2014, 03:20 Uhr: Laut Medienbericht soll die Ausstellung ab Mittwoch wieder zu sehen sein.
Auch bei der Ausstellung „Berliner Tatorte“ rechter Gewalt Ende 2013 / Anfang 2014 im Rathaus Tempelhof waren mehrfach Tafeln gestohlen worden.
25.02.2014, 15:30: Auch Medienberichte sprechen von „homophob motiviertem“ mehrfachen Diebstahl. Tom Schreiber, Sprecher der Berliner SPD, äußert: „In Berlin gibt es keinen Platz für Homophobie.“
„Die Tafeln werden selbstverständlich umgehend ersetzt und bis zum Ende der Ausstellung am 26.03.2014 auf der Galerie des Rathauses Schöneberg zu sehen sein“, betont Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, die die Ausstellung auch am 31. Januar 2014 eröffnet hatte.
26.02.2014:“Offensichtlich provozieren die Zitate Karl-Heinrich Ulrichs auch nach 150 Jahren noch homophobe Reaktionen derer, denen die Akzeptanz queerer Lebensformen nicht passt. Hier gilt es am Ball zu bleiben und jeglicher Aggression entgegenzutreten“, betonen gemeinsam die queerpolitischen Sprecher von Bündnis 90/ Die Grünen, Piraten und SPD und der Linken in der BVV Tempelhof-Schöneberg.
26.02.2014, 09:30: Die Ausstellung ist wieder komplett und im Rathaus Schöneberg noch bis 26. März 2014 zu sehen.

27.02.2014, 20:30 Uhr: Bereits kurz nachdem die Ausstellung am Mittwoch, 26.2. wieder komplett zu sehen war, wurden erneut sechs Tafeln entfernt. Der Täter wurde Medienberichten zufolge von einer Bezirksamts-Mitarbeiterin gestört. Er konnte jedoch bisher noch nicht gefasst werden.

Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung / vorher – nachher (Foto: privat)

Die Tafeln blieben bei dem erneuten Angriff unbeschädigt. Die Ausstellung soll nach Angaben des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg nun ab Anfang kommender Woche wieder komplett zu sehen sein. Zuvor sollen alle Tafeln mit einer Alarmanlage gesichert werden.
Ab 28. März (Vernissage, 18:00 Uhr) ist die Ausstellung dann zu sehen im Café Ulrichs, Karl-Heinrich-Ulrichs-Straße 11, Berlin.
07.02.2014: Seit Dienstag, 4. März ist die Ausstellung wieder komplett im Rathaus Schöneberg zu sehen – noch bis 26. März.

24.04.2014: Auch am zweiten Standort ist die Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung Ziel von Störern. Fensterscheiben des Cafés der Berliner Aids-Hilfe wurden mit Informationen zu Einem beklebt, später wurden Tür- und Briefkastenschlösser schwer beschädigt. Auch das Kreisbüro der SPD wurde beklebt.
Die ‚Siegesäule‘ spekuliert, „ein kruder erzkonservativer Verein“ sei womöglich für die Taten verantwortlich.

29. Mai 2014: Die dritte Station der Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung Berlin musste abgesagt werden. Formal, so der Initiator, scheiterte die Aufhängung am Vortag der geplanten Eröffnung an der Verfügbarkeit einer Leiter. Im Hintergrund standen wohl andere Überlegungen: der Initiator selbst sollte haftbar gemacht werden für alle „Schäden durch Dritte, die im Interesse der Ausstellung das Grundstück aufsuchen und schuldhaft verursacht werden“. Hintergrund vermutlich: die wiederholten Attacken auf Ausstellung und Ausstellungs-Orte.
Bezirksbürgermeister Dr. Hanke habe jedoch, so war zu hören, „ein großes Interesse daran, dass die Ausstellung an anderen Orten im Bezirk Mitte gezeigt“ wird. Mögen dem bald Taten folgen …

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Von Ulrich Würdemann

einer der beiden 2mecs.
Schwulenbewegt, Aids- und Therapie-Aktivist. Von 2005 bis 2012 Herausgeber www.ondamaris.de Ulli ist Frankreich-Liebhaber & Bordeaux- / Lacanau-Fan.
Mehr unter 2mecs -> Ulli -> Biographisches

2 Antworten auf „Karl Heinrich Ulrichs Ausstellung: wiederholt ge- und zerstört – und wieder da (akt.8)“

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