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Berlin HIV/Aids

Alter St. Matthäus Kirchhof Berlin-Schöneberg

Alter St. Matthäus Kirchhof in Berlin Schöneberg: einer meiner Lieblings-Orte in Berlin, ein Ort zum Zur-Ruhe-kommen, zum Spazieren, zum Freunde treffen …

Alter St. Matthäus Kirchhof, Berlin-Schöneberg, Eingang
Alter St. Matthäus Kirchhof, Berlin-Schöneberg, Eingang

Der Alte St. Matthäus Kirchhof ist seit den 1970er Jahren zu „dem“ schwulen Friedhof von Berlin geworden.
Neben vielen anderen haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden

… und auch Friedrich Drake hat hier seine letzte Ruhestätte gefunden, der Schöpfer der ‚Goldelse‘, der Pastik der Siegessäule, ebenso wie

… die Frauenrechtlerin Hedwig Dohm.

Für zahlreiche Menschen, die in Berlin lebten, aber nach ihrem Tod an anderen Orten beigesetzt wurden, fand hier eine Trauerfeier statt, so z.B. für

… Thomas Gerards (Melitta Sundström)

Gute Informationen zu vielen interessanten Gräbern gibt die Infomappe ‚Kreuz & Queer‘, die im Café ausliegt.

Kreuz & Queer Infomappe
Kreuz & Queer Infomappe

Sehr empfehlenswert zudem: ein Besuch im ‚Café Finovo‘, das Bernd (Ischgola Androgyn) mit seinen Mitstreiter/innen seit 2006 in der ehemaligen Friedhofsverwaltung am Eingang betreibt.

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Berlin Homosexualitäten

Friedrich Drake , der Schöpfer der Goldelse

Friedrich Drake? Nur noch wenige kennen heute seinen Namen, auch nur noch wenige Berliner. Sein bekanntestes Werk hingegen kennen viele … die so genannte Goldelse .

Der Bildhauer Friedrich Drake wurde  am 23. Juni 1805 in Bad Pyrmont geboren. Er starb am 6. April 1882 in Berlin. Drake war Schüler von Christian Daniel Rauch.

Bekanntestes Werk von Friedrich Drake ist die ‚Viktoria‚ – die bronzene Skulptur der (römischen) Siegesgöttin Viktoria (angeblich nach dem Vorbild seiner Tochter Margarethe gestaltet) auf der 1873 eingeweihten und 2010/11 aufwendig sanierten und neu vergoldeten Siegessäule.

1938 / 1939 wurde die Siegessäule vom früheren Standort, dem heutigen Platz der Republik an den heutigen Standort am Großen Stern versetzt.

Friedrich Drake konnte 1873 wohl noch nicht ahnen, dass die Siegessäule und seine Viktoria später an neuem Platz zu dem Symbol des bekanntesten schwulen Cruising-Gebiets im Tiergarten werden sollte, mit seiner Siegesgöttin Viktoria verballbornt als ‚Goldelse‘.

Oder doch? Sein Grab jedenfalls befindet sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof – der sich seit vielen Jahren bei schwulen Verstorbenen und ihren Angehörigen großer Beliebtheit erfreut …

Grab Friedrich Drake, Schöpfer der Goldelse – Foto

Grab Friedrich Drake, Schöpfer der Goldelse / Alter St. Matthäus Kirchhof Berlin
Grab Friedrich Drake, Schöpfer der Goldelse, Grab auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof Berlin
Friedrich Drake Grab 2018
Friedrich Drake Grab 2018
Grabstätte Friedrich Drake im April 2023

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Berlin Homosexualitäten

Rio Reiser Grab in Berlin (Fotos)

Rio Reiser Grab seit 2001 in Berlin: Rio Reiser, 1996 in Fresenhagen gestorben und bis 2011 dort beigesetzt, hat seit dem 11. Februar 2011 seine (hoffentlich wirklich letzte) Ruhestätte in Berlin gefunden.

Rio Reiser wurde 1950 in Berlin als Ralph Christian Möbius geboren, nannte sich bald ‘Rio Reiser’ (“weil ich immer so viel unterwegs war”). Rio war Mitglied von ‘Ton Steine Scherben’ [Macht kaputt was euch kaputt macht, 1970] und arbeitete mit ‘Brühwarm’ [Corny Littmann (später Mit-Gründer Familie Schmidt und Schmidt Theater), Danny Lewis, Ralph Mohnhaupt, Ernst Meibeck, Lutz Ulbrich, Claus Plänkers und Götz Barner] zusammen.

1875 zog Ton Steine Scherben von Berlin- Kreuzberg nach Fresenhagen in Schleswig-Holstein. 1984 trennte sich Rio Reiser von ‘Ton Steine Scherben’. Er blieb in Fresenhagen, begann eine Solo-Karriere. Arbeitete mit anderen Künstlern wie Wolfgang Michels (1951 – 2017; ex Percewoods Onagram) zusammen, spielte mit Bands wie ‘Pankow’ und ‘Silly’. Er engagierte sich zeitweise bei den Grünen, später bei der PDS.

Am 20. August 1996 starb Rio Reiser auf seinem Bauernhof in Fresenhagen (Rio Reiser Haus). Dort befand sich bis zum Verkauf von Rios Bauernhof in Fresenhagen auch sein Grab. Seit Anfang 2011 befindet sich Rio Reisers Grab nun in Berlin auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof.

Am 3. August 2021 beschloss der Berliner Senat, das Grab von Rio Reiser als Ehrengrab anzuerkennen.

Die Umbettung war notwendig geworden, nachdem Rios Bruder Gert Möbius den Bauernhof in Fresenhagen verkaufen musste. Rios Grab befand sich mit Ausnahmegenehmigung der damaligen schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis im Garten seines Hauses in Fresenhagen. Nach dem Verkauf konnte es nicht dort verbleiben – Rio musste umgebettet werden, nach Berlin auf Wunsch des Bruders.

Das Grab befindet sich seit dem 11. Februar 2011 auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin Schöneberg (direkt an der Mittel-Allee, etwa auf der Hälfte des Weges auf der linken Seite).

Gedenken an Rio Reiser in Berlin

Anläßlich des 17. Todestags wurde am 20. August 2013 eine Gedenktafel am Haus Tempelhofer Ufer 32 in Berlin übergeben. Dort lebten Ton Steine Scherben mit ihrem Sänger Rio Reiser von 1971 bis 1975.

Anlässlich Rios 70. Geburtstags am 9. Januar 2020 wird der Heinrichplatz in Rio-Reiser-Platz umbenannt. Dies beschloss die Bezirksversammlung am 27. November 2019. Nachdem Einsprüche von Anwohnern zurückgewiesen wurden, erfolgte die Einweihung mit offizieller Feier in Anwesenheit von Kulturstaatsministerin Claudia Roth nun am 21. August 2022.

Rio-Reiser-Platz Berlin
Rio-Reiser-Platz Berlin

Die Umbenennung sollte ursprünglich anlässlich Rio Reisers 70. Geburtstag im September 2020 erfolgen. Sie konnte aufgrund der Coronavirus Pandemie nicht stattfinden, hinzu kamen Anwohner- Einsprüche. Sie ist derzeit für Anfang 2022 geplant.

Rio Reisers Grab in Berlin – Zustand Februar 2011

Rio Reisers Grab in Berlin, Februar 2011
Rio Reisers Grab in Berlin, Februar 2011
Rio Reisers Grab in Berlin, Februar 2011
Grab in Berlin, Februar 2011
Rio Reisers Grab in Berlin, Februar 2011, mit Grabstein aus Fresenhagen
Grab in Berlin, Februar 2011, mit Grabstein aus Fresenhagen
Rio Raisers Grab in Berlin, Februar 2011, Detail
Grab in Berlin, Februar 2011, Detail

Fotos vom 26. Februar 2011

Auf dem Grab befindet sich noch der Stein vom Grab in Fresenhagen (siehe Foto im Artikel „Rio Reiser kommt zurück nach Berlin„). Auf Dauer sollte ursprünglich einem Wunsch seines Bruders entsprechend ein neuer Stein auf das Grab, mit Krone und dem Text seines Liedes ‚Sternchen‘.

Rio Reisers Grab in Berlin – Zustand Mai 2011

Das Grab auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin ‚ziert‘ nun eine Bank …

Rio Reiser Grab in Berlin im Mai 2011
Grab in Berlin im Mai 2011
Rio Reisers Grab in Berlin im Mai 2011
Grab in Berlin im Mai 2011

(Fotos vom 12. Mai 2011)

Grab von Rio Reiser in Berlin – Zustand Juni 2011

Rio Reiser Grab in Berlin, Juni 2011
Rio Reisers Grab in Berlin, Juni 2011

(Foto vom 15. Juni 2011)

Rio Reisers Grabstätte in Berlin – Zustand März 2012

Rio Reiser Grab März 2012
Rio Reiser Grab März 2012

(Foto vom 21. März 2012)

Grabstätte Rio Reiser in Berlin – Zustand August 2014

Zwei Tage vor Rio Reisers 18. Todestag 2014 sieht sein Grab so aus:

Rio Reiser Grab August 2014
Rio Reiser Grabstätte August 2014

Rio Reisers Grab – Zustand Anfang März 2017

Rio Reiser Grab Anfang März 2017
R. Reiser Grab Anfang März 2017

Grab von Rio Reiser in Berlin – Zustand Juli 2018

Grab von Rio Reiser im Juli 2018
Grab Juli 2018

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Reiser Grab Ende 2018
Grab Rio Reiser im April 2023 (inzwischen Ehrengrab)
Grab Rio Reiser Ende November 2023

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„Ich will nicht, dass du wie’n Schmuckstück an mir hängst“
R. Reiser in „Laß uns ’n Wunder sein“

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Als ich Rio Reiser zum letzten Mal erlebte, bei einer Lesung im Kölner ‘BuntBuch’, sah ich leider wenig von dem Rio, den ich schätzte, vielmehr einen alternden Helden, ziemlich vollgekifft und neben sich selbst, irgendetwas lesend erzählend stammelnd was eigentlich nur in seiner momentanen Innenwelt lustig zu sein schien, das Publikum nahm er nicht weiter wahr. Ein Abend, der leider einen bitteren Nachgeschmack hinterließ.

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Berlin

Rio Reiser kommt nach Berlin zurück (akt.)

Rio Reiser, 1996 gestorben, kam 2011 nach Berlin zurück – sein Leichnam wurde umgebettet, nachdem Reisers Bauernhof in Fresenhagen verkauft wurde.

Rio Reiser starb am 20. August 1996. Mit einer Sondergenehmigung durch die damalige Ministerpräsidentin Heide Simonis wurde er seinem Wunsch entsprechend im Hof seines Hauses in Fresenhagen beigesetzt.

Rio Reisers bisheriges Grab an seinem Bauernhof in Fresenhagen (Foto: wikimedia / Eckhard Driessen)
Rio Reisers bisheriges Grab an seinem Bauernhof in Fresenhagen (Foto: Eckhard Driessen, Lizenz cc by-sa 3.0)

Das Grab von Rio Reiser in FresenhagenEckhard DriessenCC BY-SA 3.0

Lange Zeit war Fresenhagen ‚die‘ Pilgerstätte für Rio-Fans. Gert Möbius, seine Frau und ein weiterer Bruder Peter waren  zuletzt Eigentümer des Hofes in Fresenhagen.  Doch Rios Bruder Gert Möbius konnte sich die Finanzierung von Fresenhagen nach eigener Aussage nicht weiter leisten – der Bauernhof wurde verkauft. Das kleine Museum wird aufgelöst. Nach dem Verkauf soll dort nun eine Einrichtung der Jugendhilfe entstehen.

Seit Freitag, 11. Februar 2011 ist Rio Reiser zurück in Berlin. Die Umbettung fand in kleinem Kreis statt.

Gert Möbius, seine Frau und ein weiterer Bruder Peter waren  zuletzt Eigentümer des Hofes in Fresenhagen. Doch Rios Bruder Gert Möbius konnte sich die Finanzierung von Fresenhagen nach eigener Aussage nicht weiter leisten – der Bauernhof wurde verkauft. Das kleine Museum wurde aufgelöst. Nach dem Verkauf soll dort nun eine Einrichtung der Jugendhilfe entstehen.

Und Rio? Der sollte nicht in Fresenhagen bleiben – und wurde nach Berlin umgebetttet. Seit Freitag, 11. Februar 2001 befindet sich sein Grab auf den Alten St. Matthäus-Kirchhof in Schöneberg. Das ‚alte‘ Grab in Fresenhagen wurde eingeebnet.

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Rio Reiser Erbe

Nach Rio Reisers Tod hatte es lange (auch gerichtliche) Auseinandersetzungen um den Nachlass von Rio Reiser und ‚Ton Steine Scherben‘ gegeben, besonders zwischen der Möbius-Familie und Scherben-Musiker R. P. Lanrue. Auch im Internet kam es zu teils bizarren Streitereien, wer was über Rio sagen dürfe. Zuletzt war es zu Streitigkeiten um die Biographie Rio Reisers von Hollow Skai gekommen, sowie 2010 (zwischen allen noch lebenden Scherben-Musikern und der Familie Möbius) um Musik-Veröffentlichungsrechte. Nun allerdings scheint eine Einigung bevor zu stehen – Möbius spricht gegenüber dem ‚Spiegel‘ von Gesprächen mit einander und einer bald erscheinenden CD-Box der Gesamtwerke Rio Reisers (bisher (!) : tendenziell m.E.: die ‚Scherben Famliy vertritt das idelle, die Brüder Möbius das materielle Erbe von Rio).

Seine – hoffentlich letzte – Ruhestätte (mit neuem Grabstein) findet er nun ganz in meiner Nachbarschaft, auf meinem ‚Lieblings-Friedhof‘, dem Alten St. Matthäus-Kirchhof.

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Aktualisierung
10.05.2014: Das ehemalige Rio-Reiser-Haus in Fresenhagen sollte Ende April 2014 am Amtsgericht Niebüll zwangsversteigert werden. Doch für das Reetdach-Haus mit 18 Zimmern fand sich kein Käufer. Auf Antrag der Gläubigerin, einer Bank, soll die Versteigerung fortgesetzt werden. Voraussichtlich im Sommer 2014 soll es einen neuen Versteigerungstermin geben.
Rio Reisers Brüder hatten das Haus verkauft; zuletzt befand sich eine Einrichtung der Jugendhilfe in dem Gebäude.

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„das alles und noch viel mehr …“

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Homosexualitäten

Ovo Maltine (1966 – 2005)

Ovo Maltine wurde geboren am 16. April 1966. Sie starb am 8. Februar 2005 in Berlin.

“Ovo (das Ei) legte sich ins Nest der Berliner Tuntenbewegung und brütete an verschiedenen politischen Projekten: Schwules Überfalltelefon, Act up, AIDS Benefize, Marihuana Legalisierung, Anerkennung von Prostitution als Beruf, Anerkennung der Gehörlosensprache, Transgender Visibility, …
Ovo Maltine war die erste Berliner Kabaretttunte, die sich 1998 zur Direktwahl zum deutschen Bundestag gestellt hat. Sie bekam 534 Stimmen, das waren mehr Menschen, als in ihrem Heimatdorf leben. Dort hätte sie Bürgermeister/in werden können.”

(spreedosen)

Ovo Maltine („das Ovo“) wurde am 16. April 1966 als Christoph Josten in Rech an der Ahr geboren. Am 8. Februar 2005 starb Ovo im Alter von 38 Jahren im AVK in Berlin an den Folgen von Aids.

Das Grab befindet sich auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin Schölneberg. Die historische Grabstätte hatte Ovo bereits 2003 in Pflege übernommen und zur Patenschaft registriert.

Ovo Maltine Grab
Ovo Maltines Grab

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Es kommt nicht darauf an, wie sich eine Tunte bewegt, sondern was sie bewegt.
O. Maltine

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Berlin Homosexualitäten

Napoleon Seyfarth (31.8.1953 – 2.12.2000)

Napoleon Seyfarth war eine Sau. Eine schwule Sau.” So beginnt der Nachruf auf Napoleon Seyfarth, der am 2. Dezember 2000 in Berlin an den Folgen von Aids starb.

Der am 31. August 1953 in Oggersheim geborene Seyfarth, der als Hans zur Welt kam und von Beruf Postbeamter war, erkor sich früh das Schwein zum Sinnbild. “Schweine sind das Symbol der Wollust”, erklärte er gerne. An seinen Lederklamotten hing meist ein kleines rosa Plüsch-Schweinchen … und als Sau machte er sich in Berlin einen Namen.

Einem größeren Publikum bekannt wurde Napoleon u.a. durch seine zwei Bücher “Schwein Oder Nicht Schwein” und “Schweine müssen nackt sein”.

Napoleon wusste seit 1988 von seiner HIV-Infektion. 1998 erkrankte er. Medikamente, antiretrovirale Therapie lehnte er ab.

Am 2. Dezember 2000 starb N. Seyfarth an den Folgen von Aids. Sein Grab, das sich auf dem Alten St. Matthäus Kirchhof in Berlin befindet,  ziert der Spruch “Das Ende des Schweins ist der Anfang der Wurst.

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Napoleon Seyfarth Grab (Fotos)

Grab Napoleon Seyfart
Grab Napoleon Seyfarth
Grab Napoleon Seyfarth, Detail
Grab N. Seyfarth, Detail

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Berlin Homosexualitäten

Hans-Georg Stümke (1941 – 2002)

Am 29. September 2002 starb in Berlin der Historiker, Publizist und Schwulen-Aktivist Hans-Georg Stümke.

Ein junger Schüler wird wieder einmal von seinen Mitschülern gehänselt. Einer jedoch springt ihm bei, des öfteren.
Der gehänselte Schüler hieß Hans-Georg, der ihm helfende heißt Gerhard. Gerne erzählte Hans-Georg Stümke die Anekdote, wie der Mit-Schüler Gerhard Schröder, der spätere Bundeskanzler, ihn in seiner Jugend unterstützte.

Hans-Georg Stümke wurde am 16. September 1941 in Königsberg geboren. Er wuchs in Celle auf, machte später auf dem zweiten Bildungsweg Abitur und studierte Geschichte in Berlin. Zunächst war Hans-Georg Stümke aktiv im ‘Kommunistischen Bund’ KB, engagierte sich bald in der westdeutschen Schwulenbewegung. Als erster berichtete er, gerade aus einem Urlaub in New York zurück,  in der westdeutschen Homo-Presse über eine Schlägerei – über die Aufstände im Stonewall Inn gegen Polizei-Verfolgung.

Besondere Bedeutung erlangte Stümke mit einem Buch – erstmals überhaupt dokumentierte er umfassend, wie homosexuelle Männer in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verfolgt, unterdrückt und vernichtet wurden, schrieb über Nazi-Terror gegen Homosexuelle:

Hans-Georg Stümke, Rudi Finkler: “Rosa Winkel, rosa Listen: Homosexuelle und ‘gesundes Volksempfinden’ von Auschwitz bis heute” (1981)

Stümke engagierte sich besonders bei der Realisierung des Hamburger Schwulenzentrums ‘Magnus-Hirschfeld-Zentrummhc – und war verbittert, dass die Kölner Schwulen und Lesben ihr bald darauf eröffnetes Zentrum SchuLZ aus wohlüberlegten Gründen nicht ebenfalls nach Magnus Hirschfeld benennen wollten.

Stümke prägte wesentlich mit die Unterscheidung zwischen vermeintlich unverbindlich agierenden ‚Spontis‘ und kontinuierlich ernsthaft aktiven ‚Kontis‘ (er sich selbst selbverstandlich zu letzteren zählend).

Bekanntheit erlangte später eine Kunstfigur Stümkes, sein ‘alter ego’ ‘Elvira Klöppelschuh’ mit ihrem Roman “Elvira auf Gran Canaria” (1994) – Stümke verbrachte seine Urlaube besonders gerne auf der Insel.

Hans-Georg Stümke starb am 29. September 2002, kurz nach seinem 61. Geburtstag, in Berlin an Krebs. “Ein Darling konnte er niemals sein“, begann Jan Feddersen seinen Nachruf auf den verstorbenen Weggefährten, und ergänzt “Hans-Georg Stümke darf als Nervensäge beschrieben werden.” Und prägte schon damals einen “-isten” (wie später den unsäglichen “Menschenrechtist”): “Stümke – das war ein, wenn es das Wort gäbe, Schwulist“.

Hans-Georg Stümkes Grab befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin (Haupteingang, erstes Feld rechts des Hauptweges).

Hans-Georg Stümke, Grab in Berlin
Hans-Georg Stümke, Grab in Berlin
Hans Georg Stümke Grab 2018
Hans Georg Stümke Grab 2018

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Kennengelernt haben wir uns 1982/83, in der Phase der Gründung des Magnus Hirschfeld Centrum in Hamburg, als es u.a. um die Frage ging, ob die Schwul-Lesbische Schüler- und Jugendgruppe Schwusel (in der ich damals aktiv war) sich am MHC beteilige.

Was haben wir damals in Köln debattiert, bitter gestritten um den Namen des Schwulen- und Lesbenzentrums- und dann mit einem Wettbewerb den Namen ‚SCHULZ‚ gefunden, der sich passenderweise auch noch aus den von der Vorbesitzerin hinterlassenen Buchstaben des 50er-Jahre Neon-Schriftzugs ‚Tanzschule Meyer‘ bilden ließ – viel zu banal, unverständlich für Hans-Georg, zudem von ihm als unpolitisch empfunden.

Hans-Georg war zutiefst empört über unsere ‚unpolitische‘ Namenswahl – kam aber doch mich in Köln besuchen, und auch Ende 1989 zu einer Veranstaltung ins SCHULZ im Rahmen der ‚Antifa-Veranstaltungsreihe‚ „Gewalt gegen Schwule und Lesben – Nährboden für Faschismus?„.

Mitte der 1990er Jahre wurden unsere Kontakte seltener – zu sehr war ich im Aids-Aktivismus engagiert, mit dem wohl er nur wenige (politische) Berührungspunkte empfand.

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Kulturelles

Andreas Meyer-Hanno (1932 – 2006)

Am 7. September 2006 starb in Frankfurt am Main der Opernregisseur und Schwulen-Aktivist Andreas Meyer-Hanno.

Andreas Meyer-Hanno wurde am 18. Februar 1932 in Berlin geboren. Ab 1976 war er Professor an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (Frankfurt am Main).

In Frankfurt war Meyer-Hanno, auch genannt Hannchen, Mitglied im Frankfurter Schwulenzentrum „anderes Ufer“. Er gründete gemeinsam mit Freunden das schwule Theaterensemble „Die Maintöchter“.

1981 gründete er gemeinsam mit anderen die ‚Homosexuelle Selbsthilfe e.V.‘. Zehn Jahre später, 1991 gründete er die ‚Hannchen Mehrzweck Stiftung‚, in die er sein gesamtes Vermögen einbrachte.

1989 bis 1994 engagierte er sich für das „Mahnmal Homosexuellenverfolgung“ in Frankfurt am Main am (zu diesem Anlass neu benannten) Klaus-Mann-Platz. Es war das erste Denkmal in Deutschland, das an die vom NS-Regime verfolgten und ermordeten Homosexuellen erinntere.

Meyer-Hanno starb am 7. September 2006 in Frankfurt am Main an den Folgen von Aids. Sein Grab befindet sich auf dem Alten Matthäus-Kirchhof in Berlin.

Andreas Meyer-Hanno Grab
Andreas Meyer-Hanno Grab

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Kulturelles

Manfred Salzgeber (1943 – 1994)

Am 12. August 1994 starb der Berlinale-Kurator und Erfinder des ‚Teddy Award‘ Manfred Salzgeber im Alter von 51 Jahren in Berlin an den Folgen von Aids.

Salzgeber gehört zu den Identifikations- und Gründungsfiguren der deutschen Schwulenbewegung des 20. Jahrhunderts. Er war zusammen mit Wieland Speck ein Streiter für die schwul-lesbische Filmkunst. Diesen Begriff hat er maßgeblich mitgeprägt”, würdigt wikipedia Manfred Salzgeber (geb. 10. Januar 1943 in Łódź, Polen).

Berlinale.de beschreibt Salzgebers Engagement

Er gehörte zu den Gründungs- und Identifikationsfiguren der neueren Schwulenbewegung in Deutschland. 1969 wirkte er als Schauspieler in Rosa von Praunheims Film Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt mit, der zum Auslöser einer neuen politischen Schwulenbewegung wurde und immer noch eine Perle des schwulen Films ist. Seither war Manfred Salzgeber ein unermüdlicher Arbeiter für die schwule und lesbische Filmkunst und hat eine solche Begrifflichkeit überhaupt mit geprägt und etabliert.

Manfred Salzgeber wurde geboren am 10. Januar 1943 in Lodz, wuchs in Stuttgart auf. Er war Leiter der 1986 von ihm neu geschaffenen Sektion ‘Panorama’ (früher ‘Info-Schau’) der Berlinale, schuf gemeinsam mit seinem Assistenten Wieland Speck den ‘Teddy Award’. Mit ihm werden seit 1987 in der Sektion ‘Panorama’ gezeigte schwul-lesbische Filme ausgezeichnet.

1985 gründet Salzgeber die ‘edition manfred salzgeber’ (auch Edition Salzgeber , inzwischen umbenannt in Salzgeber & Co. Medien GmbH) – unter anderem, weil sich kein Verleih für einem ihm wichtig scheinenden Aids-Film fand:

Im Spätherbst 1984 wurde Manfred Salzgeber auf den ersten Spielfilm zum Thema AIDS aufmerksam. Damals wollte kein anderer Verleiher und kein Sender das heiße Eisen anpacken, und so beschloss er spontan, sich um BUDDIES zu ‚kümmern’. Sich auch abseits des Mainstreams um ungewöhnliche und wichtige Themen zu bemühen, war die Geburtsstunde und ist immer noch Programm unserer EDITION SALZGEBER .” (Edition Salzgeber)

Manfred Salzgeber starb am 12. August 1994 in Berlin an den Folgen von Aids. Salzgebers Grab befindet sich auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin.

Manfred Salzgeber Grab
Manfred Salzgeber Grab

1999 würdigte die Neue Gesellschaft für Bildende Kunst in Berlin Salzgeber im Rahmen ihrer Ausstellungsreihe ‘Unterbrochene Karrieren’ mit einer Ausstellung und Filmreihe.
Hieraus ging u.a. der Manfred Salzgeber Preis hervor, der seit 2000 jährlich für einen innovativen Filmbeitrag auf der Berlinale verliehen wird.

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Situation Grab Manfred Salzgeber nach der Umbettung

Manfred Salzgeber Grab Juni 2015
Manfred Salzgeber Grab Juni 2015

(Grab Manfred Salzgeber neben Grab Jürgen Baldiga, Zustand Juni 2015)

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Politisches

Hedwig Dohm 20.9.1831 – 1.6.1919

Die Frauenrechtlerin und Schriftstellerin Hedwig Dohm wurde am 20. September 1831 in Berlin geboren, wo sie 1919 auch starb. Seit 2007 erinnert ein Gedenkstein wieder an sie.

H. Dohm war eine der ersten feministischen Theoretikerinnen und u.a. Vorkämpferin für das Frauen-Wahlrecht, das Recht auf Abtreibung und die Öffnung der Universitäten für Frauen.

„Weil die Frauen Kinder gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben. Ich behaupte: weil die Männer keine Kinder gebären, darum sollen sie keine politischen Rechte haben und ich finde die eine Behauptung mindestens ebenso tiefsinnig wie die andere.“

Hedwig Dohm: Das Stimmrecht der Frauen, 1876, S. 124

FemBio bezeichnet Dohm als “eine der klügsten und witzigsten Frauenrechtlerinnen der letzten 100 Jahre” und erläutert

Sie forderte gleiche Bildung und Ausbildung für beide Geschlechter und kämpfte für Frauenstudium und Frauenstimmrecht. Hausarbeit und Kindererziehung könnten von Institutionen übernommen werden, um auch der Frau die Möglichkeit zu geben, ihrem Beruf nachzugehen.

Dohm wurde am 20. September 1831 in Berlin geboren (geb. Schlesinger). 1853 heiratete sie Ernst Dohm, den Chefredakteur der satirischen Zeitschrift Kladderadatsch, mit dem sie zwischen 1854 und 1860 fünf Kinder hatte.

Anfang der 1870er Jahre verfasste Dohm mehrere feministische Bücher, in denen sie “die völlige rechtliche, soziale und ökonomische Gleichberechtigung von Frauen und Männern forderte” (Wikipedia), darunter 1874 ‘Die wissenschaftliche Emancipation der Frauen’.

Hedwig Dohm um 1870
Hedwig Dohm um 1870

1918 erlebt Dohm noch, dass Frauen endlich das Wahlrecht erhalten.

H. Dohm starb am 1. Juni 1919 in Berlin. Ihr Grab befindet sich auf dem Alten St. Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg.

Hedwig Dohms Enkelin Katja (die Tochter von Hedwig Dohms Tochter Katja Pringsheim) heiratete 1905 einen Schriftsteller – den jungen Thomas Mann.

Mit ihrem Kampf um die Emanzipation der Frauen eckte Dohm zu Lebzeiten in der Männerwelt ständig an – und geriet mehr oder weniger in Vergessenheit (selbst an ihrem Wirkort Berlin erinnert nur eine Schule an sie, die ihren Namen führt).

Seit Juni 2007 erinnert auf dem Alten Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg auf Veranlassung des Journalistinnenbundes wieder ein Gedenkstein an Hedwig Dohm.

Zudem erinnert eine Straße in Berlin an Dohm (s.u.).

In Erinnerung an sie ehrt der Journalistinnenbund seit 1991 “eine Kollegin für ihre herausragende journalistische (Lebens-)Leistung und ihr frauenpolitisches Engagement” mit der Hedwig-Dohm-Urkunde.

„Die Männer meinen, die Eigenschaften, die sie den Frauen absprechen, haben sie selber.“

Hedwig Dohm, Der Frauen Natur und Recht, 1876

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Gedenkstein für H. Dohm

Hedwig Dohm Gedenkstein
Dohm Gedenkstein
Hedwig Dohm Gedenkstein, Rückseite
H. Dohm Gedenkstein, Rückseite

“Glaube nicht, es muß so sein, weil es so ist und immer so war. Unmöglichkeiten sind Ausflüchte steriler Gehirne. Schaffe Möglichkeiten.”

Hedwig Dohm

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Weitere Informationen:
Gundula Thors: ‘Ihrer Zeit weit voraus – die Publizistin und Frauenrechtlerin Hedwig Dohm’
lesenswert u.a.: H. Dohm: ‘Die wissenschaftliche Emancipation der Frauen’, Berlin, Wedekind & Schwieger 1874, online im Projekt Gutenberg

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Hedwig Dohm Ehrengrab

Am 24. März 2019, rechtzeitig vor ihrem 100. Todestag, wurde das Hedwig Dohm Grab als Ehrengrab eingeweiht. Grußworte sprachen Bezirksbürgermeisterin Angelika Schöttler, MdB Renate Künast und Rebecca Beerheide (Vorsitzende des Journalistinnen-Bundes).

Ehrengrab H. Dohm, 1. April 2019

Hedwig-Dohm-Strasse

Seit 2007 wird an Dohm auch durch die Benennung einer Straße am Bahnhof Südkreuz erinnert. Der vordere Teil der früheren Naumannstraße (vor dem Bahnhof Südkreuz) wurde am 22. September 2007 in Hedwig-Dohm-Strasse umbenannt

Hedwig-Dohm-Strasse in Berlin